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Universität, wie auch die Berufung der Professoren- die Bibliothek, die Societät der Wissenschaften und andere Institute wurden durch ihn begründet. 1753 wurde Mund Kammerpräsident und trat zugleich an die Spitze der innern Verwaltung des Kurfürsten- tums , wie denn auch die auswärtigen Angelegen- heiten Hannovers zumeist durch ihn und seinen Bruder Philipp, den Vertreter Hannovers am Hofe Georgs II. in London, [* 2] geleitet wurden. Aus Eifer- sucht gegen Preußen [* 3] erwies sich Mund im Siebenjäh- rigen Kriege als wenig zuverlässiger Bundesgenosse für Friedrich II.
Mehr als auf politischem, erkannte er auf religiösem Gebiete die Interessengemeinschaft, welche die deutschen Fürsten mit Preußen gegen Öster- reich verband. Mund starb Münchhaufen, Karl Friedrich Hieronymus, Freiherr von, aus der sog. schwarzen Linie des Hauses, geb. auf dem väterlichen Gute Bodenwerder im Hannoverischen, war in seinen jüngern Jahren Kavallerieoffizier in russ. Diensten und lebte später auf seinem Gut, wo er auch starb. Er liebte es, höchst wunderbare und unglaubliche Kriegs-, Jagd- und Reiseabenteuer als wirklich selbsterlebte im Freundeskreise zu erzählen und hatte sich dadurch weit und breit einen Namen gemacht. Auf Grund der im «Vademecum für lustige Leute» (Berl. 1781) mitgeteilten Lügengeschichten erschien zu Oxford [* 4] u. d. T. «Varon N.3 nai-i-ative ok 1113 marveilouL trav6i3 anä cainpaiFns in Iiu38ia», eine engl. Bearbeitung, bg. von dem ehemaligen Casseler Professor und Bibliothekar R. E. Raspe (geb. 1737, gest. 1794). Nach der zweiten engl. Ausgabe veranstaltete der Dichter Bürger 1786 eine deutsche Übersetzung, der 1788 eine vermehrte Auflage (neu hg. von Grisebach in der «Kollektion Spemann», Stuttg. 1890) mit verschiedenen Zu- thaten des Übersetzers und wahrscheinlich auch Lich- tenbergs folgte. -
Vgl. Ellißens Einleitung zu «Des Freiherrn von Mund wunderbare Reisen und Abenteuer» (11. Aufl., Neudruck, Gott. 1890).
Nach Mund nennt man noch jetzt alle grotesk-komischen Auf- schneidereien Münchhausiaden. Münchner Neueste Nachrichten, täglich zweimal erscheinende Zeitung von entschieden libe- raler und deutschnationaler Richtung, das ver- breitetste Blatt [* 5] Münchens. Auslage: etwa 80000; Verleger und Herausgeber: KnorrckHirth in Mün- cken. Die Mund N. N. wurden 1848 von Rob. Schu- rich begründet, dann 1862 - 81 von Iul. Knorr und A. Vecchioni herausgegeben und bis 1892 von E. Francke als Chefredacteur, seitdem kollegialisch unter Leitung der Herausgeber G. Hirth und Th. Knorr redigiert.
Münchwilen, Bezirk im schweiz. Kanton [* 6] Thur- gau, hat 152,8 hilN und 15157 E., darunter 7M3 Evangelische, in 10 Gemeinden. Hauptort ist Sirnach. Muncie (spr. mönnßi), Hauptstadt des County Delaware im nordamerik. Staate Indiana, nord- östlich von Indianapolis, Eisenbahnknotenpunkt, hat 1880: 5219, 1890 aber 11345 E., natürliches Gas (20 Brunnen [* 7] liefern 90 Mill. Kubikfuß täg- lich), Glaswerke, Nägel- und andere Fabriken. Munckel, August, Politiker, geb. zu Pyritz [* 8] (Pommern), [* 9] bezog mit 15 Jahren die Ber- liner Universität, wo er drei Jahre Jura studierte, wurde 1855 Auskultator, 1857 Referendar, 1860 Gerichtsassessor, 1863 Rechtsanwalt und Notar in Berlin. [* 10] In dieser Stellung erwarb er sich einen Ruf als Verteidiger in Strafsachen, besonders in polit.
