Sodann wird die ursprüngliche Vegetationsdecke des
Moors durch
Aufbringen einer 11 cm starken Moorschicht getötet, die man
den an der Langseite jedes etwa 20–25 in breiten Moorstreifens ausgehobenen
Gräben entnimmt. Auf die noch feuchte Moorschicht
kommt eine 11 cm starke Schicht reinen, schwefelkiesfreien, nicht humosen, womöglich etwas körnigen und lehmigen
Sandes.
Kann dieser nicht aus den
Gräben gewonnen werden, so muß er mittels Feldbahnen von Nachbarflächen herangeschafft
werden.
Der Sand wird dann durch
Kainit und
Phosphorsäure gedüngt und bildet die
Ackerkrume, die bei der
Bestellung nicht mit dem
Moor
vermischt werden darf. Die besprochenen
Arten der Moorkultur haben Erträge bewirkt, die hinter denen guter Mineralböden
nicht zurückstehen. Sehr viel ist, außer von der oldenb., von der preuß.
Regierung für die Erschließung der
Moore durch
Kanäle und für die Besiedelung geschehen. Eine
Central-Moorkommission bearbeitet
die einschlägigen Sachen.
Preußen
[* 2] hat eine Moorversuchsstation in
Bremen.
[* 3] Daneben ist ein
Verein zur Förderung der Moorkultur im
DeutschenReiche thätig, dessen seit 1883 erscheinende «Mitteilungen» neben
den
Protokollen jener
Central-Moorkommission über die Fortschritte der Moorkultur unterrichten. –
Vgl. Krey, Die Moorkultur Anleitung für
Landwirte und Kulturtechniker (Berl. 1885);
Conrad von Seelhorst,
Acker- und Wiesenbau auf Moorboden (ebd. 1891).
Moses und die
Propheten haben, soviel wie
Geld haben, Redensart nach
Luk. 16,29,. womit die Redensart «Moos haben»,
für
«Geld haben» scherzhaft verquickt wurde.
Salomon, Ohrenarzt, geb. zu Randegg im Großherzogtum
Baden,
[* 6] studierte in
Heidelberg,
[* 7]
Prag
[* 8] und
Wien,
[* 9] habilitierte sich 1859 an der
UniversitätHeidelberg und wurde daselbst 1866 außerord. Professor. Er
führte zuerst den wichtigen Nachweis, daß bei verschiedenartigen
Infektionskrankheiten Mikroorganismen auch in das Labyrinth
einwandern und hier bedeutende
Veränderungen hervorrufen können, welche die
Ursache der bisher unaufgeklärten kombinierten
Gehörs- und Gleichgewichtsstörungen sind.
«Über Pilzinvasion des Labyrinths nach Diphtherie» (Wiesb. 1887),
«Histologische und bakterielle Untersuchungen über
Mittelohrerkrankungen bei den verschiedenen Formen der Diphtherie» (ebd. 1890). Auch begründete er und redigierte
seit 1869 mit
Knapp die in deutscher und engl.
Sprache
[* 10] erscheinende «Zeitschrift fürOhrenheilkunde»
(Wiesbaden).
[* 11] Er starb in
Heidelberg.
1)
Stadt im
Bezirksamt Freising
[* 12] des bayr. Reg.-Bez. Oberbayern, an der Linie
München-Regensburg der Bayr. Staatsbahnen,
[* 13] Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Landshut),
[* 14] hat (1895) 3057 (1890: 3012) E., darunter 22
Evangelische, Postexpedition,
Telegraph,
[* 15] roman. Münsterkirche,
zwei roman. Nebenkirchen, Wasserleitung,
[* 16] Badeanstalt;
[* 17]
Malzbrechmühle mit Dampfbetrieb, acht
Brauereien, große Schranne und
berühmte Pferdemärkte. -
[* 5] Musci oder Muscinĕae, eine große
Abteilung der
Kryptogamen, zwei Gruppen, die Laubmoose(Musci frondosi oder
Bryoideae) und die
Lebermoose(Musci hepatici oder
Hepaticae) umfassend. Während bei den erstern durchgängig
eine deutliche morpholog. Differenzierung in
Stamm und
Blatt
[* 19] vorhanden ist, stellt der vegetative
Teil vieler
Lebermoose einen
echten
Thallus dar, an dem eine Unterscheidung von
Stamm und
Blatt nicht durchführbar ist; andere
Lebermoose verhalten sich
in dieser
Beziehung ganz wie die Laubmoose.
