Seit 1888 ist ein Rückgang der Ausfuhr und ein Steigen der Einfuhr zu bemerken, welch letztere schon seit 1880 in
stetem Zunehmen begriffen ist. Abgenommen hat seit 1890 besonders die AusfuhrDeutschlands
[* 2] nach den
Vereinigten Staaten
[* 3] und
Australien,
[* 4] zugenommen die nach
Rußland und
Brasilien.
[* 5] Hauptabsatzgebiet ist nach wie vor England.
Trommeln und Pauken arbeiten
Berlin und das sächs. Vogtland, andere Orte nur vereinzelt. (S. auch Musikinstrumente,
mechanische.) - Die starke Ausfuhr der deutschen Musikinstrumente ist ein deutlicher
Beweis für deren Brauchbarkeit
und Beliebtheit.
Frankreich, England,
Österreich,
[* 37]
Italien
[* 38] leisten in manchen
Artikeln sehr Beachtenswertes, und von alters her
gelten als hervorragend z. B.
Paris
[* 39] für Kirchenorgeln und
Blasinstrumente,
Italien für
Darmsaiten,
London
[* 40] gleichfalls für
Blasinstrumente
als beste Bezugsquellen. Ähnlich wie im sächs. Vogtlande wird die Massenfabrikation von
Streich- und
Blasinstrumenten in
den böhm. Nachbarorten Graslitz und Schönbach sowie in Mirecourt (Depart.
Vosges) in
Frankreich betrieben. In betreff der Qualität vermag die deutsche Instrumentenindustrie ebenso Hervorragendes
zu leisten; in der Massenherstellung guter und mittelguter Musikinstrumente steht sie zur Zeit unerreicht da. -
Vgl. die «Zeitschrift für
Instrumentenbau» (Lpz. 1880 fg.),
«Musikinstrumenten-Zeitung» (Berl. 1890 fg.)
und «Weltadreßbuch der Musikinstrumentenindustrie»
(ebd. 1893).
mechanische,
Instrumente, von denen Musikstücke mechanisch mittels
Walzen oder
Bretter mit
Stiften,
durchlochter Papier- oder Pappnoten, sowie mit
Erhöhungen versehener Blechnoten hervorgebracht werden. Dahin gehören
Drehorgeln,
Spieldosen, Orchestrions u. s. w.
Die ältern Musikinstrumente,
Glockenspiele, Orchestrions,
Spieluhren, hatten ausschließlich
Stiftwalzen, die ein oder mehrere Musikstücke
enthielten.
Größere Musikstücke sind auf den
Walzen spiralförmig angeordnet. Befinden sich mehrere Musikstücke auf einer
Walze, so ist eins nach einer Umdrehung beendet; durch seitliches Verschieben tritt eine andere
Serie von
Stiften in Thätigkeit. Einschnitte auf der
Achse der
Walze sichern ihre Verschiebung.
Eine Erfindung der neuesten Zeit, die eine unbeschränkte Anzahl von Musikstücken auf einem
Instrument ermöglicht, sind
die auswechselbaren
Notenblätter, verschiedenartig gestaltet (kreis-, spiral-, fächer- und bandförmig), von Papier,
Pappe und Metall hergestellt und je nach ihrer Bestimmung durchlocht oder mit
Erhöhungen versehen. Die Wirkung
der
Notenblätter auf das
Ansprechen der
Töne ist verschieden; einerseits tritt ein Windstrom durch die Notenlöcher direkt
auf die Zungenstimmen oder
Pfeifen und es erfolgt so das
Ansprechen der
Töne; andererseits werden durch die Notenlöcher oder
Erhöhungen Hebel und sonst entsprechende Mechanismen bewegt, welche die Tonorgane beeinflussen.
