wert galt. Im 16. und 17. Jahrh. ist es mit wenigen Ausnahmen ganz unbekannt. Erst
Bodmer gab 1757 das letzte Drittel der
Handschrift C u. d. T.
«ChriemhildenRache und die Klage» in Zürich
[* 2] heraus, ohne Aufsehen zu erregen. Den ersten vollständigen
Abdruck
besorgte C. H. Myller (Berl. 1782), in dem er
Bodmers Druck aus der Handschrift A ergänzte. Bekanntlich
äußerte sich
Friedrich d. Gr. sehr absprechend über das Gedicht,
Goethe sah das ihm geschenkte Exemplar nicht einmal an;
dagegen urteilte der
HistorikerJohannesMüller verständig darüber und Joh. Heinr.
Voß las es mit seinen
Schülern in Eutin.
Die Teilnahmlosigkeit hörte auf, als die
Romantische Schule die Liebe für das deutsche Mittelalter,
der Druck der Fremdherrschaft und die
Befreiungskriege den deutschen
Patriotismus neu belebten. Eine kritische
Ausgabe versuchte
F. H. von der
Hagen
[* 3] (Berl. 1810; 2. Ausg. 1816) und Zeune gab den deutschen
Jünglingen eine «Feld- und Zeltausgabe» (ebd.
1815) in denKrieg mit. Aber die wissenschaftliche Erforschung des Gedichts begann erst mit
Karl Lachmanns
epochemachender
Schrift«Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der
NibelungeNot» (Berl. 1816). Durch F. A.
Wolfs
Homerische Forschungen angeregt, versuchte er mit feinem Stilgefühl und schärfster Methode zwanzig alte
Volkslieder aus
der Handschrift A auszulösen; die übrigen
Strophen hielt er teils für Füllstrophen des Ordners, teils
für spätere Einschiebsel. Auf diesen
Ansichten beruht seine kritische
Ausgabe (Berl. 1826 u. ö.), die er in seinen Anmerkungen
«Zu den
Nibelungen und zur Klage» (ebd. 1836) im einzelnen rechtfertigte. In seinen spätern
Ausgaben unterschied er die alten
und die unechten
Strophen schon im Druck; die nach Lachmanns Kritik echten Lieder gab Hahn
[* 4]
(Prag
[* 5] 1851)
besonders heraus. Einen scharfen
Angriff erfuhr Lachmanns
Theoriedurch Ad. Holtzmanns «Untersuchungen
über das Nibelungenlied» (Stuttg. 1854),
die C für die beste Handschrift erklärten und damit über Lachmanns Einzellieder den
Stab
[* 6] brachen; Holtzmann wurde durchZarncke in der
Schrift «Zur Nibelungenfrage» (Lpz. 1854)
unterstützt. Auf Lachmanns Seite trat Müllenhoff in seiner
Schrift «Zur Geschichte der
NibelungeNot» (Braunschw. 1855). Auch
die dritte Handschrift fand ihren
Anhänger in
Bartsch («Untersuchungen über das Nibelungenlied»,
Wien
[* 7] 1865); seine
Ansicht hat heute auch
die frühern
Anhänger von C für sich gewonnen. Jedenfalls hat der
Widerspruch gegen Lachmann erwiesen,
daß dieser viel zu viel unternahm, als er die alten Lieder glaubte
Strophe für
Strophe herausschälen zu können.
Neben Lachmanns
Ausgabe (nach A) sind zu nennen die von
Zarncke (nach C, mit wertvoller Einleitung; 6. Aufl., Lpz. 1887;
Schulausg. 1894) und von
Bartsch (nach B, mit Wörterbuch, ebd. 1870-80), der auch eine
Ausgabe mit erklärenden
Anmerkungen lieferte (6. Aufl., ebd. 1886);
Übersetzungen von
Simrock (Berl. 1827 u. ö.), von
Bartsch, Adalb.
Schröter u. a.
Die Litteratur stellte zusammen
Zarncke in der Einleitung seiner
Ausgabe und R. von Muth, Einleitung in das Nibelungenlied (Paderb. 1877);
eine zusammenfassende
Darstellung der wissenschaftlichen Ergebnisse versuchte Lichtenberger, Le
[* 8] poème et la légende des
Nibelungen (Par. 1891); ein Specialwörterbuch veröffentlichte
Lübben
[* 9] (3. Aufl., Oldenb. 1877).
Dramatisch ist der Nibelungenstoff behandelt worden von Raupach, Geibel, Hebbel, dramatisch-musikalisch von Rich.
Wagner, episch von Wilh.
Jordan.
Berühmt sind die Nibelungenfresken (19 Wandbilder in 5 Sälen) im Königsbau zu
München,
[* 10] 1846-67 von
Julius Schnorr von
Carolsfeld gemalt.
die Strophenform, in der das
Nibelungenlied abgefaßt ist, besteht aus vier paarweise reimenden
Langzeilen (s.
Nibelungenvers), von denen die letzte in ihrem zweiten Halbvers um eine
Hebung
[* 11] länger ist als die drei ersten.
Wahrscheinlich liegt ihr die älteste german. Strophenform, die aus vier allitterierenden Langzeilen
bestand, zu
Grunde. Als
Beispiel diene:
Außer im
Nibelungenlied wurde die Nibelungenstrophe verwendet in
«Alpharts Tod» und in den unter Kürenbergs
Namen überlieferten
Strophen.
Aus spätern Änderungen der Nibelungenstrophe entstand der Hildebrandston (s. d.).
-
Stadt in der kleinasiat. Landschaft
Bithynien, am Ascaniasee, wurde Ende des 4. Jahrh.
v. Chr. von
Antigonus erbaut und nach ihm ursprünglich Antigonia genannt. Erst später erhielt sie von Perdikkas den
Namen seiner Gemahlin
Nicäa. Sie war frühzeitig der Sitz eines christl.
Bischofs und hernach eines Erzbischofs, gehörte unter den
Byzantinern
zum
Thema Opsicium, wurde 1080 mit Hilfe der
Seldschuken von
Nikephoros Melissenos, aber von
Gottfried von
Bouillon erobert und dem griech. Kaisertum wieder einverleibt.
Karl Aug., schwed. Dichter, geb. in
Strengnäs, studierte in
Upsala,
[* 16] trat 1823 in die königl. Kanzlei und starb Er veröffentlichte das
Trauerspiel «Runesvärdet och den förste riddaren» (1820),