Von den höher entwickeltenGefäßkryptogamen unterscheiden sich die Moose durch den anatomischenBau, besonders
aber durch die Art des ihnen eigentümlichen Generationswechsels. Wenn auch bei vielen Laubmoosen in den Stämmchen die Anfänge
eines Leitbündels zu finden sind, so ist doch der gänzliche
Mangel an normalen
Gefäßbündeln mit deutlichen Gewebesystemen,
wie sie die
Gefäßkryptogamen besitzen, ein charakteristischer Unterschied zwischen diesen und den Moose. Im
Generationswechsel zeigen sie zwar auch, wie jene, eine geschlechtliche und eine ungeschlechtliche Generation; aber während
bei den
Gefäßkryptogamen die erstere auf einen meist wenig zelligen, thallusartig entwickelten Gewebekörper, das
Prothallium,
beschränkt ist, stellt bei den Moose die eigentlich grüne Moospflanze, die in den meisten Fällen
in
Stamm und
Blatt gegliedert ist, die geschlechtliche Generation dar.
Auf ihr werden an bestimmten Orten die
Antheridien oder
Archegonien gebildet, und nach der
Befruchtung
[* 20] der letztern wächst
aus denselben die
Moosfrucht, das
Sporogonium, heran, welches als ungeschlechtliche sporenerzeugende Generation der in
Stamm,
Blatt und
Wurzel
[* 21] gegliederten Generation der
Farne,
[* 22] Equisetaceen
[* 23] und
Lycopodiaceen entspricht. Bei diesen
drei Gruppen hat das
Prothallium eine verhältnismäßig kurze
Lebensdauer; es stirbt bald nach der
Befruchtung ab, und die
sich nunmehr entwickelnde ungeschlechtliche Generation bleibt lange erhalten; bei den Moose hingegen ist es umgekehrt:
die
Moosfrucht stirbt bald nach der Reife der
Sporen ab, während die aus den
Sporen hervorwachsende geschlechtliche
Moospflanze eine oft sehr lange
Lebensdauer besitzt.
Moose
* 25 Seite 61.1035.
Die
Keimung der
Sporen erfolgt bei den in der
Weise, daß zunächst aus denselben ein meist fadenartiger, mehrfach durch Querwände
geteilter und verzweigter
Vorkeim sich entwickelt, der ungefähr den Fäden der Konferven gleicht. An
diesem Gebilde, dem Protonema, entstehen die eigentlichen Moospflanzen durch
Bildung von seiten- oder endständigen kleinen
Knospen,
[* 24] die sich entweder, wie bei manchen
Lebermoosen, zu einem meist flach ausgebreiteten
Thallus oder, wie bei den andern
Gruppen, zu einem beblätterten Stämmchen weiter entwickeln. In beiden Fällen wird die
Verbindung der
¶
mehr
Pflanze mit dem Boden durch sog. Rhizoiden (z. B. Tafel: Moose I,
[* 25]
Fig. 1c) hergestellt, die in der Regel dem Protonema ähnlich
sind und auch als solches fungieren, d. h. zur Vermehrung der Moospflanze durch Knospenbildung beitragen können. Bei einigen
Lebermoosen (Marchantieen) sind die Rhizoiden einzellige lange schlauchförmige Gebilde, die an ihren
Wänden eigentümliche zackenförmige Verbindungen
[* 25]
(Fig. 1e) besitzen; diese Form kann nicht zu Protonemafäden auswachsen.
