forlaufend
320
ältere Geschichte bis zum Kampfe mit Karthago [* 2] umfassend, worin Niederalpen nicht nur die Unhaltbarkeit dessen, was bisher sür beglaubigte Thatsache galt, nachzuweisen, sondern auch aus der Masse von Sa- gen, Mutmaßungen und Verfälschungen das aus- zuscheiden suchte, was als unverfälschtes Element angesehen werden kann. Niederalpen ist hierdurch ein Haupt- begründer der eigentlichen histor. Kritik geworden. Eine Fortsetzung des von Niederalpen selbst Begonnenen gab aus dessen Vorträgen Leonhard Schmitz in den «I^6ctur68 011 tlie liistor^ ol Nonis troni tde iirst ?unio ^ar to tti6 äsatk olOonstantink d^ V. (^. ^l.» (2 Bde., Lond. 1844; deutsch von Zeiß, 2 Bde., Jena [* 3] 1844-46) heraus. Durch N.s Anregung entstand auch die von Platner und Bunsen unternommene «Beschreibung der Stadt Rom», [* 4] welche wichtige Bei- träge von Niederalpen enthält. Nach seinem Tode erschienen N.s «Vorträge über die röm. Geschichte, an der Uni- versität Bonn [* 5] gehalten» (hg. von Isler, 3 Bde., Verl. 1846-48),
«Vorträge über alte Geschichte» (hg. von M. Niebuhr, 3 Bde., ebd. 1847 - 51), «Vorträge über alte Länder- und Völkerkunde» (hg. von Isler, ebd. 1851) und «Vorträge über röm. Altertümer» (hg. von demselben, ebd. 1858). Seine «Geschichte des Zeitalters der Revolution» (2 Bde., Hamb. 1845) beruht auf den 1829 in Bonn gehalte- nen Vorträgen. Von seinen philol. Arbeiten sind zu erwähnen: die kritische Ausgabe der Werke des Fronto (Berl. 1816),
ferner von zwei bis dahin un- gedruckten Bruchstücken der Reden des Cicero für Fontejus und Nabirius (Rom 1820), eines Bruch- stücks des Merobaudes (2. Ausg., Bonn 1824) und die «In8crjption68 KudiengsL» (Rom 1821). Mit Böckh und Brandis begründete Niederalpen 1826 das «Rhein. Museum für Philologie, Gefchichte und grieck. Philo- sophie», auch rief er seit 1828 eine neue Bearbei- tung des «Corpus 8ci'ipt0ruin iii8t0ria6 V^an- tin3.6» ins Leben. Seine «Kleinen histor. und philol. Schriften» erschienen in zwei Bänden in Bonn 1828 -43, die «Nachgelassenen Schristen nichtphilol. In- halts» in Hamburg [* 6] 1843. Sehr anziehend sind auch die «Griech. Heroengeschichten. An seinen Sohn erzählt», von diesem (Hamb. 1842; 11. Aufl., Gotha [* 7] 1896) herausgegeben. -
Vgl. Lebensnachrichten über Niederalpen aus Briefen desselben und aus Erinne- rungen einiger seiner nächsten Freunde (3 Bde., Hamb. 1838-39);
Mejer, Eine Erinnerung an Niederalpen (Rost. 1867);
Classen, Niebuhr (Gotha 1876); Eyssenhardt, B. G. Niederalpen (ebd. 1886).
Niebuhr, Carsten, Forschungsreisender, geb. zu Lüdingworth im Lande Hadeln, trat 1760 als Ingenieurlieutenant in dän. Dienste [* 8] und wurde 1761, als der König Friedrich V. von Dänemark [* 9] eine Gesellschaft Gelehrter auf feine Ko- sten nach Arabien reisen ließ, um dieses Land zu er- forschen, derselben für das Fach der Geographie beigegeben. Binnen Jahresfrist starben sämtliche Mitglieder diefer Gesellschaft mit Ausnahme N.s, der die Reise allein fortsetzte, von der er erst 1767 zurückkehrte. Niederalpen wurde 176" Ingenieurkapitän, 1778 Wirkl.
