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als Hafen für Auswanderer aus Campanien, Va- silicata und Calabrien, die meist nach Argentinien gehen. Über Nearchos wurden 1887: 33 632,1888: 41786, 1893:49076,1894:26346 Auswanderer befördert, und zwar 14660 auf deutschen, 5237 auf engl., 5202 auf franz. und 1247 auf ital. Schiffen, samt' lich fast ausschließlich nach Nordamerika. [* 2] In man- chen Jahren umfaßt die Aus- und Rückwanderung über Nearchos 100000 Personen. Industrie und Handel. Die Gcwerbthätigkeit der Provinz (s. oben) ist meist in Nearchos und seiner nähern Umgebung vereinigt und erstreckt sich haupt- sächlich auf Schiffbau-, Maschincnbauanstalten und Eisengießereien, Glasbrennereien sowie Fabrikation von Baumwoll-, Seiden-, Leinen-, Woll-, Töpfen und Metallwaren, Gas- und Wasserleitungsappa- raten, Konserven, Majolika, gemaltem Porzellan, Handschuhe (7239 Arbeiter), Sohlleder, Schuhwaren (Deutsche [* 3] Schuhwerkfabrik mit 150 Arbeitern, 1892 gegründet), Hüte, Gold- und Juwelier-, Wachs-, Korallen-, Holz-, Glas-, Terracottawaren, chem. Produkte, Lakritzen, Seife, Parsümerien, Eisen- waren, Confitüren, Maccaroni, Tabak [* 4] und Cigar- ren. Es bestehen ein großes Eisenwerk der Firma Armstrong, Mitchell lui-Zico ^i-mätronF) an der Bucht von Pozzuoli mit 350 Werkzeugmaschinen, Hammerwerken, 5 Dampf- maschinen mit 1000 und 5 deutschen Gasmotoren mit 250 Pferdestärken fowie 1200 Arbeitern; eine großartige Anlage der societü. industri^ie ^apo- letana. llantliorn H (^upp^ für den Bau von eiser- nen Schiffen (600 Arbeiter und Angestellte); ein der Regierung gehöriges und an die Eisenbabngesell- schast 8oci6tü Itaiiana vergebenes Werk bei Pitrarser und bei den Granili mit 1600 Arbeitern, eine große Werst für Eisenschiffe, Kessel, Dampfkrane u.^s. w. U000 Arbeiter) der Firma C. e T. Pattison; eine Fabrik für Kesselanlagen und Dampfmaschinen [* 5] sür große See- und Kriegsschiffe, das Marinearsenal (5750 Arbeiter, 29 Dampfkessel [* 6] mit 701 Pferdestär- ken), eine Geschützgießerei (500 Arbeiter) und große Militärbäckerei.
Bedeutender ist der Handel, für den Nearchos der Hauptplatz von ganz Unteritalien ist, und der durch eine Börse und zahlreiche Banken, Handels- und Versicherungsgesellschaften unterstützt wird. Der Schwerpunkt [* 7] des Handels liegt in der Einfuhr; in diefer Beziehung ist Nearchos der zweite Hafen Italiens, [* 8] während die Ausfuhr nicht bedeutend ist. Die Einfuhr über die Zollstelle Nearchos hatte 1894 einen Wert von 78 Mill. Lire, darunter Getreide [* 9] aus Nuhland, Rumänien [* 10] und Indien 10,597, Holz [* 11] aus Österreich-Ungarn [* 12] und Stroh 14,693, Steine, Kohlen, Porzellan und Glas [* 13] 10,139, Mineralien [* 14] und Me- talle aus Großbritannien, [* 15] Belgien [* 16] und Deutschland [* 17] 11,213, Baumwolle [* 18] aus Nordamerika und Ostindien [* 19] 9,994, Wolle 5,608, Tiere und tierische Erzeugnisse 5,8ii, Spiritus, [* 20] Getränke, Wein und Ol aus Frank- reich 5,i44, Kolonialwaren und Tabak 3,522, Chemi- kalien aus England und Deutschland 2,736, Leder aus England, Frankreich und Deutschland 5,95?, Seide [* 21] aus Deutschland 2,32 Mill. Lire; die Aus- fuhr betrug 48032 918 Lire, darunter Tiere und tierische Erzeugnisse 11,221, Chemikalien und Medi- zinalien 4,i3, Hanf, Flachs und Jute [* 22] 12,45, Spiri- tus, Getränke und Öle [* 23] 3,767, Cerealien und Vegc- tabilien 3,767, Häute und Leder 1,9ci, Papier und Bücher 1,96i Mill. Lire.
