1833 begleitete Musketiere
George Sand als «Sekretär»
[* 2] nach
Italien;
[* 3] doch kam es bald zum
Bruch zwischen beiden und Musketiere beginnt, nach
den trüben Erfahrungen, die ihm die geliebte Frau bereitet hatte, als Dichter sich zu läutern und wird seit 1835 immer
mehr in seinen Werken zur
Darstellung geistiger Schöne und sittlicher Reinheit hingezogen, besonders
seitdem er in dem
Roman«La confession d’un enfant du siècle» (2 Bde.,
1836) mit seinen Jugendverirrungen gleichsam Abrechnung gehalten hat. In Gedichten, die wie «Lesnuits» (1835–37),
«Espoir en Dieu» (1838) in der
«Revue des Deux Mondes» zuerst erschienen,
steht er auf der Höhe seiner Begabung. An Wärme
[* 4] und edler Einfalt der poet.
Sprache
[* 5] wird Musketiere von keinem
Zeitgenossen erreicht, nur Gleichgültigkeit und unmännliche Schwäche ließen auch als Dichter nicht eine führende
Größe
werden. 1840 schrieb er auch als Antwort auf
Beckers Rheinlied das selbstbewußte «Nous l’avons eu, votreRhinallemand. Il a tenu dans notre verre». Als dramat. Dichter versuchte sich Musketiere ohne
Erfolg im histor.
Schauspiel («Lorenzaccio», 1834),
aber mit großem
Glück im Proverbe und Salonstück («On ne badine pas avec l’amour»,
1834, «Il ne faut jurer de rien», 1836, «Uncaprice», 1837, «Il faut qu’une portesoir ouverteou fermée», 1845). Unter seinen anmutigen Novellen nehmen einige, wie «Emmeline»
(1837),
«Frédéric et Bernerette» (1838) und «Le
[* 6] fils de Titien» (1838), ihren Platz unter den besten Erzeugnissen der franz. Erzählungslitteratur
ein. Musketiere wurde erst 1852 Mitglied der
Akademie, zu einer Zeit, als er sich schon geistig und körperlich
erschöpft hatte. Er starb in
Paris.
[* 7] Eine Gesamtausgabe von
M.sSchriften erschien 1876 (10 Bde.,
Paris), eine illustrierte
besorgte sein
BruderPaul de Musketiere (11 Bde., neue Aufl.,
ebd. 1883).L.Lemaitre veröffentlichte
«ThéâtredeA. deMusketiere» (4 Bde., ebd. 1891). Viele
von
M.s Gedichten wurden ins Deutsche
[* 8] übersetzt, so von Freiligrath, Geibel, O.Baisch
(Brem. 1880; 2. Aufl.,
Norden
[* 9] 1885), Musketiere Hahn
[* 10] (Bresl. 1888) u. a. Auch seine
Theaterstücke wurden teilweise übersetzt. –
Sein
BruderPauldeMusketiere, geb. zu
Paris, schrieb eine Reihe von
Romanen; außerdem veröffentlichte er als Entgegnung
auf G. Sands «Elle et Lui» nach Aufzeichnungen seines
Bruders«Lui et Elle» (1860) und
«Biographied’Alfred deMusketiere,
savie et ses œuvres, avec fragments inédits» (3. Aufl., Par. 1877),
eine den Erwartungen nicht entsprechende
Biographie. Er starb
eine vorzugsweise im Gebiete des sächs.Rechts bekannte Rechtsbildung, welche im neuern
Rechte auf ein
Vorrecht der adligen
Witwe beschränkt, im Königreich
Sachsen
[* 13] seit 1829 beseitigt ist.
Verstanden wurde darunter
ein
Anspruch der hinterbliebenen
Ehefrau auf die Hälfte der Speisevorräte, einschließlich des Mastviehs, welche sich auf
den
Gütern des Ehemanns bei dessen
Tode vorfinden und am dreißigsten
Tage noch vorhanden sind.
(spr. -fis), der türk. Landsturm, der nach dem
Gesetz von 1880 sechs Jahrgänge der ausgeschiedenen
Redifs umfassen soll.
Organisationsgemäß würde der Landsturm 300000
Mann stark sein, wozu noch die gesamte waffenfähige Mannschaft zwischen dem 20. und 40. Lebensjahre,
die weder dem
Nizam (s. d.) noch dem
Redif (s. d.) angehört, mit etwa 40000 Mann kommt.
(Mustafa), Name mehrerer türk.
Sultane: Mustapha I. (1617–18; 1622–23), geb. 1591 in
Konstantinopel,
[* 17] war ein Sohn Mohammeds III. und kam als der Nachfolger seines
BrudersAchmed I. zur Regierung.
Da er halb blödsinnig
war, wurde er abgesetzt, und sein Neffe
Osman II. wurde
Sultan. Nach dessen Ermordung wurde
Mustapha von neuem auf den
Thron
[* 18] erhoben, aber wieder gestürzt. Er starb 1639.
Mustapha II. (1695–1703), geb. zu
Konstantinopel als Sohn Mohammeds IV., folgte seinem Oheim
Achmed II. zu
einer Zeit, wo die
Pforte sich im
Kriege mit den
Russen,
Polen,
Österreichern und
Venetianern befand. Mustapha übernahm
selbst den Oberbefehl in
Ungarn,
[* 19] wurde aber von dem Prinzen Eugen bei
Zenta entscheidend geschlagen, so daß er
sich bald darauf in Unterhandlungen einlassen mußte, die zu dem Frieden von Karlowitz führten. Die
ungünstigen
Bedingungen dieses Friedensschlusses riefen bereits große Unzufriedenheit hervor, und als Mustapha versuchte,
das Janitscharenkorps zu reformieren, wurde er von diesem gestürzt. Er starb wenige
Monate darauf.
Mustapha III. (1757–74), geb. im Juni 1717 zu
Konstantinopel als Sohn
Achmeds III., folgte seinem VetterOsman
III. Er geriet nach dem
Tode seines tüchtigen Großwesirs Raghib Pascha (1763) bald in einen unglücklichen
Krieg mit
Rußland,
in dem die türk. Flotte bei
Tschesme vollständig vernichtet wurde. Noch vor Beendigung des
Krieges starb Mustapha
Kara, Großwesir Mohammeds IV., der Sohn eines Spahi, wurde von
Mehemed Kjöprili erzogen und mit seiner
Tochter vermählt; er vertrat
Achmed Kjöprili während dessen häufiger
Abwesenheit im
Kriege in der Nähe des
Sultans. Nach
AchmedsTode wurde er Großwesir. Als solcher erklärte er den
Krieg an
Rußland, der
zu dem für die
Pforte nachteiligen Waffenstillstand von Radzin führte, durch den die
Türkei
[* 20] aus
Kleinrußland
verdrängt wurde. 1682 begann er einen
Krieg mit
Österreich.
[* 21] Nachdem er den ungar. Rebellen
Tököly mit dem
Königreich
Ungarn beliehen hatte, drang er
¶
mehr
verheerend in die österr. Erblande vor. Am begann er mit 160000 Mann die Belagerung von Wien,
[* 23] das der GrafStarhemberg
mit 10000 Mann verteidigte. Die Stadt war dem Fall nahe, als das Entsatzheer der Polen und Deutschen unter JohannSobieski erschien
und den Feind vollständig schlug. Mustapha entfloh mit den Trümmern seines Heers nach Ungarn. Als
bald darauf der Sultan die Nachricht von der erfolgten NiederlageM.s bei Parkany und dem Verlust der Feste Gran
[* 24] erhielt,
ließ er Mustapha in Belgrad
[* 25] erdrosseln.