Eine
Blumenlese aus den deutschen Mystikern
des 14. Jahrh. (4. Aufl., Graz
[* 4] 1895); Julius Köstlin, Die
Begründung unserer sittlich-religiösen Überzeugung (Berl. 1893);
Marx, Idee und Grundlinien einer allgemeinen Geschichte der Mystik (Heidelb. 1893).
Lade, gewöhnlich
Cista mystica genannt, ein cylindrischer Behälter von Flechtwerk, der in den antiken
Mysterien
(besonders des Dionysos)
[* 5] eine große Rolle spielte und in spätern
Zeiten mit Vorliebe als deren
Symbol hervorgehoben
wird.
Auf Abbildungen steht diemystische Lade gewöhnlich halbgeöffnet auf der Erde und eine Schlange
[* 6] kommt daraus
hervor. -
zwei Voralpengipfel der Sihlgruppe in den
Glarner Alpen (s. Westalpen), nordöstlich von Schwyz,
in der
Wasserscheide
zwischen Sihl (Limmath) und Muota (Reuß).
[* 8]
Der
Große Mythen, ein steiler
Kegel aus Jurakalk, seit dem
Waldbrand von 1800 fast kahl, 1903 m
hoch, wird oft bestiegen.
DerKleine Mythen, vom großen durch den Zwischmythensattel (1441 m) getrennt, ist 1815 m
hoch;
Schriftsteller des
Altertums, die seit der alexandrinischen Zeit Sagen und
Dichtungen der frühern
Zeiten
in Prosa bearbeiteten und zusammenstellten. Die wichtigsten Reste der
Schriften griechischer Mythographen sind die
«Bibliotheca» des Apollodor, die nur bei
Photius im
Auszug erhaltenen «Narrationes» des Konon, die «Narrationes
amatoriae» des
Parthenius, die
«Transformationes» des
Antoninus Liberalis, die dem
Eratosthenes beigelegten «Katasterismen».
Auch rechnet man dazu das Werk des
Cornutus (s. d.)
«Über das Wesen der
Götter» und die Homerschen
Allegorien
des Heraklitus, die eine vorwiegend philos.
Tendenz haben.
In den Sammlungen der röm. «Mythographi»
finden sich namentlich die «Fabulae» des
Hyginus, die «Mythologica» des Fulgentius, des Luctatius Placidus «Narrationes
fabularum» (aus Ovid),
das erst im Mittelalter von einem Albericus geschriebene
Buch«De deorum imaginibus» u. a. Eine
Ausgabe der «Mythographi graeci» veranstaltete Westermann (Braunschw.
1843; von einer Neubearbeitung derselben durch
Wagner u. a. ist Bd. 1, enthaltend
«Apollodori bibliotheca», Lpz. 1894, und Bd.
2, Werke von
Parthenius und
Antoninus Liberalis enthaltend, ebd. 1896, erschienen); die «Mythographi latini»
gaben Muncker (2 Bde., Amsterd.
1681) und
van Staveren (2 Bde.,
Leid. 1742) heraus, wozu dann noch
die
Ausgabe der drei «Mythographi Vaticani»,
von denen wenigstens der erste noch dem heidn.
Altertum angehört, durch Mai (in «Auctorum classicorum»,
Tl. 3,
Rom
[* 9] 1831) und
Bode (in den «Scriptores rerum mythicarum latini», 2 Bde.,
Celle
[* 10] 1834) gekommen ist.
und Mytholŏgie. Der Wortbedeutung nach ist Mythus zunächst soviel wie Rede, Erzählung,
so bei
Homer; aber schon die spätern Griechen gebrauchen das Wort für Erzählung aus vorhistor. Zeit. Jetzt versteht man
unter Mythus im engern
Sinne, im Unterschied von Sage, einmal eine Erzählung, deren Mittelpunkt ein göttlichem Wesen ist,
und dann den in konkreter Erzählungsform auftretenden religiösen
Glauben. Mythologie als Wissenschaft
des Mythus ist zunächst der
Inbegriff aller Erzählungen von
Göttern, dämonischen und halbgöttlichen Wesen; dann aber auch
die
Lehre
[* 11] von den
Vorstellungen der
Völker über ihre
Götter, deren Wesen und
Thun und deren Kult.
Die Entstehung des Mythus hat man sich folgendermaßen zu denken. Die Kräfte, welche die Naturerscheinungen
bedingen, abstrakt als Kräfte aufzufassen, als Wärme,
[* 12] Elektricität u. s. w., vermag nur
das abstrakte
Denken, während der Naturmensch, ebenso wie das
Kind, den Dingen der umgebenden Natur unmittelbar die Eigenschaft
des Lebens beilegt, sowie sie eine Thätigkeit auszuüben scheinen. Erst auf einer höhern
Stufe der
Entwicklung gelangen
beide zu der Erkenntnis, daß man bei jeder Thätigkeit eine wirkende Kraft
[* 13] voraussetzen muß.
