Litteratur.VonLehrbüchern der frühesten Zeit, seit 1500, sind die umfassendsten herausgegeben von
Gafurius, Glarean,
Kircher und
Fux lateinisch, von
Zarlino italienisch, von Cerone spanisch, von
Morley englisch, von Mersenne
französisch, von Mattheson deutsch; die spätern sind von
Rameau, Marpurg, Martini, Kirnberger,
Reicha,
Weber,
Marx, Lobe,
Richter,
Hauptmann, O.
Paul, Jadassohn u. a. -
UmfassendeLexika erschienen seit 1732 von
Walther, Gerber, Lichtenthal,
Schilling, Fétis, Mendel, Reißmann,
Grove,
Riemann, zum
Teil nur biographische, zum
Teil auch theoretische
Artikel darbietend.
Lediglich theoretische und andere
Sacherklärungen enthalten die Werke von
Rousseau, Heinr.
Christoph,
Koch und Dommer.
Größere Werke u. d. T. einer Geschichte
der Musik wurden seit 1668 verfaßt von Printz, Bontempi,Hawkins,
Burney, La
Borde,
Forkel,
Ambros,
Brendel,
Reißmann, Fétis,
Naumann, Gevaert, Köstlin, Langhans u. a. Die wissenschaftliche Bedeutung dieser Werke
ist gering, denn das große Gebiet der Geschichte der Musik ist noch viel zu wenig erforscht, um reife Gesamtdarstellungen
zuzulassen. Daher kommt es, daß die besten
Arbeiten der jüngsten Zeit auf musikgeschichtlichem Gebiete
einzelne
Perioden oder
Meister behandeln, wie z. B. die Werke von C. von Winterfeld über
Gabrieli und über den evang.
Kirchengesang,
von O.
Jahn über
Mozart, von
Chrysander über
Händel, von
Spitta über J. S.
Bach.
selbständiger Zweig des
Buchhandels, gleich diesem in Verlag,Kommission, Sortiment
und Antiquariat gegliedert, allenthalben aber besonders entwickelt.
Der Handel mit musikalischen Notenwerken ist aus dem mittelalterlichen
Buchwesen entstanden, und es haben sich aus dem Wandel der Herstellungsweise seiner Ware mancherlei Vetriebsformen bis zur
Gegenwart nebeneinander erhalten. Die Handschriftenzeit des alten Buchwesens ist hierbei im Vertrieb noch vielfach lebendig,
da in neuerer Zeit die Notenschrift gelegentlich durch
Abklatsch vervielfältigt wird; die Veranstaltung
fester
Auflagen in Letterndruck hat sich aus der Zeit der Missaldrucke der neu erfundenen
Buchdruckerkunst für liturgische
Bücher erhalten und am erfolgreichsten auf Liedersammelwerke erstreckt; die der Kupferstichzeit des Kunsthandels entstammende
schmiegsame Gelegenheitsauflage des Zinnplattendruckes
dient noch dem Bedarfe gewählter künstlerischer
Kreise,
[* 4] während die Massenherstellung unbeschränkter
Auflagen durch
Umdruck auf
Stein den Weltvertrieb billiger Volksausgaben
ermöglicht hat.
Der deutsche Musikalienhandel hat seinen Hauptsitz in
Leipzig,
[* 5] wo J. G. J.
Breitkopf (s. d.) den Musikverlag auf ein von ihm erfundenes Notensatzverfahren
und große Lager
[* 6] zumeist geschriebener Musikalien begründete, für die er eine eigene musikalische
Bibliographie
schuf. Der in
Leipzig vertretene Musikalienverlag beschäftigt (1895) 301 Firmen ausschließlich, in
Leipzig selbst betreiben
insbesondere Originalverlag
Breitkopf & Härtel,
MaxBrockhaus, Ernst Eulenburg, Rob. Forberg,
Fr. Hofmeister, Fr. Kistner, C. A. Klemm, F. E. C.
Leuckart, J. Rieter-Biedermann, Jul. Heinr. Zimmermann u.a.;
verbunden
mit Zeitschriftverlag E. W. Fritzsch, C. F. Kahnt Nachf., B. Senff und C. F. W.
Siegel;
den Verlag billiger
Klassikerausgaben C. F.Peters,
Breitkopf & Härtel, J.Schuberth &
Co. und
Th. Steingräber;
Die Zahl der Neuigkeiten auf dem deutschen Musikalienmarkte betrug (1895) 10936 Werke: 6867 für
Instrumente, 3756 für
Gesang, 313
Schriften u. a. Das über
Leipzig verkehrende Musikaliensortiment wird (1896) von 2653 Firmen
zum
Teil als Nebengeschäft des
Buchhandels betrieben. Barsortimente, d. h. Lager gebundener Musikalien, führen
Breitkopf &
Härtel, Gebr. Hug &
Co., K. F. Koehler,L. Staackmann, F.
