662 ein bloß angemästetes oder halbgemästetes
Tier giebt das beste, das nahrhafteste, zugleich auch schmackhafteste Fleisch.
Völlig ausgemästete
Tiere liefern dagegen vorzugsweise
Talg und Fett, und es fehlen ihrem Fleisch und
Blut deren auf den
Stoffumsatz
wirksamste
Substanzen. Um einen genügenden Mastzustand bei
Tieren zu erreichen, sind denselben folgendeBedingungen
zu gewähren: Ruhe, Reinlichkeit, Dämpfung des Lichts, sorgsame Wartung, Unterdrückung des Geschlechtsreizes und der Milchabsonderung,
mäßige Wärme
[* 2] und eine kräftige Nahrung, in der stickstoffhaltige
Bestandteile mit
Kohlehydraten im richtigen Verhältnis
gemengt sind.
Als vorzügliche Mastfuttermittel gelten: Schrot von Getreide
[* 3] und Hülsenfrüchten,
Zuckerrüben,
Turnips, Runkelrüben, Kartoffeln,
Schlempe, Biertreber, Rübenschnitzel undÖlkuchen;
außerdem gutes Gras oder Heu von Wiesen und Feldern
und als Getränk ein weiches, reines Wasser;
daneben von Zeit zu Zeit angemessene Salzgaben.
JungeTiere mästen sich stets
besser und geben ein feineres Fleisch als alte. Man unterscheidet zwischen Kernmast, volle Ausmästung bei feiner Fleischqualität,
und Halbmast, bei der die
Tiere nur angefleischt werden. –
Vgl.
Gohren, Die Naturgesetze der
Fütterung
der landwirtschaftlichen Nutztiere (Lpz. 1872);
Wolff, Die
Ernährung der landwirtschaftlichen Nutztiere (Berl. 1876);
Haubner,
Gesundheitspflege der landwirtschaftlichen Haussäugetiere (4. Aufl.,
Dresd. 1881);
Settegast-Proskau, Die
Tierzucht, Bd. 2 (5.
Aufl., bearbeitet von Weiske, Bresl. 1888);
J. Kühn, Die zweckmäßigsteErnährung des Rindviehes (10.
Aufl.,
Dresd. 1891).
(spr. -suttscho),Tommaso, ital. Novellendichter,
aus der Familie Guardati, gebürtig aus Salerno, war Sekretär
[* 4] des Fürsten von Salerno, Roberto Sanseverino.
Die Zeit seines
Todes wie die seiner
Geburt sind unbekannt.
Sein «Novellino», die bedeutendste ital.
Novellensammlung des 15. Jahrh., erschien in Neapel
[* 5] 1476 u. ö.
(neue Ausg. von Settembrini in der «Biblioteca napolitana»,
Bd. 1, ebd. 1874) und enthält in 5
Büchern 50 Novellen.
bildet mit dem 4,8 km entfernten, an der
Küste gelegenen
Matschhlibandar («Fischhafen») die befestigte Hauptstadt, auch Bandar genannt,
des Distrikts Kistna der indobrit.
Präsidentschaft
Madras,
[* 6] liegt an einem Mündungsarm des Kistna in sumpfiger Ebene nordöstlich
von
Madras und hat (1891) 38809 E. Seit der
Sturmflut von 1864, bei welcher 30000
Menschen umkamen, und seit der Zurückziehung
der Garnison (1865) haben
Industrie und
Handel bedeutend nachgelassen.
Wichtige
Ausfuhren sind noch Baumwollgewebe
und Indigo.
[* 7]
poln. Volksstamm in der preuß. Landschaft Masuren
und in der russ.-poln. Landschaft Masowien.
Die preußischen Masuren, 105754 an der Zahl, sind meist evangelisch-lutherisch, die
russischen katholisch. (S. auch
Polnische Sprache.) – Masuren heißen auch die poln. Bewohner
in den Ebenen des westl. Galiziens, östlich bis zum
FlusseSan.
Landesteil im SO. der preuß.
Provinz Ostpreußen,
[* 8] umfaßt die
Kreise
[* 9]
Angerburg,
Goldap,
Johannisburg, Sensburg,
Lötzen, Lyck,
[* 10] Ortelsburg und Neidenburg mit 9403,39 qkm und (1890) 385779 E. (darunter 12236 Katholiken und 1961 Israeliten),
die als die Nachkommen der im 15. Jahrh. hier eingewanderten
Polen, mit Ausnahme der deutschen Städtebewohner,
ein verderbtes
Polnisch sprechen. –
Masurek, auch Mazurka und Mazur, ein graziöser feuriger und heiterer poln. Nationaltanz,
zu dem von dem poln. Landvolke häufig gesungen wird, im Dreivierteltakt, kam unter
August III. von
Sachsen
[* 11] in
Deutschland
[* 12] in
Aufnahme und ist noch jetzt als Gesellschaftstanz verbreitet.
Auch als
Konzertstück ward die Masurka mehrfach, in ausgezeichneter
Weise von
Chopin, komponiert.
oder Ma't, der
Name der ägypt. Göttin der Wahrheit.
Sie wurde dargestellt als eine Frau mit einer
Straußenfeder
(die in der Hieroglyphenschrift das Wort ma't, «Wahrheit»,
ausdrückt) auf dem Haupte. In alter Zeit sind die
Richter Priester dieser Göttin, die auch selbst beim
Totengericht in der
Unterwelt fungierte;
Hauptbestandteil des ehemaligen Matabelereichs in Südafrika,
[* 15] zwischen dem 19. und 22.°
südl.
