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in dem verlassenen Kloster San Isidoro in Nom zu einem klösterlichen Kunstleben verbanden und im Anschluß an Fiesole und die Quattrocentisten (be- sonders Perugino) in der Präraffaelitischen Kunst (s. Präraffaeliten) ihr Ideal fanden. Nazareth, jetzt en-Nafira, ein offenes Land- städtchen zwischen Hügeln des niedergaliläischen Berglandes und wie im Altertum am Abhang einer Höhe, doch etwas tiefer gelegen, da sich die Spuren der alten Ortslage, Gräber und Cisternen, oberhalb des heutigen Städtchens finden. Neapel [* 2] wird weder im Alten Testament noch von dem jüd. Geschicht- schreiber Flavius Iosephus erwähnt; es war nach Joh. 1,46. ein verachteter Ort und verdankt seine jetzige Bedeutung lediglich dem Umstände, daß Je- sus Christus hier von seinen Eltern erzogen wurde und bis zu seinem öffentlichen Auftreten in Neapel lebte. Er führte daher den Beinamen «der Nazarener». In Syrien wurden die ersten Christen ebenfalls häufig nach Neapel benannt, und bei den Muslims ist der Name Naßrani (Mehrzahl Naßära) für Christ allgemein üblich geworden.
Die Syna- goge, in der Christus lehrte (Luk. 4,16. fg.), sowie das Haus der Maria zeigte man schon im 6. Jahrh., letzteres als Basilika. [* 3] (S. Loreto.) über der ein- zigen Quelle [* 4] N.s, bei der Maria mit dem Jesuskinde sicherlich oft Wasser geschöpft hat, steht jetzt die griech.-orthodoxe Kirche (schon im 8. Jahrh, er- wähnt). Sowohl in ihr als auch in der Kirche des Franziskanerklosters wird die Stätte der Verkündi- ! gung gezeigt. Für den «Berg des Herabsturzes» ! (Luk. 4,29,30). gilt eine 1 Stunde von Neapel entfernt gelegene Klippe.
Unter den 6000 Einwohnern sind etwa 4000 Christen, deren Mehrzahl der griech. Konfession (mit einem Erzbischof) angehört. Nazareth, Diakonenanstalt bei Bielefeld [* 5] (s. d.). Nazir, türk. Titel, s. Nasir. IW. (n. d.), Abkürzung für ^ota dene (s. d.). Xb, chem. Zeichen für Niobium (s. d.). neapel Br., in der Geographie Abkürzung für nörol. Breite [* 6] (s. d.). ftes Nordcarolina. X. n. Chr., Abkürzung für nach Christo; n. Chr. G. für nach Christi Geburt. Ndar, afrik.
Stadt, s.'Saint Louis. X. v. v., Abkürzung für Niederwald-Deputier- tcn-Convent (s. d.). Ndeni, eine der Santa-Cruzinseln (s. d.). für ^0i'tQ-Na3t, frz. X. H., Abkürzung engl. für Norä-^Lt, d. i. Nordost. Neagh, Lough (spr. lock neh), See in der irischen Provinz Ulster, der größte Großbritanniens, 31 km lang, 11 km breit, 400 gkm groß und bis 31 m tief. Er enthält wenige Inseln; die Ufer sind stach und sandig. Er fließt durch den Bann nach Neapel ab; Kanäle führen nach SW. und nach Belfast.
Nea-Kaimeni, Insel, s. Santorin. Nea-Korinthos, s. Korinth. [* 7] Neander, Aug. Wilh., prot. Kirchenhistoriker, geb. zu Göttingen [* 8] als Sohn jüd. Eltern, hieß eigentlich David Mendel, ließ sich 1806 taufen, studierte dann in Halle [* 9] und Göttingen, habilitierte sich 1811 in Heidelberg, [* 10] wurde 1812 außerord. Professor daselbst und 1813 ord. Pro- fessor zu Berlin, [* 11] wo er als Oberkonsistorialrat, Mit- glied des Konsistoriums der Provinz Brandenburg [* 12] und der Akademie der Wissenschaften starb.
