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Tula, Twer, Wladimir, Wologda und Woronesch und hat 1060499 qkm mit 24523504 E., d. i. 23,1 auf 1 qkm. -
2) Generalgouvernement und Gouvernement im mittlern Teil des europ. Rußlands und zu Großrußland gehörig, grenzt im N. an Twer, im NO. an Wladimir, im SO. an Rjasan, im S. an Tula und Kaluga, im W. an Smolensk und hat 33303,6 qkm mit 2393629 E., d. i. 71,8 auf 1 qkm. Das Gouvernement bildet fast den Mittelpunkt des sog. Moskauer Kohlenbeckens, das (1888) 20 Mill. Pud Stein- und Braunkohle lieferte. Die Flüsse [* 2] gehören zum Gebiet der Wolga, die selbst im N. die Grenze berührt. Im SO. ist die Oka der Grenzfluß.
Die Mitte wird bewässert von der Moskwa (s. d.) und Kljasma. Wälder nehmen 40 Proz. der Oberfläche ein. Das Klima ist gesund. Die Bevölkerung besteht vorwiegend aus Großrussen und bildet die Eparchie Moskau [* 3] der russ. Kirche. Die Hauptbeschäftigung ist Ackerbau und Industrie. Unter den industriellen Gouvernements Rußlands nimmt Moskau den ersten Rang ein. Es hat (1892) 1962 Fabriken, davon sind 40 Tuchfabriken, 27 Wollwebereien, 309 Baumwollspinnereien und -Webereien, 218 Seidenwebereien, 111 Färbereien, 29 Kattundruckereien, 4 Zuckerfabriken, 66 Gerbereien.
Außerdem werden fabriziert Metallwaren, Fayence, [* 4] Chemikalien, Seife, Papier. Es giebt Steinbrüche (Marmor von Kolomna oder Moskau), Mühlen, [* 5] Branntweinbrennereien u. s. w. Sehr entwickelt ist auch die Hausindustrie, namentlich die Weberei. [* 6] Den Handel und Verkehr fördern schiffbare Flüsse und 676 km Eisenbahnen. Das Gouvernement, in seinem heutigen Bestande seit 1802, zerfällt in 13 Kreise: [* 7] Moskau, Bogorodsk, Bronnizy, Dmitrow, Klin, Kolomna, Moshajsk, Podolsk, Rusa, Serpuchow, Swenigorod, Wereja und Wolokolamsk. - 3) Kreis [* 8] im mittlern Teil des Gouvernements Moskau, im Gebiet der Moskwa und Kljasma, hat 2700,1 qkm und (1893) 943939 E. - 4) Moskau, russ. Moskwa, frz. Moscou, engl. Moscow, neben St. Petersburg [* 9] die Hauptstadt des Russischen Reichs und die Krönungsstadt der russ. Kaiser, unter 55° 45' nördl. Br., 37° 37' östl. L. von Greenwich, in 160-240 m Höhe, auf und zwischen sieben Hügeln in der Mitte eines großen Bassins der Steinkohlenformation, an beiden Seiten der hier sehr gewundenen Moskwa und deren Zuflüssen Jausa und Neglinnaja (letztere meist überwölbt). Die mittlere Jahrestemperatur beträgt +3,9°, die des Juli 18,9°, des Januar -11,1° C., die Höhe der Niederschlage etwa 490 mm. (Hierzu ein Stadtplan.)
Größe und Bevölkerung. [* 10] Moskau nimmt einen Flächenraum von 67 qkm ein. Die größte Ausdehnung [* 11] von Nordost nach Südwest beträgt 14 km. Moskau besteht, außer der innern Stadt, größtenteils aus ein- und zweistöckigen Häusern mit Hof, [* 12] Garten [* 13] und Wirtschaftsgebäuden, umgeben von einer Mauer oder Zaun. Der größere Teil der Stadt liegt links von der Moskwa, der kleinere (das sog. Samostworjetschje) rechts; der letztere wird im N. von einem Ableitungskanal der Moskwa durchschnitten. An mehrern Stellen der Stadt finden sich Teiche: die Prjesnenskije, Tschistyje, Patriarschije, der Chapilowsche, Krasnyj u. a. Die Bevölkerung betrug 1812: 250000 (im Winter 400000), 1864: 364148, 1882: 753469, 1893: 861590 E.;
nur 26,2 Proz. sind in Moskau geboren.
