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Regierung unmöglich zu machen. Die Eifersucht des Adels in den südlichen Niederlande [* 2] und die immer noch zahlreichen Anhänger der kath. Kirche störten jedoch die Eintracht, und der Nachfolger Johanns, Alexander Farnese, Prinz von Parma, [* 3] wußte daraus Nutzen zu ziehen. Bereits 1579 sagten, sich einige der südl. Gebiete von der Verbindung mit den nördlichen los, und diesem Beispiele folgten andere. Dagegen schlossen sich die nördl. Provinzen durch die Union zu Utrecht [* 4] fester aneinander, waren aber nicht im stande, dem Feinde erfolgreich zu widerstehen.
Als Prinz Wilhelm von Oranien 1581 durch Mörderhand fiel, standen der span. Macht fast nur noch die vier Provinzen Holland, Seeland, Utrecht und Friesland entgegen. Um diese Zeit wurde die Aufmerksamkeit Philipps Ⅱ. von den niederländ. Angelegenheiten abgelenkt durch den franz. Thronfolgestreit zwischen Heinrich Ⅳ. und der Liga. Um der Liga beizustehen, mußte der Herzog von Parma wiederholt mit dem größten Teile seines Heers nach Frankreich ziehen, worauf sich die Niederländer unter dem Prinzen Moritz, dem Sohne Wilhelms von Oranien, einer Reihe wichtiger Plätze in Geldern, Oberyssel, Groningen und Brabant bemächtigten.
Beim Tode Philipps Ⅱ. (1598) war das ganze Land nördlich von der Maas von den Spaniern befreit, 1600 fiel Moritz in Flandern ein und erfocht bei Nienport 2. Juli einen glänzenden Sieg, dagegen wurde Ostende [* 5] nach dreijähriger Belagerung von den Spaniern zur Ergebung gezwungen. 1609 schloß König Philipp Ⅲ. einen 12jährigen Waffenstillstand, in welchem die Unabhängigkeit der sieben Provinzen (Holland, Seeland, Utrecht, Geldern, Oberyssel, Friesland, Groningen) im Princip anerkannt wurde.
Diese sieben Provinzen bildeten nunmehr die Republik der Vereinigten [* 6] Niederlande, während die südl. Provinzen, etwa das jetzige Belgien [* 7] (s. d.), dem Hause Habsburg und der kath. Konfession verblieben. Bereits 1581 hatten sich jene sieben nördl. Provinzen von dem König von Spanien [* 8] losgesagt und, nachdem Frankreich und England die Herrschaft abgelehnt und der von den Generalstaaten als Generalstatthalter (1585‒87) mit großer Machtbefugnis bekleidete Befehlshaber der von der engl. Königin geschickten Hilfstruppe, der Graf Leicester, [* 9] infolge vieler Konflikte mit den Staaten Hollands, hatte abdanken müssen,sich 1588 als Republik konstituiert.
Doch genoß der Prinz von Oranien als Statthalter der fünf wichtigsten Provinzen und Befehlshaber des Heers fürstl. Ansehen. Während des Waffenstillstandes erhob sich jedoch ein Konflikt zwischen ihm und den Ständen oder Staaten von Holland (der größten und mächtigsten der sieben Provinzen, nach welcher auch die gesamten Lande als «Holland» bezeichnet wurden), deren Generalanwalt und Führer Jan van Oldenbarneveldt (s. d.) war. Der Zwiespalt entsprang aus den kirchlichen Zwisten zwischen den streng orthodoxen Gomaristen und Arminianern (s. d.) und endete 1619 mit der Hinrichtung Oldenbarneveldts. Im übrigen erfreuten sich die Niederlande des besten Gedeihens; Industrie, Handel, Schiffahrt und Fischfang blühten wie nie zuvor.