Der Vermittelungstheologie angehörend, ist Neapel der Vater der sog. Pektoraltheologie («pectuZ 63t, unvollendete, nur bis 1431 reichende "Allgemeine Geschichte der christl. Religion und Kirche» (6 Bde., Hamb. 1825-52; 4. Aufl., 9 Bde., Gotha [* 13] 1863- 65). Ferner schrieb er: «über den Kaiser Iulianus und sein Zeitalter» (Lpz. 1812; 2. Aufl., Gotha 1867),
«Der heil. Bernhard und sein Zeitalter» (Berl. 1813; neue Ausg., Gotha 1889-90, von Deutsch), «Genetische Entwicklung der vornehmsten gnostischen Systeme» (Berl. 1818),
«Der heil. Chrysostomus und die Kirche» (2 Bde., ebd. 1821-22; 3. Aufl. 1848), «Denkwürdigkeiten aus der Geschichte des Christen- tums» (mit A. Tholuck, 3 Bde., ebd. 1822: 4. Aufl., Gotha 1866),
«Antignosticus. Geist des Tertullianus und Einleitung in dessen Schriften» (Berl. 1825; 2. Aufl. 1849),
«Geschichte der Pflan- zung und Leitung der christl. Kirche durch die Apo- stel» (2 Bde., Hamb. 1832-33; 5. Aufl., Gotha 1862; neuer Abdruck, ebd. 1890),
«Das Leben Jesu Christi in seinem geschichtlichen Zusammenhange» (gegen Strauß; [* 14] Hamb. 1837; 7. Ausg., Gotha 1873). Seine «Kleinen Gelegenheitsichristen» ver- einigte er in einer Sammlung (3. Aufl., Verl. 1829); «Wissenschaftliche Abhandlungen» (ebd. 1851) und die «Christl. Dogmengeschichte» (2 Bde., ebd. 1857) gab Iacobi heraus. Von seinen akademischen Vor- lesungen wurden von Beyschlag die «Auslegung der beiden Briefe an die Korinther» (ebd. 1859), von Mehner «Katholicismus und Protestantismus» (ebd. 1863) und von Erdmann «Vorlesungen über Geschichte der christl. Ethik» (ebd. 1864) veröffentlicht. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien in Gotha (14 Bde., 1862-75). -
Vgl. Krabbe, [* 15] Aug. Neapel (Hamb. 1852);
Wiegand, Aug. N.s Leben (Erf. 1889);
Harnack, Rede auf Auq. Neapel (Berl. 1889); K. Th. Schneider, August Neapel (Schlesw. 1894).
Neander, Joachim, Kirchenliederdichter, geb. um 1650 in Bremen, [* 16] studierte hier und in Heidelberg und wurde Rektor an der Lateinischen Schule in Düssel- dorf. Mit Spener befreundet, hielt er in Düsseldorf [* 17] private Versammlungen und veranlaßte seine An- hänger zur Trennung von der Kirche. Deshalb wurde er kurze Zeit suspendiert, doch versprach er 1677, sich von allen separatistischen Bestrebungen fern zu halten. 1679 ging Neapel als Prediger an St. Martini nach Bremen; er starb 1679 erschien von ihm eine Sammlung von 71 geist- lichen Liedern, von denen manche in die meisten Gesangbücher übergegangen sind. Das bekannteste seiner Lieder ist «Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren». -
Vgl. Iken, Joachim Neapel (Vrem. 1880).
sund Höhlenfunde. Neanderhöhle, Neanderthal, s. Mettmann [* 18] Neapaphos, Stadt auf Cypern, [* 19] f. Paphos. Neapel, ehemaliges Königreich, f. Sicilien, Königreich beider. Neapel.