Mit
Notwendigkeit setzt also eine Zeit, in welcher die
Phantasie überwiegt, an
Stelle der abstrakten Naturkräfte willensbegabte
Persönlichkeiten, von denen die in ihrer Wirkung wahrgenommene Kraft ausgeht.
Da aber die Kräfte und deren Wirkungen immer
dieselben oder wenigstens immer ähnlich bleiben, so erscheinen sie als die den Persönlichkeiten anhaftenden
Eigenschaften. Je nachdem nun die Wirkungen, welche man dem Willen dieser oder jener Persönlichkeit zuschrieb, dem
Menschen
gegenüber segensvoll oder verderblich waren, erschien die Persönlichkeit als eine freundliche oder als eine feindliche.
Da ferner im einen wie im andern Falle die Wirkungen und also auch die sie hervorbringenden Persönlichkeiten
über menschliche Kraft erhaben, der menschlichen Einwirkung entzogen waren, so erscheinen diese
Personen selbst als übermenschliche
Wesen, d. h. als Gottheiten, und zwar mußte man notwendig in der auf den unmittelbaren Eindruck
bauenden Zeit so viele Gottheiten annehmen, wie man voneinander unabhängige Kräfte wahrzunehmen glaubte.
Von diesen göttlichen
Personen fühlt sich in jedem Augenblick seines Lebens der
Mensch abhängig; der
Mensch tritt seinen
Gottheiten gegenüber in ein religiöses Verhältnis, fühlt gegen die freundlichen Liebe und Verehrung, vor den feindlichen
Furcht und
Scheu, sucht die freundlichen durch Gebet und Opfer für sich zu gewinnen, die feindlichen durch
dieselben
Mittel zu entfernen oder zu versöhnen. Aber nicht allein auf den
Menschen, sondern auch direkt aufeinander wirken
die Naturerscheinungen bedingend ein; es müssen also die sie vertretenden göttlichen
Personen auch zu einander in bestimmten,
dauernden Verhältnissen stehend vorgestellt werden. Je nachdem die von ihnen ausgehend gedachten Kräfte
sich fördern oder aufheben, erscheinen sie in Liebe und Haß gegeneinander, und
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mehr
aus der Verschiedenheit der Kräfte ergiebt sich das Verhältnis der Neben- und Unterordnung der göttlichen Personen zu einander.
Die auf Naturwahrnehmung gestützten physischen Mythen haben also bei jedem göttlichen Wesen einen festen Hauptcharakterzug
und ein bestimmtes Verhältnis sowohl zu andern Göttern wie zum Menschen ausgeprägt. Es wird nun auf Grund
der ursprünglichen Gestaltung fortgebaut und der Charakter jedes Gottes nach Analogie des ursprünglichen Typus und unter Mitwirkung
des Verhältnisses, in welchem er zu andern göttliches Wesen steht, ausgeführt. Die Folge ist, daß auch die Beziehung des
so vollendeten, göttlichen Wesens zum Thun und Treiben des Menschen sich vermannigfacht und daß, je fester
sich infolgedessen das religiöse Verhältnis setzt, um so mehr die ursprüngliche physische Gestaltung des göttlichen Wesens
in den Hintergrund, die ethische dagegen in den Vordergrund tritt. Da jedoch auch auf dieser Stufe noch die den Mythus bildende
Menschheit selbst nur nach Naturtrieben, nicht nach einem sittlichen Gesetz handelt, so kann sich dieses
auch noch nicht bei der Schilderung der Götter und ihrer Handlungen zeigen.
Aus dieser Zeit stammen die vielen, später unsittlich erscheinenden Züge der Göttersage, welche bei dem Fortschreiten
des sittlichen Bewußtseins wohl hier und da abgeschwächt, nicht aber ganz getilgt worden sind. Das ist die Entwicklungsstufe,
auf welcher die griech. Götter in der griech. Poesie und Kunst stehen: sie sind ethische, potenziert menschliche Wesen, denen
aber auch alle menschlichen Schwächen anhaften. (S. Griechische Mythologie.) Auf gleicher Stufe stehen auch die nordgerman.
Gottheiten.
Als letzte Phase dieser fortarbeitenden mythischen Thätigkeit ist die vollendete Vermenschlichung ursprünglich göttlicher
Wesen zu bezeichnen. Diese ist nur dann möglich, wenn die Naturbedeutung gegen die ethische Entwicklung
zurückgetreten ist, und sie erfolgt wohl am häufigsten durch die Berührung der verschiedenen Stämme, welche Gottheiten
gleicher Geltung haben. Da, wo sich nicht beide miteinander völlig und unter einem Namen verbinden können, tritt die eine
Gottheit in ein abhängiges Verhältnis zu der andern, oder sie wird gänzlich von ihr verdrängt.
