denen durch Wunden zurückgeblieben; auch 1866 wäre es ohne
Cholera der Fall gewesen. In einem großen
Kriege wurde ein Zurückbleiben
der an
Krankheiten Gestorbenen hinter den ihren Wunden Erlegenen zum erstenmal bei den
Deutschen 1870/71 beobachtet. Während
bei diesen 28 278
Soldaten fielen oder später an Wunden starben, betrug der Gesamtverlust an
Toten infolge
von
Krankheiten nur 14 904. Davon starben 8904 durch
Typhus, 2405 durch
Ruhr, 297 durch
Pocken, zusammen also 11 606 (78 Proz.
der Gesamtzahl) an seuchenartigen
Krankheiten (Kriegsseuchen). Die hauptsächlichste
Aufgabe des Militärgesundheitsdienstes
im
Kriege bildet daher die Verhütung und Bekämpfung der Kriegsseuchen. (S. auchHeereskrankheiten.)
Nach Kolb haben die großen europ.
Kriege von 1793 bis 1815 rund 5½ Mill., die von Europäern geführten
Kriege von 1815 bis 1865 etwa 2 762000
Menschen gekostet; von diesen rund 8 Mill.
Menschen sollen etwa 1½ Mill. an Wunden, 6½ Mill. durch
Krankheiten umgekommen
sein.
Die
Verluste durch Invalidität können nur durch eine Invalidenstatistik erörtert werden, wie sie bis
jetzt nicht vorliegt. Nach dem
Deutsch-FranzösischenKriege wurden bis zum J. 1890 nach und nach rund 80000 Offiziere,
Beamte
und Mannschaften der deutschen
Armeen als Kriegsinvalide anerkannt, davon über 40000 infolge von Verwundungen. Der höchste
Bestand an gesetzlich anerkannten Invaliden (77 775) fiel in das J. 1877. Im Juni 1890 lebten von
den 80000 Invaliden noch 48 501. An Pensionen sind diesen Kriegsinvaliden innerhalb der 20 Jahre über 400 Mill. Menschenverluste gezahlt.
-
Vgl. die Handbücher der Kriegschirurgie und der Militärgesundheitspflege; die Sanitätsberichte über verschiedene
Kriege,
insbesondere den Sanitätsbericht über die deutschen
Heere 1870/71, Bd. 2: Morbidität und Mortalität
(Berl. 1886).
(spr. -koff), auch
Mentschikow, Menschtschikow,
Alex. Danilowitsch, Fürst, russ. Staatsmann und Feldmarschall,
geb. 16. (6.) Nov. 1672 in
Moskau
[* 2] als Sohn eines Stallknechts, erlangte als Bäckerlehrling die Gunst des
Generals Lefort,
der ihn
Peter d. Gr. vorstellte. Er kam in den Dienst des
Zaren, und es gelang ihm, eine Verschwörung
der
Strelitzen zu entdecken, wodurch er sich die
Bahn zu den höchsten Ehrenstellen öffnete. Er begleitete Lefort auf einer
Reise nach Westeuropa und nahm nach dessen
Tod, 1699, dessen einflußreiche
Stellung ein. Menschikow machte 1696 den Feldzug gegenAsow
mit, begleitete den
Zaren nach
Holland und England und gewann sich das Vertrauen desselben in hohem
Grade. Er wurde 1703 der
erste Gouverneur von
Petersburg,
[* 3] 1704 von ganz Ingermanland und schlug die
Schweden
[* 4] bei Kalisch,
[* 5] trug nicht wenig
zu den
Siegen
[* 6] von Ljesnoj und Poltawa 1709 bei und zwang nach dieser letztern
Schlacht den größten
Teil
der schwed.
Armee unter Lewenhaupt zur Kapitulation.
An der
Spitze der russ.
