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Um dieselbe Zeit wurde Pike ausgesandt, die Quellen des Mississippi zu erforschen, und durchstreifte auf einer zweiten Expedition die Prairien an den Quellen des Arkansas und südl. Red-River. 1819 erforschte Major Long das Felsengebirge und erhielt 1823 von der Regierung den Auftrag, den St. Petersfluh und das Land an der Nordgrenze der Union zwischen Red-River, der Hudsonbai und dem Obern See zu bereisen. 1832 entdeckte Schoolcraft die Quellen des Mississippi.
Dann folgten von 1842 bis 1844 die wichtigen Expeditionen des Kapitäns Fremont (s. d.) zur Erforschung der Pässe des Felsengebirges.
Nun trat auch in der Union der praktische Gesichtspunkt, einen Weg für eine Eisenbahnlinie über das Felsengebirge zu finden, in den Vordergrund.
Militär. Aufnahmen gingen vorauf. W. H. Emory untersuchte 1846-47 den Arkansas, Rio [* 2] Grande del Norte und Rio Gila, W. H. Warner 1847-49 Kalifornien, I. W. Abert den Canadianfluß und 1845-47 Neumexiko, Simpson das Navajoland 1849, Stansbury 1849-50 das Gebiet des Großen Salzsees, I. E. Johnston 1849-51 Texas, Marcy 1852 die Quellen des südl. Red-River.
Dann folgten zum Zweck der projektierten Eisenbahn zahlreiche Aufnahmen in den 1.1853-55 vom 49.° der Breite [* 3] bis zur mexik.
Grenze. In der Begleitung Warrens, der zuerst den Lauf des Missouri zwischen Fort Pierre und Fort Union aufnahm, befand sich der Geologe Hayoen, dem wir später noch eine Reihe wichtiger Forschungsresultate verdanken.
Die geolog. und geogr. Aufnahmen der Territorien (Geological and geographical surveys of the Territories), die 1879 mit den geolog.
Aufnahmen der Vereinigten Staaten [* 4] (United States geological survey) verschmolzen wurden, begannen 1867 unter Haydens Leitung. 1871 wurde der Yellowstone Nationalpark, dann Utah, Idaho und Colorado von Hayden, das Coloradogebiet 1869-72 von Powell, 1875 die Black Hills von Jenny und Newton erforscht. Die neue Durchforschung der pacifischen Seite begann 1860 mit der Reise des Ungarn [* 5] John Kantus durch die Halbinsel Kalifornien, 10 Jahre später durchstreifte der Geologe Cl. King das Kaskadengebirge, ihm folgten A. Hague und S. F. Emmons.
Die genauere Kenntnis der Sierra Nevada von Kalifornien verdanken wir dem Chef der geolog.
Aufnahmen dort, I. D. Whitney.
Unter der Leitung Wheelers standen die 1869 in Angriff genommenen Aufnahmen der westl. Gebiete (Geographical Surveys west of the 100th Meridian).
1879 fand eine neue Organisation der geolog.
Aufnahme der Union statt;
mit der Leitung wurde Clarence King betraut, welcher zunächst seine Thätigkeit auf die Staatsländereien des Westens beschränkte.
Dieses Gebiet wurde behufs der geolog.
Aufnahme in vier Sektionen geteilt, welche von Emmons (Rocky-Mountains), Dutton (Colorado), Gilbert (Großes Becken) und Hague (Pacific) geleitet werden. Am schnellsten ist die Aufnahme der Division des Colorado vorgeschritten.
Durch Gesetz vom wurde die Thätigkeit der geolog.
Landesaufnahme ausdrücklich auf alle Staaten der Union ausgedehnt.
