ein organisiertes
Volk im
Sinne des spätern
Volks Israel befreit und diesem auf dem Sinai Gesetze gegeben. Denn dieses
Volk
hat sich erst später infolge der Einwanderung hebr.
Stämme in
Palästina
[* 2] gebildet, und die Idee des Gesetzes ist ein Erzeugnis
der prophetischen
Bewegung. Moses hat hebr.
Stämme aus
Ägypten
[* 3] befreit, diesen den Kult des
Gottes vom Sinai
übertragen und ist ihr Priester, d. h. Orakelgeber und Führer gewesen. -
Über die Fünf
BücherMose s.
Pentateuch.
vonChorene
(MosêsChorenazi), der von den Armeniern gefeierteste, in Europa
[* 4] bekannteste Schriftsteller der
armenischen Litteratur. Unter den ihm zugeschriebenen Werken sind «Die
Geschichte
Armeniens» (bis 442 n. Chr.),
«Das Lehrbuch der Rhetorik» und «Die
Geographie» die wichtigsten. Erstere ist eine Geschichte des armenischen
Adels, im Interesse der Familie Bagratuni geschrieben,
beruht auf armenischen Werken und
Übersetzungen aus dem
Griechischen, wie auf Volksliedern mytholog.
Inhalts und Sagen, für
polit. Geschichte wenig wertvoll und nur mit Vorsicht zu gebrauchen. Die Geographie ist im 7. Jahrh.
(um 657?) verfaßt.
A. von Gutschmid setzte anfangs die Geschichte ins 5. Jahrh. (zwischen 459 und 481), später
mit der Geographie ins 7. Jahrh. (zwischen 634 und 642), dagegen hält
Baumgartner den Verfasser der Geschichte
und Rhetorik für identisch und setzt beide in das 5. Jahrh. Der neueste Forscher, A.
Carrière
(«Nouvelles sources de Moïse
de Khoren»,
Wien
[* 5] 1893;
«Supplément», ebd. 1894),
setzt die Geschichte ans Ende des 7. oder den Anfang des 8. Jahrh. Die wissenschaftliche
Litteratur verzeichnet
Baumgartner, «Zeitschrift der
Deutschen Morgenländischen Gesellschaft», Bd. 40 (Lpz.
1886). Gesamtausgabe:
Venedig
[* 6] 1865;
die Geschichte wurde mit lat.
Übersetzung herausgegeben von den
Brüdern Whiston (Lond.
1736);
mit franz.
Übersetzung von Levaillant de Florival (Par. 1841);
die Geographie wurde
mit franz.
Übersetzung herausgegeben von
Saint-Martin (Par. 1818) und von
Arsène Soutry (Vened. 1881), mit russ.
Übersetzung
von Patkanean (Petersb. 1877).
Teil des russ. Gouvernements
Moskau, hat 1845,3 qkm, 68348 E.,
Ackerbau, Holzfällerei,
Töpferei,
Bandweberei. - 2) Kreisstadt im
Kreis an der Mündung der Moshajka und Petrowka in die Moskwa und an der Eisenbahn
Moskau-Brest-Litowsk, hat (1893) 5080 E., Post,
Telegraph,
[* 11] 5
Kirchen, 1 Mönchskloster, Mädchenprogymnasium, Stadtbank,Band-
und Lichterfabriken. - Die
Schlacht an der Moskwa (s. d.) wird fälschlich auch die
Schlacht bei Moshájsk genannt.
Joh. Lorenz von, Theolog, geb. zu Lübeck,
[* 12] studierte zu Kiel,
[* 13] wurde 1723 ord. Professor der
Theologie in
Helmstedt, 1726 Konsistorialrat und
Abt zu Marienthal und Michaelstein, 1747 Professor
in Göttingen,
[* 14] wo er als Kanzler der
Universität starb. Sein kirchengeschichtliches Hauptwerk sind die «Institutionum
historiae ecclesiasticae antiquae et recentioris
libri IV» (Helmst. 1755;
neue Aufl. 1769; deutsch Lpz. 1769-78; Heilbr.