Die Gestalt der Moospflänzchen bietet in den einzelnen Gruppen große Verschiedenheiten dar. Bei den thallosen Formen ist
gewöhnlich ein vielfach gelappter, fast stets dorsiventral gebauter Vegetationskörper vorhanden, dessen dem Licht
[* 26] zugekehrte
Seite anders entwickelt ist als die dem Substrat zugewendete. Auf der letztern stehen die Rhizoiden, und
bei manchen Gattungen finden sich auch schuppenartige Gebilde, die wohl als ein Anfang der Blattentwicklung zu betrachten
sind; auf der Lichtseite besitzen sie entweder eine glatte, nicht durch Öffnungen unterbrochene Oberfläche, oder es treten
(Marchantieen) eigentümliche Löcher in derselben auf, die man als Spaltöffnungen oder Atemöffnungen
bezeichnet.
Diese weichen aber in ihrem Bau wesentlich von den Spaltöffnungen der höhern Pflanzen ab, da sie fortwährend offen bleiben
und nicht wie jene aus zwei bewegungsfähigen Schließzellen gebildet sind, sondern von mehrern ringförmig gelagerten Zellen
umschlossen werden
[* 25]
(Fig. 1c oben). An die thallosen Formen schließen sich als
Übergang zu den beblätterten einige Gattungen an, deren Arten zwar einen bandartig verbreiterten Stengel
[* 27] besitzen, zugleich
aber auch schon auf den Flanken desselben blattähnliche Organe entwickeln.
Die Moose, bei denen Blatt und Stamm deutlich unterschieden ist, sind entweder dorsiventral oder radiär gebaut. Dorsiventrale
Gliederung besitzen mit sehr wenigen Ausnahmen sämtliche blatttragenden oder foliosen Lebermoose; die
Laubmoose hingegen zeigen durchgängig einen radiären Aufbau. Bei den erstern steht auf den beiden Flanken des meist niederlegenden
Stämmchens je eine Reihe von Blättern; außerdem findet sich in der Regel noch auf der nach unten gekehrten Seite eine Reihe
blattartiger Organe, sog. Amphigastrien, die aber kleiner sind als die auf den Flanken stehenden und oft
nur schuppenartige Form besitzen. Bei den Laubmoosen finden sich nur wenige Arten mit zweizeiliger Blattstellung;
[* 28] in den meisten
Fällen ist die Anordnung der Blätter eine schraubenlinige.
Der Bau derBlätter ist sehr einfach; es sind Zellflächen, in denen keine weitere Gewebedifferenzierung
stattfindet (s. Tafel: Moose II,
[* 25]
Fig. 6b). Ebenso ist der Bau des Stammes nicht besonders kompliziert, nur in der Mitte desselben
findet sich bei vielen Moose ein Strang von längern Zellen, die gewöhnlich reichlich mit Protoplasma erfüllt sind und jedenfalls
ihrer Funktion nach ein spärlich entwickeltes Leitbündel darstellen. In der äußern Partie der Stämmchen
liegen häufig ziemlich stark verdickte Zellen, besonders bei den größern Moose; sie dienen dazu, der Pflanze eine gewisse
Festigkeit
[* 29] zu geben.
Bei denTorfmoosen findet sich noch an der Peripherie der Stämme eine eigentümliche Hülle von spiralig verdickten und durchlöcherten
Zellen, die durch ihren Bau befähigt sind, Wasser aufzunehmen und weiter zu leiten. (Näheres hierüber s. Sphagnum.) Bei den
thallosen sind in der Mitte der
Thalluslappen häufig eine Art von Mittelnerven vorhanden, die aus längern Zellen zusammengesetzt
sind und wahrscheinlich auch zur Leitung von Nährstoffen dienen. Außerdem findet sich bei manchen Arten
dieser Gruppe noch eine weitere Gewebedifferenzierung, insofern als schleimführende Gänge und Schläuche zwischen den mit
Chlorophyll erfüllten parenchymatischen Zellen des Thallus auftreten.
