Stiefgericht zu
Paderborn
[* 2] ein. 1849 wegen Preßvergehens angeklagt, wurde er zwar freigesprochen, aber aus dem Justizdienst
entlassen. Michael siedelte nach
Berlin
[* 3] über, wurde 1851 Redacteur des volkswirtschaftlichen
Teils der «National-Zeitung», war 1858 in
Gotha
[* 4] Mitbegründer des
KongressenDeutscher Volkswirte und gab seit 1863 im
Verein mit Faucher (s. d.) die «Vierteljahrsschrift
für
Volkswirtschaft und Kulturgeschichte» heraus. 1861 wurde in das preuß. Abgeordnetenhaus, 1867 auch
in den Norddeutschen
Reichstag gewählt, wo er sich der nationalliberalen Partei anschloß; er legte seine
Mandate nieder,
als er im Aug. 1867 in das neu errichtete Bundeskanzleramt als vortragender
Rat berufen wurde. 1876 wurde Michael Direktor
der Finanzabteilung im Reichskanzleramt. Als 1879
Bismarck seine Wirtschaftspolitik änderte, wurde als
Vorsitzender in die
Verwaltnng des Reichsinvalidenfonds versetzt. Er starb zu
Berlin. Michael hat an der Modifizierung der Gewerbeordnnng,
des Münz- und Bankgesetzes den wesentlichsten Anteil gehabt. Seine «Volkswirtschaftlichen
Schriften» erschienen in Answahl (Bd. 1
u. 2, Berl. 1873).
bayr.
Verdienstorden vom heil.
Michael, von dem Kurfürsten von Köln,
[* 5]
Joseph Clemens,
Herzog
von
Bayern,
[* 6] als Ritterorden gestifet, von König
Ludwig I. in einen
Verdienstorden umgewandelt, zerfällt in fünf
Klassen: Großkreuze, Großkomture, Commandeure und Ritter 1. und 2.
Klasse. Das Ordenszeichen besteht
in einem achtspitzigen, blau emaillierten goldenen Kreuze, dessen vier
Arme die
BuchstabenP(rincipi)
F(idelis) F(avere)
P(atriae)
tragen und in dessen Mitte das von Blitzstrahlen rings umgebene
Bild des heil.
Michael in kriegerischer Rüstung
[* 7] erscheint.
Das
Band
[* 8] ist dunkelblau mit zwei rosa
Streifen.
undGeorgsorden, engl.
Orden,
[* 9] besonders für
Malta, zunächst auch für die
Ionischen Inseln gestiftet,
mit sowie veränderten und etwas erweiterten
Statuten, zerfällt in drei
Klassen, Großkreuze,
Commandeure und Ritter. Das Ordenszeichen besteht in einem siebenarmigen, weiß emaillierten Kreuz,
[* 10] dessen
rundes Mittelschild innerhalb blauen Randes mit der Umschrift «Auspicium melioris
aevi» das
Bild des heil.
Michael auf dem
Teufel stehend, auf dem
Revers den heil.
Georg zeigt. Das
Band ist blau mit einem roten
Mittelstreifen. Der
Stern des Großkreuzes ist silbern, belegt mit einem roten, goldbordierten Kreuz, darauf das
Mittelschild des
Ordens. (S.
Tafel: Die wichtigsten
Orden II,
[* 1]
Fig. 12.)
Staniza, Flecken im
BezirkChoper des russ. Gebietes der Donischen Kosaken, links am
Choper, von Seen umgeben,
hat (1892) 20 943 E., 2
Kirchen und 3 Jahrmärkte.
(spr. mitscha-),Abfluß des Amatitlansees (s.
Amatitlan). ^[= 1) Departamento im mittelamerik. Staate Guatemala, hat (1889) 35626 E., starke Cochenillezucht ...]
(spr. -schoh),Joseph, franz.
Historiker, geb. zu
Albens in Savoyen, erhielt seine
Bildung in
Bourg-en-Bresse und kam 1790 nach
Paris.
