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Strahburg fortsetzte. Hierauf wandte er sich nach Berlin [* 2] und London. [* 3] 1876 habilitierte er sich an der Universität Wien [* 4] und begab sich dann nach Konstantinopel, [* 5] um an den dortigen Bibliotheken im Auftrage der Gesellschaft zur Herausgabe der Annalen des Tabari die Handschriften zu kolla- tionieren und fonstige Materialien zu sammeln. 1881 wurde er zum außerord., 1885 zum ord. Pro- fessor der femit. Sprachen an der Wiener Universität ernannt, 1889 zum korrespondierenden Mitgliede der kaiserl. Akademie der Wissenschaften erwählt.
Die Arbeiten M.s bewegten sich zuerst auf dem Ge- biete der arab. Philologie, erstreckten sich aber später auf nahezu die gefamte femit. Epigraphik und sind auch vielfach der Sprachvergleichung gewidmet. In Separatabdrucken aus den Sitzungsberichten und Denkschriften der kaiserl. Akademie der Wissen- schaften erschienen von ihm «Kitäb al-fark» von Al- Asmai (Wien 1876),
«Südarab. Studien» (1877), «Bericht über die Ergebnisse einer Reise nach Kon- stantinopel» (1878),
«Die Burgen [* 6] und Schlösser Südarabiens» (2 Hefte, 1879 - 81),
«Sabäische Denkmäler» (gemeinfam mit I. H. Mordtmann, 1883),
«Palmyrenische Grabinschriften» (1885),
«Die Keilinfchrift von Aschrut Darga» (1886),
«Epigra- phische Denkmäler aus Arabien» (1889),
«Die Re- censionen und Versionen des Eldad Had-Däni» (1892),
«Epigraphische Denkmäler aus Abessinien» (1894). Von andern Publikationen M.s seien ge- nannt: «Siegfried Langers Reifeberichte und die von ihm gefammelten Inschriften publiziert und er- klärt» (Lpz. 1883),
«Die altsemit. Inschriften von Sendschirli» (Wien 1893),
«Ezechielstudien» (Berl. 1895),
«Die Prophetie in ihrer ursprünglichen Form» (2 Bde., Wien 1896). Müller veranstaltete die Aus- gabe von Hamdäms' «Geographie der Arabischen Halbinsel» (2 Bde., Leid. 1884-90) und ist an der Herausgabe des Tabari beteiligt. Müller, Eduard, Bildhauer, geb. in Hildburghausen, [* 7] trat 1842 in die herzogt. Hof- küche in Coburg [* 8] und kam als Koch nach München [* 9] und Paris. [* 10] In Antwerpen [* 11] trat er jedoch 1850 auf Zureden des Bildhauers Geefs in die Akademie ein, setzte dann feit 1852 feine Studien in Brüssel [* 12] fort, wo er 1854 die Marmorsigur eines Knaben (Kunst- verein in Gotha) [* 13] ausführte. 1857 nach Rom [* 14] über- gesiedelt, wo er Nymphe den Amor küssend (1862; im Besitz der Königin von England) ausführte, voll- endete er 1869 vier allegorische [* 1] Figuren für das Mausoleum des Barons von Schröder in Hamburg, [* 15] 1870 den Faun mit der Maske (Baron von Schrö- der in London), 1872 das Erwachende Mädchen (Privatbesitz zu Berlin), 1874 das Geheimnis des Fauns (Privatbesitz zu Altona) [* 16] und die Bacchantin dem Amor die Flügel stutzend (Baron von Schröder in London), 1875 den Neapolitanischen Fischer, 1877 Vceo ii Noccolo und die Erschreckte Nymphe (Baron von Schröder in London). 1868-79 entstand die Marmorgruppe des Gefesselten Prometheus mit den Oceaniden (Nationalgalerie zu Berlin); 1880 vollen- dete er die Marmorgruppe der Eva mit ihren Kindern (Dreyfuß in Paris). Müller starb in Rom.
