lich einschränken, wenn letztere gegenüber den gewöhnlichen
Milchpilzen in verhältnismäßig geringer Menge vorhanden
sind und von diesen überwuchert werden können. Besonders bei der Bereitung feiner
Käse und haltbarer
Butter ist es aber
angezeigt, die Milch der einzelnen Lieferanten in der Sennerei auf Milch oder auf «Käsereitauglichkeit»
zu prüfen. In derSchweiz
[* 2] und im bayr.
Allgäu wird die Lieferung ungeseihter Milch von den Sennereien
verlangt und die gleich nach dem
Melken ins
Lokal gebrachte Milch erst dort geseiht, damit der
Senn aus der Menge und der Beschaffenheit
des auf dem
Siebe zurückbleibenden Schmutzes
Schlüsse ziehen kann auf die in den einzelnen Stallungen
beobachtete Reinlichkeit und Ordnung.
Ferner nimmt der
Senn die «Kochprobe» vor, wobei der nach 12
Stunden abgenommene
Rahm beim Aufkochen nicht gerinnen darf. Die
«Milchgärprobe» Schatzmanns wurde von
Walter verbessert und beruht auf der
Voraussetzung, daß die durch
Pilze
[* 3] bedingten
Veränderungen,
welche in der Molkereipraxis bei niedern
Temperaturen langsam verlaufen, bei einer Wärme
[* 4] von 40° C.
sich viel rascher abspielen. Obwohl dies nur sehr bedingt richtig ist, wird immerhin jede Milch, die binnen 12
Stunden im
Gärapparat gerinnt, verdächtig und weiter zu untersuchen sein.
Diethelm versetzte Milch im Gärapparat mit Lab und gewann auf diese
Weise Käschen, welche durch ihr
Aussehen und durch die Beschaffenheit der Molken weitere
Schlüsse auf die Käsereitauglichkeit der Milch gestatten. Diese
«Käsegärprobe» oder «Labgärprobe»
hat sich besonders im bayr.
Allgäu in den Sennereien eingebürgert. Auch zur
Beobachtung der durch Gärung entwickelten Gasmengen
wurden Untersuchungsmethoden vorgeschlagen. In der Molkereipraxis scheinen sich glücklicherweise manche gleichzeitig in
verschiedenen Milchproben vorhandene Milch beim gemeinsamen Verarbeiten in der Sammelmilch zu kompensieren. Es scheint
auch, daß durch die in den Käsereien selbst bereiteten Labmagenauszüge oder durch die darin kultivierten
Pilze, sowie durch
entsprechende Abänderungen in der Käsebereitung und Besserbehandlung den Milch mehr oder minder wirksam begegnet
werden kann. DieBakteriologie hat auf dem Gebiete der Milch bereits viele
Aufklärung verschafft. -
Der Eintritt der Milchabsonderung bei Wöchnerinnen ist gewöhnlich von einer geringen physiol.
Temperaturerhöhung begleitet. Dieselbe tritt meist am dritten oder vierten
Tage des Wochenbetts auf,
beträgt gewöhnlich nur einige Zehntelgrade, kann aber auch unter starker Anschwellung und Schmerzhaftigkeit der
Brüste
und Rötung der darüber liegenden
Haut
[* 5] eine fieberhafte Höhe (39-40° C.) erreichen. Gewöhnlich lassen diese entzündlichen
Erscheinungen sowie das
Fieber unter Schweiß und reichlicherMilchabsonderung nach einem oder mehrern,
selten erst nach vier
Tagen nach und die Funktion der Milchdrüsen gestaltet sich völlig normal. Häufig bezeichnet aber
das eintretende
Fieber nicht den Beginn der Laktation, sondern den Anfang einer schwerern entzündlichen
Affektion in den Geschlechtsorganen
(s.
Kindbettfieber), und deshalb soll man bei eintretenden Fiebererscheinungen (Frost, Hitze,
Kopfschmerzenu. dgl.) niemals verabsäumen, rechtzeitig ärztliche Hilfe für die Wöchnerin
in
Anspruch zu nehmen. -
Über Milchfieber der Kühe, s.