Volckmar in
Leipzig. Der Musikalienkommissionshandel ist nur
auf
Leipzig beschränkt; ihn betreiben hauptsächlich:
Breitkopf & Härtel, Rob. Forberg,
Fr. Hofmeister, Fr. Kistner, C. F. Leede. Musikantiquariat wird von den größern Antiquariatsbuchhandlungen
wissenschaftlicher
Richtung gelegentlich vertrieben. Der Musikaliendruck hat seine großartigste
Stätte in der Notendruckerei
von
C. G. Röder in
Leipzig. Die Musikinstrumentenfabrikation, ursprünglich mit dem Musikverlag eng verbunden, hat sich selbständig
entwickelt; der Instrumentenhandel ist noch vielfach Nebengeschäft des Musikaliensortiments.
Nur der deutsche Musikalienhandel ist in Anlehnung an den
Buchhandel organisiert; mit
Österreich
[* 14] und der
Schweiz
[* 15] ein
einheitliches Gebiet bildend, nimmt er durch Verlag, Kommissionsvertretung und
Notendruck eine Weltstellung ein. Der deutsche
Original- und Klassikermusikverlag tritt in allen
Ländern überlegen auf, auch wo der
Nachdruck freigegeben ist. Der französische
Musikalienhandel, auf das
Pariser Platzgeschäft begründet, beschränkt sich hauptsächlich auf Ausbeutung seiner ausgedehnten
Verlagsmonopole, zumal an
Opern, im In- und
Auslande.
Der belgische Musikalienhandel, bisher als
Teil des französischen Musikalienhandel behandelt, hat sich neuerdings unabhängiger gestellt und sich gleich
dem niederländischen und dem aufstrebenden skandinavischen enger mit dem deutschen Musikalienhandel befreundet, wenn
schon in den
Niederlanden und in
Dänemark
[* 16] und
Schweden
[* 17] auch noch der
Nachdruck ermöglicht ist. Der englische Musikalienhandel, von
London
[* 18] aus durch das Reisegeschäft die
Provinz, durch die
Beziehungen des brit.
Weltreichs die
Kolonien beherrschend, entwickelt, durch
deutsche Musik befruchtet, nächst
¶
mehr
Deutsch-land die größte planmäßige Verlagsthätigkeit, wofür sich England trotz seines Beitritts zur BernerKonvention
von 1886 die Weiterführung seines Nachdrucks gesichert hat. Der italienische Musikalienhandel stand fast ganz unter der Herrschaft des
Hauses Ricordi in Mailand;
[* 20] neben diesem war Lucca
[* 21] und ist E. Sonzogno hervorzuheben. Der italienische Musikalienhandel bat sich
infolge der eigenen Gestaltung des dortigen Musikwesens in diesem Jahrhundert lange gegen Deutschland
[* 22] abgeschlossen, bis die
Gegenwart einen lebendigern Austausch zu Wege brachte. Der spanische und portugiesische Musikalienhandel und der der
Balkaninsel sind noch unentwickelt. Der russische Musikalienhandel hat durch einen hohen Schutzzoll den eigenen Nachdruck deutscher Musik
großgezogen. Der nordamerikanische Musikalienhandel fördert gleichfalls den Nachdruck durch hohe Eingangszölle, doch
können neue deutsche, französische u. a. Werke durch Eintragen in Washington
[* 23] geschützt werden.
Der Verein der deutschen Musikalienhändler in Leipzig (gegründet Vorsteher: Fr. Hofmeister 1829-52, Dr. H. Härtel 1852 -
75, Dr. O. von Hase
[* 24] seit 1875) giebt «Mitteilungen»
heraus (seit 1888), die die durch die deutsche Musikpflege bedingten besondern Bestrebungen des Musikalienhandel auf dem
Gebiete des Urheber- und Verlagsrechts, der Verkehrsordnung und Kreditsicherung verfolgen sowie statist. Jahresübersichten
der musikalischen Erscheinungen bieten. Musikbibliographien: Immanuel Breitkopfs Kataloge von Musikalien (3 Sammlungen, 1700 -
87);
Darstellung
der musikalischen Litteratur (1836 - 39);
C. F. Whistlings Handbuch der musikalischen Litteratur (Lpz. 1816; 3. Aufl., 3 Bde.,
von Adolf Hofmeister, 1844; fortgesetzt von Fr. Hofmeister, Bd.
4-10, ebd. 1852-91);
Verzeichnis der seit 1852 erschienenen Musikalien, hg. von Fr. Hofmeister (1. bis 44. Jahrg.,
ebd. 1853-96);
Musik-Katalog. Gesammelte Verlagskataloge des deutschen Musikhandels (6 Bde.,
ebd. 1895).