Letzteres ist namentlich bei feindlichem Zusammenstoß verschiedener Stämme anzunehmen. Die vermenschlichte Gottheit erhält
dann eine neue menschliche Genealogie, in der sich ihr gegenüber die letzte Thätigkeit des Mythus offenbart, tritt aber
dann aus dem Gebiete des Mythus in das der Sage (s. d.) über,
welche auf ihre Weise an das vom Mythus Überkommene anknüpft und daran fortspinnt. Eine andere Reihe mythischer Gestalten
entwickelt sich aus der Vorstellung, daß die Seelen der Verstorbenen in verschiedenen Formen fortleben und in mancherlei
Gegenständen oder Wesen wirksam seien (s. Ahnenverehrung und Fetischismus).
Die Aufgabe der wissenschaftlichen Mythologie ist die Sammlung, Deutung und Geschichte der Mythen. Schon im Altertum haben viele
Philologen und Philosophen Sammlungen oder Deutungen der Mythen unternommen. (S. Mythographen.) Die moderne wissenschaftliche
Mythologie beginnt nach schwachen ältern Versuchen (Boccaccio, Lil. Gyraldus, Natalis Comes, Is. ^[Isaac] Vossius, Banier) mit
Heyne, Creuzer, Voß und O. Müller. Es sind die verschiedensten Principien der Mythendeutung aufgestellt,
je nachdem man
dem Mythus einen physischen, oder einen ethischen, oder einen pragmatisch-histor.
Inhalt zuschrieb; je nachdem man ihn ferner aus dem Volksglauben oder aus uralter Priesterweisheit und Spekulation ableitete,
und je nachdem man seine Quelle
[* 15] in Griechenland
[* 16] selbst oder im Orient suchte. Die Mythenforschung muß zuerst
den umgekehrten Weg gehen, den die Mythenbildung gegangen ist: sie muß das allmählich Vereinigte auflösen, nicht sowohl
um zu dem einen und letzten Kern des Mythus, der ursprünglichen Anschauung zu gelangen, als vielmehr, um die verschiedenen
Phasen nachzuweisen, welche ein göttliches Wesen durchgemacht hat, und so denStoff zu einer Geschichte
der Mythen und des religiösen Glaubens zu liefern, welche die einzelnen Mythen und ihre Gesamtheit dann wieder von ihrer Entstehung
bis zu ihrer Auflösung verfolgt, also Sammlung und Deutung der Mythen vereinigt. Dabei wäre es aber falsch, einen Sagenzug
bloß deshalb für jung zu erklären, weil er nur in spätern Quellen überliefert ist, denn abgesehen davon, daß so viele
ältere Schriftsteller verloren gegangen sind, aus denen derselbe entlehnt sein kann, sind sicherlich auch manche uralte
in Lokalsagen erhaltene Mythen erst spät in die litterar. Tradition übergegangen.
Ähnlich wie bei der Philologie verstand man früher unter Mythologie ausschließlich oder in der Hauptsache
die klassische Mythologie, d. h. die Mythologie der Griechen und der Römer,
[* 17] wie diese nach Aufnahme der griechischen und Verschmelzung
mit einheimischen Elementen in röm. Litteratur und Kunst uns entgegentritt. Der Griechischen Mythologie (s. d.) ist die der
verwandten indogerman. Völker (s. Indogermanen) zur Seite getreten, namentlich der Inder, Slawen (s. Slawische Mythologie),
Kelten und Germanen (s. Deutsche Mythologie und Nordische Mythologie), und ebenso ist man an die Erforschung der einheimischen
Mythologie und Religion der italischen Völkerschaften gegangen (s. Römische Religion).
[* 18]
Die ursprünglich allen diesen Völkern gemeinsamen religiösen Vorstellungen und Mythen untersucht dann
die Schwester der vergleichenden Sprachforschung: die vergleichende Mythologie. Als die bedeutendsten Vertreter dieser Wissenschaft
sind AdalbertKuhn, MaxMüller, Wilhelm Mannhardt und E. H. Meyer zu nennen. Versuche einer Darstellung der gesamten vergleichenden
Mythologie der indogerman. Völker machten Cox («The mythology of the Aryan nations», 2 Bde.,
Lond. 1870; neue Aufl. 1882) und Schrader («Die
Grundzüge des altarischen Götterglaubens», 1880, und «Sprachvergleichung und Urgeschichte», Jena
[* 19] 1883). Dasselbe versuchte
vom religionsphilos. Standpunkt aus Asmus («Die indogerman. Religion in den Hauptpunkten ihrer Entwicklung», 2 Bde., Halle
[* 20] 1875-77);
Lippert («Die Religionen der europ. Kulturvölker», Berl. 1881) behandelt
im besondern den Seelenkult. Doch hat neuere Forschung ergeben, daß keine von den Parallelen, aus denen
man einen indogerman. Götterglauben erschlossen hatte, haltbar ist. -
Vgl. O. Gruppe, Die griech. Kulte und Mythen in ihren
Beziehungen zu den orient.
Religionen, Bd. 1 (Lpz. 1887),
worin neben der im Titel genannten Untersuchung eine scharfe Kritik aller bisherigen Methoden der Mythendeutung
gegeben wird.
Endlich aber hat die Forschung noch weitere, endlose Gebiete betreten. Wenn die Völker indogerman. Stammes auch auf dem Gebiete
der
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