1786-96). Ferner schrieb er: «Institutiones historiae christianae» (4. Aufl.,
Lpz. 1801),
«De rebus christianorum ante Constantinum commentarii» (ebd. 1753),
«Dissertationes ad historiam
ecclesiasticam pertinentes» (neue Aufl., 2 Bde.,
Altona
[* 15] 1767),
«Versuch einer unparteiischen und gründlichen Ketzergeschichte» (2 Bde.,
Lpz. 1748-50),
(Mösia), als röm.
ProvinzName des
Landes im S. der untern Donau, das gegen O. an das
SchwarzeMeer stieß,
gegen S. durch die Bergketten des
Balkan und Scardus von
Thrazien und Macedonien, gegen W. durch denFluß
Drinus (Drina), einem Nebenfluß der Save, von
Dalmatien getrennt wurde. Der
Fluß Ciabrus (Cibriz) teilte es in zwei Hälften,
deren östliche, Niedermösien (Moesia inferior), dem heutigen
Bulgarien,
[* 17] die westliche, Obermösien (Moesia superior), vom
Margus (Morava) durchflossen, dem heutigen
Serbien ungefähr entspricht.
Die mehrfach wechselnden Einwohner gehörten ursprünglich dem thraz. Volksstamm an, so die Völkerschaften
der Mösier (von den Griechen Myser genannt, wie diese auch das Land, gleich dem kleinasiatischen,
Mysien [s. d.] nannten),
der Dacier (s. Dacien), Geten (s. d.),
Dardaner (s. d.), Triballer. Die letztern wurden zu Ende des 4. Jahrh.
v. Chr. durch die kelt. Skordisker, die sich selbst im westlichen Mösien niederließen,
in das östliche gedrängt. Ostmösien stand kurze Zeit seit dem Ausgang des 6. Jahrh.
v. Chr. unter pers. Herrschaft, im 5. Jahrh.
gehörte es zum
Reich der thraz. Odrysen (s. d.).
Die Berührung mit den
Römern begann seit 75
v. Chr., wo der Prokonsul von Macedonien, Gajus Scribonius Curio, bis zur Donau
vordrang; unterworfen wurde das Land 29
v. Chr. durch
Marcus Licinius
Crassus, Prokonsul von Macedonien. Noch unter
Augustus
wurde das Land als kaiserl.
Provinz eingerichtet, seine eigentliche
Blüte
[* 18] begann aber erst nach
Trajans siegreichen dacischen
Feldzügen. Seit Domitian bestand die
Einteilung in Ober- und Niedermösien. Im 3. Jahrh. begannen die Einfälle
der Goten, gegen die Decius 251 n. Chr. in Mösien fiel, bis den Eindringlingen
Claudius II. durch den
Sieg bei
Naissus 269, und 271
Aurelian, der die röm. Kolonisten aus Dacien nach Mösien verpflanzte, für
einige Zeit ein Ziel setzten.
Bei dem Andrang der Hunnen überfluteten die Westgoten das Land, das ihnen, nachdem
KaiserValens gegen
sie bei
Adrianopel 378
Schlacht und Leben verloren hatte,
Theodosius I., dessen Oberherrschaft sie anerkannten, einräumte.
Viele von ihnen blieben bei dem Wegzug des
Volks im 5. Jahrh. zurück und erhielten sich unter dem
Namen Mösogoten bis ins 6. Jahrh.
Das Land wurde darauf durch hunn., slaw., avarische und bulgar.
Einfälle furchtbar heimgesucht.
In das wüste Niedermösien wanderten seit dem 6. Jahrh. slaw.
Völker ein, in Obermösien zogen seit Anfang des 7. Jahrh. die
Serben ein.
Tula, Twer, Wladimir, Wologda und Woronesch und hat 1060499 qkm mit 24523504 E., d. i. 23,1 auf 1 qkm. -
2) Generalgouvernement und Gouvernement im mittlern Teil des europ. Rußlands und zu Großrußland gehörig, grenzt im N. an
Twer, im NO. an Wladimir, im SO. an Rjasan, im S. an Tula und Kaluga, im W. an Smolensk und hat 33303,6 qkm
mit 2393629 E., d. i. 71,8 auf 1 qkm. Das Gouvernement bildet fast den
Mittelpunkt des sog. Moskauer Kohlenbeckens, das (1888) 20 Mill.
