309 das Tosen der Fälle ist weithin, zuweilen 60 km hörbar. 1855 ward eine
Hängebrücke unterhalb der Fälle, zwischen
diesen und dem sog. Wirbel (Whirlpool), vom deutschen
Baumeister J. Röbling für die Neuyork-Centraleisenbahn erbaut. Dieselbe
liegt 75 m über dem Wasserspiegel, hat eine
Spannung von 240 m und ist 11 m breit. Zwischen dieser
Brücke
[* 2] und den Fällen ist 1869 eine zweite
Hängebrücke für Wagen und Fußgänger errichtet, die, 1889 fortgerissen, sogleich
erneuert wurde.
Südlich von der Eisenbahnbrücke, etwas oberhalb der Wirbel, führt eine 1883 erbaute 278 m lange
Cantileverbrücke über
den
Fluß. Bis zu den
Stromschnellen ist derFluß abwärts schiffbar. Etwa 1 km unterhalb der Fälle zeigt
sich das Wasser so ruhig, daß eine völlig sichere Fähre hat errichtet werden können; 7 km weiter abwärts aber wird durch
eine plötzliche
Wendung des
Flusses ein Wirbel gebildet, der alles zerstört, was in seinen Bereich kommt. Die ungeheure Wassermasse
der Fälle stürzt über ein 25 m dickes, fast ganz horizontales Kalksteinlager herab, unterhalb dessen
weiche Schiefermassen von derselben Mächtigkeit liegen.
Diesen geognost. Verhältnissen ist es zuzuschreiben, daß das Wasser die ganze Höhe, nicht in
Terrassen, herabfällt, und
daß von dem unterwaschenen Kalkstein die nicht mehr unterstützten
Teile herabstürzen, wie dies namentlich 1818 und
im Sept. 1853 am Tafelfelsen, 1828 am Hufeisen
[* 3] geschehen ist, wodurch ein allmähliches Zurückweichen der Fälle bewirkt
wird. Indem man das durchschnittliche jährliche Zurückweichen von einem Fuß bis zu einem
Zoll geschätzt hat, ist die Zeit,
in der die Fälle von
Queenstown bis zu ihrer jetzigenStelle sechs engl. Meilen weit zurückgewichen sind,
auf 30000 bis 400000 Jahre berechnet worden. Da die Niagarafälle alle direkte Wasserverbindung völlig unterbrechen, so
hat man auf der canad.
Seite einen Schiffahrtskanal, den wichtigen
Wellandkanal (s. d.), angelegt. Eine elektrische
Bahn läuft am Ufer von den Fällen
bis zum Bluff oberhalb
Queenstown. Das Land auf beiden Seiten der Fälle ist zu staatlichen
Reservationen
erklärt. Als Wasserkraft betrachtet, liefern die Fälle gegen 17 Mill. Pferdestärken. Davon werden etwa 120000 Pferdestärken
durch
Turbinen ausgenutzt. Eine großartige, 1894 in Betrieb gesetzte Turbinenanlage dient dazu, die Wasserkraft mittels elektrischer
Kraftübertragung für größere Entfernungen nutzbar zu machen; so sind allein für das 32 km entfernte
Buffalo 50000 Pferdestärken in Aussicht genommen. –
Vgl. Hollay,Niagara; ist history and geology, incidents and poetry
(Toronto
1872);
(spr. neiäggĕrĕ fahls),Ort im County
Niagara des nordamerik.
Staates Neuyork,
[* 4] am
Niagara (s. d.), mit
(1894) etwa 15000 E. Nördlich daneben liegt der Ort
Suspension-Bridge mit 4405 E. Gegenüber der canad.
Ort Niagara-Falls mit etwa 3000 E. Der Fremdenverkehr und die durch Benutzung der Wasserkraft entstandene
Industrie fördern die
Entwicklung
beider Orte.
oder A-Sandeh, afrik. Volksstamm, nimmt mit den ihm verwandten Nfakkara, Bandjia und
Iddio
(Bombe und Makaraka) ein Gebiet ein, welches zwischen dem
Koto und Mbomu (im W.) und dem Aji (im O.) das
Land der nördl.
