ersehen.
IhreBreite
[* 2] ist sehr verschieden und wechselt zwischen 3½ und 22°; in vielen Gegenden erscheint sie dem bewaffneten
Auge
[* 3] um 6-7° breiter als dem unbewaffneten.
Schon Demokrit soll von der Milchstraße die richtige
Ansicht gehabt und dieselbe aus dem
vereinigten
Glänze unzähliger
Fixsterne
[* 4] erklärt haben. Dieselbe Behauptung sprach Galilei bald nach
der Erfindung der
Fernrohre mit Bestimmtheit aus; aber erst William Herschel vermochte durch seine vortrefflichen
Instrumente
die Milchstraße wirklich in einzelne
Sterne aufzulösen.
Kant machte bereits um die Mitte des 18. Jahrh. darauf aufmerksam, daß sie, wenn anders Galilei
recht habe, auf eine ungleiche Verteilung der
Sterne im Weltraume schließen lasse. Die
Ansicht wurde durch
Herschels
Beobachtungen vollkommen bestätigt, und gegenwärtig sind die meisten Astronomen der Meinung, daß die Milchstraße nichts
anderes als eine linsen- oder vielleicht auch ringförmige, an einer
Stelle in zwei
Teile gespaltene Sternschicht sei, in deren
Mitte oder nahe bei derselben unser
Sonnensystem sich befinde. So erklärt sich ganz ungezwungen, warum
die
Sterne immer dünner gesät zu sein scheinen, je weiter sich unser
Auge von der Milchstraße entfernt. Den in Mitteleuropa sichtbaren
Teil der Milchstraße hat
Heis in seinem Himmelsatlas:
«Atlas
[* 5] coelestis novus» (Köln
[* 6] 1872), sowohl der
Ausdehnung
[* 7] als auch der Helligkeit
nach möglichst genau verzeichnet. -
Vgl. Easton, La voie lactée dans l'hémisphére boréal (Par. 1893).
Meierei, im engern
Sinne die vornehmlich auf Milchnutzung gerichtete Viehhaltung, welche bei verhältnismäßig
geringen Betriebskosten einen raschen Geldumsatz gestattet; im weitern
Sinne rechnet man zur auch die
Verarbeitung der selbst gewonnenen oder gesammelten
Milch auf
Butter und
Käse, das eigentliche
Molkereiwesen (s. d.). Während
in letzterm ein besonderer Wert auf hohen Gehalt und gute Beschaffenheit der
Milch gelegt wird, begnügt man sich beim Verkauf
der
Milch zum direkten
Konsum meistens mit den ortsüblichen polizeilichen Anforderungen.
In den Milchviehhaltungen in den
Städten selbst oder in der Nähe derselben trachtet man deshalb, möglichst milchergiebige
neumelke Kübe zu halten, und wenn die Milchergiebigkeit nachläßt, durch andere zu ersetzen. Im allgemeinen ist der Gehalt,
also der wahre Wert der
Milch um so niedriger, je größer die ermolkene Milchmenge ist; in der Stadt
wird die
Milch aber nicht nach ihrem Gehalt, sondern nach der Anzahl
Liter bezahlt. Die Milchleistung ist individuell;
manche
Rassen und
Schläge zeichnen sich indes durch besondere Milchergiebigkeit aus;
so erzielt man von den Niederungsrassen
(Holländer,
Oldenburger) und dem einfarbigen Gebirgsvieh (Schwyzer,
Allgäuer) Jahreserträge von 3000 bis 4000 l.
Sehr hohe Milcherträge (es wurden bis zu 8000 l beobachtet) erscheinen als krankhafte Zustände;
solche
Tiere sind wenig
widerstandsfähig gegen
Krankheiten, und dadurch sind der Zucht auf Milchleistung, die bis zu einem gewissen
Grade ihre volle
Berechtigung hat und eine größere Beachtung verdient, ihre natürlichen Grenzen
[* 9] gesetzt.
Ein hoher
Wassergehalt des Futters (Grünfutter, Rüben, Schlempe u. s. w.) und eine warme Verabreichung
desselben oder des Tränkwassers, reichliche Gaben von
Salz,
[* 10] welches die
Tiere zu größerer Wasseraufnahme anregt, befördert
die Menge und erniedrigt den prozentischen Gehalt der
Milch. Medikamente und
Geheimmittel, die zur
Erhöhung des
Milchertrags angepriesen werden, haben keinen Wert. Durch fleißiges, sorgfältiges
Melken der jungen Kühe können dieselben
zu größerer Milchleistung erzogen werden.
