Karl Friedr., Krystallograph, Mineralog und Geognost, der älteste Sohn
des vorigen, geb. zu
Dresden,
[* 3] studierte an der
Bergakademie in
Freiberg,
[* 4] in
Leipzig
[* 5] und
Jena
[* 6] und machte 1821‒22 eine
wissenschaftliche
Reise nach
Norwegen,
[* 7] als deren
Frucht die «Beiträge zur Kenntnis
Norwegens» (2 Bde., Lpz.
1824) erschienen. 1823 habilitierte er sich in
Jena, 1824 in
Leipzig, wurde 1826 Professor der
Krystallographie
und Disciplinarinspektor an der
Bergakademie in
Freiberg, erhielt 1835 die Professur der Geognosie daselbst und den
Auftrag
zur Bearbeitung der geognost.Karte von
Sachsen.
[* 8] 1842 kam Naumann als Professor der Mineralogie und Geognosie an die
UniversitätLeipzig, wo er bis 1871 wirkte. Er wurde 1866 zum
Geh.
Bergrat ernannt und starb in
Dresden. Naumann hat namentlich eine Reihe trefflicher und weit verbreiteter
Hand- und Lehrbücher
für die von ihm vertretenen Disciplinen veröffentlicht. Hierhin gehören, außer verschiedenen krystallographischen Lehrbüchern,
besonders die «Elemente der Mineralogie» (Lpz.
1846; 12. Aufl., von F.
Zirkel bearbeitet, 1885) und vor allem das unübertroffene «Lehrbuch der Geognosie»
(2 Bde., ebd. 1849‒54; 2. [nicht ganz beendigte] Aufl., 3 Bde.,
ebd. 1858‒72). Zu der von ihm mit Cotta bearbeiteten «Geognost.
Specialkarte des Königreichs
Sachsen» (12
Blatt,
[* 9]
Dresd. 1834‒43)
verfaßte Naumann die «Erläuterungen» (Heft 1‒5, ebd. 1836‒45; 2. Aufl.,
Heft 1‒4, 1845). Später veröffentlichte er eine «Geognost.
Beschreibung des Kohlenbassins von
Flöha in
Sachsen» (Lpz. 1865),
die «Geognost. Karte des erzgebirgischen
Bassins» (2 Sektionen,
ebd. 1866) und die «Geognost. Karte der Umgegend von Hainichen im Königreich
Sachsen» (ebd. 1871).
Mor. Ernst
Adolf,
Arzt,
Bruder des vorigen, geb. zu
Dresden, studierte 1816‒20
in
LeipzigMedizin, habilitierte sich 1824 als Privatdocent daselbst, wurde 1825 außerord. Professor in
Berlin,
[* 10] 1828 ord. Professor
inBonn.
[* 11] 1851 wurde er Direktor des gesamten Klinischen
Instituts und bald darauf
Geh. Medizinalrat. Er legte 1864 die Leitung
der Klinik nieder und starbinBonn. Seine Hauptwerke sind das «Handbuch der mediz. Klinik»
(Bd. 1‒8, Berl. 1829‒39; 2. Aufl.,
Bd. 1, ebd. 1847),
die «Pathogenie» (mit 3 Fortsetzungen, ebd. 1840‒44),
die
«Allgemeine Pathologie und
Therapie» (Bd. 1,
ebd. 1851) und die «Ergebnisse und
Studien aus der mediz. Klinik zu
Bonn» (2 Bde., Lpz.
1858‒60).
1)
Kreis
[* 13] im preuß. Reg.-Bez. Merseburg,
[* 14] hat 162,33 qkm und 1890:
33214,1895: 35069 (16641 männl., 18428 weibl.) E., 2
Städte, 40 Landgemeinden und 6 Gutsbezirke. – 2) Naumburg an der
Saale,
Kreisstadt im
Kreis Naumburg, nahe der Einmündung der
Unstrut in die
Saale, an der Linie
Halle-Bebra und der
NebenlinieNaumburg-Artern (55,5 km) der
Preuß. Staatsbahnen,
[* 15] Sitz des Landratsamtes, eines Oberlandesgerichts (Landgerichte
Dessau,
[* 16]
Erfurt,
[* 17] Halberstadt,
[* 18]
Halle
[* 19]
a. d. S.,
Magdeburg,
[* 20] Naumburg, Nordhausen,
[* 21]
Stendal),
[* 22] eines Landgerichts mit 15
Amtsgerichten
(Cölleda, Eckartsberga,
Freyburg
a. d.
U., Heldrungen, Hohenmölsen,
Lützen,
[* 23]
Mücheln, Naumburg,
Nebra, Osterfeld, Querfurt,
Teuchern,
Weißenfels,
[* 24]
Wiehe, Zeitz),
[* 25] Domkapitels,Bezirkskommandos und einer Reichsbanknebenstelle, hatte 1890: 19793, 1895: 21202 (9884 männl., 11318 weibl.)
E., darunter 558 Katholiken und 31 Israeliten, in Garnison das 2.
Bataillon des Füsilierregiments Nr. 36, Postamt erster
Klasse,
Telegraph,
[* 26] Dampfstraßenbahn zwischen Bahnhof und Stadt, einen
Dom, vier andere evang.