Zuflüsse des
Mobangi-Uelle und im äußersten
Osten das einiger südl. Zuflüsse
des
Nils umfaßt. Aller Wahrscheinlichkeit
nach hatten die Niam-Niam ihre ursprünglichen Wohnsitze am Mbomu. Sie unterscheiden sich in
Bau,
Bewaffnung,
Sitten und Gebräuchen sowohl von den Niloten wie von den Bantunegern; mancherlei deutet auf einen Zusammenhang mit den
Westafrikanern, am wenigsten freilich die
Sprache,
[* 5] welche zur libyschen Gruppe gehört.
Von schokoladenbrauner oder kupferroter Hautfarbe und von Gestalt untersetzt, ist ihr Oberkörper unverhältnismäßig
lang, der
Kopf breit und rund wie bei den
Brachykephalen niedrigster
Stufe, das
Haar
[* 6] fein gekräuselt; die
Augen, weit auseinanderstehend,
sind groß und mandelförmig geschlitzt, die Lippen wulstig, die
Nase
[* 7] ist gerade. Auffallend ist das Vorkommen starker Kinnbärte.
Die Niam-Niam flechten sich das
Haar in langen
Strängen, im äußersten Westen verlängern und verbinden sie
dieselben zu einer Art von
Allongeperücke.
Tättowierung ist üblich, aber nicht
Beschneidung. Hier und da sieht man die Oberzähne spitz gefeilt. (S.
Tafel:
AfrikanischeVölkertypen,
[* 1]
Fig. 19.) Schmuck wird wenig getragen. Die Kleidung besteht nur aus einem ungegerbten
Fell um die Lenden. Wurfwaffen,
Dolche und Speerspitzen sind auf
Tafel:
AfrikanischeKulturII,
[* 1]
Fig. 7,
12, 14, dargestellt. Dörfer giebt es nicht, nur
Weiler von wenigen Hütten.
[* 8] Die Niam-Niam sind
Ackerbauer und
Jäger und weithin gefürchtete
Krieger.
Als Nahrung dienen
Vegetabilien und Fleisch jeder Art, sogar
Hunde- und Menschenfleisch. Haustiere sindHühner
[* 9] und
Hunde;
[* 10] Rinder
[* 11] werden nicht gehalten. Die Niam-Niam schnitzen sehr hübsche Schemel und Schüsseln und auch menschliche
[* 1]
Figuren. Auf Keuschheit der Geschlechter wird sehr geachtet. Petherik war der erste Europäer, welcher 1858 zu
den Niam-Niam kam; Schweinfurth (1870) verdankt man die eingehendsten
Berichte.
Junker bereiste das Gebiet der Niam-Niam von 1879 bis
Ende 1883. –
Vgl. Schweinfurth, Im
Herzen von
Afrika
[* 12] (Lpz. 1874; 2. Aufl. 1878);
oder PuloNias,Insel der Westküste von
Sumatra im Malaiischen Archipel, 4201 qkm groß, mit
dichter
Bevölkerung,
[* 14] 230–500000 E. Hauptort ist Gunung Sitoli an der Nordostküste.
Niagusta, Agoston, Stadt in Macedonien, im türk. Wilajet Saloniki,
[* 15] am Fuße des Agostosgebirges,
von der Arabica durchflossen, hat 5000 E., griech. Schule,
Töchterschule, mehrere
Kirchen, eine Moschee;
Seidenfabrikation, Wollwebereien und ist berühmt durch den sog. Niagostawein.
in der deutschen Sage ein mythisches Zwerggeschlecht des Nordens, das seinen
Namen vom Könige Nibelung
(d. h. Sohn des Dunkels) hat. Die Nibelungen sind im
Besitze großer Reichtümer (des Nibelungenhorts), die Siegfried gewinnt, nachdem
er die beiden Könige Schilbung und Nibelung getötet und den mächtigen Zwerg
Alberich überwunden hat.
Seitdem heißen Siegfrieds
Mannen die Nibelungen, und als nach dessen
Tode der Nibelungenschatz zu den
Burgunden kommt, erhalten diese
den
Namen. Später wurde die letztere
Auffassung die allgemeine, und in unsern mittelalterlichen
Heldengedichten identifizierte
manBurgunden und Nibelungen (S.
Nibelungenlied.) –