Deutsch-land die größte planmäßige Verlagsthätigkeit, wofür sich England trotz seines Beitritts zur
BernerKonvention
von 1886 die Weiterführung seines
Nachdrucks gesichert hat. Der italienische Musikalienhandel stand fast ganz unter der Herrschaft des
Hauses Ricordi in Mailand;
[* 2] neben diesem war Lucca
[* 3] und ist E.
Sonzogno hervorzuheben. Der italienische Musikalienhandel bat sich
infolge der eigenen Gestaltung des dortigen Musikwesens in diesem Jahrhundert lange gegen
Deutschland
[* 4] abgeschlossen, bis die
Gegenwart einen lebendigern Austausch zu Wege brachte. Der spanische und portugiesische Musikalienhandel und der der
Balkaninsel sind noch unentwickelt. Der russische Musikalienhandel hat durch einen hohen Schutzzoll den eigenen
Nachdruck deutscher
Musik
großgezogen. Der nordamerikanische Musikalienhandel fördert gleichfalls den
Nachdruck durch hohe Eingangszölle, doch
können neue deutsche, französische u. a. Werke durch Eintragen in
Washington
[* 5] geschützt werden.
Der
Verein der deutschen Musikalienhändler in
Leipzig
[* 6] (gegründet Vorsteher: Fr. Hofmeister 1829-52, Dr. H. Härtel 1852 -
75,
Dr. O. von Hase
[* 7] seit 1875) giebt «Mitteilungen»
heraus (seit 1888), die die durch die deutsche Musikpflege bedingten besondern Bestrebungen des Musikalienhandel auf dem
Gebiete des
Urheber- und Verlagsrechts, der Verkehrsordnung und Kreditsicherung verfolgen sowie statist. Jahresübersichten
der musikalischen Erscheinungen bieten. Musikbibliographien: Immanuel
Breitkopfs Kataloge von Musikalien (3 Sammlungen, 1700 -
87);
Darstellung
der musikalischen Litteratur (1836 - 39);
C. F. Whistlings Handbuch der musikalischen Litteratur (Lpz. 1816; 3. Aufl., 3 Bde.,
von
Adolf Hofmeister, 1844; fortgesetzt von Fr. Hofmeister, Bd.
4-10, ebd. 1852-91);
Verzeichnis der seit 1852 erschienenen Musikalien, hg. von Fr. Hofmeister (1. bis 44. Jahrg.,
ebd. 1853-96);
Musik-Katalog. Gesammelte Verlagskataloge des deutschen Musikhandels (6 Bde.,
ebd. 1895).
alle Körper, die zur Klangerzeugung verwendet werden. Man teilt sie ein in
Saiten-,
Blas- und
Schlaginstrumente.
Die
Saiteninstrumente teilt man wieder ein in
Streich- oder
Bogeninstrumente und in Kneif- oder Zupfinstrumente,
die
Blasinstrumente in Holz- und Messinginstrumente. Eigentlich giebt es nur zwei
Arten der Tonerzeugung: entweder ist ein
in Schwingung
[* 8] gesetzter fester, elastischer Körper oder ein gebrochener Luftstrom das tonerregende Element. Sehr richtig
schieden daher die Alten die Musikinstrumente nur in zwei große Gruppen: in die der
Schlaginstrumente (rhythmica, krustica),
zu denen außer den
Saiten- auch die
Schall- und Lärminstrumente, wie Pauken,
Becken, Klappern
u. dgl. gehörten, und in die
der
Blasinstrumente (organica, pneumatica, inflata).
Als klingende Festkörper können die verschiedenartigsten
Stoffe in sehr verschiedenartiger Form und Anwendung dienen, z. B.
Metall- undDarmsaiten, Holz- und Metallplatten und
Röhren
[* 9] oder
Zungen, gegerbte Tierfelle,
Glas- und Metallglocken
u. s. w., die wiederum entweder durch Reibung,
[* 10] wie
Violine,
Violoncello,
Bratsche,
Gambe und
Glasharmonika, oder durch Reißen,
wie
Harfe und Guitarre, oder durch
Schlagen mit Hammer
[* 11] oder Klöppel, wie
Pianoforte, Hackebrett, Pauken und
Tamtam, zum Erklingen
gebracht
werden.
