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stantinopel, um die Erbfolge seines ältesten Sobnes ! Ibrahim Pascha bestätigen zu lassen; gegen Ende ! seines Lebens verfiel er gänzlich in Stumpfsinn und ^ starb Ihm folgte, da Ibralüm bereite ! vor ibm gestorben war, sein Enkel Abbas Pascha ! (s. d. und Ägypten, [* 2] Geschichte). -
Vgl. Mouriez, > Ilistoii-e äs N"k6M6t-^.U (4 Bde., Par. 1855-58);
l Prokesch-Osten,M.A.,Vicekönig von Ägypten.
Aus > meinem Tagebnche 1826-41 (Wien [* 3] 1877).
^ Mehemed Ali Pascha, türk. Marschall (Ser ! dar-Etrem),
hieß ursprünglich Karl Detroit, ^ wurde zu Brandenburg [* 4] an der Havel " geboren und ging Ende 1843 als Schiffsjunge nach ^ der Levante. In Konstantinopel [* 5] entflob er vom Schiff [* 6] und fand an dem fpätern Groftwesir Aali Pascha einen Könner, der ihn von 1846 ab die türk. Kriegsschule besnchen ließ. Mehlfabrikation A. P. trat zum Islam über und wurde 1853 türk. Offizier. Er zeichnete sich im Orienttrieg aus und machte 1861 den Feldzug gegen Montenegro [* 7] mit. Er wurde 1863 zum Oberst und Bei, 1865 zum Brigadegeneral und Pascha be- fördert. Mehlfabrikation A. P. begleitete 1867 den Muschir! Hussein Avni Pascha nach Kreta, wurde nach Unter- ! drückung des kretischen Aufstandes Divisionogeneral ! und unterdrückte das Näuberwefen an der grieck. Grenze. Als 1875 der Aufstand in der Herzegowina z um sich griff, wurde Mehlfabrikation A. P. nach Bosnien berufen und zum Marschall ernannt. 1877 wnrde ihm der Oberbefebl über die im östl. Bulgarien [* 8] versammelte Donau-Armee übertragen. Mehlfabrikation A. P. zog sein Heer bei ^chumla zusammen und rückte, 60 WO Mann stark, gegen Tirnova. Ein russ. Korps scklug er 31. Aug. mit großem Verlust zurück und besiegte 5. Sept. das 12. und 13. russ. Korpv bei Kaeelevo, wodurch die ganze Lomlinie in Besitz deo türk. Heers gelangte. Er befestigte dann das rechte Ufer deo Lom und rückte 13. Sept. gegen Bjela vor, schlug 14. Sept. das 13. russ. Korps bei Sinantioi, wurde jedoch 21. Sept. bei Crkovna geschlagen und zum Rückzug hinter den Lom genötigt. Am 2. Okt. wurde Mehlfabrikation A. P. durch Suleiman Pascha ersetzt. Nach dem Fall von Plevna zur Organisation einer neuen Ar- mee nach Rumelien entsendet, wurde er l. Jan. 1878 zum Serdar-Ekrem ernannt und zum Abschluß eineo Waffenstillstandes mit Rußland ermäcktigt. M.A.P. war im Iuui 1878 zweiter Bevollnläcktigter der Pforte beim Berliner Kongreß [* 9] und ging im Sep- tember nach Albanien, um die aufständischen abzu- tretenden Grenzbezirke zu unterwerfen. Aber sckon wurde er von den Aldanesen in Dja- kowa getötet. Mehkemeh (Mebrzahl Mehakim), Gericht, ursprünglich das altislamitische Tribunal, in dem der Kadi (s. d.) nach dem Scher' i-Sckerif, dem sog. heiligen Recht, seine inappellabeln Urteils- sprüche fällt. Gegen die Macht der Mehlfabrikation, die früber sogar Todesurteile selber exekutieren lassen konnte, waren in der Türkei [* 10] seit Anfang dc^ 1l. Jahrh, die eivilisatorischen Bemühungen der europ. Diplomatie gerichtet, und schon gegen 1840 gelang ee durch Er- richtung der Handelsgerichte, Tidsckaret-Medschlissi, den Mehlfabrikation die aus dein vorzugsweise modernen Ge- schäftsleben sich ergebenden Rechtsfragen zu ent- ziehen. Die neuere türk. Gerichtsorganisation unter- scheidet Mehatim i-nizämie, auf den bürgerlicken Gesetzen verübende weltliche Gerichte und Mebatim i-Scherie, die alten geistlichen Gerickte. Die Virk- samkcit der letztern beschränkt sich setzt im allgemeien cn^ ^anen des Ebe- und Erbreckto. Im Volks- munde versteht man noch heute unter Mehlfabrikation das geist- licke Gericht. Mehl, [* 11] s. Mehlfabrikation. Mehlauken, Dorf im Kreis [* 12] Labiau des preuß. Reg.