Meyerheim - Meyer von Knonau (Gerold, Schriftsteller)
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war zu selbständiger
Manier durchgedrungen. Sie beruht auf einer ungemein scharfen Berechnung des äußern Effekts. Unterstützt
wurde Meyerbeer hierbei durch eine außergewöhnliche Begabung für den
Ausdruck der
Affekte, namentlich der pathetischen. Hierzu
kam noch eine reiche melodische Erfindung und Meisterschaft in der Handhabung aller musikalischen
Mittel. Die folgende
Oper«Les Huguenots» (zuerst in
Paris
[* 2] 1836) bezeichnet den Höhepunkt von
M.s Schaffen; in ihr ist sein
Stil
vollständig ausgebildet und zu noch bedeutsamern Wirkungen verwertet.
Zugleich treten jedoch die Schattenseiten der
Manier mehr zu
Tage, die Häufungen drastischer Wirkungsmittel, übertriebenes
Raffinement in
Bezug aufs
Detail, auf die
Spitze getriebene Charakterisierung.In den spätern Schöpfungen
M.s zeigen sich diese Mängel desto greller, je mehr in ihnen die Frische, Fülle und der Wert der specifisch musikalischen
Erfindung abnimmt. Es sind dies die
Opern «Ein Feldlager in
Schlesien»
[* 3] (1844 zur Wiedereröffnung des
Berliner
[* 4] Opernhauses zuerst
aufgeführt, später u. d. T. «Vielka»,
umgearbeitet, auch in
Wien
[* 5] gegeben),
«L'Étoile du Nord» (1854, zuerst
an der Opéra-Comique in
Paris aufgeführt und verschiedene Nummern aus dem «Feldlager» in umgestalteter
Form enthaltend),
«Le pardon de Ploërmel» (auch «Dinorah»
genannt und 1859 an der
Pariser Opéra-Comique zuerst gegeben) und «L'Africaine» (zuerst in
Paris 1865).
Außer seinen
Opern veröffentlichte Meyerbeer die allgemein für sein bestes Werk gehaltene
Musik
zu seines
Bruders
(MichaelBeer)
Tragödie«Struensee» (zuerst in
Berlin
[* 7] 1846), ferner drei Fackeltänze für
Harmoniemusik, einen
Schiller-Festmarsch (1859), einen Krönungsmarsch für Wilhelm Ⅰ., Lieder mit Klavierbegleitung u. a.
– Die von Meyerbeer selbst gegründete Meyerbeer-Stiftung, ein Legat von 30000 Meyerbeer, dessen
Zinsen alle zwei Jahre an deutsche
Komponisten unter 28 Jahren vergeben werden, hat ihren Sitz in
Berlin. –
Eduard Meyerheim, Genremaler, geb. in
Danzig,
[* 8] besuchte seit 1830 die
Akademie in
Berlin, mußte sich aber nebenher aus dem
Lithographieren einen Erwerb machen; so erschien von ihm: «Zehn
Ansichten von
Danzig» und (im
Verein mit Kugler und
Strack)
«ArchitektonischeDenkmäler der
AltmarkBrandenburg».
[* 9] Von 1834 an erregten seine Genrebilder die
Aufmerksamkeit und bald die
Bewunderung der Kunstfreunde. Das norddeutsche, meist bäuerliche Volksleben innerhalb und außerhalb des Hauses, das Familiendasein
in seinen kleinen Freuden und
Leiden
[* 10] waren seine
Stoffe, die er mit anmutsvoller Wahrheit darstellte und mit großer Sorgfalt
durchbildete.
Hervorzuheben sind: Der blinde Bettler, Der Schützenkönig (1836;
Berliner Nationalgalerie), Die
Altenburger
im Kornfeld (von ihm selbst radiert), Die Spielgefährten (1842), Schlafkameraden (1844), Erwartung (1845), Erzählerin auf
der
Bleiche (1846; Nationalgalerie in
Berlin), Familienglück (1847), Der
Kirchgang (letztere beide in der
Galerie Ravené in
Berlin), Leckerbissen (1852;
Berliner Nationalgalerie), Großmutter und Enkelin am Sonntagsmorgen (1853;
Museum in
Leipzig),
[* 11] Guten Morgen, lieber
Vater! (1858;
Galerie Ravené), Das
Brüderchen (1860), Der Taugenichts (1864), In der
Hausthür (1869). Seit 1838 war Meyerheim Mitglied der
Akademie der Künste zu
Berlin, 1850 erhielt er den Professortitel. Er starb in
Berlin. Seine Selbstbiographie gab mit Ergänzungen
Paul Meyerheim (Berl. 1880) heraus.
