namentlich der Krim,
[* 2] die sich der eindringenden Nomadenvölker kaum erwehren konnten, begrüßten ihn jubelnd als Befreier.
Hierauf wendete er sich gegen
Süden und Westen und eroberte 103 einen
Teil Paphlagoniens und Kappadociens, dessen minderjährigen
König, seiner Schwester Sohn, er 100 ermorden ließ. So schuf er in kurzer Zeit ein wohlorganisiertes
gewaltiges
Reich.
Da aber die
Römer
[* 3] damals bereits die Weltherrschaft beanspruchten, war eine
Auseinandersetzung mit ihnen unausbleiblich. 93 und 92 fügte
sich Mithridates äußerlich ihren
Befehlen, als aber 88 der mit der Ordnung der kleinasiat. Verhältnisse betraute röm.
Kommissar Manius Aquilius den Kampf erzwang, kam es zum sog. erstenMithradatischenKriege.
Die
Römer, die nicht genügende Streitkräfte zur
Verfügung hatten, unterlagen zunächst. Mithridates eroberte schnell ganz
Kleinasien;
wenige
Städte nur blieben den
Römern treu. Um die Abgefallenen vollends loszureißen, befahl Mithridates die Hinschlachtung aller
in den
Städten anwesenden
Italiker, und 80000, nach anderer Angabe sogar 150000
Menschen jeden
Alters und
Geschlechts fielen dieser kleinasiat.
Vesper zum Opfer. Mithridates griff nun weiter auf die
Inseln hinüber (nur Rhodus hielt dort
zu
Rom)
[* 4] und zum griech. Festlande, wo Spartaner, Böotier,
Athener u.a. zu ihm übergingen; erst
Sulla, der 87 in
Griechenland
[* 5] erschien, brachte den
Krieg zum Stehen. Er stürmte 80
Athen,
[* 6] schlug M.’ Feldherrn 86 bei Chäronea, 85 bei
Orchomenos und setzte nach
Asien
[* 7] über.
Mit Hilfe der dort gegen Mithridates selbst fechtenden
Truppen unter
Flaccus, später unter Fimbria, den die damals in
Rom herrschende
demokratische Partei eigentlich
Sulla zum Trotz nach
Asien gesendet hatte, die aber zu ihm übergingen, erzwangSulla
endlich 84 den Frieden von
Dardanos. Mithridates mußte alle Eroberungen aufgeben, 3000
Talente zahlen und 80
Kriegsschiffe ausliefern.
Durch das eigenmächtige Vorgehen des von
Sulla zurückgelassenen Legaten Licinius Murena kam es 83 zum zweitenMithradatischenKrieg, doch wurde 81 der Frieden auf den alten
Bedingungen wiederhergestellt. Im drittenMithradatischenKriege
griff in
Verbindung mit seinem Schwiegersohn
Tigranes von
Armenien, mit Sertorius und den Mittelmeerpiraten selbst an und brach 74 in
Bithynien ein.
Gegen ihn wandten sich aber die Konsuln
Marcus Aurelius Cotta und
Lucius Licinius Lucullus. Cotta erlitt zwar bei Kalchedon
eine
Niederlage, aber Lucullus wetzte die Scharte bald wieder aus, entsetzte 73 das von Mithridates. Belagerte
Kyzikos und trieb den König nach
Pontus zurück, 72 sogar zur Flucht zu
Tigranes. Nach der Eroberung des
Pontus folgte Lucullus,
schlug 69
Tigranes bei Tigranocerta, wurde aber durch seine
Truppen, die den Gehorsam weigerten, an der Ausnutzung seines
Sieges
gehindert.
Erst sein zweiter Nachfolger im
Befehl, Pompejus (s. d.), erntete die
Früchte. Er besiegte 66 Mithridates entscheidend
am Lykos und jagte ihn in sein
Bosporanisches Reich. Dort war unter einem von Mithridates'
Söhnen, Machares, der
Aufruhr ausgebrochen,
Mithridates warf ihn aber rasch nieder; als dann 64 sein Lieblingssohn
Pharnaces sich gegen ihn erhob und ihn in der
Königsburg von Pantikapaion belagerte, suchte er 63 vergeblich sich mit
Gift zu töten; einer seiner Getreuen stieß ihn
endlich auf seine Bitte nieder. Mithridates gehört zu den gewaltigsten Männern, die der
Orient seit der Blütezeit des Hellenismus
gesehen hat, aber er ist kein Hellene trotz seiner
hellenischen
Bildung, trotz seiner ausgebreiteten Sprachenkenntnis
(er verstand angeblich alle 22
Sprachen der von ihm beherrschten
Völker), trotz der
Beförderung von griech. Wesen und griech.
Kunst, sondern ein echter
Orientale, eine Sultansnatur mit allen ihren großen und niedrigen Eigenschaften. Die Geschichte
der Mithradatischen
Kriege beschrieb unter andrem Appian. –
(vom lat. mitis, weich), der durch Zusammenschmelzen von
Schmiedeeisen oder
Stahl mit
Ferro-Aluminium in
Tiegeln erhaltene
Guß.
