in
Preußen
[* 2] und in den meisten andern deutschen
StaatenAmtstitel der ersten
Beamten der
Staatsanwaltschaft
(s. d.) bei den Oberlandesgerichten und beim Landgericht I in
Berlin;
[* 3] in
Sachsen
[* 4] der ersten
Staatsanwälte bei den Landgerichten,
während hier der erste
Staatsanwalt beim Oberlandesgericht Generalstaatsanwalt (s. d.) heißt. Sie
werden vom Könige ernannt, sind nichtrichterliche
Beamten und können mit Wartegeld in den einstweiligen
Ruhestand versetzt werden.
In
Preußen haben die Oberstaatsanwalt gleichen Rang und gleichen Gehalt mit den Senatspräsidenten
der Oberlandesgerichte und den Landgerichtspräsidenten;
ihr Gehalt steigt also von 7500 bis 9900 M., neben nach der Örtlichkeit
verschiedenem Wohnungsgeldzuschuß;
höhern Gehalt beziehen der Generalstaatsanwalt in
Sachsen (10 500-12 300 M.) und die
Oberstaatsanwalt in
Mecklenburg
[* 6] (10500
M.), in
Hamburg
[* 7] (10000 M.) und in Elsaß-Lothringen
[* 8] (12000 M.);
den niedrigsten
Gehalt die Oberstaatsanwalt in
Baden
[* 9] (7500 M. und 760 M. Wohnungsgeld) und Oldenburg
[* 10] (6000-7000 M. und 400 M. Zuschuß).
In
Österreich
[* 11] wird nach §§.29 fg. der Strafprozeßordnung das
Amt derStaatsanwaltschaft bei jedem Gerichtshof zweiter Instanz
durch einen O.versehen, dem die erforderliche Anzahl von
Stellvertretern beigegeben ist. Seinerseits dem
Justizminister unmittelbar untergeordnet, steht ihm die
Aufsicht über alle im
Sprengel des Oberlandesgerichts bei den Gerichtshöfen
erster Instanz und den
Bezirksgerichten (s. d.) bestellten Organen der
Staatsanwaltschaft mit der Befugnis zu, sich bei jeder
zu deren Geschäftskreis gehörigen Strafsache persönlich oder durch einen
Stellvertreter zu beteiligen.
Marktflecken im
BezirksamtSonthofen des bayr. Reg.-Bez.
Schwaben, 4 km von der österr. Grenze, nahe dem
Zusammenfluß der Breitach, Stillach und Trettach, welche die Iller bilden, in 843 in Höhe, in schöner Alpengegend, an der
NebenlinieSonthofen-Oberstdorf (13,5 km) der
Lokalbahn-Aktiengesellschaft, hatte 1890: 1892, 1895: 1958 E., darunter 80
Evangelische,
Postexpedition,
Telegraph,
[* 12] eine Wallfahrtskirche St. Loretto, ein Schloß;
Käse- und Butterfabrikation. Oberstdorf wird als Luftkurort
viel besucht (1895: 5438 Kurgäste). 3 km westlich
Bad
[* 13]
Tiefenbach mit kalter Schwefelquelle. -
Vgl. Thürlings, Oberstdorf im
Allgäu
(Augsb. 1893).
Stadt im oldenb. Fürstentum
Birkenfeld, am Hunsrück, in einem engen
Thale am Einfluß
des Idarbachs in die Nahe, an der Linie
Saarbrücken-Bingerbrück der
Preuß. Staatsbahnen,
[* 15] Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht
Saarbrücken),
[* 16] hatte
1890: 6271 E., darunter 842 Katholiken, 1895: 6973 E., Postamt zweiter
Klasse,
Telegraph, evang.
Kirche,
in Felsen eingehauen und teilweise aufgemauert, angeblich aus dem 12. Jahrh., 1482 erneuert, neue kath.
Kirche, ein got.
Bau aus
Melaphyr, Realschule und Gewerbehalle mit dem benachbarten
Idar (s. d.) gemeinschaftlich; Fabrikation
von Schmucksachen
[* 17] und Goldschmiedearbeiten sowie bedeutende Achatschleiferei und Steinschneiderei (Obersteiner Waren), wozu
die
Steine meist aus
Brasilien
[* 18] und
Indien bezogen werden (s. auch
Birkenfeld). Auf den nahen Melaphyrfelsen
(100 m) die Ruinen zweier Schlösser der 1670 ausgestorbenen Herren von Oberstein.
Staatsbahnen, hatte 1890: 1170, 1895: 1165 evang. E., Postagentur, adliges Damenstift mit
großartiger roman. Stiftskirche, auf einer Anhöhe die alte roman.
