Tarquinĭus
Superbus
,
Lucius,
Roms siebenter und letzter König (534-510
v. Chr.), Sohn des
Tarquinius Priscus.
Servius Tullius
hatte ihn und seinen
Bruder
Aruns mit seinen Töchtern, die beide den
Namen Tullia führten, verheiratet,
um sie dadurch zu gewinnen
und sie wegen ihrer Verdrängung vom
Thron
[* 2] zu versöhnen. Allein
Lucius vereinigte sich mit der jüngern
Tullia, der Gemahlin des
Aruns, zu dem verbrecherischen
Plan,
Servius Tullius gewaltsam vom
Thron zu stoßen;
Aruns und die ältere Tullia wurden durch ihre beiderseitigen
Gatten aus dem Wege geräumt, und nun ließ sich Tarquinius
in der
Kurie
des
Senats zum König ausrufen.
Als
Servius Tullius herbeieilte, um ihn zur
Rede zu stellen, stieß
er den schwachen
Greis die
Stufen der
Kurie hinab und
ließ ihn durch nachgesandte Bewaffnete töten; Tullia aber, welche sofort ihren Gemahl in der
Kurie als König begrüßte,
scheute sich nicht, auf dem Heimweg über den
Leichnam ihres
Vaters hinwegzufahren, so daß sie mit dessen
Blut bespritzt zu
Hause anlangte. Die
Regierung des Tarquinius
entsprach der Art und
Weise, wie er dieselbe
an sich gerissen hatte.
Es gelang ihm zwar, die
Latiner völlig zu unterwerfen, auch wurde die benachbarte Stadt
Gabii durch die
List und den
Verrat
seines
Sohns
Sextus in seine
Gewalt gebracht, und in
Rom
[* 3] selbst setzte
er den
Bau der unterirdischen
Kanäle fort und vollendete
den
Bau des kapitolinischen
Tempels. Dagegen erbitterte er das ganze
Volk durch Grausamkeit und
Willkür
und insbesondere durch die
¶
mehr
Härte, mit der er die ärmern Bewohner zu Fronarbeiten zwang. Als daher, während er selbst mit dem Heer vor dem belagerten
Ardea lag, sein Sohn Sextus die Lucretia (s. d.) entehrt hatte, rief Junius Brutus das Volk zur Empörung auf; Tarquinius
eilte zwar von
Ardea nach der Stadt, wurde aber von dieser und nachher auch vom Lager
[* 5] ausgeschlossen und in Rom die Republik
eingeführt. Vergebens suchte er hierauf mit Hilfe der Tarquinier, die beim Wald Arsia geschlagen wurden, des Königs Porsena
(s. d.) von Clusium und endlich der Latiner, die am See Regillus gegen die Römer
[* 6] unterlagen, den Thron wiederzuerobern. In letzterer
Schlacht fielen auch seine Söhne Titus und Aruns; er selbst starb als Flüchtling 495 in Cumä. Sextus begab sich nach Gabii, wo
er von denen, die für seinen an Gabii verübten Verrat Rache suchten, ermordet wurde.