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Histo-406
riker Moses Coit Tyler in eine erste Koloniazeit 1607-76, und eine zweite 1676-1765 eingeteilt, enthält mehr theol.
Schriften als Erzeugnisse der schönen Litteratur.
Die erste gedruckte Sammlung von Versen, das sog. «Bay Psalm Book» (Cambridge 1640),
ist ein Monstrum von Geschmacklosigkeit;
die ersten originalen Gedichte u. d. T. «The tenth Muse, lately sprung up in America» (Lond. 1650) verfaßte die Frau des Gouverneurs Bradstreet, Anne Bradstreet (gest. 1672).
Von der ganzen Flut von (meist Gelegenheits-) Gedichten des folgenden Jahrhunderts sind vielleicht das Klagegedicht auf Nathaniel Bacons Tod (1676), einige Gedichte von Will.
Wood, John Norton, Urian Oakes, das früheste amerik.
Volkslied auf «Lovewell’s fight» (1725),
ferner «The song of Braddock’s men» (1755) zu nennen.
Das erste auf amerik.
Boden entstandene Drama ist «Prince of Parthia» (1765) von Thomas Godfrey (gest. 1763), der auch als lyrischer Dichter Erwähnung verdient. Bei weitem bedeutendere Vertreter hatte die Prosa gefunden.
Hervorzuheben sind die Reisebeschreibungen von Kapitän John Smith und Strachey und die frühen Berichte über die Anfänge und die Weiterentwicklung in den Kolonien von W. Bradford und I. Winthrop, von Francis Higginson, Winslow, Edward Johnson, D. Gookin, William Wood in den anonymen «Burwell Papers», von Benj. Church, Sam. Penhallow, William Hubbard, Cadwallader Colden, David Brainerd, Thomas Prince u. a. Die Namen der bedeutendsten Theologen sind Hooker, Cotton, Roger Williams, Oakes, Byles, Richard, Increase und Cotton Mather Vater, Sohn und Enkel, John Wise (etwa 1652-1725) und Jonathan Edwards (1703-58).
Der letztere ist zugleich der erste Philosoph Amerikas, dessen Metaphysik jedoch im Dienste [* 2] der Theologie stand. In diese Periode fallen auch noch die ersten Schriften zur Bekämpfung der Sklaverei von den Quäkern: John Woolmans (gest. 1772) «Some considerations on the keeping of Negroes» (1754) und Anthony Benezets (gest. 1784) «A caution to Great Britain and her colonies relative to enslaved Negroes» (1767).
(Vgl. W. F. Poole, Anti-slavery before 1800, Cincinnati 1887.) Allgemeines Aufsehen erregten bald darauf die Gedichte der 1761 nach Amerika [* 3] gebrachten Negerin Phillis Wheatly (gest. 1784).
Von großem Einfluß waren die Schriften von Benjamin Franklin, dessen Leben und Thätigkeit in die folgende Epoche übergreift.
In dem 1732 von ihm begründeten «Poor Richard’s Almanac» erschien 1757 die berühmte «Rede Vater Abrahams», die u. d. T. «The way of wealth» lange Zeit eines der gelesensten Bücher war. (Vgl. Spofford im «American Almanac» 1878; I. Partons Lief of Franklin, 2 Bde., Neuyork [* 4] 1864 u. s. w.) 2) Der zweite Abschnitt der amerik.
Litteratur, die Revolutionsperiode (1765-1800), ist eine Blütezeit der polit.
Litteratur. Dieser Zeit gehören an: Samuel Adams (1722-1803), James Otis (1725-83), John Dickinson (1732-1808), Josiah Quincy jun. (1744-75), Patrick Henry (1736-99), Timothy Pickering (1745-1829);
die Präsidenten George Washington [* 5] (1732-99), John Adams (1735-1826), Thomas Jefferson (1743-1826), John Quincy Adams (1767-1848);
die durch den «Federalist» (1787-88) zu einer Gruppe vereinigten James Madison (1751-1836), John Jay (1745-1829) und Alexander Hamilton (1757-1804);
ferner Fisher Ames (1758-1808), Albert Gattatm (1761-1849), Joseph Story (1779-1845) und der auch in der Französischen Revolution genannte Thomas Paine (1737-1809).