Peterskirche, Fortbildungs- und Industrieschule,
Darlehnskassenverein und in der Nähe das Bergschloß Lichtenberg und den
Luftkurort Zinzenburg.
Gerichts-undKassationshof für die im Reichsrat vertretenen
Länder des österr. Kaiserstaates, die über
den Oberlandesgerichten stehende dritte und letzte Instanz in
Civil-und Strafsachen. Derselbe hat seinen Sitz in
Wien,
[* 19] ist
mit 2 Präsidenten, 5 Senatspräsidenten und 48
Räten besetzt. Er entscheidet in der Regel in der
Besetzung von 7, ausnahmsweise,
z. B. über die Nichtigkeitsbeschwerde (s. d.)
zur Wahrung des Gesetzes, 11
Richtern, während an Plenarsitzungen wenigstens 15 Mitglieder teilnehmen müssen
(Patent vom und
Staatsgrundgesetz über die richterliche Gewalt vom
Kreis
[* 20] im preuß. Reg.-Bez.
Wiesbaden,
[* 21] hat 224,36 qkm und 1890: 37962, 1895: 40333 (19929 männl., 20404 weibl.)
E., 5
Städte und 29 Landgemeinden.
[* 25]
Beitöne,
Teiltöne, Partialtöne,
Aliquottöne,
Nebentöne, Bezeichnung der
Töne, die dadurch entstehen, daß
Schwingungen nicht in der einfachsten Form geschehen. Eine
¶
mehr
Saite kann z. B. als Ganzes mit der Schwingungszahl n, aber auch in 2, 3, 4, 5 Teile abgeteilt mit den Schwingungszahlen 2 n, 3 n, 4 n, 5 n
schwingen. Meist werden alle diese Schwingungsweisen in größerer oder geringerer Stärke
[* 27] zugleich auftreten. Dann hört
man aber neben dem Grundton n auch alle diese Töne. Folgen sich zwei Klänge von einfachem Schwingungszahlenverhältnis,
z.B. 4 n zu 5 n, melodisch, so wiederholt der eine einen Teil der Obertöne des andern. Beide haben z. B. 20 n gemeinschaftlich.
Auf diesem gemeinsamen Gehalt der Klänge an Obertöne beruht das Gefühl ihrer Verwandtschaft, das zur Bildung
von Tonleitern führt.
Obschon nun jedes Ohr
[* 28] einen Klang wirklich in die ihn konstituierenden Töne zerlegt, so haben doch die wenigsten Menschen ein
Bewußtsein davon, und nur besonders feinhörige Musiker vermögen bei Aufmerksamkeit nach längerer Übung aus einem Klange neben
dem Grundton die begleitenden Obertöne herauszuhören. Man ist aber im stande, durch geeignete,
von Helmholtz (1859) erfundene Vorrichtungen, Resonatoren, diese Obertöne auch jedem ungeübten Ohr wahrnehmbar zu machen. Ein solcher
Resonator (s. beistehende
[* 25]
Figur) ^[Abbildung] besteht aus einer Hohlkugel aus
Metall, deren eine Öffnung t der Tonquelle zugewandt und deren andere o in das Ohr gesteckt wird.
Für jede Tonhöhe hat die Kugel eine andere Größe. Die Obertöne können übrigens, je nachdem der tönende
Körper mehr oder weniger regelmäßig gestaltet und gleichmäßig in seinen Elasticitätsverhältnissen ist, entweder harmonisch
oder unharmonisch sein. Harmonisch sind sie, wenn ihre Schwingungsverhältnisse, wie bei allen musikalisch verwendbaren Tonwerkzeugen,
einfache Intervalle mit dem Grundton bilden, unharmonisch, wenn dies nicht der Fall ist. Man nennt dann
eine solche Tonmasse nicht mehr Klang, sondern Geräusch, Klirren, Klappern, Brummen, Sausen u. s. w. Die Verschiedenheit in der
Anzahl und Stärke der sich bildenden harmonischen und etwaigen unharmonischen Obertöne ist der Grund für die Verschiedenheit in der
Klangfarbe (s. d.) der verschiedenen musikalischen Instrumente. Die Theorie der Obertöne ist von größter Wichtigkeit
sowohl für die Harmonielehre als für die Akustik. Untersuchungen darüber verdankt man Jean Philippe Rameau (1726), Seebeck
(1844) u. m. a. G. S. Ohm erklärte (1843) die wirkliche Existenz der Obertöne, auf welcher BasisHelmholtz seine Theorie des Klangs
(1859-63) baute.