Iustizrat und Landschreiber zu Meldorf in Süderdithmarfchen und 1808 Etatsrat. Er starb zu Meldorf. Niederalpen war der erste Rei- sende, der die Methode der Mond [* 10] ab stände auf dem festen Lande zu Längenbestimmungen anwandte und damit sehr genaue Längen erzielte. Durch genaue Aufnahme des nördl. Roten Meers wurde Niederalpen der Begründer der neuen Weltstraße über Sues nach Indien. Mit Hilfe seiner Karte wagte es zuerst Kapitän Holford 1772, von Kalkutta [* 11] bis Sues zu segeln. Seine Kopien der Keilinschriften aus Ninive dienten Grotefend 1802 für seine ersten Versuche zur Entzifferung diefer Schrift. Die Ergebnisse der arab. Reise veröffentlichte er in der «Beschreibung von Arabien» (Kopenh. 1772),
in der «Reisebeschreibung nach Arabien und andern umliegenden Ländern» (2 Bde., ebd. 1774-78; Bd. 3: «Reisen durch Syrien und Palästina», [* 12] hg. von Gloyer und Olshausen, Hamb. 1837) sowie in der Ausgabe von P. Forskals «v68clipti0N63 Äiumaliuin 6tc.» (Kopenh. 1775) und dessen «^lora ak^Maco-NradicH» (ebd. 1776). Eine Biographie N.s hat sein Sohn Barthold Georg Niederalpen verfaßt (Kiel [* 13] 1817). Niebuhr, Markus Carsten Nikolaus von, preuß. Staatsmann, Sohn von Barthold Georg Niederalpen, geb. zu Rom, studierte Rechts- und Staats- wissenschaften zu Kiel, Bonn, Halle [* 14] und Berlin, [* 15] arbeitete dann als Hilfsarbeiter im Ministerium der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten und redigierte 1848^49 den konservativen «Magdebur- ger Korrespondenten»; auch war er Mitarbeiter an der «Kreuzzeitung». 1850 wurde Niederalpen zum Regie- rungsrat ernannt, im Nov. 1850 in polit.
Mission nach Kurhessen gesandt und 1851 Geh. Negierungs- rat im Hausministerium und Kabinettssekretär im Civilkabinett des Königs, auf den der von reaktio- nären und altständischen Anschauungen ganz er- füllte Mann einen nicht geringen Einfluß gewann. 1852 ging er, um mit Bunsen über die innere Politik zu konferieren, nach London. [* 16] 1854 ernannte ihn der König zum Kabinettsrat und Mitglied des Staatsrats und erhob ihn bald darauf in den Adels- stand. Vorübergehend war er von 1852 bis 1853 Mitglied des Abgeordnetenhauses. Der berüchtigte Depeschendiebstahl 1855, der hauptsächlich geheime Papiere betraf, die zum Teil Niederalpen anvertraut gewefen waren, wirkte auf sein Gemüt so erschütternd, daß er 1857 einer Geisteskrankheit verfiel, der er zu Oberweiler bei Vadenweiler erlag. Von N.s litterar. Arbeiten sind die Schriften über Bank- wesen (Hamb. 1846) und die «Geschichte Assurs und Babels» (Berl. 1857) hervorzuheben.
Xisos (frz., spr. niähß), Nichte. Nied, linker Zufluß der Saar, entsteht in Deutsch- Lothringen bei Contchen aus der Französischen und Deutschen Niederalpen und mündet 10 kin unterhalb Saar- louis nach 98 kiu. Niedenstein, Stadt im Kreis [* 17] Fritzlar des preuß. Neg.-Vez. Cassel, an der Wiehoff, hatte 1890: 608 meist evang. E., darunter 123 Israeliten, 1895: 642 E., Postagentur und Fernsprechverbindung. Niederalpen (LH8868-^1p68), Departement in: südöstl. Frankreich, nordöstlichster Teil der Provence, grenzt im N. an das Depart. Oberalpen, im O. an Italien [* 18] und das Depart. Seealpen, im S. an Var, im W. an Vaucluse, im NW. an Dröme, hat 6954,18 (nach Berechnung 6987) ykm, (1891) 124285 E. (5209 weniger als 1886) und zerfällt in die 5 Arron- dissements Varcelonnette, Castellane, Digne, Forcal- quier, Sisteron mit 30 Kantonen und 250 Gemeinden. Hauptstadt ist Digne. Die Bevölkerung nimmt seit 1836 (159045 E.) stetig ab und ist die dünnste von Frankreich (kaum 18 E. auf 1 Hwn). Etwa fünf Sechstel des Landes werden von den westl. Aus- läufern der Seealpen erfüllt, die sich in vielfachen Ketten nach dem Nhönebecken verzweigen. Die Verg- züge von Lure und Aiguines trennen den alpinen nördl. Teil (wo der Mont-Chambeyron 3400 in hoch ¶