-Bez. Königsberg, [* 13] an der Elrne und der Linie Königsberg-Tilsit der Preuß. Staatsbahnen, [* 14] Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Königsberg), hat (1895)585(1890: 516) meist evang. E., Post, Tele- grapb, Kreislazarett, Tiechenhaus und Präparan- Mehlbeerbaum, s. Eberesche. sdenanstalt. Mehlbrust, Singvogel, s. Gartensänger. Mehlcylinder, s. Mühlenbeutelmaschmen. Mehldorn, Mehlfäßchen, Pflanzenart, s. (^1'HtH6SN3. Mehlfabrikation oder Müllerei, das Ver- fabren, aus Getreide [* 15] Mehl und Gries unter Ab- scheidung der Sckalen oder Kleie zu erzeugen. Die Mehlfabrikation erstrebt die Herstellung tleiefreien Mehls und meblfreier Kleie. Die Kunst, aus Getreide- körnern Mebl zu bereiten, ist sehr alt. Moses und Homer erwabnen bereits Getreidemühlen mit zwei Steinen. Die ersten durch Wasser betriebenen Müh- len besckreibt Vitruvius, und die ersten Windmüh- len sind gegen Ende des 11. Jahrh, in Deutschland [* 16] in Betrieb gekommen. Um die Verbesserung der Ätüblenbetriebseinricktungen scheint sich von alters der die deutscke Nation verdient gemacht zu haben, ^ da in ältern Schriften des deutfchen Mühlenbaues und der deutschen Müllerei mit Anerkennung ge- dacht wird. Mangelnder Verkehr und zünftige Schranken batten die Müllerei jahrhundertelang in engbegrenzten Verbältnissen verharren lassen. Erst die Vervollkommnung der Dampfmaschine [* 17] durch Watt, der nordanlerikanischeilnabhängigkeitskampf und die französische Revolution schufen die Grund- ^ lagen, auf denen sich die Müllerei zu ihrer heutigen Vollkommenheit und Bedeutung entwickeln konnte. Unter diesen Ereignissen war für die Müllerei die Vervollkommnung der Dampfmaschine das bei wei- tem wichtigste, da die Dampfmaschine der Müllerei die unbegrenzte und an keinen Ort gebuudene Trieb- kraft bot und durch sie die Verkehrsverhältnisse so vervollkommnet wurden, daß die Müblen heute in ^ allen Erdteilen ilnen Bedarf an Getreide decken und lbren Absatz für die Mahlcrzeugnisse finden können. ! Diese Verhältnisse baben auch den Geschäftsbetrieb ! auf andere Grundlagen gestellt; die ehemaligen ^ Lohn- oder Kundenmühlen Habensich in Han- del ^müblen verwandelt und sind damit Gegen- stand des weit schauenden kaufmännifchen Unter- nebmung^geistes geworden. Die erste Dampfmühle ' wurde 1784 in London, [* 18] die erste engl. Mühle in Frankreich 1818 in St. ^uentin und die erste Dampf- müdle in Deutschland nach engl.-amerik. Weise 1825 ! in Magdeburg [* 19] erricktet. Seitdem baben sich alle z großen Nationen lebhaft um die Entwicklung des ! Müblendaues und die Vervollkommnung des Mahl- ! verfahrene» bemüht. Die Amerikaner führten mechan. ! Einrichtungen zur Förderung des Mahlgutes (Aus- ! züge und Schnecken), [* 20] den Mehlcylinder fowie die ! Seidengaze ein, Einrichtungen, welche so boch ge- schätzt wurden, daß die mit denselben arbeitenden , Müblen früber A merikaniscbe M üblen genannt wurden. Die Engländer machten sich um die An- wendung der Dampfkraft und die konstruktive Aus- bildung der eisernen Mühlenstuhlungen ver- dient. Die Franzosen zeichneten sich durch die Ein- sübrung eigenartiger und trefflich arbeitender Ge- treidereinigungsmaschinen (Tarar, Tric^r, Sch( ¶
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germafchine) sowie durch die Ausbildung der Tur- bine als Vetriebsmotor für Mühlen [* 22] aus. Die Ver- dienste um die neuesten wesentlichen Verbesserungen gebühren den Deutschen und Österreichern durch die Einführung der Gricsputzmafchinen (Iguaz Pauer, Leobersdorf, und Heinrich Eeck, Dresden), [* 23] der Mahl- Mngsaspiration (Iaacks ck Behrns, Lübeck), [* 24] der Centrifugalsichtmafchiue (Lucas, Dresden, uud Nagel & Kamp, Hamburg), [* 25] der Walzeustühle (Fr. Wegmann, Zürich, [* 26] und Ganz & Co., Budapest) [* 27] und des Plansichters (C. Haggenmacher, Budapest).