Das Quellgebiet des Mississippi ist 1876 vom United States General Land Office aufgenommen und mappiert worden;
eine von der Neuyorker Verlagsfirma Ivison, Blakeman, Taylor & Comp. zur Widerlegung Glaziers, der die Quelle [* 6] in einem See südlich des Itaska vermutete, unter Führung von Clarke ausgesandte Expedition wies die Richtigkeit der Vermessungen des Land Office nach. Im Sept. und Okt. 1881 untersuchte Symons den Fluß Columbia [* 7] von der Grenze Washingtons gegen Britisch-Columbia stromabwärts bis zur Einmündung des Snake-River bei Ainsworth;
seine Forschungen erstreckten sich auch auf die Uferlandschaften des Columbia hinsichtlich ihrer Ansiedelungsfähigkeit. In Oregon entdeckte 1883 Diller am Diamond-Peak, an den Three Sisters und am Mount-Jefferson Gletscher;
die 1870 von King aufgefundenen echten Gletscherbildungen am Mount-Shasta im nördl. Kalifornien wurden 1883 durch Thompson eingehender untersucht;
das Death Valley 1891 von Merriam und andern erforscht. Für die Kenntnis Mexikos waren die Untersuchungen und Arbeiten Humboldts 1802-4 epochemachend.
Ihm folgte im südl. Teile des Landes 1805-7 Kapitän Dupaix, 1827 Mühlenpfordt, 1845-48 Karl Heller besonders in Jucatan und um dieselbe Zeit der nordamerik.
Gesandtschaftssekretär Brandy Mayer.
Schon 1829 wurde unter Leitung von Bernardo Gonzalez Angulo, dem mexik.
Minister des Innern, eine permanente Kommission ernannt unter dem Titel: Instituto nacional de geografia y estadistica, später Sociedad mexicana de geografia, die noch besteht und deren Aufgabe die Beschreibung der einzelnen Territorien und Entwurf von Karten war.
Infolge der franz. Militärexpedition unter Bazaine 1863-65 ging auch eine wissenschaftliche Expedition nach Mexiko, [* 8] deren Resultate in dem Werke «Mission scientifique au Mexique et dans l’Amérique centrale» niedergelegt sind.
Den Südwesten der Vereinigten Staaten sowie den Nordwesten von Mexiko bereiste 1883 der Niederländer ten Kate zum Zweck ethnolog.
Forschungen. Désiré Charnay durchforschte im Jan. 1881 die Ruinen von Palenque im mexik.
Staate Chiapas und besuchte später Tula, Teotihuacan und andere Ruinenstätten, ging dann nach Yucatan und erforfchte die Ruinenstadt Aké. Am fand er am linken Ufer des obern Usumacinta, im Lande der Lacandones, im Staate Chiapas, Ruinen einer großen Stadt mit prächtigen Bauten und Basreliefs. 1888 letzte die mexik.
Regierung eine Kommission ein zur kartogr.
Aufnahme und Physik.-geogr. Erforschung des Landes, deren erste Arbeiten vorliegen.
Die Vulkane [* 9] studierten 1887/88 Lenk und Felix, 1889/90 Heilprin. Nordamerikanische Freistaaten, s. Vereinigte Staaten von Amerika.
Was auf dem Gebiete der Litteratur bis in das erste Viertel des 19. Jahrh. geleistet worden war, war meist unbedeutend und zeigte kaum den leisesten Anflug von charakteristisch amerikanisch-nationalem Wesen.
Allein in der kurzen Zeit eines halben Jahrhunderts hat sich in den Vereinigten Staaten eine eigene reiche und viel versprechende Litteratur entwickelt.
Sie hat nicht bloß alle Gebiete der exakten und spekulativen Wissenschaft in ihren Bereich gezogen, sondern auch auf dem Gebiete der Dichtung sich einen ehrenvollen Platz errungen. Die Geschichte der Nordamerikanische Litteratur kann in drei Abschnitte eingeteilt werden.
1) Der erste, die Litteratur der Kolonialperiode (etwa 1607-1765), von ihrem meisterhaften ¶
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riker Moses Coit Tyler in eine erste Koloniazeit 1607-76, und eine zweite 1676-1765 eingeteilt, enthält mehr theol.
