367 mißlang das im Mai 1887 während der Kaiserreise nach Nowotscherkaßk geplante
Attentat eines Kosakenoffiziers. 1889 wurde
eine weit verzweigte Verschwörung russ.
Studenten, welche in Zürich
[* 2]
Sprengstoffe verfertigten, durch die Explosion auf dem Zürichberge
verraten. In
Petersburg,
[* 3]
Moskau,
[* 4]
Charkow, Warschau
[* 5] u. a.
Städten wurden Verhaftungen vorgenommen und eine Anzahl geheimer Gesellschaften
entdeckt;
aber weder die Führer noch die aus der
Schweiz
[* 6] nach
Rußland eingeschmuggelten
Bomben konnten aufgefunden werden.
Von der
Pariser Polizei wurde im Mai 1890 eine nihilistische Verschwörung gegen das Leben des
Zaren entdeckt;
der russ.
General
und ehemalige
Petersburger Polizeidirektor Seliwerstow, welcher die Nigra in
Paris
[* 7] überwachen sollte, wurde von
dem russ.
Polen Padlewski ermordet. In neuester Zeit verhielten sich die Nigra ruhiger;
daß sie aber ihre Propaganda ununterbrochen
fortsetzten, bewiesen mehrfache Aufhebungen geheimer Druckereien sowie Entdeckungen von
Geheimbünden durch die Polizei. –
Vgl. Karlowitsch, Die
Entwicklung des Nihilismus (3. Aufl., Berl. 1880);
Teile der japan.
InselNipon mit (1890) 47019 E. Der
Hafen bietet bei ungünstigen
Winden
[* 8] keinen zureichenden Schutz und der
Nothafen Jebishumatshi auf der gegenüber liegenden
Insel Sado ist dem fremden
Handel nicht geöffnet.
Auch die zunehmende Versandung des bei Niigata mündenden Shinano beeinträchtigt
den Handelsverkehr.
Das Klima ist im
Sommer heiß, im Winter sehr kalt, Schnee
[* 9] fällt mehrere Fuß hoch.
(spr. nich-),Stadt in der span.
ProvinzAlmeria im O. von Granada,
[* 10] am Südostfuß der
Sierra de Alhamilla, 25 km
ostnordöstlich von
Almeria und am Nordende einer jetzt künstlich bewässertenSteppe, hat (1887) 14221 E..
Martinus (spr. nei-),Verlags-, Sortiments- und Antiquariatsbuchhandlung
im Haag
[* 12]
(Niederlande),
[* 13] gegründet 1853 von MartinusNijhoff (geb. gest.
und im
Besitz der frühern Teilhaber: P.A. M.BoelevanHensbroek (geb. im Haag) und des erstern
Sohnes, WouterNijhoff (geb. 19. Nov. 1860). Hauptzweck des
Geschäfts ist Förderung der Wissenschaft, namentlich alles dessen,
was sich auf die
Niederlande und ihre
Kolonien bezieht, sowie
Verbreitung niederländ. Litteratur im
Auslande.
Das Antiquarium gab (bis 1894) 251 Lagerkataloge heraus. Der Verlag umfaßt Werke niederländ.
Historiker, wie
Bakhuizen van den Brink,
Fruin, Muller, Blök;
ferner zahlreiche Quellenwerte (Urkundenbücher u.dgl.): de
Jonges
«Geschichte der ostind.
Kolonien» (18 Bde.);
bibliogr. Werke von Holtrop und
Campbell,
Spinozas Werke (lat.),
das «Woordenboekder Nederlandsche taal»;
die Zeitschriften
«DeNederlandscheSpectator» (1856 fg., wöchentlich),
(spr. neik-),Stadt in der niederländ.
Provinz Geldern, an der Linie
Utrecht-Kämpen der Centraldahn, 3 km
vom Zuidersee, hat Flachsspinnerei, Mattenflechterei, Tabakhandel und (1892) 7811E.
eine durch die
Vereinigung der Cirkusparteien derGrünen und
Blauen in
Konstantinopel
[* 15] gegen
Justinianus I. 13. bis 18. Jan. 532 ausgebrochene Empörung, wobei das griech. Wort
Nika
(«Siege!») das Feldgeschrei bildete.
Als
Justinianus mehrere Übelthäter von beiden
Farben hinrichten ließ, einigten sich die beiden Cirkusparteien, die sich
sonst aufs äußerste bekämpften, und stellten einen Neffen des
Anastasios I., Hypatius, als Gegenkaiser
auf.
Sechs
Tage lang wütete der Straßenkampf, wobei ein großer
Teil der Stadt in Flammen aufging, bis endlich
Belisar und Narses
an der
Spitze von herulischen und got. Söldnertruppen die Empörung unterdrückten, wobei 30–40000
Menschen in der Rennbahn niedergemetzelt wurden. Hypatius wurde hingerichtet. –
griech.