Dazu kam noch die Entwicklung des Verkehrs mit Ost- und Westindien. [* 10] 1602 wurde die Ostindische Compagnie (s. d.) gestiftet, die den Grund zu der holländ.-ostind. Herrschaft legte, 1621 eine Westindische Compagnie, die auch eine Zeit lang Herr der Küste von Brasilien [* 11] war, aber an Bedeutung zurückblieb. Nach Ablauf [* 12] des Waffenstillstandes nahm Moritz und nach dessen Tode (1625) sein Bruder Friedrich Heinrich den Kampf gegen Spanien wieder auf. Wichtige Festungen (Herzogenbusch und Maastricht) [* 13] wurden erobert. Erst 1648 machte der Westfälische Friede dem Krieg ein Ende.
Die Republik erlangte dabei Anerkennung ihrer Unabhängigkeit und den Besitz alles dessen, was sie in Brabant und Flandern, Ost- und Westindien erobert hatte. Sie hatte somit den Gipfel ihrer Größe erreicht. Das Land war der Sitz und Zufluchtsort religiöser und polit. Freiheit in Europa. [* 14] Eine ungewöhnliche Wohlfahrt herrschte überall. Zugleich blühten Künste und Wissenschaften, besonders die Malerei. (S. Niederländische Kunst.) [* 15] Nachdem Prinz Wilhelm Ⅱ. (der Sohn Friedrich Heinrichs) ohne Hinterlassung eines volljährigen Erben gestorben und deshalb die Statthalterwürde von Holland erledigt geblieben, trat Jan de Witt (s. d.) 1652 als Ratspensionär an die Spitze Hollands und dadurch an die der Union.
Unter ihm war die Republik der Niederlande eine Macht ersten Ranges. Ihre Flotten, unter Tromp und de Ruyter, erwarben sich in den Kriegen gegen Cromwell (1652‒54) sowie gegen Karl Ⅱ. von England (1665‒67) Ruhm. Nicht weniger Kraft [* 16] und Mut bewies die Republik, als sie 1668 die Tripelallianz mit England und Schweden [* 17] schloß und so Ludwig ⅩⅣ. zum Aachener Frieden (s. d.) zwang. Aber nachdem Ludwig ⅩⅣ. durch seine gewandte Staatskunst die Republik völlig isoliert und sogar den König von England für sich gewonnen hatte, erklärte er ihr 1672 den Krieg und eroberte Geldern und Utrecht; Holland setzte seine Grenzgebiete unter Wasser und that so dem weitern Vordringen der Franzosen Einhalt.
Unterdessen zwang eine Volksbewegung in Seeland und Holland die Staaten, den jungen Prinzen von Oranien, Wilhelm Ⅲ., zum Statthalter und Generalkapitän (Oberbefehlshaber des Heers der Union) zu ernennen. Unter dessen geschickter und glücklicher Führung nahm der Krieg bald eine andere Wendung, besonders als Spanien und Deutschland [* 18] den Niederlande zu Hilfe kamen. Bereits 1674 stand auf dem Gebiete der Republik kein Feind mehr, und im Frieden zu Nimwegen [* 19] 1678 verlor sie keinen Zoll breit Landes. Die Republik setzte ihren Statthalter 1688 in den Stand, die Revolution in England durchzusetzen und den Thron [* 20] Jakobs Ⅱ. einzunehmen. Auch nach dem Tode Wilhelms Ⅲ. blieb sie die Bundesgenossin Englands im Spanischen Erbfolgekriege (s. d.).
Dies war jedoch die letzte Machtäußerung der Republik. Wider Willen wurde die statthalterlose Regierung, die seit dem Tode Wilhelms Ⅲ. (1702) das Staatsruder führte, in den Österreichischen Erbfolgekrieg hineingerissen (1741), der ihr nur Niederlagen bereitete. Das Volk zwang die Staaten, 1747 den nächsten Verwandten Wilhelms Ⅲ. Wilhelm Ⅳ., zum Erbstatthalter auszurufen und an die Spitze des Heers zu stellen. Dieser starb jedoch schon 1751. Hierauf übernahm die Regentschaft die Witwe Wilhelms Ⅳ. (eine Tochter Georgs Ⅱ. von England) und nach deren Tode (1759) der Vormund des minderjährigen Prinzen Wilhelm Ⅴ., der Herzog von Braunschweig. [* 21] Einbuße erlitten die Niederlande hauptsächlich infolge ihrer Beteiligung an dem großen Seekriege gegen England zur Zeit des Befreiungskrieges in Nordamerika [* 22] (1781‒83), und im Frieden zu Paris [* 23] mußten sie einige Gebietsteile in Ostindien [* 24] abtreten. Das Volk schrieb alles der schlechten ¶
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Leitung des Statthalters zu, und die antioranische Partei gewann neue Stärke. [* 26] Im Sept. 1786 entzogen die Generalstaaten dem Erbstatthalter seine Würde als Generalkapitän und nahmen ihm den Oberbefehl über die Truppen. Eine der Statthalterin, der Schwester des Königs Friedrich Wilhelm Ⅱ. von Preußen, [* 27] zugefügte Beleidigung veranlaßte im Sept. 1787 das Einrücken eines preuß. Heers unter dem Herzog von Braunschweig in Holland, das keinen ernstlichen Widerstand fand.
