Das Merkantilsystem blühte hauptsächlich vom 17. bis zur Mitte des 18. Jahrh. und
prägte sich während dieser Zeit in den Gesetzgebungen und Verwaltungsgrundsätzen aller Länder mehr oder weniger deutlich
aus. Die energischsten und erfolgreichsten Vertreter desselben waren Colbert und Oliver Cromwell; letzterer namentlich
durch seine berühmte Navigationsakte (s. d.). Zu den Schriftstellern, die das
Merkantilsystem vertraten, gehörten in England Mun, Child, Gee, Decker, Stewart;
in Deutschland Klock, Becher, von Schröder, von Horneck, von
Justi, von Sonnenfels, in gewissem Sinne auch noch Büsch;
in Frankreich Melon, Forbonnais, Ferrier;
in Italien Serra, Belloni,
Genovesi u. a. Die allmähliche Auflösung des Merkantilsystem erfolgte von England aus, hauptsächlich durch die Werke
von Adam Smith (s. d.);
an seine Stelle trat im wirtschaftspolit.
Leben zunächst der Physiokratismus (s. d.). –
Vgl. Roscher,
Geschichte der Nationalökonomik in Deutschland (Münch. 1874);
Schmoller, Das in seiner histor.
Bedeutung (im «Jahrbuch für
Gesetzgebung», Lpz. 1884); Ingram, Geschichte der Volkswirtschaftslehre (übersetzt von Roschlau, Tüb.
1890).
Äthylsulfhydrat, Schwefelalkohol, Thioalkohol, C2H5(SH) ^[C2H5(SH)], ein Äthylalkohol, in dem
der Sauerstoff der Hydroxylgruppe durch Schwefel vertreten ist. Die wasserhelle, leicht bewegliche Flüssigkeit von höchst
widerwärtigem Geruch, spec. Gewicht 0,831, siedet bei 36° C., ist in Alkohol und Äther löslich und wird
dargestellt durch Destillation einer Lösung von Natriumsulfhydrat mit ätherschwefelsaurem Kalium. Es ist eine der am stärksten
riechenden Substanzen.
Die Metallverbindungen des Merkaptan, z. B. (C2H5S)2Hg ^[(C2H5S)2Hg],
nennt man Merkaptide. Im allgemeinen haben die Merkaptan (wie Methylmerkaptan, CH3.SH ^[CH3·SH], Allylmerkaptan,
C3H5.SH ^[C3H5·SH] den Charakter schwacher Säuren. Sie lösen sich in starker Kalilauge.
Der Name leitet sich her vom lat. corpus mercurio aptum, da sie besonders leicht mit Quecksilber (mercurius) Verbindungen eingehen.
Das gewöhnliche Merkaptan dient zur Herstellung des Schlafmittels Sulfonal. Methylmerkaptan entsteht beim Schmelzen von Eiweiß mit
Kalihydrat.
Buchzeichen, Bänder oder Streifen, die in Bücher eingelegt oder vom Buchbinder eingeheftet
werden, um die Stelle, an der man zu lesen aufgehört hat, leicht wiederzufinden.
Die Merkbänder werden oft durch Stickereien u. s. w.
verziert.
jedes Kennzeichen, wonach ein Ding sich vom andern unterscheiden läßt. Es bildet daher das Element des Begriffs,
worunter man eigentlich versteht die Summe von Merkmal, die zur sichern Unterscheidung eines Gegenstands von jedem andern notwendig
und hinreichend ist.
(☿), der Planet, der unter den bis jetzt bekannten der Sonne am nächsten steht (s. Intramerkurieller Planet);
seine mittlere Entfernung beträgt 57½ Mill. km; seine größte 69 Mill. km, seine kleinste 45 Mill. km, was einer Excentricität
^[] der Bahn
von 0,2056 entspricht. Die Entfernung des Planeten von der Erde ist sehr wechselnd: zur Zeit
der untern Konjunktion nähert er sich derselben bis auf 76 Mill. km, entfernt sich aber bei seiner obern Konjunktion bis
auf 220 Mill. km. Die Neigung der Bahn gegen die Ebene der Erdbahn ist 70’. Da die scheinbare Entfernung des Merkur von der
Sonne zur Zeit der größten oder westl. Abweichung nur 29° betragen kann, so entzieht sich dieser Planet
leicht unserm Anblick, so daß es in unsern Breiten nur wenige giebt, die diesen Stern mit bloßem Auge gesehen haben.