[* 11] Durch seine Journalartikel machte er sich den Republikanern so unbequem,
daß das Todesurteil über ihn gesprochen wurde; doch wirkten seine Freunde die Aufhebung dieses
Urteils aus. 1797 war er
Redacteur der royalistischen «Quotidienne» und wurde zur
Verbannung nach
Cayenne verurteilt. Er flüchtete nach dem Jura,
wo er sein berühmtes satir. Gedicht «Le
[* 12] printemps d'un proserit» (Par.
1803; vermehrt, 8. Aufl. 1827) schrieb.
Nach dem 18.
Brumaire kehrte er nach
Paris zurück, wurde 1814 Mitglied der
Französischen Akademie und starb in
Passy. Seine vorzüglichsten Werke sind: «Histoire des progrès et de la chute de l'empire de
Mysore sous le règne d'Hyder-Aly
et de
Tippoo - Saib» (2 Bde., Par.
1801),
die «Histoire des croisades» (7 Bde.,
ebd. 1812 - 22; neue Aufl., 2 Bde.,
ebd. 1877; deutsch von Ungewitter, 7 Bde.,
Quedlinb. 1827-32) und das bibliogr. Werk «Bibliothèque
des croisades» (4 Bde., Par.
1829; 6. Aufl., von Poujoulat, 6 Bde.,
1840-41; 7. Aufl., von Huillard-Bréholles, 4 Bde.,
1854). Mit seinem
Bruder Louis
Gabriel Michaud (geb. im Jan. 1773, gest.
und Giguet hatte eine Buchdruckerei und Verlagshandlung angelegt. Zu ihren vorzüglichsten Unternehmungen
gehörte die
«Biographie universelle ancienne et moderne» (mit Suppl., 85 Bde.,
1811-62; 2. Aufl., 45 Bde., Par. 1842 -
65). Seinem Haß gegen Napoleon gab Michaud
Ausdruck in seiner «Histoire de 15 semaines, ou le dernier règne de
Bonaparte» (Par.
1815),
die 27
Auflagen erlebte. Die «Correspondance d'Orient» (7 Bde.,
Par. 1833 - 35),
ein Ergebnis seiner
Reise nach
Afrika
[* 13] und
Kleinasien, und die «Collection de mémoires pour servir à l'histoire
de
France depuis le XIIIe siècle» (33 Bde., 1836 -
44) gab er mit Poujoulat heraus.
die volkstümliche
Abkürzung des
NamensMichael, die in keinem Zusammenhang mit dem altdeutschen
Worte «michel»,
d. i. stark, groß, steht.
Dem deutschen Michel sagt man Schwerfälligkeit und gutmütige Unklugheit nach, um
in ihm die Verkehrtheiten der deutschen Nation in ähnlicher
Weise zu personifizieren, wie dies die Engländer in ihrem John
Bull, die Nordamerikaner in ihrem
BruderJonathan thun.
(spr. -schell),Louise, franz. Anarchistin, geb. 1836 auf
Schloß Vroucourt
(Haute-Marne) als uneheliche Tochter des Besitzers, erhielt eine gute Erziehung, so daß sie das Lehrerinnenexamen
bestehen und in
Paris eine Schule gründen konnte. Als 1871 die Commune die Regierung ergriff, trat sie
als agitatorische Kraft
[* 15] für diese auf, was ihr später die Deportation nach Neucaledonien zuzog. Nach der Amnestieruug kehrte
sie 1880 nach
Paris zurück. Sie wurde weil sie zur Plünderung von Bäckerläden aufgefordert hatte, zu sechs
Jahren Gefängnis verurteilt, im Mai 1885 von der Regierung begnadigt, wies aber die
Begnadigung zurück. 1886 gab
sie ihre Memoiren heraus. Als die franz. Anarchisten für den eine Kundgebung planten,
hielt sie kurz zuvor aufreizende Vorträge zu
Lyon,
[* 16] wurde eine Zeit lang als geistesgestört im Irrenhaus zu Vienne festgehalten,
lebte darauf in
London,
[* 17] kehrte aber 1895 wieder nach
Paris zurück.