Von Historikern hat diese Periode auszuweisen den englisch-patriotisch gesinnten Thomas Hutchinson (1711-80) und die auf Seite der Revolution stehenden Jeremy Belknap (1744-98), David Ramsay (1749-1815) und William Henry Drayton (1742-79).
Obwohl schon mehr der folgenden Zeit angehörend, können hier angeschlossen werden Hannah Adams (1755-1832), John Marshall (1755-1835), Robert Proud (1728-1813) und Abiel Holmes (1763-1837).
Als Verfasser von Reisebeschreibungen ist zu nennen der Botaniker John Bartram (1699-1777), dessen Sohn William V. (1739-1823) des Vaters Fußstapfen folgte. Die Revolutionszeit und die früheste Periode der Republik hat an Dichtern nur eine geringe Anzahl hervorgebracht, deren bekanntester und beliebtester Philip Freneau (1752-1832) ist.
Seine besten Gedichte zeichnen sich durch Frische, Phantasie und glühende Freiheitsliebe aus.
Ein an Hudibras erinnerndes komisches Epos «McFingal» verfaßte 1775 John Trumbull (1750-1831).
Einzelne treffliche lyrische Gedichte von Thomas Paine, Joseph Warren, John Shaw, Francis und Joseph Hopkinson, I. M. Sewall, Timothy Dwight, William Clifton u. a. m. werden noch heute gelesen und gelobt, der in den Tagen der Revolution bekannt gewordene «Yankee Doodle» gilt heute noch für ein Nationallied, während die sog. «Conquest of Canaan» (von Timothy Dwight, 1752-1817) und «The Columbiad» (von Joel Barlow 1755-1812) jetzt ebenso vergessen sind, wie die Satire «The terrible Tractoration» von T. G. Fessenden.
Das Drama kultivierten Royall Tyler (1757-1826) und William Dunlap (1766-1839).
Als Romanschriftsteller errang Charles Brockden Brown (1771-1810) großen Erfolg auch in England und kann als würdiger Vorgänger Coopers gelten;
auf dem gleichen Gebiete hat ferner der als Lyriker bekanntere H. H. Brackenridge (1748-1816) auf Erwähnung Anspruch. Unter den theol. Schriftstellern der Revolutionszeit und Frühzeit der Republik ragen u. a. hervor Samuel Hopkins (1721-1803), der als Dichter jetzt bekanntere Timothy Dwight (1752-1817), William White (1748-1836), John Murray (1741-1815).
Als Mathematiker verdienen David Rittenhouse (1732-96).
als Mediziner (und Schriftsteller im allgemeinen) Benjamin Rush (1745-1813), als Botaniker und Ethnograph V. S. Bacton (1766-1815), als Ornitholog Alexander Wilson (1766-1813), als Chemiker Samuel Latham Mitchell (1764-1831) Erwähnung.
3) Spätere Zeit der Republik.
Die dritte Periode der amerik.
Litteratur (etwa 1800 bis zur Gegenwart) kann in eine Vorbereitungszeit (etwa bis 1820, «Sketch-book»),
eine Übergangszeit (bis 1848, «Big-low Papers») und eine klassische Zeit zerlegt werden.
Das Erscheinen des «Sketch-book» von Washington Irving (1820) gilt den Amerikanern als epochemachend besonders in ihrer prosaischen Litteratur.
Auf dem Gebiete der Prosa ist seitdem eine eigentümliche Vermischung des engl. Essay und des franz. Feuilleton, eine Art von populär-philos.
Abhandlung in der anmutigen Form munterer und lebendiger Plaudereien mit großem Erfolg ¶
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gebildet worden. In dieser Form haben die geistvollsten der jetzt lebenden Prosaiker Amerikas mit Vorliebe ihre Gedanken popularisiert.