Der Herkunft nach gehören 49,2 Proz. dem Bauernstande an, 28,3 den städtischen Ständen, 9,5 dem Militär, 1,7 der Geistlichkeit, 4,7 dem erblichen, 2,7 dem persönlichen Adel. 1,5 Proz. sind Ausländer; 93,9 gehören der russ. orthodoxen Kirche an, 2,3 sind Evangelische, 1,2 Katholiken, 1 Proz. Israeliten; 0,6 kommen auf andere Bekenntnisse (Raskol, armenisch-gregorianische Kirche, Mohammedanismus u. a.). Der Beschäftigung nach sind thätig in Gewerbe und Industrie 43,3, in Handel, Transport- und Fuhrwesen 19,8, in häuslichem Dienst 15,8, in Militär- und Civildienst 7,1 Proz. 10,1 Proz. haben keinen persönlichen Erwerb, 3,9 kommen auf Geistliche, Lehrer, Gelehrte, Künstler u. s. w. Hoch ist die Zahl der Analphabeten (52,2 Proz. der Gesamtbevölkerung). In Garnison liegen das 1. bis 4., 7. und 12. Grenadier-, das 1. und 2. Infanterie-, das 3. Dragoner- und das 1. donische Kosakenregiment sowie die 1. Grenadier-Artilleriebrigade.
Anlage, Brücken. [* 14] Die meist krummen Straßen gehen radienartig vom Kreml aus und sind durch Querstraßen sowie links von der Moskwa durch drei konzentrisch laufende Boulevards miteinander verbunden. Der Kreml (s. d.), der älteste Teil der Stadt, liegt links und 43 m über der Moskwa auf dem Borowizkischen Hügel (s. Tafel: Russische Kunst [* 15] II, [* 1] Fig. 8). Er bildet ein unregelmäßiges Fünfeck [* 16] von 2 km Umfang und ist mit einer 20 m hohen, mit Zinnen und 18 Türmen versehenen Mauer (erbaut 1487) umgeben, durch die fünf Thore führen. Im Innern finden sich nur noch kirchliche Bauten, Paläste und Staatsgebäude.
Nordöstlich am Kreml, von diesem durch den Roten Platz getrennt, liegt Kitajgorod (d. i. Chinesenstadt), jetzt Mittelpunkt des Großhandels; es ist der zweitälteste Teil der Stadt, der 1534 mit einer Mauer mit sieben Thoren umgeben wurde. Um Kreml und Kitajgorod entwickelte sich ein neuer Stadtteil, Bjelojgorod (d. i. Weiße Stadt), benannt nach der weißen Mauer, an deren Stelle sich jetzt die Boulevards des zweiten Bogens befinden. Um die Weiße Stadt entstand Semljanojgorod (d. i. Erdstadt), benannt nach einem Erdwall (jetzt der dritte Bogen, [* 17] zumeist von der Sadowaja-[Garten-]Straße gebildet).
Die Ansiedelungen rechts von der Moskwa wurden als Samoskworjetschje (d. i. Stadtteil jenseit der Moskwa) zur Stadt genommen. Daran schloß sich endlich noch ein Kranz von Vorstädten, und das Ganze wird jetzt von einem Wall umgeben, durch den 18 Schläge (zastawy) führen. Die alte Einteilung wird durch die neue verdrängt, wonach in 17 Teile (tschasti) zerfällt. Davon bilden Kreml und Kitajgorod den 1. Teil, die Gorodskaja Tschastj, auch einfach Gorod, d. i. City, genannt; Bjelojgorod den 2. und 3. Teil (Twerskaja und Mjasnizkaja Tschastj); Semljanojgorod den 4. bis 9., das übrige den 10. bis 17. Teil. Letztere acht Teile nehmen etwa drei Viertel des Flächenraums von Moskau ein, enthalten viele Fabriken, Kasernen, die Bahnhöfe [* 18] u. s. w. und werden vorzugsweise von der ärmern Bevölkerung bewohnt. Über die Moskwa führen 8 Brücken; die älteste ist die sog. Kamennaja (Stein-)Brücke, westlich am Kreml, ursprünglich wirklich von Stein, seit 1859 von Gußeisen. Über den Ableitungskanal 4, über die Jausa die Schloß-, die Lefortowsche Brücke [* 19] u. a.