(spr. mikelandschelo), eigentlich MichelangeloBuonarroti, ital. Bildhauer,
Maler und
Architekt, überhaupt
einer der größten Künstler aller
Zeiten, geb. zu Caprese, erlernte die Malerei seit 1488 bei Domenico Ghirlandajo,
dem damals ausgezeichnetsten
Meister von
Florenz,
[* 18] studierte daneben aber die antiken
Skulpturen im
Garten
[* 19] der
Medici bei
San Marco.
¶
mehr
Lorenzo de' Medici erkannte sein Talent für die Bildhauerkunst,
[* 21] nahm ihn in sein Haus und ließ ihn durch Bertoldo, einen Schüler
Donatellos, unterweisen. Zu seinen plastischen Jugendwerken gehören die beiden, in der CasaBuonarroti (M.s Haus) zu Florenz
befindlichen Reliefs Madonna an der Treppe
[* 22] und Kentaurenschlacht, welche er noch vor seiner übereilten
Flucht nach Bologna 1494 (er fürchtete als Freund des mediceischen Hauses die Verfolgung durch die siegreichen Gegner) meißelte.
In Bologna schuf er einen Engel aus Marmor am Grabmal des heil. Dominicus in San Domenico daselbst, vielleicht auch die Statue
des honignaschenden jugendlichen Johannes des Täufers (jetzt im Museum zu Berlin; vgl. C. Hasse in Lützows
«Zeitschrift für bildende Kunst», Neue Folge, 4. Jahrg., Lpz. 1893). 1495 kehrte er wieder nach
Florenz zurück. Die Marmorfigur eines geflügelten schlafenden Amor, welche als Antike nach Rom
[* 23] verkauft wurde, ist verschollen.
Sie gab Anlaß zu M.sReise nach Rom, wohin er ging, um sich das Anrecht an seinem Werke zu sichern. In Rom
schuf er in Marmor die herrliche Pietà (in der Peterskirche zu Rom, s. Tafel: Italienische Kunst V,
[* 20]
Fig. 4) und den trunkenen
Bacchus (Florenz, Nationalmuseum).
Nach Florenz 1500 zurückgekehrt, wandelte er einen verhauenen Marmorblock in die Kolossalstatue des David
(Akademie zu Florenz) um, die seinen Ruhm begründete, und schuf um 1503 wahrscheinlich die lebensgroße Marmorgruppe der Madonna
mit dem Kinde (jetzt in der Liebfrauenkirche zu Brügge). Bald darauf erhielt er zugleich mit Leonardo da Vinci von der florentin.
Regierung den Auftrag, den Ratssaal des Regierungspalastes mit Darstellungen aus den siegreichen Feldzügen
gegen Pisa
[* 24] auszuschmücken. Er kam jedoch ebenso wie Leonardo über die Kartonzeichnung nicht hinaus, die viele Jahre hindurch
den jungen Künstlern zum Studium diente, dann aber zu Grunde ging. Diese nur aus Kupferstichen bekannte Darstellung zeigt die
durch einen feindlichen Angriff überraschten, im Arno badenden Krieger. Tafelbilder hat Michelangelo nur wenige geschaffen;
das bestbeglaubigte (in Tempera) aus dieser Zeit (zwischen 1501-5) ist das Rundbild der heiligen Familie in den Uffizien zu
Florenz.
Im J. 1505 wurde Michelangelo durch Papst Julius II. nach Rom berufen und beauftragt, ein Grabmonument auszuführen, das Julius sich
selbst in der Peterskirche errichten wollte. Das Werk sollte mit einer großen Menge Statuen und Reliefs
geschmückt
werden; es geriet aber bald durch verschiedene Umstände ins Stocken. Nachmals neu in Angriff genommen und auf geringere Maße
beschränkt, wurde es wieder unterbrochen, bis es endlich in nochmals sehr verringertem Umfang 1545, lange nach des Papstes
Tode (1513), in der KircheSan Pietro in Vincoli zu Rom aufgestellt ward. Die Statue des Moses (s. Tafel: Italienische Kunst
V,
[* 20]
Fig. 2) ist der vorzüglichste schmuck dieses Monuments; die ebenfalls für das Grabmal bestimmten
zwei Statuen von Sklaven befinden sich im Louvre zu Paris.