Br., zwischen Khamas
Reich und
Maschonaland, jetzt zur engl. Interessensphäre und zum Gebiet der
Englisch-Südafrikanischen Gesellschaft
(oft Rhodesia genannt) gehörig, 11–1500 m ü.d.M. gelegen, mit einem Flächeninhalt von etwa 78000 qkm und ungefähr 170000
Bewohnern, fruchtbar an tropischen und subtropischen Produkten und aller Wahrscheinlichkeit nach sehr reich an Goldlagerstätten.
Seines vortrefflichen
Klimas wegen eignet es sich zu europ.
Niederlassungen. 1896 zählte man etwa 4000
Weiße, darunter 3000 (1100
wehrfähige
Männer) in Gubuluwajo, dem Sitz der
Behörden. Die Matabele, ein schöner, muskulöser Menschenschlag, tapfer
und kriegslustig, stammen von den Zulukaffern und setzen sich gegenwärtig aus drei Volksschichten zusammen: den unvermischt
gebliebenen
Zulu (Ab-ezami), den Nachkommen der
Barotse und
Basuto, die einst aus
Transvaal mitgeschleppt wurden (Ab-emhla) und
den zum Kriegsdienst herangezogenen Maschona und Makalaka (A-maholi).
Krieg und Viehzucht
[* 16] galt bis jetzt als die einzige eines Matabele würdige Beschäftigung. Den
Ackerbau besorgten Sklaven.
Jeder Matabele war
Krieger; das 15000
Köpfe starke
Heerwar in 20–24 Regimenter eingeteilt, von welchem
jedes in den 4 Militärdistrikten seinen eigenen Kraal besaß. Geschichte. Moselikatse, ein Führer im
Heer des Königs
Tschaka
in
Zululand, ließ sich 1830 an den
Quellen des Molopo und Marico (im südwestl.
Teil des heutigen
Transvaal) nieder und unterwarf
sich dieBarotse und
Basuto. 1836 verdrängten ihn die
Boers. Moselikatse wanderte nach Norden,
[* 17] überwältigte
die Makalaka und Maschona und gründete
¶
mehr
663 das große Matabelereich zwischen dem Limpopo und Sambesi, zwischen Khamas Reich und Manikaland. 1868 starb Moselikatse;
ihm folgte 1870 Lobengula, sein zweiter Sohn, der Gu-Bulawavo, Butuwajo oder Gubulawajo zur Residenz erwählte. Als die Reisenden
Mauch und Baines die Aufmerksamkeit der Weißen auf den Goldreichtum M.s gelenkt hatten, strömten Abenteurer
und Goldgräber im Anfang der achtziger Jahre in das Land. Da griff England mit rascher Hand
[* 19] zu und schloß mit Lobengula
im Febr. 1888 einen Schutzvertrag, wonach dieser sich verpflichtete, ohne Einwilligung Englands weder Land abzutreten noch
Goldgräberei zu gestatten. Es erklärte im Frühjahr 1889, trotz des ProtestesPortugals, als brit. Interessensphäre
und überließ laut Charter vom Okt. 1880 der unter Cecil Rhodes gebildeten Englisch-Südafrikanischen Gesellschaft (s. d.)
die Verwaltung und Ausbeutung des ungeheuren Gebietes. Im Einverständnis mit Lobengula occupierte diese Chartered Company
Makalaka- und Maschonaland, ließ aber Matabeleland unberührt.
Als die Matabele 1893 durch Einfälle in Maschonaland die Ansiedelungen der Weißen beunruhigten, rückten
die Engländer in zwei Kolonnen von Tati und von Maschonaland gegen Matabeleland vor. Letztere Truppe schlug nach mehrern Gefechten die
Matabele am Bemvesi (östlich von Gubulawajo) aufs Haupt. Lobengula flüchtete mit einem geringen Rest seiner Armee
nach Norden und starb Anfang 1894. In kurzer Zeit unterwarfen sich alle Häuptlinge der Matabele dem
Sieger. Im Mai 1894 schloß die engl. Regierung ein Abkommen mit der Chartered Company, wonach die Verwaltung von Matabeleland dieser
übertragen wurde; die Eingeborenen sollten bestimmte Distrikte als Reservations erhalten.
Als Dr. Jameson im Nov. 1895 anläßlich seines Einfalls in die Südafrikanische Republik
[* 20] den größten
Teil der Schutztruppe weggeführt hatte, benutzten die Matabele 1896 diese Gelegenheit zu einem Aufstand, dem sich die Polizeitruppe
und später nach verschiedenen Erfolgen der Empörer auch die Maschona anschlossen. Znr Unterdrückung der Rebellion mußten
mehrfache Unterstützungen von der Kapkolonie und Natal herbeigezogen werden. (S. Nebenkarte auf Karte:
Kapkolonien.) Litteratur. K. Mauch, Reisen im Innern von Südafrika (Gotha1874);
Oates, MatabeleLand andthe Victoria
[* 21] Falls
(Lond. 1881);
Mathers, Zambesia (ebd. 1891);
Holub, Die Ma-Atabele (in der «Zeitschrift für Ethnologie», Bd.
25, Berl. 1893);
Wills und Collingridge, The downfall of Lobengula (Lond. 1894);