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außerordentlich verschieden und hängt im wesent- lichen von der Ursache ab. Die Behandlung hat zunächst die Ursache auszufinden und diese zu be- seitigen. Von großer Wichtigkeit ist körperliche und geistige Ruhe; von Medikamenten kommen Chinin, Äntipyrin, Salicylsäure, Brom, Jod und Arsen in Frage. Eins der wirksamsten Heilmittel bietet jedoch der elektrische Strom (galvanisch und faradisch), dessen zweckmäßige Applikation ost in wenigen Sitzungen von dem besten Erfolge gekrönt ist. (S. Elektro- therapie.) Bei schweren Fällen verwendet man außer den genannten Mitteln starke Hautreize (Sinapis- men, Spanische [* 2] Fliegen, [* 3] p0int68 ä6 teu) und Nar- kotika; sind auch diese wirkungslos, so ist die opera- tive Behandlung (Neurotomie, besser Neurektomie, s. Nervendehnung) angezeigt.
Neurapophyse (grch.), s. Apophyse. Ileura.8tlisnia. osrodraiis, diejenige Form der ererbten oder erworbenen Nervenschwäche, die vorzugsweise das Gehirn [* 4] und die Gehirnnerven be- füllt. (S. Nervenschwäche.) Neurasthenie (grch.), Nervenschwäche ls. d.). Neu-Rauftnitz, czech. Kousinov nov^, Stadt im Gerichtsbezirk Austerlitz [* 5] der österr. Vezirkshaupt- mannschaft Wischau in Mähren, [* 6] an der Linie Brunn- Prerau der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn (Station Raußnitz-Slawikowitz), hat (1890) 1639 meist kath. czeck. E. (587 Israeliten, welche eine besondere Ge- meinde bilden) und Schafwollindustrie. ^ Neu-Reisch, auch Neu-Reusch, czech. ^ovä Ri86, Stadt im Gerichtsbezirk Teltsch der österr.
Bezirkshauptmannschaft Datschitz, hat (1890) 1161 czech. E., eine große Prämonstratenserabtei mit einer schönen Stiftskirche, einer bedeutenden Bibliotbek und Gemäldesammlung. Neurektomie (grch.), die Ausschneidung eines Nervenstücks bei hartnäckigen Neuralgien. Neureudnitz, Stadttett von Leipzig [* 7] (s. d.). Neureuther, Eugen Napoleon, Zeichner und Maler, geb. in München, [* 8] besuchte die dortige Akademie. Cornelius verwendete ihn zur dekorativen Ausstattung der Säle in der Glypto- thek und veranlaßte ihn zu seinen «Randzeichnungen zu Goethes Balladen und Romanzen» (5 Hefte, Münch. 1829-40). Dies brachte ihn in Beziehung zu Goethe, der großen Anteil an N.s Schöpfungen nahm und bis zu seinem Tode mit dem Künstler in Briefverkehr blieb. Neurode widmete sich dann vollständig dem Illustrationswesen, welches er zuerst auf die Stoffe der heimischen Poesie, Sage und Volksweise auszudehnen begann; zahlreich sind seine hierher gehörigen Werke, darunter die Randzeichnungen: «Schnaderhüpfeln», die zu den deutschen Klassikern (6 Hefte),
Herders «Cid», das große Blatt: [* 9] Dorn- röschen (1835, auf Stahl radiert),
Beckers «Rhein- Ued», Blätter zu Goethes «Liedern», zu Kobells «Vayr. Gedichten», das mit Iul. von Schnorr herausgegebene «Nibelungenlied». In all diesen Werken berührt er sich vielfach mit Ludwig Richter, dessen Intimität und Gefühlswärme er teilt, den er in kompositionellen Bestrebungen oft überragt, dessen ungezwungene Natürlichkeit er aber nicht er- reicht. Mit Kaulbach schmückte er im Königsbau den Salon der Königin mit enkaustischen Gemälden aus Wielands «Oberon». 1848 erfolgte N.s Er- nennung zum Leiter der königl. Porzellanfabrik zu Nymphenburg, welche Stellung er bis 1856 bei- behielt.
