(Quaddeln, pomphi) sind nicht wassergefüllte
Blasen, sondern bloß eine
Erhebung des durch
Ausschwitzungen (Ödem) geschwellten
Maschengewebes der Lederhaut, daher sie auch ohne alle
Spuren wieder verschwinden. Bisweilen sind sie mit roten Knötchen
(den geschwollenen Hautbälgen) besetzt (Nesselfriesel). Die Nesselsucht bricht unter heftigem
Jucken und
Brennen aus, bleibt längere
oder kürzere Zeit stehen und ist entweder von Fieberbewegungen, dem
Nesselfieber (Febris urticata), begleitet
oder verläuft fieberlos. In ersterm Falle ist meist der
Ausschlag von größerer Ausbreitung, wobei sich zuweilen etwas Abschilferung
zeigt, in letzterm ist er weniger ausgebreitet, verschwindet manchmal ganz und kehrt nach kurzer Zeit zurück, oder wandert
von einer
Stelle zur andern.
Die
Krankheit ist nicht ansteckend, steht oft mit leichten Verdauungsstörungen in
Verbindung und erscheint nicht selten bei
manchen
Personen nach dem Genuß von Muscheln,
[* 2]
Krebsen, Schnecken,
[* 3] manchen Fischen,
Pilzen,
Erdbeeren,
Käse u. s. w. infolge
einer
Idiosynkrasie (s. d.), nach äußern Reizen (Berührung der
Haut
[* 4] mit
Brennesseln, den
Haaren mancher
Raupen u. s. w.) und überhaupt bei
Personen, deren
Haut sehr reizbar ist. Die
Krankheit ist ungefährlich, wird aber manchmal
durch häufige Rückfälle lästig. Gegen das
Hautjucken werden kalte Douchen und
Umschläge, sowie Waschungen mit sehr verdünnten
Säuren und verdünntem
Citronensaft empfohlen; vorhandene Verdauungsstörungen müssen angemessen behandelt werden.
(Cnidaria), die umfangreichste Ordnung der Cölenteraten (s. d.),
ausgezeichnet durch
Giftdrüsen, die mit einem vorschleuderbaren
Faden
[* 5] (s.
Nesselorgane) in
Verbindung stehen und den beiden
andern Ordnungen der Cölenteraten, den Schwämmen (s. d.) und Rippenquallen
(s. d.), fehlen.
Julius, Agrikulturchemiker, geb. in
Kehl, errichtete 1859 mit Staatsunterstützung
die agrikulturchem.
Versuchsstation
Karlsruhe,
[* 6] die später zu einer Staatsanstalt wurde. Er schrieb: «Der
Tabak,
[* 7] seine
Bestandteile
und seine Behandlung» (Mannh. 1867),
Victor,Komponist, geb. zu Baldenheim bei Schlettstadt,
[* 8] studierte in
Straßburg
[* 9]
Theologie, wandte
sich aber dann in
Leipzig
[* 10] der
Musik zu. Er wurde 1871 Musikdirektor am dortigen Stadttheater, 1880 Direktor
des
Leipziger Sängerbundes; 1884 siedelte er nach
Straßburg über, wo er starb. Neßler hat eine große Anzahl von
Opern und Operetten geschrieben; 1864 wurde
die erste, «Fleurette», in
Straßburg aufgeführt, 1890 die letzte, «Die
Rose vonStraßburg», in
München.
[* 11] Weit bekannt und beliebt wurde er durch den «Rattenfänger
von Hameln»
[* 12] (1879) und den «Trompeter von Säkkingen»
(1884). Sehr beliebt sind auch mehrere von N.s Männerchören und Liedern. 1895 wurde ihm in
Straßburg ein
Denkmal (von Marzolff)
errichtet.
künstliche Wohnstätten, welche
Tiere zum Unterbringen und zur Aufzucht ihrer Nachkommenschaft herrichten und
welche bei gesellschaftlich lebenden
(Bienen,
Wespen,
Ameisen) zugleich dem ganzen
Volke als Aufenthaltsort dienen. Auch einsam
lebende
Wespen bauen Nest mit oft großer Kunstfertigkeit; desgleichen verfertigen viele
Spinnen
[* 15] für ihre
Eier
[* 16] Nest, und diese leiten, da sie aus von der
Mutter produzierten
Substanzen bestehen, zu den Eiercocons (s. Cocon) hinüber.
Eine Anzahl Mistkäfer
[* 17] machen aus
DungKugeln, welche sie mit ihren Eiern besetzen
(Skarabäen).
[* 18] Unter den Wirbeltieren bauen
eine Anzahl Fische
[* 19] (z. B. der
Stichling), einige tropische Laubfrösche, eine Anzahl Nagetiere
[* 20]
(Zwergmaus,
Eichhörnchen u. a. m.), besonders aber die
Vögel
[* 21] Nest. Manche
Vögel legen ihre
Eier einfach auf den
Boden (Seevögel), scharren
höchstens eine Vertiefung aus, in welche sie einige spärliche Hälmchen zusammentragen. Manche bauen aber auf dem
Boden
wirkliche Nest, welche sie bisweilen mit einem
Teile des eigenen Gefieders auspolstern (Eiderenten).