1) Provinz im Königreich Italien, [* 20] im südöstl. Teil der Landschaft Campanien, grenzt im N. an die Provinz Caserta, im O. an Salerno, im 5. und W. an das Meer, hat 1066 (nach Strelbitskij 871) (ikm mit (1881) 1001245, nach Berechnung vom 1146033 E., d. i. 1075 auf 1 ^m, und zerfällt in die 4 Kreise [* 21] Casoria, Castellammare di Stadia, Neapel und Pozzuoli mit zusammen 68 Ge- meinden. Die Provinz ist die dichtbevölkertste des Landes. Sie ist in ihrer südl. und südöstl. Hälfte gebirgig, im nördl. Teile eben, im ganzen außer- ordentlich fruchtbar. Gebaut werden hauptsächlich Öl, Wein, Getreide, [* 22] Hanf, Baumwolle, [* 23] Kastanien, ¶
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Hülsenfrüchte, Sämereien, Obst- und Garten- gewächse; daneben bestehen Seiden- und Viehzucht. [* 28] Die Industrie erstreckt sich auf Geschütz-, Glocken-, Eisen-und Gelbgießerei, Maschinenball (26 Fabri- ken), Puddel- und Walzwerk, [* 29] Herstellung von schwe- rem Kriegsmaterial, Kesseln, Torpedos, [* 30] Kraftmaschi- nen, Schiffsmotoren, Eisenkonstruktionen, Eiscn- bahnmaterial, Draht, [* 31] Nägeln, Beleuchtungs- und Wasserleitungseinrichtungen, eisernen Möbeln, Prä- cisionsinstrumenten, Chemikalien (70 Fabriken), Weinstein, Schokolade und Konfekt, Handschuhen, Echuhwaren, Tapeten, Bronzen, Marmorskulpturen, Gold- und Silberwaren, Spielkarten, Spielwaren, Knöpfen, Musikinstrumenten und Darmsaiten, fer- ner von Lava- und Korallenarbeiten.
Bedeutend ist ferner die Eeidenindustrie, die Woll- und Baum- wollspinnerei und -Weberei, Posamentenindustrie, Spitzen-, Schleier- und Weihwarenfabrikation, Branntweinbrennerei, Sohlledergerberei, Mühlen-, Wein- und Holzindustrie. 1891 waren 35 gewerb- liche Aktiengesellschaften mit 121 Mill. Lire Kapital vorhanden; die für industrielle Zwecke ausgenützten Wasserkräfte entsprachen 1483 Pferdestärken; ferner waren 308 Dampfkessel [* 32] mit 8753, 35 Gas- und Petroleummotoren mit 446 Pferdestärken in Thätig- keit. Die Zahl der Arbeiter in Großbetrieben wurde auf 50000 geschätzt. Der Handel blüht besonders in der Hauptstadt und in Castellammare.
2) Neapel, ital. N2P0I1, das alte Neapolis, Haupt- stadt der Provinz Neapel, früher Haupt- und Residenzstadt des Königreichs beider Sicilien, liegt 40"51'nördl. Br. und 14° 16' östl.L. vonGreenwich, am Golf von Neapel, den im N. das Vor- gebirge Miseno, im NW. und W. die Inseln Procida und Ischia, [* 33] im SO. und S. das Vorgebirge Campanella und die Insel Capri [* 34] umschließen, am Fuße mehrerer Hügel und steigt vom Meere aus amphitheatralisch an. Seine Lage und Umgebung, die nur mit der von Konstantinopel, [* 35] Lissabon [* 36] oder Nio dc Janeiro verglichen werden kann, gehört zu den schönsten der Erde und hat Ver- anlassung zu dem Sprichwort «Vsäi Kapoli 6 poi moi-i» («Sieh Neapel und stirb») gegeben.
Die Stadt setzt sich nach O. in einer Reihe von Landhäusern, die zwischen Weinpflanzungen, Pinien- und Oran- genhainen liegen, Städten und Ortschaften (San Giovanni, Portici, Resina, Torre del Greco, Torre dell' Annunziata u. a.) fast bis nach Castellammare, südlich vom Vesuv, [* 37] fort. Das Klima von Neapel ist günstig, doch sind die Unterschiede in der Tempera- tur und Feuchtigkeit an einem und demselben Tage ost sehr bedeutend. Die mittlere Temperatur des Winters beträgt 10° (^., das Minimum im Januar zuweilen -3°,' die des Juni bis August 22 - 25", die höchste Wärme [* 38] 36°0. (Hierzu ein Stadtplan mit Verzeichnis der Straßen u. s. w. sowie Karte: Neapel und Umgebung.) Bevölkerung. [* 39]
Neapel, die volkreichste Stadt Ita- liens, hat (1881) 463161, mit Einschluß der Vororte 494314, nach Berechnung vom 31. Dez. 1894:539 395 und 706434 E. In Garnison liegen das 1., 2., 75. und 76. Infanterie-,das 13. Kavallerie-, das 24. Feld- artillerieregiment und 2 Compagnien Berfaglieri. Anlage, Straßen. Die Ausdehnung [* 40] der Stadt von der Straße Mergellina im W. bis zu den Kafernen am Sebeto im O. beträgt 7 - 8 km, die Breite von Capodimonte bis zum Castello del- l'Ovo etwa 5 km. Durch eine Linie von Capodi- monte über Saut' Elmo nach Pizzofalcone, die in den schmalen Felsen mit dem Castello dell'Ovo ausläust, wird die Stadt in zwei ungleiche Teile geteilt.