Schriften als Erzeugnisse der schönen Litteratur.
Die erste gedruckte Sammlung von Versen, das sog. «Bay Psalm Book» (Cambridge 1640),
ist ein Monstrum von Geschmacklosigkeit;
die ersten originalen Gedichte u. d. T. «The tenth Muse, lately sprung up in America» (Lond. 1650) verfaßte die Frau des Gouverneurs Bradstreet, Anne Bradstreet (gest. 1672).
Von der ganzen Flut von (meist Gelegenheits-) Gedichten des folgenden Jahrhunderts sind vielleicht das Klagegedicht auf Nathaniel Bacons Tod (1676), einige Gedichte von Will.
Wood, John Norton, Urian Oakes, das früheste amerik.
Volkslied auf «Lovewell’s fight» (1725),
ferner «The song of Braddock’s men» (1755) zu nennen.
Das erste auf amerik.
Boden entstandene Drama ist «Prince of Parthia» (1765) von Thomas Godfrey (gest. 1763), der auch als lyrischer Dichter Erwähnung verdient. Bei weitem bedeutendere Vertreter hatte die Prosa gefunden.
Hervorzuheben sind die Reisebeschreibungen von Kapitän John Smith und Strachey und die frühen Berichte über die Anfänge und die Weiterentwicklung in den Kolonien von W. Bradford und I. Winthrop, von Francis Higginson, Winslow, Edward Johnson, D. Gookin, William Wood in den anonymen «Burwell Papers», von Benj. Church, Sam. Penhallow, William Hubbard, Cadwallader Colden, David Brainerd, Thomas Prince u. a. Die Namen der bedeutendsten Theologen sind Hooker, Cotton, Roger Williams, Oakes, Byles, Richard, Increase und Cotton Mather Vater, Sohn und Enkel, John Wise (etwa 1652-1725) und Jonathan Edwards (1703-58).
Der letztere ist zugleich der erste Philosoph Amerikas, dessen Metaphysik jedoch im Dienste [* 11] der Theologie stand. In diese Periode fallen auch noch die ersten Schriften zur Bekämpfung der Sklaverei von den Quäkern: John Woolmans (gest. 1772) «Some considerations on the keeping of Negroes» (1754) und Anthony Benezets (gest. 1784) «A caution to Great Britain and her colonies relative to enslaved Negroes» (1767).
(Vgl. W. F. Poole, Anti-slavery before 1800, Cincinnati 1887.) Allgemeines Aufsehen erregten bald darauf die Gedichte der 1761 nach Amerika [* 12] gebrachten Negerin Phillis Wheatly (gest. 1784).
Von großem Einfluß waren die Schriften von Benjamin Franklin, dessen Leben und Thätigkeit in die folgende Epoche übergreift.
In dem 1732 von ihm begründeten «Poor Richard’s Almanac» erschien 1757 die berühmte «Rede Vater Abrahams», die u. d. T. «The way of wealth» lange Zeit eines der gelesensten Bücher war. (Vgl. Spofford im «American Almanac» 1878; I. Partons Lief of Franklin, 2 Bde., Neuyork [* 13] 1864 u. s. w.) 2) Der zweite Abschnitt der amerik.
Litteratur, die Revolutionsperiode (1765-1800), ist eine Blütezeit der polit.
Litteratur. Dieser Zeit gehören an: Samuel Adams (1722-1803), James Otis (1725-83), John Dickinson (1732-1808), Josiah Quincy jun. (1744-75), Patrick Henry (1736-99), Timothy Pickering (1745-1829);
die Präsidenten George Washington [* 14] (1732-99), John Adams (1735-1826), Thomas Jefferson (1743-1826), John Quincy Adams (1767-1848);
die durch den «Federalist» (1787-88) zu einer Gruppe vereinigten James Madison (1751-1836), John Jay (1745-1829) und Alexander Hamilton (1757-1804);
ferner Fisher Ames (1758-1808), Albert Gattatm (1761-1849), Joseph Story (1779-1845) und der auch in der Französischen Revolution genannte Thomas Paine (1737-1809).
