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Adjutant, init diesem bei Maciezowice gefangen nnd in der Petersburger Festung [* 2] eingekerkert, bis er bei Pauls Thronbesteigung die Freiheit erhielt.
Wie Kosciuszko ging auch Niemeyer nach den Vereinigten [* 3] Staa- ten, kehrte aber 1807 nach Warschau [* 4] zurück und wurde Staatssekretär;
doch lebte er meist auf seinem Landhause Ursinow bei Warschau.
Beim Ausbruche der Revolution 1830 wurde er Mitglied des Admini- strationsrats.
Kurz vor dem Falle Warschaus ver- ließ er Polen und ainq nach Paris. [* 5] Er starb da- selbst 21. Mai 1841. ^ Unter Niemeyer' Gedichten ragen die Fabeln hervor, in fünf Büchern, vielfach mit polit.
Anspielungen. Am populärsten machten ihn seine «8pi6vx kißtor^Qs» («Histor. Lieder der Polen», Warsch. 1816u.ö.; deutsch von Gaudy, Lpz. 1833),
Schilderungen hervorragen- der Momente der poln. Geschichte.
Seine dramat. Versuche sind Komödien mit polit. oder moralisieren- der Tendenz oder Geschichtsbilder.
Einflußreicher waren seine Erzählungen: «V^H)' 8i6ei6cn0^i6» (Warsch. 1815),
«Levi und Sara, ein Sittengemalde» (ebd. 1821; deutsch Berl. 1825),
Roman in Briefen, mit Aufklärungstendenzen, im Gegensatze zum Fana- tismus der attjüd.
«Joh. von Tenczyn», histor.
Roman aus dem 16. Jahrh. (Warsch. 1825; deutsch Verl. 1828 u. ö.).
Histor. Inhalts sind: «Ge- schichte der Regierung Konig Sigismunos III.» (3 Bde., Warsch. 1819sund «Sammlung histor. Me- moiren vom alten Polen» (6 Bde., Warsch. und Lem- berg 1822-33).
Besonders wichtig sind Niemeyer' eigene Denkwürdigkeiten: «I'amitztniki cx^sö^v moidi» (1758-1829),
«?amitzwiki» (1809-20) u. s. w. Eine Sammlung seiner Werke erschien in 12 Bän- den (Lpz. 1838);
sein Leben beschrieb Fürst A. Czar- torvski (Par. 1860). sciemegk, Stadt im Kreis [* 6] Zauch-Velzig des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, [* 7] 23 km von Wittenberg, [* 8] unweit der Plane, hatte 1890: 2250,1895: 2246 evang. E., Post, Telegraph; [* 9]
Leinenweberei, Ziegeleien, Mühlen, [* 10] Ackerbau, Kram-, Vieh- und Flachsmärkte.
Niemen, in Rußland Njeman, Fluß in West- rußland und Ostpreußen, [* 11] wo er Memel [* 12] heißt und der bedeutendste Strom ist, kommt aus einem sumpfi- gen Walde südlich von Minsk, flieht zuerst nach S., dann in nordwestl.
Richtung durch den Westrussischen Landrücken, geht in einem großen nach S. gerichteten Bogen [* 13] westlich bis Grodno, von da in Nordrichtung bis 20 km oberhalb Kowno, von wo ab er die West- richtung beibehält.
Von Grodno bis zur preuh. Grenze bei Schmalleningken bildet der Niemeyer die Grenze zwischen Rußland und Polen.
Unterhalb Tilsit [* 14] ist die erste Gabelung des Niemeyer, indem vom Hauptstrom, nun Ruß genannt, links die Gilge abzweigt, wodurch die fruchtbare, von Kanälen und Dämmen durch- schnittene und von Dörfern besetzte Tilsiter Niederung (plattdeutsch Nehrung) bewässert wird.
Die Mün- dung des Niemeyer erfolgt in vielen Armen in das Kurische Haff nach 907 km Lauf, bei einem Flußgebiet von 90548 ykm.
Die bedeutendsten Nebenflüsse sind links Schara (durch den Oginskijschen Kanal [* 15] ss. d.^ mit dem Dnjepr verbunden) und in Polen Tscherno- gansha (zum System des Augustowokanals ^s. d.^j gehörig), weiterhin rechts Meretschanka, die schiff- bare Wilia bei Kowno, die Newjesha (8 km unter- halb Kowno) und die Dubisa (mit der Windau durch den Windaukanal verbunden) und auf preuh. Gebiet links die schiffbare Scheschuppe, rechts die schiffbare Jura und an der Mündung noch die Minge. Der Niemeyer selbst wird für kleinere Fahrzeuge bei Bjeliza (96 km östlich von Grodno) und für größere Fahrzeuge bei Grodno schiffbar und ist durch den Friedrichsgraben (s. d.) mit dem Pregel [* 16] ver- bunden.
