(frz.), auch in der deutschen Heraldik üblich gewordener
Ausdruck für die
Amsel (frz. merle), wenn dieselbe
mit angeschlossenen Flügeln sowie an Schnabel und Klauen gestümmelt erscheint.
Die Merlette kommt als Wappenbild in
Deutschland
[* 5] nur in der Gegend des Niederrheins, dort aber um so häufiger vor.
in der mittelalterlichen Sagenlitteratur der Zauberer und
Prophet des Artuskreises; eine Gestalt, die Galfred
von Monmouth in seiner gefälschten
Urgeschichte Britanniens (um 1137) geschaffen hat. Er verband den
berühmten
Namen des altkymrischen
Barden Merdin, von dem eine Reihe von Gedichten, auch Prophezeiungen im
Umlauf waren, mit
der von dem ältern
Chronisten Nennius über die wunderbare Natur des Dämonenkindes
Ambrosius erzählten Geschichte und legte
ihm seine eigenen in lat. Versen abgefaßten Prophezeiungen in den Mund,
mit deren Deutung man sich im Mittelalter viel beschäftigte.
Die Fabel von Merlin wurde weiter gebildet durch den Anglonormmannen Robert de Boron (um 1200), der ein Gedicht «Merlin»
als Zwischenglied zwischen einen vorhandenen
Graal-Roman und die von ihm dazu erfundeneVorgeschichte«Joseph
von
Arimathia» einfügte.
In den auf ihm mittelbar und unmittelbar beruhenden franz.
Romanen des 13. bis 14. Jahrh. gewinnt
die Geschichte folgende Gestalt. Das vom
Teufel mit einer
Jungfrau gezeugte
Kind Merlin soll in die immer wieder einstürzenden
Grundmauern einer
Burg eingemauert werden, entdeckt aber den hindernden Zauber, der zugleich eine
Weissagung
des
Untergangs und der Wiederaufrichtung der Herrschaft der brit.
Kelten in England ist. Er spielt dann eine wichtige Rolle
am
Hofe des Königs
Artus, als dessen illegitimer
Vater er bisweilen gilt. Die Liebe zur schönen Viviène oder Niniène bestrickt
ihn so, daß er trotz voller Vorkenntnis der Zukunft ihr den Zauber enthüllt, womit sie ihn für ewig
in einem engen Zauberkreise im
Walde gefangen hält. Der letzte Schrei, den er bei seiner Verzauberung ausstößt, wird der
Ausgaugspunkt eines neuen
Romans «Le brait Merlin»
(M.s Schrei).
Auf diesen franz.
Quellen beruhen die ital., span. und engl.
Merlin-Romane; auch Maerlant legte seinem «Merlyn»
Borons Gedicht zu
Grunde. Der älteste deutsche
Poet. Merlin-Roman
Albrecht von
Scharfenbergs ist nur in einem
AuszugeUlrichFüterers
auf uns gekommen. Sehr beliebt war der
Stoff bei den Romantikern. Dorothea Schlegel hat die Geschichte des
Zauberers Merlin nach
Pariser
Handschriften bearbeitet (hg. von Friedr. Schlegel, Lpz.
1804);
Uhland machte ihn zum
Helden seiner
Ballade «Merlin der Wilde» und Immermann zum Mittelpunkt seines
grandiosen Gedankendramas «Merlin» (1832). Musikdramatisch wurde der
Stoff behandelt von
Goldmark (1886) und Rufer (1887).
-
Vgl.
SanMärte, Die Sagen von Merlin
(Halle
[* 6] 1853);
Merlin, hg. von
Paris
[* 7] und
Ulrich (2 Bde., Par.
1886);
Wheatleys und
NashsAusgabe des engl. Prosaromans Merlin in Bd.
10, 21
u. 36 der «Early English
TextSociety» (Lond. 1865-69).
deDouai (spr. läng dĕ dŭäh), Philippe
Antoine,
Graf, franz. Politiker und Rechtsgelehrter, geb. zu
Arleux bei
Douai, wurde 1775
Advokat am Parlament von Flandern
(Douai) und begründete seinen wissenschaftlichen
Ruf als Mitarbeiter an dem «Répertoire universel de jurisprudence» (81
Bde., 1777 fg.; 5. Aufl., 18 Bde.,
Par. 1827-28) sowie in den Prozessen
Beaumarchais' und des Präsidenten Dupaty. Während der Revolution erstattete er als
Mitglied der Nationalversammlung den berühmtenBericht, worin er nachwies, daß die
Reform mit
der einfachen Aufhebung des Feudalwesens noch nicht vollendet sei. Bis zum
Sommer 1792 war er Auhänger der Koustitution,
schwenkte später zum Radikalismus hinüber und stimmte im Prozeß des Königs mit der
Majorität. Nach dem
Sturz der Schreckensherrschaft
war er Präsident des
Konvents und trat bald darauf in den Wohlfahrtsausschuß, wo er ein volles Jahr
blieb, den Jakobinerklub aushob, die Revolution vom 13.
Vendémiaire durch Ernennung
Barras' und
Bonapartes unterdrückte
und die Verhandlungen von Basel
[* 8] leitete. Das Direktorium stellte ihm die
Aufgabe, den neuen Strafcodex vom 3.
Brumaire des J. IV
zu redigieren. Er wurde hierauf Justizminister und ersetzte nach der Revolution vom 18.
Fructidor
Bartheienw im Direktorium. Doch mußte er austreten. Nach dem
Staatsstreich vom 18.
Brumaire erhielt
er das
Amt als Generalprocureur beim Kassationshofe. Napoleon I. ernannte ihn zum
Staatsrat und
Grafen.
Mit der Restauration verlor Merlin de Douai seine
Amter und lebte zu
Haarlem.
[* 9] Erst 1836 kehrte er in sein Vaterland zurück, wo er Mitglied
der
Akademie wurde. Er starb zu
Paris. Von seinen Werken ist zu nennen «Recueil alphabétique des questions
de droit, qui se présentent le plus fréquemment dans les tribunaux» (13 Bde.,
Par. 1804-10; 4. Aufl., 8 Bde.,
1827).
(spr. -mijoh),Kaspar, Kardinal und
Bischof von Lausanne
[* 10] und Genf,
geb. zu
Carouge, studierte im Jesuitenkollegium
zu Freiburg
[* 11] in derSchweiz,
[* 12] empfing 1847 die Priesterweihe und trat in Genf
als Kanzelredner und Verfechter ultramontaner
Interessen bervor, zu deren Vertretung er das polit.
Blatt
[* 13] «L'Observateur catholique» und die «Annales
catholique» begründete. Er wurde 1857 Pfarrer in Genf
und bischöfl. Generalvikar für den Kanton,
[* 14] 1864
Bischof von
Hebronin partibus infidelium
und Hilfsbischof in Genf.
1865 übertrug ihm der
Bischof Marillen von Freiburg
auf päpstl.
Befehl die volle bischöfl.
Gewalt für Genf,
wodurch der sog.
Genfer Kirchenkonflikt veranlaßt wurde. Da die kath.
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