Später wandte sich Neurode der Ölmalerei zu, worin ihm wieder die Dichtungen deutscher Sagen, besonders Wielands, Uhlands u. s. w., die Stoffe lieferten. Die Öltechnik war jedoch seiner Kunst nicht förderlich. Viele dieser Werke kamen nach München in die Schacksche Galerie. Im neuen Poly- technikum in München schmückte Neurode die Decken des Treppenhauses und die Acht-Flachkuppel mit Bil- dern in Saraffitotechnik. 1868 erhielt Neurode an der königl. Kunstgewerbeschule eine Professur, die er 1877 niederlegte. Er starb in München.
Neureuther, Gottfr., Architekt, Bruder des vorigen, geb. zu Mannheim, [* 10] begann 1840 seine Thätigkeit als Vaubeamtcr in Nürn- berg; 1857 wurde er Professor des Polytechnikums in München und starb daselbst Er errichtete eine Reihe schöner Vabnhofbauten, so zu Würzburg, [* 11] zu Aschaffenburg, [* 12] Schweinfurt, [* 13] große Verwaltungsgebäude dieser Art in Ludwigshafen [* 14] u. a., auch Landhäuser und Villen; seine bedeutend- sten Leistungen aber sind das Polytechnikum in München (1866-70) und die Kunstakademie daselbst (1873-85). Neurode war der hervorragendste unter jenen Münchener Baukünstlern, welche der mittelalter- lichen Richtung durch die Rückkehr zur ital. Hoch- renaissance ein Ende bereitet haben.
Neuridm, eine mit Cadaverin (s. d.) isomere, zu den Leichenalkaloiden (s. d.) gehörige organische Base von der Zusammensetzung (^H^^, die bei der Fäulnis von Fischen, Fleisch, Kuhkäse und Leim entsteht. Neurode ist eine gelatinöse, widrig riechende, in Wasser leicht lösliche, in Äther und Alkohol unlös- liche, ungiftige Substanz. Neuries, Papiermaß, s. Papier und Ries. Neurilemma (grch.), die Vindegewebsscheide der Nervenfasern Neurm, Trimethylvinylammoniumhy- drat, eine organische Vase von der Zusammen- setzung 0.^1.^0 ^ ist dem Cholin sehr ähnlich, bisher nur in Lösung oder in Form ihrer Salze bekannt. Sie ist aus dem Cholin und wie dieses aus der Gehirnsubstanz dar- stellbar und entsteht neben Neuridin bei der Fäul- nis von Fleisch. Das Neurode besitzt zum Unterschied von Cholin (s. d.) sehr giftige Eigenschaften. Neuriß, s. Neubruch. Neuritis (grch.), die Nervenentzündung (s. 0.). Neurode.
1) Kreis [* 15] im preuh. Reg.-Vez. Bres- lau, hat 317 ^m und 1890: 49 728, 1895: 49 064 (23406 männl., 25658 weibl.) E., 2 Städte, 36 Land- gemeinden und 30 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im Kreis Neurode, 4 km von der böhm. Grenze, an derWalditz, am Fuße des Eulengebirges, an der Linie Glatz- Dittersbach der Preuß. Staatsbahnen, [* 16] Sitz des Land- ratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Glatz), [* 17] Kataster- und Steueramtes, ist nach dem Brande von 1884 zum Teil neu aufgebaut, hatte 1890: 6854, 1895: 7079 E., darunter 609 Evangelische und 20 Israeliten, Postamt erster 5Aasse, Telegraph, [* 18] drei kath. Kirchen, darunter die neue Pfarrkirche St. Niko- laus, evang.Kircke (1867), Lorettokapelle, Rathaus, 1893 umgebaut, Schloß im Rokokostil, im 14. Jahrh, als Feste erwähnt, neues Amtsgericht, höhere Kna- ben- und Mädchenschule, Waisen-, Krankenhaus, [* 19] Hospital, Schlachthof, Kanalisation, Sparkasse, Vor- schuhverein; mechan. Weberei [* 20] und Färberei, Spin- nerei, Handweberei, chromolithogr. Anstalten, Stein- kohlenbergbau, Thongruben, bedeutenden Hausier- handel mit Decken, Teppichen, Tuchschuhen und Bändern. Die früher sehr bedeutende Tuchfabri- kation ist zurückgegangen. - Vgl. Klambt, ¶