Andere benutzen vorhandene Erdlöcher (Prairiekäuze u. a.) oder graben selbst
(Eisvögel,
Bienenfresser,
Uferschwalben u. s. w.)
enge, am Ende sich erweiternde
Gänge zum Unterbringen ihrer
Brut. Nicht wenige suchen sich zu diesem Behufe Baumlöcher aus
(Wendehals, manche
Meisen), deren Zugänge sie unter Umständen mit
Lehm künstlich verengen
(Spechtmeise)
oder, wenn das Weibchen brütet, bis auf eine enge Futteröffnung gänzlich vermauern (Nashornvögel).
Die meisten Spechtarten verfertigen sich solche Baumlöcher selbst, während in
Indien einige
Arten derselben Familie ihre
Nest in den hängenden Bauten gewisser Baumameisen anlegen. Die meisten
Vögel indessen schleppen allerlei Material zusammen,
aus welchem sie in sehr verschiedener
Weise und in mannigfacher Abstufung der Kunstfertigkeit ihre Nest bauen.
Die
Talegallahühner scharren große Haufen verwesenden Laubes zusammen, in welche eine Anzahl Weibchen ihre
Eier gemeinsam
ablegen, und wo dieselben durch die sich entwickelnde Hitze der feuchten, modernden Pflanzenstoffe ausgebrütet werden (s.
Brüten).
Andere, wie die meisten
Raubvögel,
[* 22]
Tauben,
[* 23] einige
Sumpfvögel (Reiher,
Störche u. a. m.), fügen auf wenig
kunstvolle
WeiseReisig zusammen zu fast flachen Nest ohne Rand, aber mit um so größerm Durchmesser. Die meisten
Angehörigen
des Rabengeschlechts und viele
Singvögel machen ihre Bauten aus locker geflochtenem, ziemlich grobem Material
(Binsen,
Reisig,
trockne Pflanzenstengel allerlei Art) korbähnlich mit einer centralen Vertiefung. Die meisten
Singvögel
verwenden hierzu feineres Material, füttern das Bauwerk mit Federn und andern weichen Dingen aus und überkleiden es äußerlich
oft auf das zierlichste mit Flechten
[* 24] und
Moos. Manche Formen (Pirol,
Beutelmeise, Beutelstaar, Webervögel) flechten höchst
kunstreiche, meist nicht aufliegende, sondern an die
Spitzen von Zweigen gehängte Nest. Gewisse
Arten sind
sehr kapriziös in der
Wahl der
Substanzen, welche sie zum
Bauen verwenden; so benutzen manche
Kolibris
[* 25] bloß die Samenwolle
ganz bestimmter
Pflanzen, welche sie auf das
¶
mehr
geschickteste zu verfilzen verstehen, und einige ostind. Segler bedienen sich des vom Meere ausgeworfenen Tanges dazu. Bei
diesen letztern aber tritt noch ein anderes Moment mit in Thätigkeit, indem sie, wie es auch ihre Verwandte, unsere Turmschwalbe
thut, das zusammengetragene Nistmaterial mit ihrem Speichel zusammenleimen, ein Vorgang, der zu dem Nestbau
der zu derselben Sippe gehörigen Salangane (s. d.) hinüberleitet. Auch die echten Schwalben benutzen zum
Teil ihren Speichel, um Erdkrümelchen aneinander zu kitten.
Eine ganze Reihe Vögel verwenden überhaupt Erde zu ihren Bauten, sei es, daß sie dieselbe (wie die Singdrossel) als Unterlage
eines innen und außen aus vegetabilischen Substanzen konstruierten Nest verwerten oder dieses, wie der
südamerik. Töpfervogel, ganz aus derselben verfertigen. Großen Ruhm haben sich mit Recht in neuester Zeit die Bauten der
Laubenvögel (s. d.) erworben, welche indessen zum Teil keine eigentlichen Nest sind, sondern zur geschlechtlichen Zuchtwahl,
gewissermaßen als Tanzhäuser, in Beziehung stehen.
Auch bei uns verfertigen die Männchen mancher Vogelarten (z. B. des
Zaunkönigs) Nest, welche nicht zum Brüten oder zur Aufzucht der Nachkommenschaft dienen, teilweise auch anders beschaffen
sind als die hierzu bestimmten. Die Bedeutung dieser Spielnester ist noch nicht völlig aufgeklärt; wenn sie auch manchmal
als Nachtquartier benutzt werden mögen, so ist doch nicht einzusehen, weshalb sie derVogel dann nur zur
Brütezeit errichtet. Möglich ist, daß sie zur Ablenkung von Nachstellungen dienen. - Über die eßbaren Nest s. Indische Vogelnester.