Die ersteUnterbrechung derArbeit wurde durch Julius II. selbst herbeigeführt, indem dieser durch Michelangelo 1507 seine
(1511 zerstörte) Bronzestatue für Bologna ausführen ließ und dem Künstler hierauf die Ausschmückung der Decke
[* 25] der Sixtinischen Kapelle
im Vatikan
[* 26] mit Freskomalereien übertrug. Michelangelo vollendete diese Arbeit in vier Jahren (1508-12) ohne alle Beihilfe und
schuf in
ihr das bedeutendste Werk seines Lebens. Um die Verbindung zwischen den einzelnen Bildern herzustellen,
zeichnete Michelangelo ein imaginäres Baugerüst, Säulen,
[* 27] Pfeiler, Gesimse, welches von den Wänden aufsteigt und in der Mitte der Decke
neun, abwechselnd kleinere und größere Felder einschließt.
Diese Denkmale befinden sich in der neuen Sakristei von SanLorenzo zu Florenz und enthalten die sitzenden
Idealfiguren der Genannten, unter denen besonders die des Lorenzo als Meisterwerk ersten Ranges betrachtet werden muß, sowie
ihre Sarkophage, welche mit symbolischen Gestalten, der eine mit denen des Tages und der Nacht (verherrlicht durch die Verse
des gleichzeitigen Dichters Giov. Batt. Strozzi), der andere mit denen des Morgens und des Abends geschmückt
sind. Um diese Zeit entstand auch die Christusstatue, welche 1521 in der Kirche Sta. Maria sopra Minerva in RomAufstellung
fand.
Die Architektur der Sakristei von SanLorenzo und die des unvollendeten Vestibüls der dortigen Bibliothek sind unter M.s frühern
architektonischen Leistungen zu nennen. M.s Arbeitszeit war unter den Päpsten Julius II., Leo X. und Clemens VII. zwischen
Rom, Florenz, Bologna und Carrara geteilt. Im Herbst 1529, als Florenz, welches die Medici vertrieben batte und wieder aufzunehmen
sich weigerte, von Papst und Kaiser mit Krieg überzogen wurde, übernahm Michelangelo, ein eifriger Patriot, obgleich
seit früher Jugend mit den Medici eng verbunden, die Leitung der Befestigungs- und Verteidigungsarbeiten.
Im J. 1534 nahm Michelangelo für die übrige Zeit seines Lebens seinen Aufenthalt in Rom. Hier entwickelte er namentlich als Architekt
eine große Thätigkeit. In dieser Beziehung sind zunächst, als nach seinem Entwurf ausgeführt, der Klosterhof
von Sta. Maria degli Angeli, die neue Anlage des Kapitols, Hof
[* 28] und Gesimse des PalastesFarnese u. a. zu nennen. Schon stand Michelangelo im
höhern Mannesalter, als ihm Papst Paul III. das zweite große Malerwerk, das 20 m hohe und 10 m breite Freskogemälde mit
der Darstellung des Jüngsten Gerichts an der Altarwand der Sixtinischen Kapelle übertrug.
Dieses gewaltige Werk, das er 1534-41 fertigte, führt mehr den Tag des Zorns als den ewiger Beseligung vor Augen; Christus
erscheint durchaus als verurteilender Richter. Die mit meisterhafter Charakteristik durchgeführten
[* 20]
Figuren waren ursprünglich
alle nackt, weshalb Papst PaulIV. das Bild berunterschlagen lassen wollte; als Auskunftsmittel mußte Daniele
da Volterra die auffallendsten Blößen mit Kleidungsstücken bemalen, Clemens XII. ließ die Bekleidung von Stefano Pozzi durchführen.
Ungefähr in dieselbe Zeit fallen noch zwei andere,
¶