Nach dem
Tode seines
Vaters bestieg er den
Thron.
[* 7] Am 26. (14.) Nov. vermählte er sich mit der
Prinzessin Alix (als Kaiserin
Alexandra Feodorowna) von Hessen
[* 8] (geb. in
Darmstadt
[* 9] als vierte Tochter des Prinzen
Ludwig von Hessen, des spätern
GroßherzogsLudwig IV.). Dieser
Ehe entsproß eine Tochter
Olga, geb. 15. (3.) Nov. 1895. Am vollzog
sich unter Entfaltung größten
Glanzes die Krönung des Monarchenpaares in
Moskau,
[* 10] doch wurde das Fest in der furchtbarsten
Weise durch einen Unglücksfall getrübt, indem bei einem Volksfest auf dem Chodynkafelde 30. Mai 3-4000
Menschen erdrückt und
niedergetreten wurden.
Wenn auch die russ. Politik unter Nikolaus im allgemeinen die unter
Alexander III. eingeschlagene
Richtung weiter verfolgte und die
Verbindung mit
Frankreich aufrecht erhielt, so wurde doch ein
milderes
Verfahren gegen die fremden Nationalitäten und Konfessionen
[* 11] eingeschlagen und auch ein besseres Verhältnis zu
Österreich
[* 12] und
Deutschland
[* 13] angebahnt, wozu die Besuche an beiden Kaiserhöfen, die 1896 stattfanden, und denen sich
Reisen nach
Dänemark,
[* 14] England und
Frankreich anschlossen, wesentlich beitrugen. -
russ. Nikolaj Nikolájewitsch,
Großfürst von
Rußland, geb. 8. Aug. als dritter Sohn des
Kaisers
Nikolaus I., trat jung in den Militärdienst, nahm am Krimkriege teil und wurde später Oberkommandant der Garden. Im Russisch-Türkischen
Kriege von 1877 bis 1878 führte er den Oberbefehl der Donauarmee und wurde nach
Abschluß des Friedens
zu
San Stefano zum
Generallieutenant
ernannt. Sein Ansehen wurde schwer erschüttert durch seine
Verbindung mit betrügerischen Armeelieferanten
während des
Krieges, (über das Verhalten des
Großfürsten im Türkenkriege vgl. Lose
Blätter aus dem Geheimarchiv der russ.
Regierung, Lpz. 1882.) Eine Verteidigung seines Verhaltens (1880 inParis
[* 15] in der
«NouvelleRevue» erschienen)
zog ihm den
Verlust aller militär.
Ämter zu. Wegen seiner Verschwendung wurde er 1882 unter
Vormundschaft gestellt und auf
ein Monatsgeld von 7000 Rubel beschränkt. Nikolaus starb 25. (13.) April 1891 zu Alupka in der Krim.
[* 16] Er war seit 6. Febr.
mit der Prinzessin
Alexandra von Oldenburg
[* 17] vermählt. Aus dieser
Ehe entstammen: Nikolaus, geb. 18. (6.)
Nov. 1856, der 1877-78 am Russisch-Türkischen
Kriege als Ordonnanzoffizier seines
Vaters teilnahm und jetzt Generallieutenant
und
Generalinspecteur der
Kavallerie ist, morganatisch vermählt mit einer
Witwe Burinin;
Peter, geb. 22. (10.) Jan. 1864, seit 7. Aug.
vermählt mit Miliza, Prinzessin von
Montenegro,
[* 18] Rittmeister im Gardeulanenregiment.
die ihm den Ehrentitel eines «Doctor planus et utilis» eintrug. Im Gegensatz
zu den meisten mittelalterlichen Kommentatoren nimmt Nikolaus hauptsächlich die Gesetze der
Sprache
[* 22] zur Richtschnur
der
Auslegung.
Luther ist durch ihn sehr gefördert worden, daher das Wort: «Si
Lyra non lyrasset, Lutherus non saltasset» (lateinisch,
«Hätt'
Lyra nicht auf der
Leier gespielt, hätt'
Luther nicht die
Lust zum Tanzen gefühlt»).
1) Bezirkshauptmannschaft und Gerichtsbezirk in Mähren,
[* 23] hat 396,08 qkm und (1890) 38148 (18350
männl., 19798 weibl.) meist deutsche E., 29 Gemeinden und 29 Ortschaften. -
2) Nikolsburg, czech. Mikulov, Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft sowie des Bezirksgerichts, am Fuße
der Polauer
Berge und an der Linie
Lundenburg-Zellerndorf der
Kaiser-Ferdinands-Nordbahn, hat (1890) 8210 E., darunter 1323 Israeliten,
die eine eigene Gemeinde bilden, ein Kollegiatkapitel, Piaristenkollegium, zwei
Synagogen, Staats-Obergymnasium,
Bürgerschule,
Spital, Waisenhaus, Armenanstalt; starken
Weinbau und beträchtlichen
Handel mit Kalksteinen und gebranntem Kalk.
Mitten in der Stadt auf einem Felsen das fürstl.
Dietrichsteinsche Schloß mit einer
Bibliothek (20000
Bände), einem Naturalienkabinett und einem ungeheuren Faß.
[* 24]
AndereGebäude
sind die got. Kollegiatkirche und die 1784 abgebrannte, 1840 wiederhergestellte
fürstl. Gruftkirche mit Prachtportal.
Unmittelbar bei der Stadt ist der
HeiligeBerg mit 16 Passionskapellen und der Sebastianskirche
in byzant.
Stil. Nikolsburg war seit 1575 im
Besitze der Fürsten Dietrichstein. Zu Nikolsburg wurde 1622 der Friede zwischen
Kaiser Ferdinand
II. und
Bethlen Gabor, zwischen
Preußen
[* 25] und
Österreich der Waffenstillstand und Präliminarfriede, der
Waffenstillstand zwischen
Preußen und
Bayern
[* 26] abgeschlossen.
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