Schon ein Gehalt von 0,05 bis 0,1 Proz.
Aluminium macht
die Schmelze dünnflüssiger und blasenfrei und erniedrigt die Schmelztemperatur um 160–180°. Das Mitiseisen besitzt die
Eigenschaften eines guten Schmiedeeisens.
Der Mitisguß wurde von dem
Schweden
[* 9] Nordenfeld erfunden.
eigentlich Mictlan, «die Totenstadt»,
nannten die Mexikaner die heilige Stadt der Zapoteken, die diese selbst Yoo-paa oder Lioo-baa, «Ort
des Ausruhens», nannten, den Sitz ihres Oberpriesters. Der Ort liegt im Distrikt Tlacolula im
StaateOaxaca, am Ende eines
bergumschlossenen Hochthals. Noch heute sind daselbst die Ruinen zweier Tempelpyramiden und von vier
großen Palastanlagen zu sehen. Die Außenseiten der Palastwände und die
Mauern der Nebenhöfe und der sie umgebenden korridorartigen
Gemächer sind mit eigentümlichen geometr.
Mustern in erhabener Steinmosaik verziert. (s.
Tafel:
Amerikanische AltertümerII,
[* 1]
Fig. 2
u. 3). Die Ruinen sind zum erstenmal genauer vom
Kapitän Dupaix beschrieben worden. Später hat
der deutsche
Architekt E. Mühlenpfordt genaue
Aufnahmen und Zeichnungen der
Paläste angefertigt und in einem
Atlas
[* 10] zusammengestellt,
von dem sich ein handschriftliches Exemplar im Instituto publico zu
Oaxaca befindet. –
Vgl.
Peñafiel, Monumenta del artemexicano (Berl. 1890).
– Bei Räderlafetten sind Mitnehmer eiserne
Stangen, die die Achsschenkel mit einem weiter rückwärts liegenden Punkte
der Lafettenwände verbinden und so verhindern, daß beim
Rückstoß des
Geschützes die
Räder durch ihr
Beharrungsvermögen
dieAchse verbiegen.
[* 13] (grch.,
d. i.
Binde), auch Mitre, heißt bei
Homer der metallene, innen gefütterte
Gurt, der unter dem Panzer um
den Leib getragen und halb vom Panzer verdeckt ward. Der
Name findet sich auch sonst für
Binden und Gürtel
[* 14] um Leib oder
Kopf gebraucht. Mitra ist auch die Bezeichnung für die von asiat. Völkern getragene
Kopfbedeckung (s.
Tafel: Babylonisch-AssyrischeAltertümer,
[* 1]
Fig. 7–10). Ähnlich war die Kopftracht röm. Frauen.
In der christl.
Kirche wurde die Mitra zur
¶
mehr
Bischofsmütze (s. Inful); die päpstliche Mitra heißt Tiara
[* 16] (s. d.). Man unterscheidet 1) die Mitra simplex für
den gewöhnlichen Gebrauch, wie sie nicht exemte Äbte tragen;
2) die in circulo, mit ornamentiertem Stirnreif (aus dem sich die päpstl. Krone entwickelte);
4) die in circulo et in titulo der höchsten Kirchenfürsten in vollem liturgischen Prunke, wo
ein ornamentierter Streif (titulus) den circulus mit der Spitze verbindet. Zur Mitra gehören die gestickten Bänder, Fanonen (s.
Tafel: Kronen
[* 17] Ⅱ,
[* 15]
Fig. 46).
[* 13] Mithra (lat. mithras), eine altiranische, schon aus arischer Vorzeit stammende Gottheit,
die aus dem Volksglauben mit andern Gottheiten in das nachzoroastrische Religionssystem eintrat. Mitra ist
hier nicht eine Personifikation der Sonne
[* 18] selbst, sondern des vor und mit der Sonne am Himmel
[* 19] aufziehenden Lichts. Im Avesta
(Jasht 10) wird er geschildert als mit 1000 Ohren, 10000 Augen begabt, stets wachsam, nie schlafend, allwissend und verträglich.
Als Lichtgott ist er ein Feind der finstern Dämonen; seinem Namen nach, der Freund und Vertrag bedeutet,
ist er der Wächter über die Vertragstreue. In Persien
[* 20] wird der Mitrakult durch die Inschriften des Artaxerxes Mnemon und Ochus
bezeugt, in Armenien blühte er noch unter den Sassaniden.
Ins Abendland drang er in ganz veränderter Gestalt, mit Mysterien und fremdländischen Gebräuchen verbunden,
schon etwa 70 v. Chr., verbreitete sich in der spätern röm. Kaiserzeit im ganzen Reiche, wie zahlreiche Denkmäler und Inschriften
(«Deo Soli invicto Mithrae») bezeugen. –
Vgl. Windischmann, Mithra, ein Beitrag zur Mythengeschichte des Orients (Lpz. 1857);
Cumont, Textes et monuments figurés relat. aux mystères de Mithra (Brüss. 1894 fg.).