Die handlichsten und verbreitetsten Musikinstrumente sind die mit kreisförmigen, um den Mittelpunkt drehbaren, durchlochten
Notenblättern, wie das
Ariston (s. d.) von Ehrlich (bis 1894 über 300000
Stück gefertigt), das
Symphonion, die Resonatorspieldose
Monopol und das Polyphon. Nach Art derSchweizerSpieldosen werden bei den drei letztern
Instrumenten Klangzungen
durch eine mit
Erhöhungen versehene Metallnotenplatte vermittelst einer geeigneten Mechanik zum Ertönen gebracht.
Hierzu gehören ferner: Orpheus,
[* 43] Daimonion, Baskanion, Klavierautomat, Herophon, Flötenwerk, Helikon,
Phönix, Harmoniphon.
Das
Ercelsior-Ariston ist ein mit Fächernoten und den gewöhnlichen Aristonnoten spielbares
Instrument.
Mechanische Musikinstrumente mit langenNotenblättern in Bandform sind: Orchestrionettes, Orchestrions, Kalliston,
Cölestina,
Mignon, Manopan, Victoriadrehorgel,
Piano-Melodico, Klavierautomat,
Pianista, das mechan.
Piano, das mechan.
Harmonium,
das pneumat.
Piano, das elektrische
Piano u. s. w.
Die gegliederten
Notenblätter sind ebenfalls lange
Bänder, die als einzelne
Glieder
[* 44] scharnierartig verbunden sind.
Viele Bezeichnungen der mechanischen Musikinstrumente bedeuten nicht verschiedene
Arten von
Instrumenten, sondern oft
nur die
Größen oder Formen einer und derselben Gattung. Die Thätigkeit der Musikinstrumente erfolgt durch Drehen an
einer Kurbel,
[* 45] durch Uhrwerk oder sonstige motorische Einrichtungen. Die
SchweizerSpieldosen werden hauptsächlich in der
Schweiz
[* 46] (Genf,
[* 47] Ste.
Croix, Teufenthal) und in
Frankreich, die Orchestrions und ähnliche
Instrumente imSchwarzwald(Freiburg,
[* 48]
Villingen),
die Musikinstrumente mit auswechselbaren, kreisförmigen
Notenblättern in
Leipzig (s. d., Bd.
11, S. 63a) und
Wahren hergestellt.
Fachschulen zur Unterrichtung im Gebrauch und in der Behandlung der
Instrumente behufs
rationellen
¶
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Musikinstrumentenbaues. Die ältesten solcher Schulen bestehen in Markneukirchen seit 1834, in Klingenthal seit 1843 und in
Adorf seit 1860; diese Schulen sind städtisch und dienen der Förderung der dortigen sehr bedeutenden Industrie. Alle drei
Schulen zerfallen in eine Vorschule und eine Fachschule; die erstere nimmt Knaben mit 9 und 11 Jahren
auf und ist 5- und 3jährig; die Fachschule hat einen 3jährigen Lehrgang und nimmt nur Schüler auf, welche die Vorschule
absolviert haben.
Der Unterricht erstreckt sich auf Spielen von Streich- und Blasinstrumenten, Chorübungen, außerdem auf Musik- und Harmonielehre,
Deutsch, Rechnen, Physik und Technologie, Akustik und Mechanik, Geometrie und geometr. Zeichnen, Projektionslehre,
technisches und Fachzeichnen, Geschichte der Musikinstrumente und Buchführung. Das Schulgeld beträgt jährlich 4, 8 und 12 Musikinstrumentenbauschulen. Die
größte dieser Schulen ist die zu Markneukirchen. In dem an vorgenannten Bezirk angrenzenden böhm. Musikinstrumentenbaubezirk
giebt es zwei den oben genannten Schulen nachgebildete Fachschulen zu Graslitz und Schönbach. Ebenso sind
in Baden
[* 50] zur Förderung der Schwarzwälder Musikwerkindustrie seit 1868 zu Furtwangen, Unterkirch, Villingen und Vöhrenbach
Fachschulen entstanden, welche zusammen durch 5 Lehrer jährlich durchschnittlich 40 Vorschüler und 25 Hauptschüler ausbilden
lassen.