Hier macht sich auch der Einfluß deutscher Philosophie bis zu den jüngsten Ausläufern der Hegelschen Schule herab und der deutschen klassischen Dichtkunst sehr bemerkbar.
Ralph Waldo Emerson, der von Geist und Witz übersprudelnde Oliver Wendell Holmes («The autocrat of the breakfast table») und Henry D. Thoreau, der an zarter Sinnigkeit, an Durchdringung des Naturlebens mit edler menschenfreundlicher Empfindung und an Schärfe der Beobachtung unerreicht dasteht, ragen hier vor allen hervor. Um sie gruppiert sich eine große Menge Schriftsteller, die einen litterar.
Sammelpunkt in dem zu Boston [* 7] erscheinenden «Atlantic Monthly» gefunden haben.
Ein etwas leichteres Genre derselben Specialität wird durch eine Zahl von Schriftstellern vertreten, die durch ihren lebendigen, anmutigen, zuweilen fast prickelnden Stil eher an franz. als an deutsche Art erinnern, wie W. G. Curtis, Howells, B. Taylor, F. S. Cozzens, Donald Mitchel (I. Maroel) u. a. In den weitesten Kreisen bekannt geworden sind die Historiker George Bancroft, William H. Prescott, John L. Motley und Francis Parkman.
Alle vier zeichnen sich durch gründliches Quellenstudium, scharfe Sichtung, plastische Darstellung und sorgfältige Entwirrung psychol.
Probleme aus. Richard Hildreth und James Schouler haben vortreffliche allgemeine Geschichten der ersten 30 Jahre der Republik geschrieben. In neuester Zeit haben John Fiske durch umfangreiche Monographien und Justin Winsor durch seine groß angelegte und mit vielen Mitarbeitern zu Ende geführte «Narrative and critical history of America» (8 Bde., Boston 1884-89) die amerik.
Geschichtsforschung sehr gefördert.
Unter den zahlreichen Geschichten einzelner Staaten oder Landesteile ragen als besonders wertvoll die Werke von John G. Palfrey, John R. Brodhead, Timothy Flint, Horace E. Scudder, Henry C. Lodge, I. E. Cooke, W. Barrows, Nordamerikanische S. Shaler, W. H. Browne, I. Royce, A. Johnston u. s. w. hervor.
Die Geschichte der Urbewohner Nordamerikas haben mit großem Forscherfleiß S. G. Drake, F. L. McKenney und James Hall, [* 8] George Catlin, W. L. Stone, L. H. Morgan und besonders Henry Nowe Schoolcraft (1793-1864) bebandelt, über den Bürgerkrieg schrieben Frank Moore, Horace Greely, Alex. H. Stephens, John W. Draper, Wilson, während General Sherman, Lieutenantgeneral Scott, General Grant u. a. ihre Memoiren herausgaben;
ein wertvolles Werk über die Geschichte der amerik.
Sklaverei schrieb Henry Wilson.
Die allgemeine Weltgeschichte hat keine Bearbeitung gefunden, die sich über das Niveau der Kompilation erhebt;
doch sind außer den Werken Motleys, Prescotts, Francis Parkmans, John F. Kirks wertvolle Beiträge zur Einzelgeschichte Europas veröffentlicht worden. V. Mayer und Hubert H. Bancroft sind häufig citierte Autoritäten über die Geschichte Mexikos und der pacifischen Staaten.
Noch sind zu nennen die Werke von Parke Godwin (Frankreich), V. Taylor (Deutschland), [* 9] H. Wheaton (Normannen), Phil. Schaff (apostolische Kirche), H. H. Milman (Juden) u. a. Die amerik.
Litteraturgeschichte ist von R. W. Griswold, Tuckerman, I. S. Hart, C. D. Cleveland, E. A. und G. L. Duyckinck, S. A. Allibone, Moses Coit Tyler, E. C. Stedman, Chas. F. Richardson, A. H. Welsh, E. P. Whipple u. a. behandelt worden.
