mehr
gegenwärtig sehr unscheinbare kleinere Freskobilder
(Bekehrung Pauli, Kreuzigung Petri) von seiner
Hand
[* 2] in der Paulinischen
Kapelle des
Vatikans. Sein letztes großes Werk, seit 1546, war der
Bau der Peterskirche zu
Rom.
[* 3] Seit Julius' II. Zeit war hier
an der
Stelle der alten
Basilika
[* 4] des heil.
Petrus unter
Bramantes und anderer
Bauführung ein Neubau von großartigen
Verhältnissen unternommen, doch, bis Michel
angelo die Leitung desselben erhielt, verhältnismäßig wenig gefördert
worden. Michel
angelo führte den
Bau, trotz mannigfacher Hemmnisse, die auch ihm entgegentraten, so weit, daß nach seinem
Tode die großartige
Kuppel, welche ihn bekrönt, nach seinem
Entwurf vollendet werden konnte. Nach seinem
Plane sollte die
Kirche
aus einem griech. Kreuz
[* 5] bestehen; später wurde ihr die lat.
Kreuzform gegeben, indem man unter Papst
Paul V. ein langes Vorderschiff hinzufügte, welches dann Carlo Maderna 1614 mittels
der nicht glücklicken Facade abschloß. In seinen
Architekturen zeigt sich als ein von der Überlieferung sich absichtlich
lostrennender, in den Einzelheiten nicht immer von barocker Übertreibung freier
Meister.
Am starb Michel
angelo. Seine
Leiche wurde nach
Florenz
[* 6] geschafft, wo sich über seinem
Grabe, in der
Kirche Sta. Croce, ein nach
Vasaris
Entwurf 1570 errichtetes
Denkmal erhebt.
M.s Werke sind der
Ausdruck eines majestätisch-erhabenen
Geistes, der, seiner
Machtfülle sich bewußt, nur die Gesetze und Gebote seiner gewaltig angelegten Subjektivität anerkennt.
Michel
angelo war auch Dichter. In seinen
Sonetten erkennt man denselben hohen, schwungreichen
Geist, zugleich aber auch eine innige Hingebung
an das
Ewige und Göttliche. Seine Gedichte wurden wiederholt herausgegeben, namentlich von seinem Neffen Michel
angelo dem
Jüngern (Flor. 1623), der eine Menge willkürlicher Änderungen in denselben
anbrachte, endlich nach den Originalhandschriften von E. Guasti (ebd. 1863), und ins Deutsche
[* 7] übersetzt von
Regis (mit ital.
Text, Berl. 1812), Harrys (Hannov. 1868), Grasberger
(Brem. 1872) und
Sophie Hasenclever (Lpz. 1875). Michel
angelo war unverheiratet und
zeigte sich im Verkehr verschlossen, aber von milder Gesinnung; als er 60 J. alt geworden war, fand er
eine edle Freundin in der Dichterin Vittoria Colonna (s. d.), deren
Name für immer mit dem seinen verknüpft ist.
Sein Leben beschrieben seine Schüler Vasari in den «Vite de pittori etc.» (Flor. 1550 u. ö.) und Ascanio Condivi in der «Vita di Michel Angelo» (Rom 1553, Flor. 1746, Pisa [* 8] 1832; deutsch von Valdek, Bd. 6 der «Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance», hg. von Eitelberger von Edelberg, Wien [* 9] 1874).
Vgl. auch die Biographien von Harford (2 Bde., Lond. 1857), H. Grimm (2 Bde., 6. Aufl., Berl. 1890), A. Gotti (2 Bde., Flor. 1875), Ch. C. Black (Lond. 1874), C. Heath Wilson (ebd. 1876; 2. Aufl. 1881), John Addington Symonds (2 Bde., ebd. 1892);
ferner A. Springer, in Rom 1508-12 (Lpz. 1875);
ders.,
Raffael und Michel
angelo (3. Aufl.,
2 Bde., ebd. 1895-96);
Le
[* 10] Lettere di Michel
angelo (hg. von G. Milanesi, Flor. 1875);
L. Passerini, La bibliografia di Michelangelo (ebd. 1875);
C. Eliot Norton, List of the principal books relating to the life and works of Michelangelo (Cambridge 1879);
H. Wölfflin, Die Jugendwerke des Michelangelo (Münch. 1891);
L. von Scheffler, Michelangelo. Eine Renaissancestudie (Altenb. 1892).