Arzt und Dichter, aus
Kolophon gebürtig, lebte bis gegen 140
v. Chr. wohl meistens am pergamenischen
Hofe zur Zeit des letzten Königs
Attalus und verfaßte viele größtenteils poet. Werke, darunter namentlich mehrere didaktische
Gedichte, die eine
Masse gelehrten
Wissens enthielten und deshalb von
Philologen und spätern, namentlich röm. Dichtern viel
benutzt wurden. Die meisten sind verloren gegangen, wie sein Hauptwerk, die von Ovid nachgeahmten «Heteroiumena» (Verwandlungen) in 5
Bänden und die von
Virgil benutzten «Georgica». Nur noch zwei naturhistorisch merkwürdige
Gedichte sind erhalten: «Thēriaka», oder von den giftigen
Tieren und den
Mitteln gegen den
Biß derselben, und «Alexipharmaka»,
oder von den Gegengiften, die von J. G. Schneider (letzteres
Halle
[* 18] 1792, ersteres Lpz. 1816),
Lehrs,
«Poetebucoliciet didactici»,
Tl. 1 (Par. 1846) und O. Schneider (mit den von
Keil bearbeiteten Scholien, Lpz. 1856) herausgegeben wurden.
Eine treffliche
Ausgabe der Göttinger Scholien zu den «Alexipharmaka» veranstaltete
Wentzel (in den
«Abhandlungen der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen»,
[* 19] Bd.
38, Gött. 1892).
oder
Ikaria, türk.
Insel an der Westküste von
Kleinasien, westlich von
Samos, 140 qkm groß,
wird aus einem paläozoischen Gebirgszug gebildet
(Melissa 1033 m), der scharf gegen die Südküste abfällt, während der
Norden
[* 20] kleinen
Flüssen Raum giebt.
Die 8000 griech. E. treiben Holzhandel und Schwammfischerei. (S. auch
Ikaros.) Hauptort
ist Eothelo nahe der Nordküste.
[* 21] bei den Griechen die Göttin des
Sieges sowohl in der
Schlacht als auch in den Wettkämpfen, nach Hesiod die Tochter
der
Styx und des Pallas, bei den
RömernVictoria
[* 22] genannt, gehört nicht zu den alten Kultusgöttern. Ursprünglich ward der
Sieg nicht von einer eigenen Siegesgöttin, sondern von den großen
Göttern, namentlich Zeus
[* 23] und
¶
Athena, erbeten. Die AthenaNike war ungeflügelt (apteros), die Nike als eigene Göttin ward dagegen regelmäßig geflügelt
dargestellt. Die enge Beziehung der Nike zu Zeus und Athena drückte Phidias aus, indem er seiner kolossalen goldelfenbeinernen
Statue des Zeus in Olympia und der Athena Parthenos zu Athen
[* 25] (s. die Textfigur 1 beim ArtikelAthena) eine
Nike in die Hand
[* 26] gab. Wie eben vom Olymp herabfliegend stellte Päonius die Nike in der (1875 sehr beschädigt ausgegrabenen)
Marmorstatue vor dem Zeustempel zu Olympia dar.
Ähnliche Darstellungen einer gewöhnlich Siegeszeichen, Kranz oder Binde in der einen, oft einen Palmenzweig in der andern
Hand tragenden Nike aus dem Altertum finden sich mehrfach. Die Darstellung der auf einer Kugel schwebenden Nike wurde namentlich
in Rom beliebt. Auf Münzbildern halten die Kaiser in der Hand oft eine Weltkugel, auf welcher solche Victorien schweben. Es
sind dies wahrscheinlich Nachbildungen der Statue der Nike, welche Augustus aus Tarent nach Rom in den Sitzungssaal
des Senats versetzte, woselbst sie ihren Platz bis in die christl. Zeit hinein behauptete.
Auf andern Bildwerken errichtet Nike ein Siegeszeichen (Tropaion) oder trägt es auf der Schulter, oder sie schreibt
auf einen Schild,
[* 27] oder bringt einen Stier oder andere Opfer dar. Gewöhnlich ist Nike als junges Mädchen
gebildet. Hernach nähert sich ihr Typus dem der Aphrodite,
[* 28] und man findet mehrfach den Typus der Aphrodite von Melos zu Victoriabildern
verwandelt, wie dies bei der 1826 ausgegrabenen herrlichen Bronzestatue im Museum zu Brescia der Fall ist (s. vorstehende
Abbildung).–
Von Victorienfiguren neuerer Bildner sind zu nennen die von Schadow (auf dem BrandenburgerThor zu Berlin),
[* 30] von Rauch (auf der
Friedenssäule des Belle-Alliance-Platzes in Berlin; für die Walhalla bei Regensburg
[* 31] fertigte er in Marmor
vier sitzende Victorien, unter denen die sog. kranzwerfende Nike von hervorragender Schönheit
ist) und von Drake (auf dem Siegesdenkmal in Berlin, 8,3 m).