Dampfschiffe gehen 685 km weit bis zur Mündung der Schara.
Auf dem Niemeyer bei Tilsit fand im Juli 1807 eine Zusammenkunft Napoleons I. mit Alexander I. und Friedrich Wilhelm III. statt. Niemes, czech. Nimon, Stadt in der österr. Vezirkshauptmannschaft Böhmisch-Leipa in Böb- men, am Pölzen, an der Lokalbahn Niemeyer-Böhmisch- Leipa (18 km) der Asterr.
Staatsbahnen, [* 17] Sitz eines Bezirksgerichts (311,59 ykm, 23601 meist deutsche E.), hat (1890) 5598 deutsche E., ein Standbild Kaiser Josephs II., Allodherrschaft (6769 Ka) und Schloß des Grafen Hartig;
Fabrikation vonLeinen- und Baumwollwaren, Tuch, gebogenen Holzmöbeln, chem. Produkten und Holzessig. Niemeyer, Aug. Herm., rationalistischer Theo- log, Pädagog und geistlicher Liederdichter, ein Ur- enkel Aug. H. Franckes, geb. zu Halle, [* 18] wo er studierte und sich 1777 habilitierte, 1779 außerord., 1784 ord.
Professor der Theologie und Inspektor des Pädagogiums, 1792 Konsistorialrat, 1799 Direktor sämtlicher Franckescher Anstalten und 1804 Wirkl.
Oberkonsistorialrat und Mitglied des Berliner [* 19] Oberschulkollegiums wurde. 1807 mit an- dern angesehenen Männern von Halle als Geisel nach Frankreich deportiert, erreichte Niemeyer nach seiner Rückkehr vom König Isrome die Wiederherstellung der Franckeschen Anstalten und der Universität, deren Kanzler und Kector P6lp6tuu8 er 1808 wurde;
von beiden Würden behielt er die erste bis an seinen Tod, während er die zweite nach den Befreiungskriegen niederlegte.
Von seinen Schriften sind zu nennen: «Charakteristik der Bibel» [* 20] (5 Bde., Halle 1775^-82; neue Ausg. von H. A. Niemeyer, ebd. 1830 -32),
«Handbuch für christl. Religionslehrer» (2 Bde., ebd. 1790-92; Bd. 1, 7. Aufl. 1829; Bd. 2, 6. Aufl. 1827),
«Leitfaden der Pädagogik und Didaktik» (ebd. 1803; 2. Aufl. 1814), «Grundsätze der Erziehung und des Unterrichts» (ebd. 1796; 9. Aufl., hg. von H. A. Niemeyer, 3 Bde., 1834-39; neu bearbeitet von Rein, Langensalza [* 21] 1878-79),
das einst in Preußen [* 22] verbotene «Lehrbuch für die obern Religionsklassen in Gelehrtenschulen» (Halle 1801; 18. Aufl. 1843),
«Religiöse Gedichte» (Lpz. 1778; 2. Aufl., Halle 1818).
Joh. Meyer gab «Ausgewähltepädagogische Schriften» von Niemeyer (Bd. 1, 2. Aufl., Langensalza 1894) heraus. -
Vgl. Jacobs (und Gruber), Aug.
Herm. Niemeyer (Halle 1831).
Hermann Agathon Niemeyer, prot.
Theolog, Sohn des vorigen, geb. zu Halle, studierte und habilitierte sich 1825 daselbst, folgte 1826 einem Ruf als auherord.
Professor nach Jena, [* 23] kehrte aber 1829 als Professor und Direktor der Iranckeschen Stiftungen nach Halle zurück, um welch letztere er sick, namentlich durch Gründung einer Realschule und einer höhern Mädchenschule, mannigfache Verdienste erwarb;
er starb Als Theolog gehörte Niemeyer der histor.-kritischen Schule, als Vertreter des Wahlkreises Halle in der Berliner Nationalversamm- lung 1848 der Rechten an.
Von seinen größern wissenschaftlichen Arbeiten seien genannt die «Ooi- i6otio contsLLiouum in 6coi68Ü8 I'6t0i-m9.ti8 pndli- oatarum» (Lpz. 1840) und die von ihm und Vind- seil begonnene kritische Ausgabe der Lutherschen Bibelübersetzung (Halle 1845-55). Niemeyer, Felix, Arzt, Enkel von Aug.