Gebärfieber.
milchig getrübtes
Glas
[* 6] (s. GetrübtesGlas); solche Glassorten wurden früher fast ausschließlich durch
Zusatz von 10 bis 15 Proz. phosphorsaurem Kalk (als
Knochenasche oder Guano) erhalten
(Knochenglas,
Beinglas). Heute stellt
man viel schöneres und satter weißes Milchglas durch Zusatz von Kryolith zu einem möglichst
kalkfreien
Glassatze her
(Kryolithglas oder
Heißgußporzellan). Der trübende
Bestandteil in diesem
Glase ist wahrscheinlich
das Fluoraluminium.
Seit Einführung des dän. Kryolithmonopols ist vielen Glasfabrikanten der Kryolith
zu kostspielig geworden
und sie haben sich auch durch teilweisen oder vollkommenen Ersatz des Kryoliths durch ein Gemenge
von Feld- und Flußspat
[* 7] zu helfen gewußt. Diesen Bestrebungen verdankt das Spatglas seine Entstehung.
Gutes
Kryolithglas kann erhalten werden durch Zusammenschmelzen von 67
Teilen Sand, 23,8
Teilen Kryolith und 9
Teilen Zinkoxyd;
Spatglas durch Verschmelzen von 100
Teilen Sand, 20
Teilen Flußspat, 36
Teilen Feldspat, 16
TeilenSoda, 12
TeilenPottasche, 6
Teilen
Salpeter und 6
TeilenMennige. Milchglas wird verwendet zur Herstellung von
Tafelglas (an
Stelle von geätztem
Glase),
in sehr ausgedehntem Maßstabe zu
Lampenschirmen
(Alabasterglas), Glasvasen, Luxusgegenständen
u. dgl. m. Es unterscheidet
sich von Porzellan durch geringern
Glanz der Oberfläche und im
Bruch; während nämlich Porzellan im
Bruch die ihm eigentümliche
krystallinische
Struktur sofort erkennen läßt und stets eine dünne, aber scharf abgehobene durchsichtige
Glasurschicht aufweist, erscheint der
Bruch des Milchglas homogen und so glänzend wie bei gewöhnlichem
Glas.
die Maßregeln zur
Erhöhung der Haltbarkeit der
Milch. Ein Zusatz chem. Konservierungsmittel
hat entweder nicht die gewünschte Wirkung oder gesundheitliche Bedenken.
Kohlensaure oder doppeltkohlensaure
Alkalien, Kochsalz,
Borsäure, Salicylsäure,
Wasserstoffsuperoxyd,
Fluorverbindungen u. s. w. beeinflussen zum
Teil den
Geschmack und müßten dem
Milchkäufer ausdrücklich namhaft gemacht werden, weil dieser auf
Grund des Nahrungsmittelgesetzes reine
Milch ohne jeden Zusatz beanspruchen kann. Milchkonservierung durch Kälte (Gefrieren) hat ihre Schattenseiten
in der eintretenden Entmischung der Milchbestandteile. Milchkonservierung durch Hitze hat die größte praktische
Bedeutung.
Schon von alters her wird in den Haushaltungen die
Milch aufgekocht, um die darin enthaltenen
Krankheits- oder Zersetzungskeime
zu töten oder in ihrer
Entwicklung zu hemmen, ohne daß jedoch der Hinzutritt neuer
Keime dadurch gehindert
würde. Es sind deshalb verschiedene Sterilisierungsverfahren entstanden, von denen das Soxhletsche sich am besten bewährt
und in den meisten Kinderstuben eingebürgert hat. (S.