Teutschland besitzt gegen 65000 Mühlen, von denen 165 ausschließlich und etwa 1800 aushilfsweise mit Dampf [* 28] betrieben werden. Osterreich hat etwa 600 Dampf-, 31000 Wasser-, 700 Windmühlen; Ungarn [* 29] 650 Dampf- und gegen 30000 andere Mühlen. Neben diesen setzt noch lebhaften Bestrebungen, die Mühlenkonstruktionen zu vervollkommnen, spielt in der Neuzeit auch die Verbesserung des Mahl- verfahrens eine wefentliche Rolle. Nach dem alten (deutscben) Verfabren wurde das Getreide vor der Vermablung mit Wasser genetzt, um ein Zer- pulveru der Scbalen durch die Sandsteinmahlgänge zu verbitten.
Einen Fortschritt bezeichnete die Be- nutzung der sranz. Quarzmuhlsteiue, mittels welcher das Getreide trocken vermahlen werden konnte. Immer bezweckte aber dieses Mahlverfahren (Flach- müllerei genannt) die Gewinnung der gefamten Mehlausbeute in wenig Durchgängen mittels tief zusammengestellter Mühlsteine. [* 30] Im Gegensatz hierzu scheint es in Osterreich schon seit langer Zeit ge- bräuchlich gewesen zu sein, den Weizen mittels hoch- gestellter Steine oftmals zu schroten, um Griefe Zu gewinnen.
Die Griefe wurden in Wurffieben von den leichtern Schalen getrennt und die reinen Griefe dann erst zu Mehl gemablen. Ignaz Pauer in Leobersdorf verwendete 1807 zuerst zu dieser Gries- reinigung eine Griesputzmafchine, in welcher die Griefe gesiebt und durch einen künstlichen Luftstrom von den Schalen befreit wurden. Er entwickelte diefe Gries- oder Hochmüllerei zu einem selb- ständigen Mahlverfahren, welches man überall zur Vermahlung von Weizen anwendet, während Roggen fast allgemein noch nach dem Flachmahlverfahren verarbeitet wird.
Bei allen größern Mühlen der Gegenwart wird das Mahlgut durch Mühlenförder- einrichtungen (s. d.) selbstthätig von Maschine [* 31] zu Maschine geleitet, wodurch man eine bedeutende Ersparnis an Arbeitskräften erreicht. Solche auto- matifch arbeiteude Mühlen führen auch den Namen Kunstmühlen. Auf Tafel: Mehlfabrikation ist eine heutige, von Luther in Braunschweig er- [* 32] baute Handelsmühle dargestellt, welche 100000 1^ in 24 Stunden vermahlt. Das Getreide kommt auf Schissen 8, Eisenbahn- oder Lastwagen ^v^ an, ge- langt durch den Schiffselevator 6 oder andere Hebe- apparate zunächst in die Vorreinigung ^, wo es mittels Aufzug [* 33] auf eine das Gewicht feststellende, selbstthätige Wage [* 34] gehoben wird.
Nachdem es durch eine mit Sieben und Lüftungseinrichtungcn arbei- tende Vorreinigungsmafchine von Staub und gro- ben Beimengungen befreit worden ist, wird es auf einem unterirdischen Horizontaltransport t dem Getreidespeicher L zugeführt und daselbst nach Sorten getrennt eingelagert. Die Einlagerung er- solgt entweder in Säcken ans einem gewöhnlichen Bodenspeicher oder, wie in der Zeichnung, in einem Silospeicher, welcher das Getreide in losem Zustande empfängt und in welchem es behufs Lüftung in Bewegung gefetzt werden kann (s. Silo).
