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fortschreitenden Kultur die Heilkunst in die
Hände eines besondern, durch
Wissen und technische Fähigkeiten dazu befähigten
Standes, des ärztlichen, über. Die älteste
Quelle
[* 2] unserer Kenntnis der altägyptischen Medizin
ist der Papyrus Ebers, welcher
aus der Mitte des 17. Jahrh.
v. Chr. stammt; über die Medizin
der alten Indier geben die
Hymnen des
Atharvaveda
(s. d.) sowie der Ayurveda des Susruta ein
Bild.
Bei den Griechen galt
Asklepios
[* 3] (s. d.), der Sohn des
Apollon
[* 4] und der
Koronis,
als eigentlicher Gott der
Arzneikunde, und in seinen
Tempeln wurden von den Priestern, den
Asklepiaden (s. d.), die zu ihnen
eilenden
Kranken unter Anwendung teils psychischer (s. Inkubation), teils arzneilicher
Mittel behandelt. Zu hoher
Blüte
[* 5] gelangte die ärztliche Kunst unter
Hippokrates (s. d.), einem
Schüler der
Asklepiaden zu Kos
(460-377
v. Chr.). Späterbin wurde
Alexandria der Ausgangspunkt berühmter mediz. Schulen; hier lebten unter
Ptolemäus I.
Herophilus und
Erasistratus, welche die
Anatomie durch zahlreiche Sektionen förderten.
Von Alexandria aus gelangte die griech. Heilkunde zu den Römern, über die mediz. Zustände in Roms früherer Periode ist wenig bekannt; man weiß nur, daß die Sibyllinischen Bücher auch ärztliche Vorschriften enthielten und daß die Römer [* 6] 467 v. Chr. dem ?oiio moäicuL und bald darauf zahlreichen andern Heil- und Krankheitsgöttern, wie der Febris, Mephitis, Salus, Lucina u. a., Tempel [* 7] errichteten. Zu diesen einheimischen Heilgottheiten gesellten sich später zahlreiche phrygische, ägyptische und griechische, wie Isis, [* 8] Osiris, [* 9] Serapis, Juno, Hygieia [* 10] u. a. Lange war man in Rom [* 11] auf fremde Arzte angewiesen, die meist griech. Sklaven waren. Da dies den Übelstand hatte, das Leben eines Freien der Hand [* 12] eines Sklaven anvertrauen zu müssen, so blieb nichts anderes übrig, als diese Fremdlinge geradezu als freie Bürger aufzunehmen.
Diese Einrichtung, von Julius Cäsar ins Leben gerufen, sickerte Rom vor dem Mangel an Ärzten. Als aber Augustus auch noch die Abgabenfreiheit sowie die Freiheit von öffentlichen Lasten hinzufügte, wuchs die Zahl der Ärzte in den Städten bald so sehr, daß Antoninus Pius (138-161 n. Chr.) sich gezwungen sah, die ursprünglich allen Ärzten erteilte Abgabenfreiheit auf eine gewisse, für jede Stadt festgesetzte Anzahl einzuschränken. Außer der Abgabenfreiheit erhielten die Armen- und Hofärzte i/Vi-cliikti-i poM- ?1-68 und M?Uni) seitens der Gemeinden oder des Hofs in der Folge auch Besoldung.
Somit waren nicht nur die eigentlichen Kommunalärzte ins Leben gerufen, sondern ein
Teil der
Ärzte auch wirkliche Staatsdiener
geworden, für welche der
Staat nun auch bestimmte Gesetze erlassen mußte. Unter den ärztlichen Schulen der röm.
Periode der Medizin
sind hervorzuheben die Schule der Methodiker, gestiftet durch Themison von
Laodicea (50 v. Cbr.), die alle
Krankheiten von einer abnormen Erschlaffung oder Zusammenziehung der Poren ableitete; ferner
die Schule der Pneumatik er, begründet von Atbenäus aus
Attalia (69 n. Chr.), die als
Grund aller vhysiol. und pathol.
Vorgänge ein luftförmiges, alles durchdringendes Princip, das Pneuma, annahm, und die eklektische Schule des
Agathinus von
Sparta (90 n. Chr.), die eine Mischung methodischer, pneumatischer und empirischer
Lehren
[* 13] war.