Die Geschlechtsorgane der Moose werden an den Moospflänzchen auf verschiedene Weise gebildet: entweder stehen sie an der Spitze der
Stämmchen (akrokarpe Moose), wenn sie sich aus der Scheitelregion entwickeln, oder sie stehen
auf kleinen Seitensprossen (pleurokarpe Moose), oder sie gehen, bei den thallosen Formen, aus oberflächlich liegenden
Zellgruppen hervor und sind dann dem Thallus entweder eingesenkt oder sie gelangen auf besonders ausgebildeten Zweigen desselben
zur Entwicklung.
Die männlichen Organe, die Antheridien
[* 25]
(Fig. 3a u. b), haben in den beiden erstern Fällen gewöhnlich
eine keulenförmige oder ellipsoidische Gestalt und sind gestielt; bei den thallosen Lebermoosen hingegen stellen sie krugförmige
Höhlungen im Thallus dar. Im Innern der Antheridien werden sehr zahlreiche Spermatozoiden gebildet, die bei der Reife durch
Zerreißung der Antheridienwand frei werden und mittels zweier Cilien sich sehr lebhaft bewegen können.
Die weiblichen Organe, die Archegonien
[* 25]
(Fig. 3c u. d) haben bei sämtlichen Moose ungefähr dieselbe Gestalt; es sind flaschenförmige
Organe, die in ihrer untern Partie kugelig gewölbt sind und nach oben in einen langen Hals auslaufen; in dem weiten basalen
Teil liegt die Eizelle, die nach der Befruchtung mehrfache Teilungen erfährt und so zu einem mehrzelligen,
gewöhnlich etwas gestreckten Embryo heranwächst, aus dem sich dann die ungeschlechtliche Generation, die Moosfrucht oder
das Sporogonium entwickelt.
Bei der Vergrößerung des Embryos erweitert sich zunächst der Archegoniumbauch ganz bedeutend und wird so zu einem Gebilde,
welches das junge Sporogonium wie eine Hülle umschließt. Nur bei einer Gattung der Lebermoose bleibt
das Sporogonium zeitlebens in dieser Hülle eingeschlossen, bei den übrigen bleibt dasselbe zwar ebenfalls fast bis zur
Sporenreife in jener Hülle, dann aber wird dieselbe durch lebhaftes Längenwachstum des Stiels durchbrochen und das Sporogonium
tritt hervor, um bald danach mit mehrern Längsspalten aufzuspringen und die Sporen auszustreuen; die
Hülle bleibt als ein scheidenartiges Gebilde am Grunde des Sporogoniumteils sitzen. Bei den Laubmoosen hingegen wird sie bei
der Weiterentwicklung des Embryos zur Moosfrucht an der Basis abgerissen und bleibt dann als sog. Mütze oder Haube
[* 25]
(Fig. 4e)
auf dem Sporogonium bis zu dessen Reife sitzen.
Die Entwicklung des Sporogoniums bis zur Sporenreife nimmt in der Regel ungefähr 3–12 Monate in Anspruch. Das Sporogonium der
Laubmoose öffnet sich mit sehr wenigen Ausnahmen nicht mittels Klappen, sondern die obere Partie desselben hebt sich als
Deckel
[* 25]
(Fig. 4d) ab. Durch die dabei gebildete Öffnung gelangen die Sporenins Freie; häufig ist dieselbe
umgeben von zahlreichen hygroskopischen, oft sehr zierlich gebauten Zähnen oder Zipfeln, Peristom
[* 25]
(Fig. 1d, 4c, 5b) genannt,
deren Form und Anzahl für die systematische Unterscheidung der einzelnen Arten wichtig ist. Das Sporogonium der Moose besteht
der äußern Form nach fast
¶