Aus dem Speicher wird das Getreide der Reiui- gnng oder Kopperei (^ übergeben. Die dargestellte trockne Getreidereinigung entfernt zunäckst durch ebeue oder prismatische Siebe, Schrollen- absauber, Staubcylinder (s. Mühlenbeutelmaschi- nen), den Staub und grobe Beimengungen, als Ähren, Bindfaden, Bohnen, Erbsen, Erdklumpen, Steine u. dgl., dann durch Lüftungsmafchinen (Ta- rare) Spelzen, taube und ausgefressene Körner, durch Getreidesiebe (Bobys) kleine geringwertige Körner, durch Trieurs Raden, sonstige kugelförmige Gefäme und gebrochene Körner, durch Magnete und Steinauslefemafchinen Eifenteile und Steine und durch Schläger- und Scheuermaschinen brandige Körner und Schalen.
Hiernach nehmen Spitzgänge die Spitzen, Bärtchen und Keime weg und endlich wird das Getreide durch Vürstmaschinen möglichst sauber und glatt gebürstet. (S. Getreidereinigungs- maschinen.) Beider nassenReinigung geht das Getreide zunächst über die vorstehend ausgezählten Mafchinen bis zum Trieur. Hierauf kommt es in eine Wafchmafchine, welche Steine, Staub und Braud befeitigt, wäbreud die danach folgende ! Trockenmafchine das Getreide von dem anhaften- ^ den Wasser durch Abschleudern oder durch warme Luft befreit.
Allgemein üblich ift die trockne Reini- gung. Die nasse Reinigung hat sich von Frankreich aus nach England, Belgien [* 35] und in sehr beschränk- tem Maße auch in Deutschland in solchen Mühlen verbreitet, die stark verunreinigten, ausländischen, harten Weizen vermahlen. Das Getreide läuft durch die Kopperei selbst- thätig von Maschine zu Maschine. Die ausgeschie- denen Körper werden in Säcken abgefaßt, die Staub- luft läßt man in Staubkammern oder StaMarnm- ler blafen, in denen sich Spreu, Spelzen und Staub abscheiden (f. Mühlstaub). [* 36]
Von der Kopperei gelangt das gereinigte Getreide in die Mühle v, deren Arbeitsvorgänge in dem Zerkleinern, Beuteln und Putzen des Mahlgutes bestehen. Die Zer- kleinerung ist entweder Schroten (Zerkleinern des Getreides ohne beabsichtigte Mehlbildung) oder Auflösen (Zerkleinerung der Griese ohne beabsich- tigte Mehlbildung) oder endlich Mahlen (Zer- kleinerung von Getreide, Gries oder Dunst zum Zwecke der Mehlerzeugung). Zerkleinerungsmaschi- nen sind Walzenstühle, Mahlgänge und Schleuder- mühlen (s. Mahlmaschinen). [* 37]
Dem Scbroten, Auf- löfen und Mahlen dienen Walzenstüble, während Mahlgänge und Schleudermühlen nur noch zum Dunst- und Schalenmahlen verwendet werden. Das Beuteln oder Sichten des Mahlgutes bezweckt Dunst und Mehl und geschieht durch die Mühlen- ! beutelmaschinen (^. d.). Mit Mahlgut wird allgemein die in der Vermahlung befindliche Ge- treidemasse bezeichnet. Unter Schrot versteht man das abgcbeutelte grob zerkleinerte, zur weitern Ver- mahlung bestimmte Mablgut der Sckrotvorgänge. Gries sind die von den Schalen befreiten Getreide- teilchen von 0,2 bis 1,5 lum Durchmesfer, wogegen Dunst die schalenfreie, in der Korngröße zwifchen feinem Gries und Mehl stehende Mahlgutmafse ist, deren weitere Vermahlung Mehl liefert. Das Putzen besorgen Putzmaschinen (f. Griesyutzma- schinen), in denen Griese und Dunste mitteis eines Luftstroms unter Abscheidung aller leichten Scha- lenteile nach ibrer Güte getrennt werden. Die ¶