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Grafen von Chalais, der Herzogin von Chevreuse (s. d.) und den Vendömes eine weit verzweigte Ver- schwörung zum Sturz Nichelieus. Dieser vereitelte aber das Komplott; Chalais endete auf dem Schafott, Ornano im Gefängnis, Orléans [* 2] unterwarf sich und hei- ratete die Prinzessin, die bald verstarb. Eine Zeit lang lebte er mit dem Kardinal im Frieden, verband sich aber 1631 mit seiner Mutter Maria von Medici auss neue gegen ihn. Richelieu wußte Ludwig XIII. auch diesmal gegen Mutter und Bruder an sich zu fesseln; Orléans flüchtete nach Lothringen zum Herzog Karl IV., dessen Schwester Margarete er heiratete, überschritt, von Spanien [* 3] unterstützt, 1632 die Grenze, verband sich in Südfrankreich mit dem .herzog von Montmorency, unterwarf sich, als dieser geschlagen war, floh aber nach dessen Hinrichtung wieder zu den Spaniern. 1634 kehrte er zurück, und von neuem begannen die Zerwürfnisse mit seinem Bruder, die bald beigelegt wurden; 1642 nahm er wieder an der Verschworung des Cinq-Mars (s. d.) teil, um sich dann wiederum zu unterwerfen.
Ludwigs XIII. Tod gab Orléans Anteil an der Regierung;
er befehligte 1644 gegen die Spanier;
in der Fronde (s. d.) hielt er sich, seit Anfang 1651, zu Mazarins Feinden; der Einzug Ludwigs XIV. in Paris [* 4] (1652) verwies ihn für immer vom Hofe;
er starb im Schlosse von Vlois.
Seine Tochter war Mlle. de Montpensier (s. d.). Nach seinem Tode erschienen seine «Neinoil68 äu äue ä'0.» (Par. 1685; neue Ausg., 4 Bde., ebd. 1756). Orlöans (spr. -ang), Philipp II., Herzog von, Regent von Frankreich, geb. zu St. Cloud als Sohn Philipps I. von Orléans und der Elisabeth Charlotte von der Pfalz, hieft bis zum Tode seines Vaters Herzog von Chartres. 1692 mußte er Mlle. de Vlois, Ludwigs XIV. Tochter von der Montespan, heiraten. Reich begabt, aber von Jugend auf zügellosen Ausschweifungen erge- ben, von Dubois (s. d.) zum Skeptiker und Cyniker erzogen, kämpfte Orléans nicht ohne Umsicht 1691-93 bei Mons, [* 5] Eteenkerken, Neerwinden, 1706 als Ober- befehlshaber in der Schlacht von Turin, [* 6] 1707-8 in Spanien, von wo er infolge von Umtrieben gegen die bourbonische Nachfolge daselbst 1708 abberufen wurde. Die öffentliche Meinung gab dem sittenlosen Manne sogar - sicher mit Unrecht - Schuld an dem raschen Tode der Enkel Ludwigs XIV. Nach dem Tode Ludwigs XIV. (Sept. 1715) usurpierte Orléans die Macht, die ihm durch das Testament des Königs nur in beschränktem Maße zuerkannt war.