Von dieser Linie östlich bis zum Sebeto liegt der älteste und größte Teil der Stadt, der Hauptsitz des Handels, von Norden [* 41] nach Süden durchschnitten von der langen Hauptstraße, dem To- ledo (jetzt Via Noma). Die engen Straßen und Gassen dieses Stadtteils sind sehr dicht bewohnt und durch die hohen Häuser mit ihren vorspringenden Balkö- nen oft finster. Infolge der Verheerungen der Cho- lera 1884 (bis 1000 Erkrankungen und 5 - 600 Todesfälle täglich) sind die ungesunden Stadtteile niedergelegt und durch großenteils noch in der Aus- führung begriffene Strahendurchbrüche ersetzt wor- den; ferner sind neben einer ausgedehnten Kanali- sation zahlreiche Stadtteile außerhalb der Altstadt, namentlich im O. und ferner im W. auf der Höhe angelegt worden, welche 3^ Mill. hm Flächen- raum einnehmen und Wohnungen für 100000 Men- schen bieten; die Kosten dieser Sanierungsarbeiten (200 Mill. Lire) werden von der Gemeinde und dem Staat gemeinschaftlich getragen.
Der kleinere weftl. Stadtteil erstreckt sich westlich vom Pizzofal- cone am Meere, am Abhang des Berges und auf der Höhe (Vomero) westlich vom Castcllo Sant' Elmo hin. Von den Straßen (gti'lläa, via. und Lklita, d. i. eine ansteigende Straße), die meist mit Lava ge- pflastert, aber ungenügend mit Trottoir und zum Teil mit Stufen versehen und unfahrbar sind, sind die bedeutendsten die Etrada del Duomo und weiter nach O. der Corso Garibaldi, beide münden im S. in die Strada Nuova della Marina; vom Nordcnde der Via Noma führt die Strada Eal- vator Rosa zur Höhe von Sant' Elmo hinauf, von ihr zweigt sich der 1875 vollendete Corso Vittorio Emanucle ab, welcher in Windungen und zum Teil auf Viadukten um die Höhe Sant' Elmo herumgeführt ist, daun am Abhang weiter läuft und allmählich sich fenkend über den Platz von Piedigrotta auf die Mergellina mündet, mit vorzüglichen Aussichten auf die Stadt, Golf und Vefuv;
an demfelben lie- gen zahlreiche Hotels;
seine westl. Fortsetzung, die 1885 vollendete Via Tasso, steigt langsam zur Höhe des mit zahlreichen Villen besetzten Posilipo hinauf; nach NO. führt die Strada Foria.
An der längs des Meers sich nach W. erstreckenden Riviera di Chiaja wohnt und bewegt sich, besonders des Abends, die vornehmere Welt. Diese Straße ent- hält stattliche Gebäude, vor denen sich die Villa Nazionale (früher Reale) hinzieht, eine 1780 an- gelegte, seitdem mehrfach erweiterte Parkanlage, die von dem Meere durch den breiten Quai Via Caracciolo getrennt ist; die Fortsetzung der Chiaja bildet die Strada di Mergellina und weiter nach SW. die Strada Nuova di Posilipo, welche 1812 unter König Murat begonnen und 1823 vollendet wurde. Die Ostseite des Pizzofalcone bildet die Strada Santa Lucia. Plätze, Denkmäler. Unter den öffentlichen Plätzen (pia22k, wi'Fo) sind die schönsten der Largo della Vittoria, die Piazza Umberto, del Plebiscito mit großartigem Springbrunnen, San Ferdinande, die Hauptstation der Pferdebahnen und Omnibusse, dcl Municipio mit dem Denkmal Emanuels II., de' Martin mit der Colonna de' Martin, einem 1864 errichteten Denkmal für die in den Revolutionen ¶