Straßen, Plätze, Denkmäler. Ausgangspunkte des Verkehrs nach allen Richtungen der Stadt bilden der Theater-, der Lubjanka- und der ¶
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Iljinkaplatz, alle drei an den nördl. Teil von Kitajgorod grenzend. Südlich von ihnen in der Iljinka (mit der Börse) und Nikolskaja ist der Sitz des Großhandels. Die großen Detailgeschäfte sind in Bjelojgorod auf der Schmiedebrücke, der Twerskaja, der Petrowka u. a., wo sich die Passagen Lubjanskaja, Popow, Solodownikow u. s. w. finden. In neuerer Zeit ist auch an Stelle der frühern hölzernen Rjady (das sind Reihen) längs der Nordostseite des Roten Platzes ein großer Prachtbau mit Passagen und Läden errichtet worden.
Auf dem Ochotnyj Rjad (d. i. Jägerreihe) ist der Markt für Gemüse, Geflügel, Wild; auf Zwjetnoj Boulevard der Blumenmarkt, auf dem Bolotnajaplatz der Obstmarkt, auf dem Konnajaplatz der Pferdemarkt. Der Platz für Volksfeste, das Dewitschje Pole (Jungfernfeld), ist durch die neue Universitätsklinik (1,6 km Front) verkleinert worden. Die Twerskaja (2 km lang) führt durch die Iberische Pforte, den Roten Platz direkt zum Kreml. In ihrer nordwestl. Fortsetzung, am Smolensker Bahnhof, ist die Triumphpforte, zur Erinnerung an 1812 erbaut.
Ein anderer Triumphbogen, die Rote Pforte (1742 von der Moskauer Kaufmannschaft gestiftet), steht auf der Sadowaja, das Denkmal Kaiser Alexanders II. (1893 errichtet) im Kreml. Weitere Denkmäler sind: das Denkmal Minins und Posharskijs (auf dem Roten Platz; s. Tafel: Russische Kunst I, [* 20] Fig. 3), 1818 errichtet, zwei kolossale Bronzefiguren auf Granitsockel;
das Puschkin-Denkmal (auf dem Twerskoj-Boulevard), Bronzefigur nach Opekuschins Modell, 1880 errichtet;
das Denkmal des Bojaren Matwejew, das Denkmal der bei Plevna gefallenen Grenadiere.
Bemerkenswert auf dem Roten Platz ist noch Lobnoje Mjesto (d. i. die Schädelstätte), eine runde Erhöhung mit Steingeländer, vor der ehemals die Hinrichtungen stattfanden. Die bedeutendsten Parkanlagen sind: der Alexandergarten (am Kreml), der Zoologische Garten (im NW.) und der Njeskutschnyjpark (im SW. an der Moskwa).
Kirchen, Klöster. Moskau hat 434 Kirchen, 82 Kapellen, 14 Mönchs-, 7 Nonnenklöster und 23 Friedhöfe. Unter den Kirchen sind 1 armenisch-gregorianische, 2 katholische (St. Peter und Paul und die St. Ludwigskirche), 2 lutherische (Peter-Pauls- und Michaeliskirche), 1 englische und 1 reformierte Kapelle. Die hauptsächlichsten (russ.-orthodoxen) Kirchen sind: die Uspenskij-Mariä-Himmelfahrt-)Kathedrale (im Kreml), 1475-79 von Fioraventi aus Bologna erbaut, mit großer Kuppel (42 m) und vier kleinen;
in ihr werden die Kaiser gekrönt und die Metropoliten geweiht;
die Archangelskij-Kathedrale (im Kreml), 1333 gegründet, 1505-9 von dem Mailänder Alefisio Novi umgebaut, mit den Grüften aller Großfürsten und Zaren bis vor Peter d. Gr.;
die Blagowjeschtschenskij- (d. i. Mariä-Verkündigungs-)Kathedrale (im Kreml), 1397 gegründet, ehemalige Hauskirche des Zaren;
die Spaß-na-boru-(d. i. des Erlösers am Wald) Kathedrale (im Kreml), seit der Gründung M.s bestehend;
die bizarre Basiliuskathedrale (in Kitajgorod; s. Tafel: Russische Kunst II, [* 20] Fig. 7), 1554 zum Andenken an die Eroberung Kasans gegründet.
