Nikolaus (Fürst von Montenegro) - Nikolaus (Kaiser von Rußland)
mehr
Wissenschaften und gewandter Politiker, aber prachtliebend und Begünstiger des Nepotismus, erreichte es, daß
Rudolf von
Habsburg allen kaiserl.
Rechten über den Kirchenstaat entsagte; ferner zwang er
Karl vonAnjou, auf die Reichsstatthalterschaft
in
Toscana und auf den
Titel eines röm. Senators zu verzichten. -
Nikolaus IV. (1288-92), früher Hieronymus von
Ascoli, Kardinal und
Bischof von Präneste, ein gelehrter Mann und eifriger Förderer
des Franziskanerordens, dessen
General er war, sandte Missionare nach
China
[* 3] und zu den
Tataren, bemühte sich aber umsonst,
einen Kreuzzug zu stände zu bringen. -
Vgl. Langlois, Les registres de Nicolas IVe (Heft 1-7, Par. 1886-92).
Nikolaus, vorher Pietro Rainaluci oder
Peter von Corbière, Minorit, wurde 1328 von
Ludwig dem
Bayern
[* 4] als Gegenpapst
Johanns XXII.
eingesetzt, mußte sich 1330 unterwerfen, starb im Gefängnis und wird in der Reihe der Päpste nicht
gezählt.
I., russ.
Nikolai Páwlowitsch,
Kaiser von
Rußland (1825-55), der dritte Sohn des
KaisersPaul I. aus dessen
zweiter
Ehe mit Maria Feodorowna
(Sophia Dorothea von
Württemberg),
[* 8] wurde 6. Juli im Schlosse
Gatschina bei
Petersburg
[* 9] geboren und mit seinem jüngern
BruderMichael (geb. 1798) durch den
Grafen Lamsdorf erzogen. Während
der Regierung des ältesten
BrudersAlexander blieb er den Staatsgeschäften gänzlich fern. Er vermählte sich mit
Charlotte (geb. gest. der ältesten Tochter
des Königs
Friedrich Wilhelm III. von
Preußen,
[* 10] welche beim übertritt zur griech.
Religion den
NamenAlexandra Feodorowna erhielt.
Als
Alexander I. starb, fiel Nikolaus infolge des Verzichtes des ältern
Bruders, des
GroßfürstenKonstantin (s. d.), der
Thron
[* 11] von
Rußland zu. Eine Militärverschwörung (s.
Dekabristen), die mit dem Thronwechsel ausbrach, aber
mit großer
Strenge unterdrückt wurde, verbunden mit
Anzeichen einer innern Zerrüttung, die das milde, schwankende Regiment
Alexanders zurückließ, übte auf die Regierungspolitik und den persönlichen Charakter des neuen Herrschers einen bedeutenden
Einfluß. Nikolaus suchte fortan durch strenge Disciplin die absolute Herrscherautorität herzustellen.
Die erste Regierungsthätigkeit
Nikolaus war die Untersuchung der zahllosen
Mißbrauche in der
Staatsverwaltung; daran schloß sich seit 1827 die
Systematisierung des russ. Gesetzbuchs, die 1846 vollendet wurde. Wiewohl Nikolaus als
Beschützer der
Bauern gegen den
Adel galt, ließ er doch, seinem
System gemäß, die
Leibeigenschaft fortbestehen, unterdrückte Bauernaufstände mit furchtbarer
Strenge, suchte aber die
Stellung der Hörigen durch
Erlasse zu regeln und zu erleichtern. Die äußere Politik Nikolaus'
war in den ersten Jahren
seiner Regierung vorzugsweise auf
Asien
[* 12] gerichtet. Der
Krieg mit
Persien
[* 13] führte zu dem
Rußlands Ländergebiet bedeutend erweiternden
Frieden von Turkmantschai während der siegreiche Kampf gegen die
Türkei
[* 14] ihm im Frieden
zu
Adrianopel (Sept. 1829) nebst
Länder- und Geldentschädigung den freien Verkehr auf der Donau, im
Schwarzen und Mittelländischen
Meere brachte.
Bald darauf begannen im europ. Westen die polit.
Bewegungen von 1830, welche die nationale
Erhebung des Königreichs
Polen im Gefolge hatten. Nikolaus hob die poln.
Verfassung von 1815
auf und verwandelte
Polen in eine russ.
Provinz.
Von nun an führte Nikolaus im ganzen
Umfang seines
Reichs den strengsten Absolutismus durch. Die Einschränkung der wissenschaftlichen
Thätigkeit auf das rein praktische Bedürfnis, die Herabdrückung des Unterrichts und der
Bildung zur Abrichtung für den
öffentlichen Dienst, die Fesselung der einheimischen, die strenge Überwachung der fremden
Presse
[* 15] waren
die Folgen dieses polit.