Mit dem Fernrohr betrachtet, zeigt der Merkur, wie alle Planeten, deren Bahnen von der Erdbahn umschlossen werden,
Phasen. Die Geschwindigkeit in der Bahn beträgt 47 km in der Sekunde. Die ganze Bahn durchläuft in Bezug auf die Fixsterne in
87,969 Tagen, in Bezug auf die Nachtgleichen in 87,968 Tagen; die synodische Umlaufszeit endlich beträgt 115,870 Tage. Der scheinbare
Durchmesser schwankt zwischen 4˝,5 und 12˝,9, je nachdem Merkur sich in der kleinsten oder größten
Entfernung befindet.
Der wahre Durchmesser ist 4800 km. Die Masse des Merkur ist nur sehr unsicher bestimmt und beträgt etwa 0,04 der Erdmasse. Eine
Abplattung ist nicht nachweisbar. Während man früher die Rotationszeit des Merkur zu 24˝ annahm, haben langjährige,
schwierige Beobachtungen Schiaparellis in neuester Zeit gezeigt, daß eine Rotationszeit von 88 Tagen hat; Rotationsdauer und
Umlaufszeit sind bei Merkur sonach gleich. Merkur wendet mithin der Sonne immer die nämliche Seite zu, ähnlich wie dies der Mond
in Bezug auf die Erde thut. Nach Schiaparellis Untersuchungen besitzt auch eine Atmosphäre. Zuweilen erscheint
Merkur zur Zeit seiner untern Konjunktion vor der Sonnenscheibe (s. Durchgang).
oder Großer Staufen, Berg (672 m) bei Baden-Baden, genannt nach einem röm., hier gefundenen Merkursbilde.
Ein
Turm bietet schöne Aussicht über Schwarzwald, Murg und Rhein.
d’Aubigné (spr. märl dobinnjeh), Jean Henri, französischer reform. Theolog, geb. 16. Aug. 1794 zu
Eaux-Vives bei Genf,
studierte in Genf
und Berlin, wurde 1818 Prediger an der franz. Kirche zu Hamburg, 1824 an der dem französischen reform.
Kultus eröffneten Hofkapelle in Brüssel, 1831 Professor an der von der Evangelischen Gesellschaft begründeten theol. Schule
in Genf,
wo er bis an seinen 21. Okt. 1872 erfolgten Tod wirkte. Merle d’A. gehörte dem streng bibelgläubigen
Calvinismus an. 1835 trennte er sich von der Staatskirche. Er schrieb: «Histoire de la réformation au 16e siècle» (5
Bde., Par. 1835‒47; neue Aufl.,
mehr
4 Bde., 1877-78; deutsch, 2. Aufl.,
Stuttg. 1861 fg.),
«Histoire de la réformation en Europe au temps de Calvin» (8 Bde., Par. 1863-78;
deutsch, 4 Bde., Elberf. 1863-66),
«Le protecteur ou la république d'Angleterre aux jours de Cromwell» (Par.
1848; deutsch Weim. 1858),
«Trois siècles de luttes en Écosse» (Par.
1850; deutsch Lpz. 1851),
«Foi et science» (Genf
1835),
«L'école de théologie» (ebd. 1847),
«L'autorité des Écritures inspirées
de Dieu» (2. Aufl., Toulouse 1865),
«Jean Chrysostôme» (Geuf 1854),
«Le Réveil de l'église contemporaine» (Toulouse 1860),
«Caractère du réformatuer et de la réformation de Genève» (Genf
1862),
«Enseignement de Calvin. Glorifier
Christ» (ebd. 1864),
«Jean Calvin, un des fondateurs des libertés modernes» (Par. 1868),
«Le conceil et l'infaillibilité»
(ebd. 1870).-
Vgl. Bonnet, Notice sur la vie et les écrits de Merle d'A. (Par. 1874).