Unter den Biographen sind vorzugsweise Washington Irving, Jared Sparks, Geo. W. Greene, Josiah Quincy, G. Tucker, H. S. Randall, Chas. F. Adams, W. C. Rives, I. C. Hamilton, Parton, I. T. Morse, H. C. Lodge, H. Adams, Th. Roosevelt, Karl Schurz, M. C. Tyler, E. R. Shepard, Sanborn, Lounsbury, Higginson, Woodberry, McMaster, I. Vigelow u. a. zu nennen.
Als bedeutendste Leistung Amerikas auf dem Gebiete der Litteraturgeschichte kann die «History of Spanish literature» von George Ticknor (3 Bde., Neuyork 1849 u. ö.) gelten. Auf dem Gebiet der Dichtung in Prosa steht Washington Irving (1783-1859) obenan.
Sein «Knickerbocker’s History of New York» (1809) hat den Ufern des Hudsonstroms einen poet.
Reiz verliehen. Die Zartheit und Sinnigkeit seiner Konzeption, die naive Schalkhaftigkeit der von ihm gezeichneten [* 6] Figuren aus der Holland.
Zeit sichern dem Werke einen bleibenden Wert.
Sein «Sketh-book» gilt der hübschen Schilderungen und der anmutigen Sprache [* 10] wegen auch heute noch als Meisterwerk.
Von den Zeitgenossen Irvings verdienen Erwähnung: James K. Paulding (1778-1860),
dessen bestes Werk «The Dutchman’s fireside» (1831) ist, Joseph R. Drake (1795-1820) und Fritz-Greene Halleck (1790-1867).
James F. Cooper ward durch seine, den Widerstreit zwischen der eindringenden europ. Kultur und dem Naturzustande der Indianer schildernden Romane das Urbild für zahllose Nachahmer;
Frl. Catherine M. Sedgwick und Wm. G. Simms, der mit Vorliebe die südl. Staaten zum Schauplatz seiner Dichtungen wählt, gehören zu den bessern.
Diese ganze Schule überflügelte Nathaniel Hawthorne durch Gewalt der Sprache und Phantasie, durch Eleganz und Reinheit seines Stils, durch die Zartheit seiner Darstellungen seelischer Zustände und durch Kraft [* 11] und Schärfe in seinen Schilderungen der Schattenseiten des Lebens.
Sein «Scarlet letter» (1850) wird oft schlechthin als das beste Werk der gesamten amerik.
Litteratur angeführt. An Bedeutung steht Hawthorne nahe Edgar Allan Poe, der Meister der düstern, unheimlichen und sensationellen Novelle.
Von den Novellistinnen ist Harriet Beecher Stowe die populärste;
sie hat jedoch mit keinem ihrer zahlreichen Romane einen so beispiellosen Erfolg erreicht wie durch «Uncle Tom’s cabin».
Nach 1861 thaten sich besonders hervor: Cincinnatus Hiner Miller, Francis Bret Harte, der dem Kulturroman durch seine poet.
Verklärung der kaliforn.
Anfänge ein neues Feld eroberte.
Durch feinen Humor und glänzende Darstellungsweise zeichnet sich gegenwärtig vor allem Howells aus.
Von dem 1861 in der ersten Schlacht des Bürgerkrieges gefallenen Theodore Winthrop sind später die trefflichen Novellen erschienen: «Cecil Dreeme», «John Brent» nud ^[korrekt: und] «Edwin Brothertoft».
Das Pionierleben in den Vorposten der westl. Civilisation hat Edward Eggleston in seinen Novellen («The hoosier schoolmaster», «The end of the world», «The mystery of Metropolisville», «The circuit rider») beschrieben, während Henry James jun. («Roderick Hudson», «The American», «Watch and ward», «The portrait of a lady» eine Gleichgültigkeit in der Lokalfärbung zeigt, die ihm viele Vorwürfe eingebracht hat. Durch kurze Erzählungen («Men, women and ghosts», 1869) hat sich Elizabeth Stuart Phelps einen Namen gemacht.
Ihre Novellen erinnern hier und da ¶