Müller, Ferd. von, Naturforscher, geb. zu Rostock, [* 17] studierte 1846-47 in Kiel [* 18] Phar- macie und Naturwissenschaften und wanderte 1848 nach Australien [* 19] aus, wo er Regierungsbotamker der Kolonie Victoria, [* 20] 1857 auch Direktor des Vo- tanischen Gartens zu Melbourne [* 21] wurde. Er schrieb: «NucalvpwZi-^InH» (Melb. 1879 -82),
«ssiect 6xtrNtroi)icHiMnt8» (ebd. 1891), sowie Abhandlun- gen über austral. Pflanzen. ^Frederik (S. 63 d). Müller, Frederik, Buchhändler, s. Müller Müller, Friedrich, genannt Maler Müller, Maler, Kupferstecher und Dichter, geb. zu Kreuznach, [* 22] erlernte in Zweibrücken [* 23] die Malerei, trat dann in die Dienste [* 24] des Herzogs Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken und ging 1778 nach Rom, wo er 1779 zur kath. Religion übertrat. Er starb daselbst Müller lenkte zuerst die Aufmerksamkeit auf sich durch die Herausgabe meh- rerer Sammlungen radierter Blätter von Tieren, Kompositionen in niederländ. Geschmack, Hirten- scenen u. s. w. In Rom aber verfiel er später ins übertriebene. Als Dichter ist Müller ein Vertreter der feierliche biblische und humoristisch-mytholog. Idyl- len, wie «Bacchidon und Milon» (1775),
«Der Satyr [* 25] Mopsus» (Franks, und Lpz. Mannheims 1775) und «Adams erstes Erwachen und erste selige Nächte» (Mannh. 1778),
wurden nur mit geteiltem Beifall aufgenommen. Erst später, als er seine «Sämt- lichen Werke» (3 Bde., Heidelb. 1811: neue Aufl. 1825) veröffentlichte, wurde fein Verdienst gebührend anerkannt. Unter seinen Idyllen finden sich vortreff- liche Naturstücke, wie Z. B. «Ulrich von Koßheim», «Die Schafschur» und «Das Nußkernen», die sich durch volkstümlichen Ton, durch Humor und Wahr- heit vorteilhaft von Geßners zierlich-sentimentalen Schilderungen unterscheiden. Seine grellen Dramen «Fausts Leben» (Tl. 1, 1778; neu hg. von Seuf- fert,Heilbr. 1881) und «Genoveva» haben neben Goethes und Tiecks Bearbeitungen durch ihre ener- gifche Charakteristik einen eigenen Wert, während seine «Niobe» (1778) auf uns opernhaft wirkt. M.s letzte Werke, z. B. «Adonis, die klagende Venus, Venus Urania. Eine Trilogie» (Lpz. 1825),
waren unbedeutender. Eine Auswahl aus M.s Poet. Wer- ken gaben Hettner (in der «Bibliothek der deutfchen Nationallitteratur», Bd. 10 u. 11, Lpz. 1868) und Sauer in Kürschners «Deutscher Mtionallittera- tur», eine Nachlese Hans Graf Dorck (Jena [* 26] 1873) heraus. -
Vgl. Seuffert, Maler Müller (Berl. 1877).
Müller, Friedrich von, Weimar. [* 27] Staatsmann, Freund Goethes, geb. zu Kunreutb in Franken, studierte in Erlangen [* 28] und Göttingen [* 29] und trat 1801 als Assessor in den Weimar. Staats- dienst. 1804 Regierungsrat geworden, erwarb er sich 1806 und 1807 bei der über den Weimar. Staat hereingebrochenen Katastrophe Verdienste durch ge- schickte Leitung der Friedensverhandlungen mit Na- poleon. Nach Napoleons Sturz arbeitete er, in- zwischen zum Geh. Regierungsrat befördert und geadelt, vornehmlich auf dem Gebiet der Justiz und Verwaltung, ward 1815 als Kanzler Chef des Iustiz- wesens, 1843 Wirkl. Geheimrat Excellenz, trat 1848 in den Ruhestand und starb über seine Beziehungen zu Goethe, der ihm ein besonderes Wohlwollen entgegenbrachte, geben «Goethes Unter- haltungen mit dem Kanzler von Müller» (hg. von Burt- hardt, Stutta. 1870) reichlichen Aufschluß. Müller, Friedrich, Kupferstecher, Sohn des Joh. Gotthard von Müller, geb. zu Stuttgart, [* 30] wurde des Vaters Schüler in der Kupferstechkunst. 1802 ging er nach Paris, wo er für das Nu866 krau- stach; bei letzterer erfand er eine Manier, das Eigen- tümliche des Marmors in Kupfer [* 31] nachzuahmen. 1805 stach er das von ihm selbst gemalte Bildnis des ¶
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Kronprinzen Wilhelm (I.) von Württemberg, [* 33] dann ^ den Johannes nach Domenichino; hierauf zeichnete er die heil. Cäcilia nach Domenichino, die nachher sein Vater in Kupfer ausführte. Ehe er an die Aus- führung der Raffaelschen Madonna di San Sisto, seines berühmtesten Werks, ging, die ihn bis ans Ende seines Lebens beschäftigte, reiste er nach Ita- lien, von wo er 1809 zurückkehrte. In diese Zeit fallen viele herrliche Arbeiten, wie die Bildnisse Iacobis, Schillers (nach Danneckers Kolossalbüste), Hebels (nach dem Leben) und das größere Blatt: [* 34] Adam und Eva, nach einem Raffaelschen Decken- gemälde in den vatikanischen Stanzen.