Die Tonquelle ist hingegen ein schwingender abgegrenzter Luftkörper bei allen
Blasinstrumenten: Flötenarten,
Orgelpfeifen,
Oboe,
Klarinette,
Fagott, Trompete,
Posaune u. s. w. Die ältesten Musikinstrumente waren neben Lärminstrumenten,
Pauken und Trompeten die harfen- und zitherartigen
Saiteninstrumente sowie flöten- und hornartige
Blasinstrumente. Geigeninstrumente
mit
Bogen
[* 12] waren den Alten unbekannt und wurden erst nach dem frühen Mittelalter ausgebildet. Spätern
Ursprungs sind
Fagott und
Oboe; die
Klarinette wurde erst um 1690 erfunden. Die Klavierinstrumente mit
Saiten verdanken ihren
Ursprung (sicher schon vor dem J. 1500) dem Bestreben, ein passendes
Instrument für freie accordliche, nicht kontrapunktische
Harmonie zu gewinnen.
Gleichzeitig oder ein wenig früher ist die endliche Vervollkommnung der Orgel zu
setzen, obwohl die ersten Anfänge ihrer Erfindung in die vorchristl. Zeit hinaufreichen. Von den zahlreichen neuerdings
erfundenen Musikinstrumente haben nur das
Harmonium und die mechanischen Musikinstrumente große
Verbreitung gefunden. -
Über die genannten s. die einzelnen
Artikel.
Ein grundlegendes Werk über die Geschichte der Musikinstrumente fehlt noch; die besten
Quellen zu deren Kenntnis sind
Seb. Virdung, Musica getutscht (1511), und Musikinstrumente
Prätorius,
Syntagma musicum, Bd. 3 (Wolfenb. 1619), beide neu hg. von
Eitner, sowie der Katalog der königl. Instrumentensammlung in
Berlin.
[* 13] Wichtige Sammlungen alter Originalinstrumente sind in
Paris,
[* 14]
London,
[* 15]
München,
[* 16]
Nürnberg
[* 17]
(Germanisches Museum),
Salzburg,
[* 18]
Florenz,
[* 19]Leipzig
(Paul de Wit), besonders
aber in
Brüssel
[* 20] (Musée de Conservatoire) und in
Berlin (königl. Musikinstrumentensammlung).
Die
Brüsseler Sammlung (Katalog von V. Mahillon, 1893) ist besonders reich an ethnogr.
Instrumenten, während die noch junge
Sammlung in
Berlin (1888, Katalog von Oskar
Fleischer) wohl die wichtigste in musikgeschichtlicher Hinsicht ist. Namentlich
reich ist letztere an
Klavieren (vom 16. Jahrh. an in systematischer Ordnung) sowie an historisch berühmten
Instrumenten (von
Bach,
Friedrich d. Gr.,
Mozart,
Beethoven,
Weber u.s.w.).
Nach der Gewerbezählung von 1882 waren in
Deutschland für die Herstellung von Musikinstrumente 5519 Betriebe mit 21807
Arbeitern vorhanden,
darunter 154 Motorenbetriebe mit 6932
Arbeitskräften. Die Zahl der 1894 in diesem Erwerbszweige Beschäftigten
wird etwa doppelt so hoch, zu etwa 40000, anzunehmen sein, da die
Berufsgenossenschaft der Musikinstrumentenindustrie, der
die zahlreichen kleinen Betriebe ohne Motoren und mit weniger als fünf
Arbeitern nicht angehören, allein 827 Betriebe mit 23585
Arbeitern
aufzuweisen hat.
Schon hieraus geht hervor, daß die Herstellung der in
Deutschland sehr entwickelt ist.
Dies beweist auch die bedeutende, nach allen
Ländern der Erde gerichtete Ausfuhr.Es betrug:
Seit 1888 ist ein Rückgang der Ausfuhr und ein Steigen der Einfuhr zu bemerken, welch letztere schon seit 1880 in
stetem Zunehmen begriffen ist. Abgenommen hat seit 1890 besonders die AusfuhrDeutschlands
[* 22] nach den Vereinigten Staaten
[* 23] und
Australien,
[* 24] zugenommen die nach Rußland und Brasilien.
[* 25] Hauptabsatzgebiet ist nach wie vor England.
Trommeln und Pauken arbeiten Berlin und das sächs. Vogtland, andere Orte nur vereinzelt. (S. auch Musikinstrumente,
mechanische.) - Die starke Ausfuhr der deutschen Musikinstrumente ist ein deutlicher Beweis für deren Brauchbarkeit
und Beliebtheit. Frankreich, England, Österreich,
[* 54] Italien
[* 55] leisten in manchen Artikeln sehr Beachtenswertes, und von alters her
gelten als hervorragend z. B. Paris für Kirchenorgeln und Blasinstrumente, Italien für Darmsaiten, London gleichfalls für Blasinstrumente
als beste Bezugsquellen. Ähnlich wie im sächs. Vogtlande wird die Massenfabrikation von Streich- und Blasinstrumenten in
den böhm. Nachbarorten Graslitz und Schönbach sowie in Mirecourt (Depart.