Die sog.
Milchzeichen (weiches, kräftig ausgebildetes Euter, großer
Milchspiegel, feiner
Schwanz, Knochenbau, Haarwuchs u. s. w.)
lassen nicht mit Sicherheit auf gute Milcherträge schließen, sind aber nicht ganz von der
Hand
[* 11] zu weisen.
Arbeitsleistung (Zug)
beeinträchtigt die Milchmenge. Die hygieinischen Bedenken gegen die auf hohen Milchertrag gerichtete
Fütterung
und gegen die meist sehr mangelhafte Stallwirtschaft in den
Städten sowie die
Furchtvor derTuberkulose haben zur Errichtung
kostspieliger Kindermilchanstalten geführt, in welchen tierärztlich beaufsichtigte Kühe nur mit Trockenfutter ernährt
werden dürfen; nachdem man heute mit der
Bahn aus weiterer Umgebung der
Städte bei gut geregelter polizeilicher
Milchkontrolle gehaltreiche
Milch beziehen und den Tagesbedarf im Hause selbst sterilisieren kann, hat sich diese Einrichtung
so ziemlich überlebt. Auch schmeckt die
Milch von Weidevieh besser als von Stallvieh. Die Milchversorgung der
Städte und
die polizeiliche
Kontrolle des Milchhandels hat eine große hygieinische Bedeutung. -
Vgl. Kurtze, Der
Berliner
[* 12] Milchhandel
(Berl. 1888);
Martiny, Die Versorgung
Berlins mit Vorzugsmilch
(Brem. 1891);
Fleischmann, Lehrbuch der Milchwirtschaft (ebd. 1893);
Milchzeitung.
Organ für die gesamte Viehhaltung und das
Molkereiwesen, hg. von
Petersen (ebd., seit 1872).
Laktose, Laktobiose (Saccharum lactis), C12H22O11 + H2O, ein
Bestandteil der
Milch der Säugetiere.
Er wird im großen besonders in der
Schweiz
[* 13] durch
Verdampfen der vom Fett-und Käsestoff befreiten Kuhmilch, der süßen Molken
und durch darauf folgende
Krystallisation erhalten, worauf er durch wiederholtes Auflösen in heißem Wasser,
Entfärben der Lösung durch Tierkohle und Krystallisieren gereinigt wird. Die Kuhmilch enthält gegen 5 Proz.
Milchzucker. Im
Handel trifft man ihn teils in der Form von sog.
Trauben, teils als
Bodenstücke an. Ersteres sind Krystallaggregate,
die sich an Stäbchen, die in die krystallisierende Flüssigkeit gehängt wurden, gebildet haben, letzteres Krusten,
die am
Boden und an den Wandungen der Krystallisiergefäße sich abgesetzt haben; häufig gewinnt man ihn auch durch gestörte
Krystallisation als mikrokristallinisches Pulver. Er ist in
Alkohol und
Äther gar nicht und in Wasser schwerer als der Rohrzucker
löslich; auch ist er härter. Der Milchzucker besitzt einen schwachen, aber angenehm süßen
Geschmack und hat die Eigenschaft, manche Metalle (Kupfer,
[* 14]
Silber,
Quecksilber) aus ihren Lösungen zu reduzieren. Man verwendet
daher zuweilen seine
¶
mehr
Auflösung technisch zur Herstellung von Silberspiegeln, d. h. zum Überziehen von Glasplatten
mit einer dünnen Silberschicht, an Stelle des weit weniger praktischen Zinnamalgams. In der Medizin benutzt man ihn als mildes
Abführmittel, besonders für Kinder, ferner zum Verreiben und Verdünnen pulverförmiger Arzneimittel, und neuerdings besonders
zur Korrektion der Kuhmilch für die Kinderernährung, da diese ärmer an Milchzucker ist als die Frauenmilch.
Auch wird er zu sog. künstlichen Molkenpulvern verwendet, indem man ihn mit arab.
Gummi zusammenreibt und in Wasser auflöst. Durch Kochen mit verdünnten Säuren oder durch Fermente spaltet sich der in Galaktose
und Traubenzucker. Infolgedessen geht er, obgleich selbst nicht gärungsfähig, in Berührung mit Ferment
in Alkoholgärung über und liefert dabei eine alkoholische Flüssigkeit, den Kumys der Tataren. Im Großhandel kosten (1894) 100 kg 130 Milchzucker.