Bisher Hof- tupferstecher in Stuttgart, folgte er 1814 einem Rufe als Professor an die Kunstakademie nach Dres- den. Zier wurde er jedoch geisteskrank und starb auf dem Sonnenstein bei Pirna. [* 35] Müller, Friedrich, Sprachforscher, Vertreter der linguistischen Ethnographie, [* 36] geb. zu Iemnik in Böhmen, [* 37] widmete sich an der Wiener Universität philol. Studien. Nachdem er sich 1860 an der Wiener Universität als Privatdocent habili- tiert hatte, wurde er 1866 zum außerord. und 1869 zum ord.
Professor für die vergleichende Sprachwissenschaft und das Sanskrit ernannt. Seine schriftstellerische Thätigkeit erstreckt sich vor allem auf die Gebiete der vergleichenden Sprach- tunde und der Ethnographie. Seine eigentlichen Hauptwerke in linguistischer Beziehung sind der «Linguistische Teil» der «Reise der österr. Fregatte Novara» (Wien 1867) und der «Grundriß der Sprachwissenschaft)) (3 Bde. in 6 Abteil, mit Nach- trag, ebd. 1876-88). Ins Gebiet der Ethnographie gehören: "Reise der österr. Fregatte Novara. Anthro- pol. Teil: Ethnographie" (Wien 1869),
die «Allge- meine Ethnographie)) (ebd. 1873; 2. Aufl. 1879) und der »Ethnolog. Bilderatlas" (ebd. 1884 fg.). Müller, Friedr. Max (in England als F. Max- Müller bekannt), Sprachforscher und Sanskritist, Sohn des Liederdichters Wilhelm Müller, geb. zu Dessau, [* 38] besuchte die Nikolaischule und die Universität in Leipzig, [* 39] wo er klassische Philologie und Philosophie sowie Arabisch und Sanskrit stu- dierte und eine Übersetzung des «Hitopaäk^» (Lpz. 1844) veröffentlichte. Darauf ging er nach Berlin, 1845 nach Paris, 1846 nach England, wo ihm von der Ostindischen Compagnie die Herausgabe des Rigveda mit dem Kommentar des Säjana (6 Bde., Lond. 1849 - 74; eine neue, auf Kosten des Maharadscha von Widschanagram veranstaltete Ausgabe erschien in 4 Bon., ebd. 1889-92) über- tragen wurde. Daneben veröffentlichte er eine Aus- gabe ohne Kommentar (2. Aufl., Lond. 1877) und den ersten Band [* 40] einer Übersetzung: «IliF-Vsäa-ZHn- KM, tlie 83.cr6ä 117111113 0k t1i6 LraliinHiis» (ebd. 1869),
fortgesetzt in «Zacreä I)0ok8 of tlie Na8t» (Bd. 32). Seit 1850 in Oxford, [* 41] wo er den Auftrag erhielt, an der Universität Vorlesungen über Litte- raturgeschichte und vergleichende Grammatik zu halten, wurde er 1851 Ehrenmitglied der Univer- sität und des Okri8t-Otmrc1i O0II6F6, erhielt 1854 eine ord. Professur der neuen Sprachen und Litte- raturen und trat 1856 als Mitglied in das Kurato- rium der Vodleianischen Bibliothek, an der er von 1865 bis 1867 auch als Bibliothekar der orient.
Abteilung wirkte. 1858 ward er zum Fellow von ^I1'8oiii8 c?oN6F6 erwählt: 1868 gründete die Universität Oxford eine Professur der vergleichen- den Philologie und ernannte Müller zum ersten Pro- fessor. Im Sommer 1872 hielt er zu Straßburg [* 42] Vorlesungen. 1875 legte Müller seine Professur nieder, blieb aber in Oxford, um im Auftrag der Univer- sität eine Reihe von Übersetzungen der heil. Bücher des Orients herauszugeben. Im Mai 1896 wurde er zum Mitglied des ?riv^ Oouneil ernannt.