Von Historikern hat diese Periode auszuweisen den englisch-patriotisch gesinnten Thomas Hutchinson (1711-80) und die auf Seite der Revolution stehenden Jeremy Belknap (1744-98), David Ramsay (1749-1815) und William Henry Drayton (1742-79).
Obwohl schon mehr der folgenden Zeit angehörend, können hier angeschlossen werden Hannah Adams (1755-1832), John Marshall (1755-1835), Robert Proud (1728-1813) und Abiel Holmes (1763-1837).
Als Verfasser von Reisebeschreibungen ist zu nennen der Botaniker John Bartram (1699-1777), dessen Sohn William V. (1739-1823) des Vaters Fußstapfen folgte. Die Revolutionszeit und die früheste Periode der Republik hat an Dichtern nur eine geringe Anzahl hervorgebracht, deren bekanntester und beliebtester Philip Freneau (1752-1832) ist.
Seine besten Gedichte zeichnen sich durch Frische, Phantasie und glühende Freiheitsliebe aus.
Ein an Hudibras erinnerndes komisches Epos «McFingal» verfaßte 1775 John Trumbull (1750-1831).
Einzelne treffliche lyrische Gedichte von Thomas Paine, Joseph Warren, John Shaw, Francis und Joseph Hopkinson, I. M. Sewall, Timothy Dwight, William Clifton u. a. m. werden noch heute gelesen und gelobt, der in den Tagen der Revolution bekannt gewordene «Yankee Doodle» gilt heute noch für ein Nationallied, während die sog. «Conquest of Canaan» (von Timothy Dwight, 1752-1817) und «The Columbiad» (von Joel Barlow 1755-1812) jetzt ebenso vergessen sind, wie die Satire «The terrible Tractoration» von T. G. Fessenden.
Das Drama kultivierten Royall Tyler (1757-1826) und William Dunlap (1766-1839).
Als Romanschriftsteller errang Charles Brockden Brown (1771-1810) großen Erfolg auch in England und kann als würdiger Vorgänger Coopers gelten;
auf dem gleichen Gebiete hat ferner der als Lyriker bekanntere H. H. Brackenridge (1748-1816) auf Erwähnung Anspruch. Unter den theol. Schriftstellern der Revolutionszeit und Frühzeit der Republik ragen u. a. hervor Samuel Hopkins (1721-1803), der als Dichter jetzt bekanntere Timothy Dwight (1752-1817), William White (1748-1836), John Murray (1741-1815).
Als Mathematiker verdienen David Rittenhouse (1732-96).
als Mediziner (und Schriftsteller im allgemeinen) Benjamin Rush (1745-1813), als Botaniker und Ethnograph V. S. Bacton (1766-1815), als Ornitholog Alexander Wilson (1766-1813), als Chemiker Samuel Latham Mitchell (1764-1831) Erwähnung.
3) Spätere Zeit der Republik.
Die dritte Periode der amerik.
Litteratur (etwa 1800 bis zur Gegenwart) kann in eine Vorbereitungszeit (etwa bis 1820, «Sketch-book»),
eine Übergangszeit (bis 1848, «Big-low Papers») und eine klassische Zeit zerlegt werden.
Das Erscheinen des «Sketch-book» von Washington Irving (1820) gilt den Amerikanern als epochemachend besonders in ihrer prosaischen Litteratur.
Auf dem Gebiete der Prosa ist seitdem eine eigentümliche Vermischung des engl. Essay und des franz. Feuilleton, eine Art von populär-philos.
Abhandlung in der anmutigen Form munterer und lebendiger Plaudereien mit großem Erfolg ¶