Prozessen, wie in dem Prozeß gegen den Grafen Harry Arnim. Dadurch wurde auch in die polit. Arena geführt. Er wurde von Berliner [* 11] Wahlkreisen 1881 in den Reichstag, 1882 in den preuß. Landtag gewählt, welchen beiden Körperschaften er seitdem ununterbrochen angehörte. 1893 unterlag er zwar in Berlin III dem socialdemokratischen Gegenkandi- daten, ward aber dafür im 1. Liegnitzer Wahlkreis gewählt. Mund schloß sich der deutschfreisinnigen Partei, seit 1893 der Freisinnigen Volkspartei an und ergriff hauptsächlich bei jurist.
Fragen das Wort, so zu dem Antrag auf Entschädigung unschuldig Verurteilter. Mund, 1882-94 Stadtverordnetenvorsteher von Char- lottenburg und seit 1887 auch Mitglied des brandend. Provinziallandtages, wurde 1896 Stadtverordneter in Berlin. Mund (08), im engern Sinne die zwischen der Nase [* 12] und dem Kinn gelegene Queröffnung, die Mund- spalte (Ü33U1-H 01-13). Umgeben ist die Mundspalte von den Lippen (ladia), bestehend aus Muskelschich- ten (namentlich dem Ring- [* 13] oder Schließmuskel des M.,llM8cuIu3 orbjcuiHi-i3 01-13) und zwei Hautflächen, der äußern, der Gesichtshaut, und einer innern, der Mundschleimhaut angehörigen.
An der Stelle, wo die äußere Haut [* 14] in die Schleimhaut übergeht, wird die erstere so dünn und zart, daß durch die obere Haut das Blut der Haargefäße hindurch- schimmert, woher die rote Farbe der Lippen kommt. Außer dem Schließmuskel, welcher die ganze Mund- spalte ringförmig umgiebt, vermitteln noch viele kleinere und größere Muskeln [* 15] die Bewegungen der Lippen, so daß eine große Verschiedenheit der Mund- stellungen bewirkt wird, welche nicht nur willkürlich hervorgebracht werden können, sondern auch unwill- kürlich oft die Bewegungen der Seele andeuten. Im weitern Sinne bezeichnet man mit Mund die Mundhöhle [* 16] (cavmn 01-13), welche vorn von der Mundspalte, hinten von dem Gaumensegel, an beiden Seiten von den Backen, oben von dem Gaumen und unten von den das Zungenbein mit dem Unterkiefer verbindenden Muskeln eingeschlossen wird. (S. Tafel: Mund- und Nasenhöhle des Menschen.) Diese Höhle ist bei geschlossener Mundspalte nur nach hinten teilweise offen, indem das von oben herabhängende Gaumensegel den Boden derselben nicht erreicht, und wird durch die hierdurch entstandene Öffnung, die Rachenenge (i8tkmu3 laucium), mit der Nachenhöhle verbunden. (S. Gaumen.) Die ganze Mundhöhle ist mit einer derben, mit Pflasterepithel überzogenen Schleim- haut ausgekleidet, welche zahlreiche Schleimdrüsen, Gefühlsnerven und Lymphgefäße enthält und nach hinten sich in die Schleimhaut der Atmungs- und Verdauungswerkzeuge fortsetzt.
In der Mundhöhle liegen die Zähne, [* 17] die Zunge und die Ausführungs- gänge der Speicheldrüsen. Die Krankheiten des Mund sind sehr mannig- faltig. Die Lippen, besonders vielen mechan. Ver- letzungen ausgesetzt, neigen zu krebsigen Entartun- gen (LippenMbs), zu andern Geschwüren, zu Aus- schlägen. Die Zähne und die Zunge haben ihre beson- dern Krankheiten (s. Zahnkrankheiten und Zunge). Die Schleimhaut des Mund findet sich häufig ent- zündet, teils mehr oberflächlich, in Form eines leichten Katarrhs, des Mundkatarrhs (8toina- titi3 catHi-i-Iia1i8), der auch oft andere, besonders fieberhafte Krankheiten begleitet, oder bläschen- und pustelartiger Ausschläge (Follikularkatarrh des Mund), oder der sog. Schwämmchen (s. d.), teils tiefer ¶