Auch Amsterdam [* 28] kapitulierte schon 8. Okt. Zugleich hatte die Ankunft der Preußen eine Volksbewegung zu Gunsten des Statthalters hervorgerufen, die ihm die Macht wiedergab. Die «Patrioten», wie sich die Feinde Oraniens nannten, flohen in Masse nach Frankreich, wo ihr Bestreben seit 1789 dahin ging, mit Hilfe der Franzosen die neuen polit. Theorien der großen Revolution in Anwendung zu bringen. Infolgedessen schloß sich Wilhelm Ⅴ. der Koalition gegen Frankreich an, und die Niederlande wurden bald der Schauplatz der Französischen Revolutionskriege (s. d.). Die Franzosen eroberten die österreichischen Niederlande, und der harte Winter 1794‒95, der die Grenzflüsse der Republik passierbar machte, öffnete Pichegru den Weg ins Land.
Der Erbstatthalter Wilhelm Ⅴ. floh im Jan. 1795 mit seiner Familie nach England, die alte Regierung wurde gestürzt. Eine neue, revolutionäre, schloß 1795 den Frieden mit Frankreich ab, wobei die Niederlande unter dem Namen Batavische Republik als selbständiger Staat anerkannt wurden. Dafür aber mußten sie einige südl. Landstriche, namentlich Maastricht, Venlo, Staats-Limburg und Staats-Flandern (einen Teil der sog. Generalitätslande) an Frankreich abtreten, sich mit diesem Reiche zu einer beständigen Allianz verbinden, eine Summe von 100 Mill. Fl. an dasselbe entrichten und den franz. Truppen die Besetzung ihres Gebietes gestatten.
Erst 1798 erhielt die neue Republik ihre Verfassung als vollständiger Einheitsstaat; die alten Provinzen wurden aufgehoben und das Land in acht Verwaltungsbezirke (Departements) geteilt; neben einer aus zwei Kammern bestehenden stellvertretenden Versammlung bestand als vollziehende Gewalt ein Direktorium von fünf Männern. Unfähig, mit dem geringen Überreste eigener Kraft selbständig zu handeln, sah die Republik ihre Flotten durch die engl. Seemacht verdrängt, ihre Kolonien verheert, ihren Handel auf Küstenfahrt und auf den innern Verbrauch beschränkt und die Bank von Amsterdam bis zur Vernichtung erschüttert.
Kaum zeigte sich bei dem Frieden zu Amiens [* 29] 1802 die Hoffnung einer bessern Zukunft, als sich die Republik wieder in den neu beginnenden Krieg Frankreichs gegen England verflochten sah. Surinam und das Kap fielen in die Hände der Engländer. Nachdem schon 1801 eine Änderung der Verfassung eingetreten war, mußte sie zum drittenmal nach Napoleons Ⅰ. Wunsch umgeändert werden. Demnach erhielt ein Gesetzgebendes Korps (die Hochmögenden), bestehend aus 19 Deputierten der Departements, mit einem von diesen auf fünf Jahre erwählten, mit fast unbeschränkter Macht bekleideten Ratspensionär an der Spitze, die höchste Gewalt. Doch selbst des tüchtigen Ratspensionärs Schimmelpenninck Bemühungen konnten das Land nicht retten.