Pud Stein- und Braunkohle lieferte. Die Flüsse
[* 20] gehören zum Gebiet der Wolga, die selbst im N. die Grenze
berührt. Im SO. ist die Oka der Grenzfluß.
Die Mitte wird bewässert von der Moskwa (s. d.) und Kljasma. Wälder nehmen 40 Proz. der Oberfläche ein. Das Klima ist gesund.
Die Bevölkerung besteht vorwiegend aus Großrussen und bildet die Eparchie Moskau der russ.
Kirche. Die Hauptbeschäftigung ist Ackerbau und Industrie. Unter den industriellen Gouvernements Rußlands
nimmt Moskau den ersten Rang ein. Es hat (1892) 1962 Fabriken, davon sind 40 Tuchfabriken, 27 Wollwebereien, 309 Baumwollspinnereien
und -Webereien, 218 Seidenwebereien, 111 Färbereien, 29 Kattundruckereien, 4 Zuckerfabriken, 66 Gerbereien.
Außerdem werden fabriziert Metallwaren, Fayence,
[* 21] Chemikalien, Seife, Papier. Es giebt Steinbrüche (Marmor von Kolomna
oder Moskau), Mühlen,
[* 22] Branntweinbrennereien u. s. w. Sehr entwickelt ist auch die Hausindustrie, namentlich
die Weberei.
[* 23] Den Handel und Verkehr fördern schiffbare Flüsse und 676 km Eisenbahnen. Das Gouvernement, in seinem heutigen
Bestande seit 1802, zerfällt in 13 Kreise:
[* 24] Moskau, Bogorodsk, Bronnizy, Dmitrow, Klin, Kolomna, Moshajsk, Podolsk, Rusa, Serpuchow,
Swenigorod, Wereja und Wolokolamsk. - 3) Kreis im mittlern Teil des Gouvernements Moskau, im Gebiet der Moskwa
und Kljasma, hat 2700,1 qkm und (1893) 943939 E. - 4) Moskau, russ. Moskwa, frz.
Moscou, engl. Moscow, neben St. Petersburg
[* 25] die Hauptstadt des RussischenReichs und die Krönungsstadt der russ. Kaiser, unter
55° 45' nördl. Br., 37° 37' östl. L. von Greenwich, in 160-240 m Höhe, auf und zwischen sieben Hügeln
in der Mitte eines großen Bassins der Steinkohlenformation, an beiden Seiten der hier sehr gewundenen Moskwa und deren Zuflüssen
Jausa und Neglinnaja (letztere meist überwölbt). Die mittlere Jahrestemperatur beträgt +3,9°, die des Juli 18,9°,
des Januar -11,1° C., die Höhe der Niederschlage etwa 490 mm. (Hierzu ein Stadtplan.)
Größe und Bevölkerung.
[* 26] Moskau nimmt einen Flächenraum von 67 qkm ein. Die größte Ausdehnung
[* 27] von Nordost nach Südwest beträgt 14 km.
Moskau besteht, außer der innern Stadt, größtenteils aus ein- und zweistöckigen Häusern mit Hof,
[* 28] Garten
[* 29] und Wirtschaftsgebäuden, umgeben von einer Mauer oder Zaun. Der größere Teil der Stadt liegt links von der Moskwa, der kleinere
(das sog. Samostworjetschje) rechts; der letztere wird im N. von einem Ableitungskanal der Moskwa
durchschnitten. An mehrern Stellen der Stadt finden sich Teiche: die Prjesnenskije, Tschistyje, Patriarschije, der Chapilowsche,
Krasnyj u. a. Die Bevölkerung betrug 1812: 250000 (im Winter 400000), 1864: 364148, 1882: 753469, 1893: 861590
E.;
nur 26,2 Proz. sind in Moskau geboren.