Vom Parlament und der öffentlichen Meinung unter- stützt, lieh er das Testament für nichtig erklären und lenkte nun als Regent für den unmündigen Lud- wig XV. die innere wie die äußere Politik Frank- reichs in völlig neue Bahnen. Gegenüber Spanien, von wo der Enkel Ludwigs XIV., Philipp V., die altkönigliche, reaktionäre Partei in Frankreich unter- stützte und durch seinen Gesandten Cellamare (s. d.) eine Verschwörung anzettelte, suchte er Unterstützung bei England und Holland; weder die Stuartschen Prätensionen noch die röm. Ansprüche fanden bei Hof [* 7] Gehör. [* 8] Im Innern wurden der Iansenismus und die Ansprüche des Parlaments, mit dessen Hilfe Orléans die alleinige Regentschaft erlangt hatte, wenig- stens so lange begünstigt, bis Orléans sich sicher genug fühlte; und als Spanien unter Alberoni gegen Öster- reich und die Seemächte den Utrechter Frieden rück- gängig machen wollte, schloß der Regent mit diesen Kabinetten durch Vermittelung seines Vertreters Dubois die Quadrupelallianz, welche die Pläne Al- beronis zu raschem Scheitern brachte. Von dieser bedeutenden Stellung ward der Staat durch die in- nere Zerrüttung, die sich an die Finanzspekulationen Laws (s. d.) knüpfte, bald herabgestürzt. Bereits 1719, im Siegesjahre gegen Spanien, war Laws System erschüttert. Als der junge König gekrönt wurde war es völlig gestürzt. Orléans behielt nach dem Tode Dubois' die erste Stelle im königl. Conseil, erlag aber schon 2. Dez. 1723seinen Ausschweifungen. -
Vgl. Saint- Simon, N6ni0ir68 (neue Ausg., hg. vonBoislisle, Par. 1871 fg.);
Lemontey, Ilistoii-e 66 1a I^6F6nc:6 (2 Bde., ebd. 1832);
Iobez, I,a 1"i'anc6 3ou3 Louis XV, Bd. 1 u. 2 (ebd. 1864-65);
Wiesener, 1^6 I^6F6nt, I'addö DudoiZ 6t 168 ^nFilÜ8 (2 Bde., ebd. 1891-93).
Orlöans (spr.-ang), Louis Philippe Joseph, Herzog von, bekannt in der Französischen Revolu- tion als Bürger Egal itö, Urenkel des Regenten Philipp II. von Orléans und Vater des Königs Ludwig Philipp, geb. erhielt zuerst den Titel eines Herzogs von Montpensier und 1752 den eines Herzogs von Chartres. Wegen seines Verhaltens in der Seeschlacht bei Ouessant (Juli 1778) der Feig- heit beschuldigt, schloß er sich, aus der Armee ent- lassen, der populären Opposition an, wurde Groß- meister sämtlicher Freimaurerlogen in Frankreich und zeigte sich als eifrigen Anhänger nordamerik.
Freiheitsideen. In der Notabelnversammlung 1787 erklärte er sich gegen die ministeriellen Vorschläge, und als der König im November den Widerstand der Parlamente durch ein I^it ä6 M8tic6 brechen wollte, protestierte er in der Versammlung gegen das Verfahren. Ludwig XVI. verbannte ihn nach Villers-Cotterets, amnestierte ihn aber bald. Beim Zusammentritt der Generalstände betrieb Orléans sogleich die Konstituierung zur Nationalversamm- lung und stimmte mit der äußersten Linken.
Indem er sich in der revolutionären Faktion durch seine Freigebigkeit Freunde machte, ging seine Absicht bei der Nationalversammlung dahin, sich den Weg znm Generallieutenant des Reichs, vielleicht zum Throne zu bahnen. Die Iuliaufstände von 1789 hat er zweifellos durch seine bezahlten Agenten ge- schürt. Deutlicher noch tritt Orléans' Mitwirkung bei den Ereignissen vom 5. und 6. Okt. hervor. Der Kof beschuldigte ihn und Mirabeau, der kurze Zeit sein Verbündeter war, der Anstiftung und verwies ihn in Form einer diplomat.
Sendung nach England. Er kehrte erst im Juni 1790 zurück, um seine Um- triebe gleich wieder zu beginnen. Auch nach der Flucht des Königs zeigte er sich als heftigen Gegner des Royalismus, und bald schloß sich Orléans der Partei Danton an und beteiligte sich auch bei den Auf- ständen vom 20. Juni und Als Philippe Egalite' trat er für das Depart. Seme- Marne in den Konvent, nahm seinen Sitz unter der Bergpartei und stimmte für den Tod Ludwigs. Als aber Dumouriez, zum Abfall gedrängt, mit O.'Sohn, dem Herzog von Chartres (dem spätern König Lud- wig Philipp), zu den Österreichern überging, warv Orléans von Danton preisgegeben und in den Kerker von Marseille [* 9] gebracht. Das Tribunal des Depart. der Rhönemündungen sprach ihn zwar von der An- klage des Hochverrats frei; aber der Wohlfahrts- ausschuß ließ ihn vor das Revolutionstribunal stellen; wurde das Todesurteil ge- sprochen und sofort ausgeführt. - Vgl. Montjoie, ¶