¶
mehr
Auffütterung der Kinder.) Solche Milch hat verschiedene Vorzüge auch gegenüber der in den Massensterilisieranstalten der
Städte hergestellten käuflichen sterilisierten Milch. Letztere arbeiten vorwiegend nach dem Verfahren von Neuhauß-Gronwald-Öhlmann
(Deutsches Reichspatent Nr. 53778), nach welchem die Milch in einem Vorwärmeschrank bei 85-90° vorsterilisiert und dann erst
bei 102° C. sterilisiert wird, wobei das Verschließen der kleinen Flaschen unter Abschluß der atmosphärischen
Luft innerhalb des Apparats selbst erfolgt. Es bestehen auch noch verschiedene andere Verfahren zur Herstellung sterilisierter
oder Dauermilch, auch um größere Mengen Milch in Kannen zu sterilisieren.
Für den Export muß die Milch in vollgefüllten Blechdosen sterilisiert werden, damit das Ausbuttern verhütet
wird. Durch das starke Erhitzen nimmt die Milch einen Kochgeschmack an, auch tritt leicht bei geringem Schütteln Verbutterung
des Fettes ein. Durch Zersetzung des Milchzuckers erhält sie ferner eine gelbe bis bräunliche Färbung und bittern Geschmack.
Um diesem vorzubeugen, wird die Milch vielfach nur bei Temperaturen von höchstens 75° C. pasteurisiert,
wodurch die Haltbarkeit der Milch allerdings eine kürzere, aber für viele Zwecke vollkommen genügend ist; dieses Verfahren
läßt sich auch in den Sennereien mit Hilfe verschiedener Pasteurisierapparate bequemer ausführen.
Kondensierte, präservierte Milch erhält man durch Eindicken von Milch unter Luftabschluß (im Vakuum) mit oder ohne Zusatz
von Rohrzucker. Nachdem E. N. Horsford in Boston
[* 9] 1849 die Verhältnisse festgestellt hatte, unter denen
eine haltbare und schmackhafte Milchkonserve in fester Kuchenform zu bereiten ist, entstanden in den fünfziger Jahren im
Staate Neuyork
[* 10] auf Grund eines amerik. Patents von Gail Borden mehrere Fabriken für kondensierte Milch, denen die erste und
ietzt noch bedeutendste in Europa,
[* 11] die Anglo-Swiß-Condensed-Milk-Company in Cham (Kanton
[* 12] Zug),
1866 folgte. Gegenwärtig giebt
es viele solche Fabriken. Die Herstellung der kondensierten Milch geschieht durch Eindampfen derselben auf ein Viertel ihres
Volumens im luftverdünnten Raume unter gleichzeitigem Zusätze von ungefähr 12 Proz. ihres
ursprünglichen Gewichts au feinstem Rohrzucker. Das Präparat, welches eine weißliche Farbe, eine dickflüssige
Konsistenz, einen milden, süßen Geschmack und lange Haltbarkeit besitzt sowie durch Zusatz von 3 bis 4 Teilen Wasser sich
zu einer milchähnlichen Flüssigkeit auflöst, hat im Mittel folgende Zusammensetzung: Wasser 26 Proz., Fett 11 Proz.,
Proteïnstoffe 12 Proz., Milchzucker 16 Proz., Rohrzucker 33 Proz. und
Asche 2 Proz. Außer dieser unter Zuckerzusatz hergestellten kondensierten Milch bereitet man seit einigen Jahren auch solche
ohne Zucker.
[* 13] Pulverförmige Konserven haben den Nachteil unvollständiger Löslichkeit und veränderten Geschmacks. In Skandinavien
und Finland macht man die Milch mit Hilfe von Pflanzen (Pinguicula) oder darauf vorkommenden Pilzen schleimig, fadenziehend
und dadurch haltbar. Solche «lange Milch» (Långmjölk, Tätmjölk) bildet einen Handelsartikel. -
Vgl. Petri und Maaßen,
Über die Herstellung von Dauermilch («Arbeiten aus dem Kaiserl. Gesundheitsamtes, Bd. 7, Berl.
1891); Weigmann, Die Methoden der Milchkonservierung (Brem. 1893); Soxhlet, Über Kindermilch und Säuglingsernährung (Münch. 1886); ders.,
Ein verbessertes Verfahren der Milchsterilisierung (ebd.
1891).