Von seinen
Brüdern malte Wilhelm Meyerheim, geb. 1815, gest. in
Berlin,
Pferde,
[* 12] Lager- und Schlachtenscenen,
Biwaksu. dgl.,
Hermann Meyerheim Architekturstücke und Marinebilder.
Franz Meyerheim, Sohn Eduards, geb. zu
Berlin,
Schüler seines
Vaters und dessen Nachfolger in dem oben
beschriebenen liebenswürdigen
Genre. Versuche im
Märchen, Schneewittchen und Dornröschen, hatten ihn indes auf das Kostümgenre
des 16. und 17. Jahrh. geführt, worin er durch Das musikalische
TrioAufmerksamkeit erregte. Er war
Lehrer an der
Akademie der
Künste in
Berlin geworden, starb jedoch schon zuMarburg.
[* 13]
Der andere Sohn,
Paul Meyerheim, geb. zu
Berlin, zunächst
Schüler seines
Vaters und der
BerlinerAkademie, war ursprünglich
Genremaler, ging aber, von einer längern Studienreise durch
Deutschland,
[* 14]
Belgien
[* 15] und
Holland und
Paris zurückgekehrt, mehr
und mehr zum Tierbild, hauptsächlich Menageriebild über, ohne jedoch sich einseitig an dieses zu halten.
In den fünf Bildern, mit denen er 1870 in der
BerlinerAusstellung auftrat, war
Märchen,
Genre und Tierstück gemischt, indem
Rotkäppchen,
Aschenbrödel und Die
Bremer Stadtmusikanten dem erstern und letztern, Der holländ. Bücherantiquar (1869;
Berliner Nationalgalerie) dem reinen
Genre, Der verwundete Löwe dem reinen Tierstück angehörte.
DasTier- und Menageriebild blieb auch sein Hauptfeld, welchem gewöhnlich packender
Humor eine genrehafte
Würze giebt; so: Schlangenbändiger in der Menagerie, Schafschur (1872), Wildenbude (1874),
Affenskat (1882), Tierbude (1885;
Berliner Nationalgalerie), einige Lafontainesche «Tierfabelbilder»
(1886), Tigerin mit
Jungen (1887), Bärenführer (1894), zahlreiche Tierstillleben und der schöne aus dem Leben
der
Vögel
[* 16] entlehnte Freskofries der Vier Jahreszeiten
[* 17] (1883; in der Nationalgalerie zu
Berlin).
Dazu kam noch Landschaftsdarstellung mit
Staffage. So:
Berg ab, Rheinlandschaft mit Kühen, Ernte,
[* 18] Kohlenmeiler im bayr.
Gebirge
(1878; Kunsthalle in
Hamburg),
[* 19] Kesselflicker, Schloß Tarasp in
Tirol,
[* 20] Sommernachtstraum (1895). Eigenartig waren die sieben
großen
Bilder: Entstehung der
Lokomotive
[* 21] und Huldigung für den Fabrikherrn (1878; Villa
Borsig in Moabit).
Endlich versuchte er sich auch im
Bildnis: Porträte
[* 22] seines
Vaters und des D.
Chodowiecki (1887; beide im Museum zu
Danzig) und
Porträt des
Kaisers Wilhelm Ⅰ. (Reichsgericht zu
Leipzig). Meyerheim ist Mitglied sowie Professor der Tierklasse an der
Akademie
zu
Berlin.
vonKnonau,Gerold, Schriftsteller, Sohn von
Ludwig meyer von Knonau, geb. studierte in
BerlinCameralia und
Geschichte, übernahm 1837 die Leitung des Züricherischen Staatsarchivs und starb Seine wichtigsten
Arbeiten sind
in der Reihe der unter seiner Leitung erschienenen «Histor.-geogr.-statist.
Gemälde der
Schweiz»
[* 25] die
Schilderungen der Kantone Schwyz
(St.
Gallen und Bern
[* 26] 1835) und Zürich
[* 27] (2. Aufl.,
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