An der Iberischen Pforte befindet sich die Kapelle der Iberischen Mutter Gottes mit der Kopie eines wunderthätigen Marienbildes des Iberischen Klosters auf dem Athos; die großartige Erlöserkirche, 1839-83 zur Erinnerung an die Vertreibung der Franzosen 1812 erbaut nach den Plänen Thons, trägt fünf vergoldete Kuppeln (s. Tafel: Russische Kunst II, [* 20] Fig. 4). Das reichste und berühmteste Kloster ist das Tschudow-Mönchskloster (im Kreml), 1365 gegründet, früher Sitz der russ. Patriarchen. Allen Kirchen und Klöstern im Kreml gemeinsam ist der Glockenturm des Iwan Welikij (d. i. Iwan d. Gr.), 1600 erbaut, 82 m hoch in 5 Stockwerken mit 34 Glocken, deren eine 7000 Pud wiegt. Am Fuß des Turms steht der Zar-Kolokol (d. i. Riesenglocke), 12000 Pud schwer, mit einem beim Absturz vom Gerüst 1737 ausgebrochenem Stück an der Seite. Endlich sind in Moskau noch eine Synagoge und eine Moschee.
Weltliche Bauten. Am bedeutendsten ist der Große Kremlpalast, 1838-49 nach den Plänen von Konstant Thon erbaut, 121 m lang und 128 m tief, mit drei großen Paradesälen und 700 Zimmern. Mit ihm hängen zusammen: die Granowitaja Palata (Facettenpalast, benannt nach der Form der Steine in der Façade), 1491 erbaut, oft erneuert, ein einziger Saal, früher zum Empfang von Gesandtschaften, jetzt als Bankettsaal bei der Kaiserkrönung dienend;
der Terem- (d. i. Belvedere-) Palast, 1636 erbaut;
die Schatzkammer (mit den Kronjuwelen, Sammlungen von Rüstungen, [* 21] Waffen, Geräten u. a.);
der Potjeschnyj Dworez (d. i. Vergnügungspalast), früher Theater, [* 22] jetzt Sitz der Moskauer Kommandantur.
Zur Granowitaja Palata führt die Rote Treppe, [* 23] auf der sich die Kaiser dem Volke zu zeigen pflegen. Im Kreml sind ferner noch der Kleine Kreml- oder Nikolaipalast, von Katharina II. erbaut, das Senatsgebäude (jetzt Sitz der Behörden), das Synodalgebäude (mit der berühmten Synodal-, der frühern Patriarchenbibliothek; griech. und altslaw. Schriften, zum Teil aus dem 7. bis 12. Jahrh.), die Kremlkaserne, vor der altertümliche Geschütze, [* 24] so die Zar-Puschka (d. i. Riesenkanone, 2400 Pud schwer) stehen, und das Arsenal.
Außerhalb des Kremls befinden sich: der Alexanderpalast am Njeskutschnyjpark, das Lefortowsche Schloß, benannt nach Lefort, für den es von Peter d. Gr. erbaut wurde;
das Haus der Bojaren Romanow (in Kitajgorod), 1869 in altem Stil erneuert;
der Palast des Generalgouverneurs, das Gebäude des histor.
Museums, 1873-85 nach Sherwoods Plänen im ind. Stil erbaut, der Sucharewturm (das Hauptreservoir der Moskauer Wasserleitung), [* 25] die große Stadtreitbahn u. a.
Behörden, Verwaltung. Moskau ist Sitz eines Ober- und eines Bezirksgerichts, eines geistlichen Konsistoriums, eines Comptoirs des heiligen Synod, der Konsulate verschiedener Staaten, darunter Generalkonsulate von Deutschland [* 26] und Österreich-Ungarn, [* 27] der Kommandos des Grenadierkorps und des 13. Armeekorps sowie verschiedener Divisionen und Brigaden derselben. In administrativer Beziehung steht Moskau unter dem Generalgouverneur, in polizeilicher unter dem Oberpolizeimeister, der Stadtpräfekt ist. Die Stadtvertretung (Duma; s. auch Gorod) besteht aus 180 Mitgliedern. 1893 betrugen die Einnahmen 8½, die Ausgaben 9 Mill. Rubel.
Unterrichts- und Bildungswesen. Die Universität, gegründet 1755, war die erste in Rußland und hat vier Fakultäten (physikalisch-mathematische, medizinische, juristische, historisch-philologische), eine Bibliothek (217000 Bände), Sternwarte, [* 28] botan. Garten, zoolog. Museum sowie andere Institute und Sammlungen und 1893: 170 Docenten und 3447 Studenten. Andere höhere Anstalten sind: die Petrowsche Landwirtschaftliche Akademie gegründet ¶