Kirchen, eine kath.
Kirche, ein
Domgymnasium, 1290 inUrkunden nachweisbar, Realprogymnasium und Realschule, höhere Mädchenschule; Wasserleitung,
[* 27] Kanalisation, Schlachthof, Gasbeleuchtung; Fabrikation von Wollwaren, Kämmen, Leder, Seife und
Bürsten, Kunsttischlerei,
Glas- und Porzellanmalerei, bedeutenden
Weinbau und
-Handel sowie eine von
Kaiser Maximilian 1514 privilegierte, jetzt unbedeutende
Messe.
Sehenswert sind die Domkirche in spätroman. und frühgot.
Stil, mit vier
Türmen und Denkmälern altdeutscher
Kunst an
Statuen, Schnitz- und Gußwerken, Gemälden
u. dgl., und das alte Schloß am Markte, erbaut für
HerzogMoritz von
Sachsen-Zeitz,
der 1653‒63 hier residierte. Der
Dom ist 1883 restauriert und einer der
Türme umgebaut, ein dem letztern gleicher vierter
Turm
[* 28] 1894 durch ein Geschenk des
Kaisers Wilhelm Ⅱ. neu errichtet worden. Die Errichtung einer
Kadettenanstalt
ist geplant. Das jährliche Kinderfest, das
Hussiten- oder Kirschfest, soll seine Entstehung dem
Angriff der
Hussiten auf die
Stadt unter Prokop verdanken. Durch die Fürbitte der
Kinder sei Prokop erweicht worden, habe die
Belagerung aufgehoben
und die
Kinder mit Kirschen bewirtet. Es ist jedoch nachgewiesen, daß die
Hussiten nicht bis vor Naumburg gekommen
sind, wohl aber später böhm. Hilfstruppen im sächs. Bruderkriege.
In der Gegend von Naumburg lag einst die Stadt
Jena, deren
Stelle jetzt das Dorf Großjena einnimmt, der Stammsitz Eckards Ⅰ.,
Markgrafen von Meißen
[* 29] und
Thüringen (982‒1002), der die nach ihm benannte Eckardsburg bei Eckartsberga
(s. d.) und auf der
Stelle, wo jetzt das Oberlandesgerichtsgebäude in Naumburg steht, die Neuenburg
[* 30] erbaute, im Gegensatze zu der über dem
nahen Dorf
Altenburg
[* 31] (Almerich) einst befindlichen
Altenburg. In der Nähe dieser Neuenburg
gründete Markgraf Eckard eine den
ApostelnPetrus undPaulus geweihte Stiftskirche und ein dem heil.
Georg zugeeignetes Benediktinerkloster.
Unter Eckards
Söhnen war Naumburg so bedeutend, daß es 1028
Stadtrecht erhielt und der Bischofssitz von Zeitz dahin verlegt wurde.
Nach dem
Tode des letzten kath.
Bischofs, Julius Pflug,
[* 32] 1564, kam die
Verwaltung des
Stifts an Kursachsen, welches stets die
Schutzgerechtigkeit über dasselbe behauptet hatte. Es wurde 1656 einer Seitenlinie des sächs.
Hauses,
Sachsen-Zeitz, zugeteilt, nach deren
Absterben es 1718 wieder an Kursachsen kam. Das
Stift wurde 1815 mit an
Preußen
[* 33] abgetreten. –
Vgl. Lepsius, Die Sage von den
Hussiten vor Naumburg (Zeitz 1811);
Naumburg an der
Saale, sein
Dom und
andere altertümliche Bauwerke (in Puttrichs
«Denkmale der
Baukunst
[* 34] des Mittelalters in
Sachsen», Abteil. 2, Bd.
1, mit Tert von Lepsius, Lpz. 1841‒43);
Köster (ebd. 1892); Krottenschmidt, NaumburgerAnnalen vom J. 1305 bis 1547, hg. von Köster (ebd. 1893); Lange, Chronik des
Bistums Naumburg, hg. von Köster (ebd. 1893). – 3) Naumburg am Queis, Stadt im KreisBunzlau
[* 38] des preuß. Reg.-Bez. Liegnitz,
[* 39] an der Mündung
der Ivenitz in den Queis, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Liegnitz), hatte 1890: 2165 E., darunter 728 Evangelische,
1895: 1962 E., Post, Telegraph, ein ehemaliges Nonnenkloster der Magdalenerinnen, 1217 durch Heinrich den Bärtigen gestiftet
und 1810 säkularisiert, sowie bedeutende Fabrikation von Töpfergeschirr. – 4) Naumburg in Hessen,
[* 40] Stadt
im KreisWolfhagen des preuß. Reg.-Bez. Cassel, am Flüßchen Elbe, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht
Cassel), hatte 1890: 1246, 1895: 1320 E., darunter 374 Evangelische und 51 Israeliten, Post, Telegraph; Fabrikation von Thon-,
Holzwaren und Mühlsteinen. – 5) Naumburg am Bober, Stadt im Kreis Sagan
[* 41] des preuß. Reg.-Bez. Liegnitz, am Einfluß der Briesnitz
in den Bober, hatte 1890: 819, 1895: 842 E., darunter 84 Katholiken, Post, Telegraph, Solquellen und Viehmärkte.