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nicht in Betracht kommenden deutschen Opium nur das kleinasiatische Opium allgemein entspricht, namentlich übersteigt der Morphingehalt des indischen Opium selten 6 Proz. Es ist in Weingeist und Wasser zum großen Teile löslich.
Zur Verwendung für pharmaceutische Zwecke werden die Opiumkuchen zerschnitten, bei einer 60° nicht übersteigenden Temperatur getrocknet und dann gepulvert. Das Pulver ist von brauner Farbe, riecht eigenartig und schmeckt scharf bitter und brennend. Das Opium findet direkt als Pulver Anwendung und auch in Form von verschiedenen Präparaten. Das Arzneibuch für das Deutsche Reich [* 2] enthält an Opiumpräparaten: Dowersches Pulver (s.d.), Opiumextrakt (s. d.) und drei Opiumtinkturen (s. d.). Man nennt alle Arzneimittel, die Opium enthalten, Opiate.
Das Opium enthält neben Harzen, einem indifferenten Körper, dem Mekonin, und einer organischen Säure, der Mekonsäure, eine größere Anzahl verschiedener krystallinischer Alkaloide, manche davon nur in sehr geringer Menge; die wichtigsten derselben sind das Morphin, das Codein, das Thebain, das Papaverin, das Narkotin und das Narcein; außerdem hat man in einzelnen Opiumsorten noch gefunden das Cryptopin, das Codamin, das Laudanosin, das Hydrokotarnin, das Lanthopin, das Mekonidin, das Rhöadin, das Pseudomorphin, das Laudanin, das Gnoscopin, das Protopin, das Tritopin und das Xanthalin. In kleinen Gaben wirkt das Opium zuerst vorübergehend erregend, dann beruhigend, schmerz- und krampfstillend, schlafmachend, in größern Mengen dagegen stark betäubend, indem es einen tiefen, lange anhaltenden, von lebhaften Träumen und Hallucinationen begleiteten Schlaf erzeugt und schließlich durch Lähmung des centralen Nervensystems unter asphyktischen Erscheinungen zum Tode führt.
Bei Kindern können schon 0,01 g, bei Erwachsenen schon 0,25 bis 0,50 g tödlich wirken. Das Arzneibuch für das Deutsche Reich gestattet eine größte Einzelgabe von 0,15 g und eine größte Tagesgabe von 0,5 g. Das Opium zählt zu den wichtigsten und unentbehrlichsten Heilmitteln; innerlich genommen erweist es sich namentlich gegen Schmerz- und Krampfzustände der verschiedensten Art (Neuralgien, Koliken, Krampfhusten, Blasenkrampf, Krampfwehen) sowie gegen hartnäckiges Erbrechen, Delirien (namentlich Delirium tremens) und viele Entzündungskrankheiten heilsam. Auch äußerlich wird es als Zusatz zu Einspritzungen, Klystieren und Suppositorien bei Erkrankungen der untern Darmteile, in der Form von Vaginalkugeln bei Erkrankungen des weiblichen Geschlechtsapparates sowie zu Salben bei Augenkrankheiten [* 3] vielfach angewendet.
Infolge seiner berauschenden Wirkung dient das Opium im Orient sehr verbreitet als Genußmittel (Opiumesser oder Opiophagen, Opiumraucher), obwohl sehr bald allgemeine Abmagerung, Erschlaffung und gänzliche Zerrüttung des Körpers und Geistes sich einstellt. Bei akuten Vergiftungen mit Opium ist in erster Linie das Gift durch Brechmittel oder mittels der Magenpumpe aus dem Körper zu entfernen und dem Schlafe entgegenzuarbeiten; man versucht letzteres mit starkem Kaffee, mit Caffeinlösung, mit Guarana-Abkochung oder durch beständiges, stundenlanges Herumführen des Kranken, durch starke Hautreize, kalte Übergießungen oder Eisbeutel auf den Kopf und künstliche Atmung. Auch giebt man Tanninlösung oder konzentrierten Theeaufguß in der Erwartung, die Alkaloide in die unlöslichen Tannate zu verwandeln. Die chronische Opiumvergiftung kann, wie die chronische Morphiumvergiftung, mit dauerndem Erfolg nur in gut überwachten Anstalten behandelt werden.
Schon Theophrast kannte das Mekonion, welches auch von Dioskurides und Plinius ausführlich beschrieben wurde. Schon damals in Kleinasien gewonnen, wurde es von den Arabern unter dem Namen Asiun verbreitet. Im Mittelalter wurde dasselbe in Europa [* 4] nicht häufig verwendet, im Orient aber als Genußmittel gebräuchlich, so daß es schon um 1500 ein wichtiger Handelsartikel der ind. Häfen war. In Indien wurde Handel und Kultur des Opium zu Anfang des 16. Jahrh. Staatsmonopol. Das Opiumrauchen verbreitete sich in China [* 5] im 17. Jahrh., die dortige Kultur hauptsächlich erst nach 1842. Sertürner entdeckte 1805 darin das «schlafmachende Princip» (Morphin).
Litteratur. Flückiger, Pharmakognosie (3. Aufl., Berl. 1891);
Hanbury-Flückiger, Pharmacographia (2. Aufl., Lond. 1879);
Fayk-Bley, Monographie des Opium (1867);
Wiselius, de Opium in Indie (1886);
Christlieb, Der indobrit.
Opiumhandel (Gütersloh 1878).
Zahlreiche, vielfach wichtige Aufsätze in den Fachzeitschriften, namentlich den verschiedenen Jahrgängen der «Pharmaceutischen Zeitung» (Berlin). [* 6] Von älterer Litteratur ist bemerkenswert die Monographie von Tralles: Usus opii salubris et noxius in morborum medela (4 Tle., Bresl. 1757-60).