Vosges) in Frankreich betrieben. In betreff der Qualität vermag die deutsche Instrumentenindustrie ebenso Hervorragendes
zu leisten; in der Massenherstellung guter und mittelguter Musikinstrumente steht sie zur Zeit unerreicht da. -
Vgl. die «Zeitschrift für
Instrumentenbau» (Lpz. 1880 fg.),
«Musikinstrumenten-Zeitung» (Berl. 1890 fg.)
und «Weltadreßbuch der Musikinstrumentenindustrie»
(ebd. 1893).
mechanische, Instrumente, von denen Musikstücke mechanisch mittels Walzen oder Bretter mit Stiften,
durchlochter Papier- oder Pappnoten, sowie mit Erhöhungen versehener Blechnoten hervorgebracht werden. Dahin gehören Drehorgeln,
Spieldosen, Orchestrions u. s. w.
Die ältern Musikinstrumente, Glockenspiele, Orchestrions, Spieluhren, hatten ausschließlich Stiftwalzen, die ein oder mehrere Musikstücke
enthielten. Größere Musikstücke sind auf den Walzen spiralförmig angeordnet. Befinden sich mehrere Musikstücke auf einer
Walze, so ist eins nach einer Umdrehung beendet; durch seitliches Verschieben tritt eine andere Serie von
Stiften in Thätigkeit. Einschnitte auf der Achse der Walze sichern ihre Verschiebung.
Eine Erfindung der neuesten Zeit, die eine unbeschränkte Anzahl von Musikstücken auf einem Instrument ermöglicht, sind
die auswechselbaren Notenblätter, verschiedenartig gestaltet (kreis-, spiral-, fächer- und bandförmig), von Papier, Pappe
und Metall hergestellt und je nach ihrer Bestimmung durchlocht oder mit Erhöhungen versehen. Die Wirkung
der Notenblätter auf das Ansprechen der Töne ist verschieden; einerseits tritt ein Windstrom durch die Notenlöcher direkt
auf die Zungenstimmen oder Pfeifen und es erfolgt so das Ansprechen der Töne; andererseits werden durch die Notenlöcher oder
Erhöhungen Hebel und sonst entsprechende Mechanismen bewegt, welche die Tonorgane beeinflussen.
Die handlichsten und verbreitetsten Musikinstrumente sind die mit kreisförmigen, um den Mittelpunkt drehbaren, durchlochten
Notenblättern, wie das Ariston (s. d.) von Ehrlich (bis 1894 über 300000 Stück gefertigt), das Symphonion, die Resonatorspieldose
Monopol und das Polyphon. Nach Art der SchweizerSpieldosen werden bei den drei letztern Instrumenten Klangzungen
durch eine mit Erhöhungen versehene Metallnotenplatte vermittelst einer geeigneten Mechanik zum Ertönen gebracht.
Hierzu gehören ferner: Orpheus,
[* 58] Daimonion, Baskanion, Klavierautomat, Herophon, Flötenwerk, Helikon, Phönix, Harmoniphon.
Das Ercelsior-Ariston ist ein mit Fächernoten und den gewöhnlichen Aristonnoten spielbares Instrument.
Mechanische Musikinstrumente mit langen Notenblättern in Bandform sind: Orchestrionettes, Orchestrions, Kalliston,
Cölestina, Mignon, Manopan, Victoriadrehorgel, Piano-Melodico, Klavierautomat, Pianista, das mechan. Piano, das mechan. Harmonium,
das pneumat. Piano, das elektrische Piano u. s. w.
Die gegliederten Notenblätter sind ebenfalls lange Bänder, die als einzelne Glieder
[* 59] scharnierartig verbunden sind.
Viele Bezeichnungen der mechanischen Musikinstrumente bedeuten nicht verschiedene Arten von Instrumenten, sondern oft
nur die Größen oder Formen einer und derselben Gattung. Die Thätigkeit der Musikinstrumente erfolgt durch Drehen an
einer Kurbel,
[* 60] durch Uhrwerk oder sonstige motorische Einrichtungen. Die SchweizerSpieldosen werden hauptsächlich in der Schweiz
[* 61] (Genf,
[* 62] Ste. Croix, Teufenthal) und in Frankreich, die Orchestrions und ähnliche Instrumente im Schwarzwald(Freiburg,
[* 63] Villingen),
die Musikinstrumente mit auswechselbaren, kreisförmigen Notenblättern in Leipzig (s. d., Bd.
11, S. 63a) und Wahren hergestellt.