Von M.s zahlreichen Werken sind außer den eben genannten hervorzuheben: «lli8tor)' ol imeisut Zg^ci-it literawre» (Lond. 1859; 2. Aufl. 1860); eine zweite Ausgabe des ersten Mandala des Rig- veda, Tl. 1 (Lpz. 1856 - 69, nebst Text und Über- setzung des ?lktitzHkd)n, des ältesten Lehrbuchs der vedischen Phonetik),
eine Grammatik der Sanskrit- sprache (Lond. 1866; 2. Aufl. 1870; neue abgekürzte Ausgabe 1886; deutsch Lpz. 1868).
1879 begann unter seiner Leitung die Herausgabe der «8acr6ä dook8 0ktli6 ^H8t» (bis 1893 41 Bde., Oxford),
darin von ihm 1881 Übersetzung des DdHinmHpaäH, 1884 die der HMui8iiaä8 (2 Bde.) und 1891 die der Vsäio II^mn8,1'art I. Ferner erschienen «lütter to Olie- valikr L11Q86Q 011 t1i6 eia^itieation oltlie ^ur^nian iHUFuaS68» (in Vunsens " (Hri8ti3.Qit)l anä inau- kwä», Lond. 1854),
«^883,^ 011 eoinMintive ni^tlio- 1oF)'» (ebd. 1858),
«I^6etur63 011 tlis 8ci6no6 0k lauFUHFL» (2 Serien, ebd. 1861-64; neueste Aufl., 2 Bde., 1891; deutsch, I.Serie,3.Aufl., Lpz. 1875; 2. Serie, 2. Aufl., ebd. 1870; neue Bearbeitung, 2 Bde., 1892-93),
«Obipg krom a ^ermaii vorö- 8bop') (4 Bde., Lond. 1868-75; 2. Aufl. 1880; deutfch: »Essays», 4 Bde., Lpz. 1869-76; Bd. 1 u. 2, in 2. Aufl. 1879 - 81),
«8si6ct6ä ^88^73» (2 Bde., Lond. 1881),
«I^etur^ 011 t1i6 oriZin auä Frmvtli ok reii^ion a8 i11u8trHt6ä d^ t1i6 i'6iiZion8 0k Inäia» (ebd. 1878; neue Aufl. 1882; deutsch Straßb. 1880; 2. Aufl. 1881),
«Inäia. ^kat cau it t6Hok n8?» (Lond. 1883; neue Ausg. 1892; deutfch u. d. T. «Indien in feiner weltgeschichtlichen Be- deutung», Lpz. 1884),
«^Hturai Keii^ioQ», «?1i^- 8ica1 NeliFioii'), »^ntki'opoloFical Ksii^ioiD),
«Ikeo- 8opk^, or p^elioloFical Ilelißion» (Cyklen von Vor- lesungen, in Glasgow [* 43] gehalten, Lond. 1889-92; deutsch Lpz. 1890-95). Zur Feier des 100jähri- gen Erscheinens gab er 1881 mit Noirs" eine engl. Übersetzung von Kants «Kritik der reinen Ver- nunft» heraus (2 Bde., London). Sein fprachphilos. System ist niedergelegt in «8ei6QC6 ol Ikou^lit» (Lond. 1887; deutsch u. d. T. «Das Denken im Lichte der Sprache», [* 44] Lpz. 1888). Eine große Anzahl von Auflagen und Überfetzungen erfuhr M.s Erzählung «Deutsche [* 45] Liebe» (9. Aufl., Lpz. 1889). Müller, Fritz, Naturforscher, geb. zu Windischholzhausen bei Erfurt, [* 46] war erst Apotheker, studierte dann in Berlin und Greifs- wald Naturwissenschaften, hierauf Medizin. 1852 wanderte er nach Brasilien [* 47] aus, war erst Farmer in Blumenau, dann Lehrer am Lyceum zu Desterro, von wo er wieder nach Vlumenau umsiedelte, wo er als Naturforscher der Provinz Sta. Catharina lebt. Müller war einer der ersten entschiedensten Anhänger der Lehre [* 48] Darwins und hat in diesem Sinne sein berühmtes Buch «Für Darwin» (Lpz. 1864) ge- schrieben, in welchem er zuerst das Dasein und Wesen des sog. biogenetischen Grundgesetzes nachweist. Müller, Kerm., Naturforfcher, Bruder des vorigen, geb. zu Mühlberg, wurde 1855 Lehrer der Naturwissenschaften in Lippstadt [* 49] und starb in einem Dorfe bei Meran. [* 50] Sein Hauptwerk ist: «Die Befruchtung [* 51] der Blumen durch Infekten» (Lpz. 1873). ¶