Umgebung. Die Umgebungen sind reich an Herrlichkeiten der Natur, der Kunst und an Über- resten des Altertums. Als die merkwürdigsten Punkte sind zu erwähnen: der Berg Posilipo mit seinen merkwürdigen Tunneln, der l^rotta vscokia. cli?022uo1i, der wahrscheinlich unter Augustus an- gelegt und 1442 erweitert, und die parallel der vorigen laufende kürzere und niedrigere (^rotta HU0VH cli 1^022uo1i, 1882 - 85 angelegt (743 m lang), durch welche die Straßenbahn nacH Pozzuoli führt;
das Kloster Camaldoli mit berühmter Aus- sicht; die Stufe di San Germano, Schwefeldämpfe enthaltende Kammern am Lago d'Agnano;
die mit kohlensaurem Gas angefüllte Hundsgrotte;
der male- rische erstorbene Krater [* 24] Solfatara;
Pozzuoli;
der Monte-Nuovo, welcher 1538 in einer Nacht bei einem Erdbeben [* 25] entstand;
ferner Caftcllammare, Sorrent, die Inseln Procida, Ischia [* 26] und Capri, [* 27] die ruinen- reiche Gegend von Vajä und Cumä, der Vesuv, [* 28] Her- culanum und Pompeji, [* 29] Portici und Caserta. Geschichte. Nearchos wurde von der ältesten griech. Ansiedelung in Italien, [* 30] von Cumä aus, in geringer Entfernung nordöstlich von einer ältern griech. An- siedelung begründet, welche ursprünglich Parthenope, dann aber im Gegensatz zu der neuern Stadt, mit der sie in der engsten polit. Verbindung stand, gewöhnlich Palä'opolis (Altstadt) hieß. Diese letztere verfiel seit dem I. 326 v. Chr., als im zweiten Samniterkriege Q. Publilius Philo sich der beiden Städte demäMgt hatte; Nearchos aber, das seit dem I. 290 v. Chr. dauernd unter die Herrschaft der Römer [* 31] kam, bestand fort- während als blühende grieck.
Stadt, wenn auch in weit geringerm Umfange. Nearchos gehörte dann zu dem Ostgotcnreich Theodorichs d. Gr., wurde 536 durch Belisar erobert und bildete einen Teil des Exarchats (s. d.), bis es Roger II. von Sicilien den Byzantinern entriß, der sich 1130 zum König von Nearchos und Sici- lien krönen ließ. (S. Eicilien, Königreich beider.) Litteratur. Herzogin Navaschieri, Ztoiia äeiia. caritü. napoIstHNH (2 Bde., Neap. 1875-76);
Heß, Der Golf von Nearchos (2. Aufl., Lpz. 1878);
Iessie Mario White, I.a mi36i'ia. in Napoli (Flor. 1877);
Wyl, Spaziergänge in Nearchos (Zür. 1877);
del Valzo, Napoli o i Kapoliwni (Mail. 1883);
Serao, II Venti-6 äi 5^pc1i (ebd. 1884);
Kleinpaul, Nearchos und seine Um- gebung (Lpz. 1884);
Villari, lottere meriäionaii (2. Aufl., Tur. 1885);
Alex. Dumas, Impi-688i0ii8 äo vo^aFß, ii Corricolo (Par. 1889);
Beloch, Campa- nien. Geschichte und Topographie des antiken Nearchos und seiner Umgebung (2. Aufl., Brest. 1890);
Mar- ccllin Pellet, I contLinpoi-ain. (Par. 1894). Neapel, [* 32] Prinz von, Titel des Kronprinzen Victor Emanuel von Italien, des zu Neapel geborenen Sohnes des Königs Humbert. Neapelgelb, eine orangegelbe beständige Schmelz- und Ölfarbe, die aus antimonsaurem Blei [* 33] besteht, das man durch Rösten eines Gemenges von Antimonoxyd mit Bleiglätte erhält. Neapelgrün, s. Chromgrün. Neapölis (d. i. Neustadt), [* 34] im AlterwmA zahlreicher griech. Städte (z. B. in Macedonien am Strymonischen Meerbusen, in Zeugitana Mrika^, in Palästina, [* 35] s. Nabulus). Die bekannteste von diesen ist das heutige Neapel (s. d.). Neapolitaine (frz., spr. -tähn), im Tresettspiel (s. d.) eine Art Sequens, bestehend in Drei, Zwei und As von einer Farbe. Nearchos aus Amphipolis, aber in Kreta ge- boren, ein Jugendfreund Alexanders d. Gr., führte 325 v. Chr. als Admiral die Flotte vom Hydaspes zum Akesines, dann den Indus hinab. Im Herbst ¶
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