Systems. Es begann ferner die Russifizierung der übrigen Nationalitäten und die systematische
Bekehrung
der
Protestanten und Katholiken zur orthodoxen
Kirche. 1840 mußte auch die griech.-unierte
Kirche ihre
Vereinigung mit der orthodoxen
eingehen.
Nach außen hin ward die Bezwingung der freien
Bergvölker im
Kaukasus nach der poln. Revolution mit gesteigerter
Energie, wenn auch ohne vollständigen Erfolg betrieben. (S.
Kaukasische Kriege.) Bei aller diplomat. Klugheit, die Nikolaus in den
auswärtigen Verhältnissen beobachtete, erfuhr in den orient. Wirren von 1840 sein Übergewicht in
Bezug auf die
Türkei eine
Schmälerung, da das
Schicksal des
OsmanischenReichs durch
Vertrag der Mächte unter die Obhut Europas gestellt
wurde.
In den polit.
Stürmen von 1848 und 1849 bewahrte Nikolaus eine zuwartende Haltung. Durch die Intervention in
Ungarn
[* 16] hoffte er die
österr. Politik mehr als
je an sein Interesse zu fesseln, gewann
Dänemark
[* 17] durch sein Auftreten gegen die BestrebungenDeutschlands
[* 18] bezüglich der
Elbherzogtümer, trat in dem preuß.-österr. Zerwürfnis bei den zwei Zusammenkünften in Warschau
[* 19] 1850 als
Schiedsrichter
auf und sprach im
SinneÖsterreichs für Niederwerfung jeder Art von «Revolution». 1853 glaubte
er den Zeitpunkt gekommen, mit seinen längst vorbereiteten und zur religiösen Angelegenheit des russ.
Volks erhobenen
Plänen gegen die
Türkei hervorzutreten.
Napoleon III. vereitelte dieselben und brachte eine Koalition gegen Nikolaus zu stände, der sich sogar
Österreich
[* 20] nicht ganz entzog,
während
Preußen besonders auf
BismarcksRat sich fernhielt. (S.
Orientkrieg.) Mitten im
Kriege, der darüber ausbrach und eine
für
Rußland verhängnisvolle
Wendung nahm, starb Nikolaus 2. März zu
Petersburg. Ein Reiterstandbild
Nikolaus' (von
Clodt, 1859) steht auf dem Marienplatz in
Petersburg (s.
Tafel:
Russische Kunst
[* 21] I,
[* 1]
Fig. 5). Seinen
Namen führt das brandend.
Kürassierregiment Nr. 6.
Auf dem
Throne folgte ihm sein ältester Sohn
Alexander II. (s. d.);
außerdem hinterließ er noch drei
Söhne:
Konstantin (s. d.),
Nikolaus
(s. o.) und
Michael (s. d.), und drei
Töchter: Maria, geb. 18. (6.) Aug. 1819, vermählt mit dem
Herzog von Leuchtenberg, nach dessen
Tode in morganatischer
Ehe mit
¶
russ. Nikolaj Nikolájewitsch, Großfürst von Rußland, geb. 8. Aug. als dritter Sohn des Kaisers
Nikolaus I., trat jung in den Militärdienst, nahm am Krimkriege teil und wurde später Oberkommandant der Garden. Im Russisch-Türkischen
Kriege von 1877 bis 1878 führte er den Oberbefehl der Donauarmee und wurde nach Abschluß des Friedens
zu San Stefano zum
Generallieutenant
ernannt. Sein Ansehen wurde schwer erschüttert durch seine Verbindung mit betrügerischen Armeelieferanten
während des Krieges, (über das Verhalten des Großfürsten im Türkenkriege vgl. Lose Blätter aus dem Geheimarchiv der russ.
Regierung, Lpz. 1882.) Eine Verteidigung seines Verhaltens (1880 in Paris
[* 23] in der «NouvelleRevue» erschienen)
zog ihm den Verlust aller militär. Ämter zu. Wegen seiner Verschwendung wurde er 1882 unter Vormundschaft gestellt und auf
ein Monatsgeld von 7000 Rubel beschränkt. Nikolaus starb 25. (13.) April 1891 zu Alupka in der Krim.
[* 24] Er war seit 6. Febr.
mit der Prinzessin Alexandra von Oldenburg
[* 25] vermählt. Aus dieser Ehe entstammen: Nikolaus, geb. 18. (6.)
Nov. 1856, der 1877-78 am Russisch-Türkischen Kriege als Ordonnanzoffizier seines Vaters teilnahm und jetzt Generallieutenant
und Generalinspecteur der Kavallerie ist, morganatisch vermählt mit einer Witwe Burinin; Peter, geb. 22. (10.) Jan. 1864, seit 7. Aug.
vermählt mit Miliza, Prinzessin von Montenegro, Rittmeister im Gardeulanenregiment.