Armee rückte er in
Pommern
[* 7] und Holstein ein und eroberte 1713
Stettin,
[* 8] welches er jedoch gegen den Willen
des
Zaren an
Preußen
[* 9] überließ. Dieses und
M.s Eigennutz und Habsucht brachten
Peter d. Gr. so gegen ihn
auf, daß er ihn vor ein Kriegsgericht stellte, welches ihn durch Stimmenmehrheit zum
Tode verurteilte. Der
Kaiser begnadigte
ihn zwar, ließ ihn in allen seinen Würden und sogar in dem
Amte eines
Generalgouverneurs von
Petersburg; doch mußte eine
bedeutende Geldbuße zahlen und gewann unter
Peter seinen frühern Einfluß nicht wieder.
Eine desto einflußreichere Rolle spielte er während der Herrschaft
Katharinas I., welche 1725 hauptsächlich durch seine
Entschlossenheit auf den
Thron
[* 10] gehoben wurde und sich gänzlich seinem Willen fügte. Obgleich es ihm gelang, die gewaltsame
Vertreibung des zum
Herzog von
Kurland
[* 11] und Gemahl der Herzogin (spätern Kaiserin)
Anna Iwanowna bestimmten
Marschalls von
Sachsen
[* 12] durchzusetzen, ging sein
Plan, sich zum
Herzog von
Kurland ernennen zu lassen, nicht in
Erfüllung.
Nach dem
TodeKatharinas 1727 wurde Menschikow Reichsverweser und Vormund des minderjährigen
Peter II., regierte mit größter Willkür
und stand bereits auf dem Punkte, durch Vermählung seiner Tochter Maria Schwiegervater des
Kaisers zu
werden, als er plötzlich 21. (10.) Sept. 1727 gestürzt, zuerst nach
Oranienburg oder Ranenburg (Gouvernement Rjasan) und
dann nach
Beresow in
Sibirien verbannt wurde, während sein Vermögen der
Krone zufiel. Es begleiteten ihn seine Gattin, sein
Sohn und seine zwei
Töchter (die eine starb in
Beresow). Menschikow starb daselbst 2. Nov. nach andern 20. (9.)
Jan. 1730. Im J. 1705 war er zum deutschen Reichsfürsten, 1707 zum russ. Fürsten und Feldmarschall
erhoben worden. -
(spr.-koff),
Alex. Sergewitsch, Fürst, russ.
Admiral und Staatsmann, Enkel von
Alex. Alexandrowitsch Menschikow, geb.
nahm an den Feldzügen von 1812 bis 1815, am
Kriege gegen
Persien
[* 13] und am Russisch-Türkischen
Kriege 1828-29
teil, wobei er
Anapa und
Varna eroberte. Er wurde 1834
Admiral und 1836 Marineminister. Im März 1853 erschien er als außerordentlicher
Botschafter in
Konstantinopel,
[* 14] um die wegen der heiligen
Stätten entstandenen Streitigkeiten zu schlichten und zugleich die
Pforte zur
Anerkennung des russ. Protektorats über die griech.-kath.
Bevölkerung
[* 15] zu zwingen. Menschikow verhinderte jedoch durch sein rücksichtsloses Auftreten jede Verständigung
und schiffte sich 21. Mai wieder nach Odessa
[* 16] ein.
Damit wurde der
Orientkrieg eingeleitet. Menschikow wurde Oberbefehlshaber der russ.
Land- und Seemacht in der Krim,
[* 17] vermochte die
Ausschiffung des brit.-franz.Heers nicht zu hindern und wurde 20. und an der
Alma geschlagen.
Ein Versuch, das von den Verbündeten belagerte Sewastopol
[* 18] zu entsetzen, ward durch die
Schlacht von Inkerman,
vereitelt. Doch verteidigte Menschikow Sewastopol mehrere
Monate hindurch, bis er im März 1855, schwer erkrankt, vom Oberkommando
zurücktrat. Kurz vor dem Frieden von 1856 erhielt er den Oberbefehl in Kronstadt.
[* 19] Er starb zu
Petersburg.