Durch Napoleon Ⅰ. gezwungen, trug man 1806 dessen drittem Bruder, Ludwig Bonaparte, den Besitz des zerrütteten Landes als souveränes Königreich Holland an, und wurde derselbe als König von Holland ausgerufen, und Holland mußte nun an allen Kriegen Napoleons teilnehmen. Die Staatsschuld wuchs; der Handel bestand nach der Einführung des Kontinentalsystems nur noch in Schleichhandel, der zu England hinzog. Es erhielt nach dem Frieden zu Tilsit [* 30] zwar Ostfriesland, Jever, Varel und Kniphausen, mußte aber dafür das zwischen der franz. Grenze und der Maas gelegene Gebiet nebst einem Teil von Seeland mit den Festungen Bergen-op-Zoom, Breda, Herzogenbusch, Gertruidenberg und Vlissingen abtreten.
Der neue Krieg gegen Österreich [* 31] 1809 veranlaßte die Landung der Engländer auf Walcheren. Die Spannung zwischen König Ludwig und dem Kaiser wuchs, und legte der König die Krone zu Gunsten seines ältesten unmündigen Sohnes nieder. Napoleon Ⅰ. erkannte indessen die Verfügung seines Bruders nicht an, und durch Dekret vom 9. Juli wurde Holland mit dem franz. Reiche vereinigt. Die Zinsen der öffentlichen Schuld wurden auf ein Drittel herabgesetzt, und Lebrun, der Herzog von Piacenza, erschien als des Kaisers Stellvertreter in Amsterdam.
Die Schlacht bei Leipzig [* 32] änderte auch das Schicksal der Niederlande. Während die Verbündeten gegen Frankreich vorrückten, wandte sich ein russ.-preuß. Armeekorps unter Bülow von der Nordarmee gegen die Niederlande. Bei der Annäherung desselben stellten im Haag [* 33] der Graf Gysbert Karel van Hogendorp und der Baron, später Graf, van der Duyn van Maasdam (gest. 1848) sich mit dem Grafen Leopold von Limburg-Stirum, dem das Militärkommando übertragen wurde, an die Spitze einer Volksbewegung, und die franz. Besatzung im Haag entschloß sich zum freiwilligen Abmarsch.
Hogendorp und van der Duyn traten als Provisorische Regierung auf. Der Prinz von Oranien war 30. Nov. im Haag eingetroffen, löste die Provisorische Regierung auf und übernahm die Leitung der Geschäfte. Eine Kommission von 15 Mitgliedern, darunter Hogendorp und van der Duyn, wurde mit dem Entwurfe der neuen Staatsverfassung beauftragt, die in der Versammlung der aus allen Provinzen der ehemaligen Vereinigten Niederlande zur Abstimmung zusammenberufenen Notabeln angenommen wurde.
Infolge des Pariser Friedens vom 30. Mai des Londoner Protokolls vom trat Wilhelm auch in seine Rechte als Generalgouverneur der von den Alliierten besetzten ehemals österr. (belg.) Provinzen, bis die definitive Vereinigung der beiden Staaten (Belgien und Holland) reguliert würde. Durch den Staatsvertrag mit England vom wurden dem souveränen Fürsten gegen Abtretung der Rechte Hollands auf das Vorgebirge der Guten Hoffnung und auf die Kolonien Demerara, Essequibo, Berbice und Ceylon [* 34] die sämtlichen übrigen Kolonien, welche Holland besessen hatte, zurückgegeben, mit der ausdrücklichen Bestimmung, daß es für obengenannte Abtretung durch eine Landesvergrößerung in Europa (Belgien) werde entschädigt werden.
Durch den Beschluß des Wiener Kongresses vom 31. Mai durch die Schlußakte vom wurden die ehemaligen österr. Provinzen nebst dem Bistum Lüttich [* 35] mit den Provinzen der ehemaligen Republik verbunden. Beide zusammen sollten fortan das Königreich der Niederlande bilden, und Wilhelm Ⅰ. wurde als König der Niederlande von allen Mächten anerkannt. Auch wurde ihm zur Entschädigung für ¶