Die erste umfassende
Darstellung der römischen Medizin
rührt von Aulus
Cornelius
Celsus (25
v. Chr. bis 50 n. Chr.) her,
dessen acht
Bücher
«Ars medicina» ein
wertvolles
Denkmal der damaligen Heilkunde sind. Keiner von allen röm.
Ärzten erlangte
aber eine so welthistor. Berühmtheit als
Claudius
Galenus (s.d.).
Mit dem
Verfall des röm.
Staates sank auch die ärztliche Kunst: sie flüchtete sich in die
Hände der Mönche und fand nur
unter
Juden und
Arabern wahre
Jünger. Von den Griechen gelangte die Medizin
über
Alexandria zu den
Arabern, welche die
Lehren des
Hippokrates und des
Galenus, wenn auch vielfach entstellt und mit orient. Zusätzen verschmolzen, Jahrhunderte hindurch
konservierten und den Völkern des
Abendlandes überlieferten. Besondere Verdienste erwarben sich die
Araber um die Hilfswissenschaften
der Medizin
, namentlich um die
Arzneimittel- und Arzneibereitungslehre, aus welch letztern sich sodann die
Chemie, die
Apotheken
und der
Stand der Apotheker entwickelten.
Unter den arab.
Ärzten sind hervorzuheben Alkindus
(Abu Iusuf Jakub ibn Ishak el-Kindi, 8l3-873), welcher die Wirkungen der
zusammengesetzten
Arzneimittel auf die Gesetze der
Arithmetik und der musikalischen
Harmonie zurückzuführen suchte; Rhazes
(Abu Bekr Mubammed ibn Zakarijja er-Nazi, 850-923), dessen
Abhandlung über die
Pocken und
Masern zu den
wertvollsten Denkmälern der arabischen Medizin
gehört;
Ali
Abbas
(Ali ibn el-Abbas, gest. 994), dessen u. d. T. «el-Maliki»
(«Königliches
Buch») veröffentlichtes Lehrbuch der Heilkunde zu dem
Besten zählt, was die arab.
Ärzte geschrieben, sowie
Avicenna
is. d., 980-1037),
wegen seiner großen Gelehrsamkeit als «Fürst der Medizin»
gepriesen,
welcher durch seinen
«Kanon der Medizin»
alsbald eine maßgebende
Autorität bei den
Arabern und später auch
bei den
Christen wurde.
Ein zweites
Asyl fand die in den
Klöstern, in welche die Heilkunde schon im 6. Jahrh. Eingang gefunden zu haben scheint,
als Cassiodorus, der berühmte Gebeimschreiber
Theodorichs d. Gr., nach seinem Eintritt in den
Orden
[* 14] der
Benediktiner seinen Ordcnsgcnossen das eifrige
Studium des
Hippokrates und
Galenus dringend anempfahl. Seitdem erfreute sich
die Medizin
vornehmlich in dem
Orden der
Benediktiner anhaltender Pflege; durch ihn wurden späterhin auch einzelne Klöster als
Medizin
schulen eingerichtet, so das
Kloster am
Monte-Cassino und die berühmte Schule von Salerno. Der
Ruf von
Monte-Cassino wurde besonders durch
Konstantin den Afrikaner (gest. 1087) begründet, welcher die Bekanntschaft des
Abendlandes mit der mediz.
Litteratur der Araber vermittelte. Das berühmteste litterar. Erzeugnis der Salernitanischen Schule ist das ttIl6Fiin6n L?nitktiZ 8Hl6i'nitÄnuin", ein für Laien bestimmtes, in gereimten Hexametern, den sog. Leoninischen Versen, gedichtetes Lehrgedicht über die wichtigsten Vorschriften der Diätetik und Therapie. Als ein Hauptverdienst der Schule von Salerno ist hervorzuheben, daß sie die Medizin frühzeitig von der Bevormundung der Kirche frei zu machen verstand und schließlich zu einer rein weltlichen Schule wurde; die Mönchsärzte verwandelten sich allmählich in Laienärzte. Eine weitere Folge hiervon war, daß die weltliche Obrigkeit sich mit der M befassen begann. König Roger von Sicilien gab 1140 das erste Medizinalgesetz im Mittelalter und machte die Ausübung der ärztlichen Praxis von der obrigkeitlichen Erlaubnis abhängig; noch genauer sind hierüber die Vorschriften Kaiser Friedrichs II. (1224). Die zahlreichen Universitäten, welche im 12. und 13. Jahrh. errichtet wurden, förderten die ¶