Der Herkunft nach gehören 49,2 Proz. dem Bauernstande an, 28,3 den städtischen Ständen,
9,5 dem Militär, 1,7 der Geistlichkeit,
4,7 dem erblichen, 2,7 dem persönlichen Adel. 1,5 Proz. sind
Ausländer; 93,9 gehören der russ. orthodoxen Kirche an, 2,3 sind Evangelische, 1,2 Katholiken, 1 Proz. Israeliten; 0,6 kommen
auf andere Bekenntnisse (Raskol, armenisch-gregorianische Kirche, Mohammedanismus u. a.). Der Beschäftigung nach sind thätig
in Gewerbe und Industrie 43,3, in Handel, Transport- und Fuhrwesen 19,8, in häuslichem Dienst 15,8, in Militär-
und Civildienst 7,1 Proz. 10,1 Proz. haben keinen persönlichen Erwerb,
3,9 kommen auf Geistliche, Lehrer, Gelehrte, Künstler u. s. w. Hoch ist die Zahl der Analphabeten (52,2 Proz. der Gesamtbevölkerung).
In Garnison liegen das 1. bis 4., 7. und 12. Grenadier-, das 1. und 2. Infanterie-, das 3. Dragoner- und das 1. donische
Kosakenregiment sowie die 1. Grenadier-Artilleriebrigade.
Anlage, Brücken.
[* 30] Die meist krummen Straßen gehen radienartig vom Kreml aus und sind durch Querstraßen sowie links von der
Moskwa durch drei konzentrisch laufende Boulevards miteinander verbunden. Der Kreml (s. d.), der älteste Teil der Stadt, liegt
links und 43 m über der Moskwa auf dem Borowizkischen Hügel (s. Tafel: Russische Kunst II,
[* 19]
Fig. 8). Er
bildet ein unregelmäßiges Fünfeck
[* 31] von 2 km Umfang und ist mit einer 20 m hohen, mit Zinnen und 18 Türmen versehenen Mauer
(erbaut 1487) umgeben, durch die fünf Thore führen. Im Innern finden sich nur noch kirchliche Bauten, Paläste
und Staatsgebäude.
Nordöstlich am Kreml, von diesem durch den Roten Platz getrennt, liegt Kitajgorod (d. i. Chinesenstadt), jetzt Mittelpunkt
des Großhandels; es ist der zweitälteste Teil der Stadt, der 1534 mit einer Mauer mit sieben Thoren umgeben wurde. Um Kreml
und Kitajgorod entwickelte sich ein neuer Stadtteil, Bjelojgorod (d. i. Weiße Stadt), benannt nach der
weißen Mauer, an deren Stelle sich jetzt die Boulevards des zweiten Bogens befinden. Um die Weiße Stadt entstand Semljanojgorod
(d. i. Erdstadt), benannt nach einem Erdwall (jetzt der dritte Bogen,
[* 32] zumeist von der Sadowaja-[Garten-]Straße gebildet).
Die Ansiedelungen rechts von der Moskwa wurden als Samoskworjetschje (d. i. Stadtteil jenseit der Moskwa)
zur Stadt genommen. Daran schloß sich endlich noch ein Kranz von Vorstädten, und das Ganze wird jetzt von einem Wall umgeben,
durch den 18 Schläge (zastawy) führen. Die alte Einteilung wird durch die neue verdrängt, wonach in 17 Teile (tschasti) zerfällt.
Davon bilden Kreml und Kitajgorod den 1. Teil, die Gorodskaja Tschastj, auch einfach Gorod, d. i. City,
genannt; Bjelojgorod den 2. und 3. Teil (Twerskaja und Mjasnizkaja Tschastj); Semljanojgorod den 4. bis 9., das übrige den 10. bis 17. Teil.
Letztere acht Teile nehmen etwa drei Viertel des Flächenraums von Moskau ein, enthalten viele Fabriken,
Kasernen, die Bahnhöfe
[* 33] u. s. w. und werden vorzugsweise von der ärmern Bevölkerung bewohnt. Über die Moskwa führen 8 Brücken;
die älteste ist die sog. Kamennaja (Stein-)Brücke, westlich am Kreml, ursprünglich wirklich
von Stein, seit 1859 von Gußeisen. Über den Ableitungskanal 4, über die Jausa die Schloß-, die Lefortowsche Brücke
[* 34] u. a.
Straßen, Plätze, Denkmäler. Ausgangspunkte des Verkehrs nach allen Richtungen der Stadt bilden der Theater-, der Lubjanka-
und der
¶