619 gebung mehr als 100 Dörfer damit beschäftigt sind. Außerdem erstreckt sich
die Industrie auf Handschuh- (jährlich
im Wert von mehr als 2 Mill.
Frs.), auf
Woll- und
Strumpfwaren, Lederfabrikation,
Korbflechterei u.s.w. Außerdem bilden Getreide,
[* 2] Wein,
Branntwein,
Eisen,
[* 3]
Bauholz, Vieh,
Honig und
Wachs Hauptartikel des
Handels.
Eisenbahnlinien bestehen im ganzen 500 km,
Nationalstraßen 411 km. Das Departement besitzt an höhern Unterrichtsanstalten 1 Lyceum und 2 Colleges.
–
Vgl. P.
Champion, A. Daguin undL. Girardot, Le
[* 4] départment de laHaute-Marne (Par. 1889).
Stadt im
Kreis
[* 5]
Süderdithmarschen des preuß. Reg.-Bez.
Schleswig,
[* 6] nahe der Elbmündung, an der Zweiglinie St.
Michaelisdonn-Marne (8,4 km) der Holstein.
Marschbahn, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht
Altona),
[* 7] hat
(1895) 3002 (1890: 2801) evang. E., Postamt zweiter
Klasse,
Telegraph,
[* 8] Realprogymnasium, höhere Mädchenschule,
Krankenhaus;
[* 9]
Eisengießerei
[* 10] und Maschinenfabrik, Wagenfabriken, Möbeltischlerei, Häckselschneidereien, Mühlen,
[* 11] Ziegeleien, Kram-, Vieh-
und Pferdemärkte, Getreide- und Viehhandel. Marne ist seit 1801 Stadt.
Philipp von, Herr von
Mont-SainteAldegonde, niederländ. Staatsmann, Offizier und Litterat, geb. 1538 zu
Brüssel,
[* 12] studierte in Genf
[* 13] unter
Calvin und kehrte voll Haß gegen die span. Herrschaft 1560 in sein Vaterland zurück.
In dem bald
ausbrechenden Kampfe beförderte er die
Befreiung seiner Nation mit Feder und Schwert und verfaßte die
Kompromißakte 1566, in der die Mitglieder des niedern
AdelsGlaubens- und Kultusfreiheit forderten und gegen die Einführung
der
Inquisition Einspruch erhoben.
Nach dem Einmarsche
Albas 1567 floh Marnix nach
Deutschland
[* 14] mit dem
Anhange Wilhelms von
Oranien, dem er später bei der Gründung
des niederländ.
Staats behilflich war. Am erschien er als
Vertreter des Prinzen in der Versammlung
der holländ.
Stände
(Staaten) zu Dordrecht,
[* 15] die damals die Regierung des
Landes übernahmen. Seine diplomat. Dienste
[* 16] widmete
er der jungen Republik auch 1576 bei der Genter Pacifikation (s. d.) und 1578 in
Worms
[* 17] auf dem
Reichstage. 1583 zumBürgermeister von
Antwerpen
[* 18] ernannt, leitete er die Verteidigung der
Stadt gegen
Alexander von Parma
[* 19] (1584–85), mußte sie aber endlich übergeben. Seitdem zog er sich von den öffentlichen
Geschäften zurück. Er starb zu
Leiden.
[* 20] Unter seinen holländ.
Dichtungen ragen hervor das nationale Lied «WilhelmusvanNassouwen» und sein satirischer «Byjenkorf»
(wahrscheinlich zuerst 1569, dann noch öfter gedruckt),
ein klassisches Prosawerk der holländ. Litteratur im 16. Jahrh.,
nach welchem Fischart (s. d.) seinen «Bienenkorb»
bearbeitete. -
Ernst, Afrikareisender, geb. zu
Wien,
[* 21] widmete sich namentlich zoolog.
Studien,
machte 1866 in
Begleitung des Tierhändlers
Casanova eine
Reise bis
an die Grenze
Abessiniens und ging 1869 nach
Chartum, von
wo er über das
Sennar nach
Süden bis Fadasi vordrang. 1870 bereiste er einzelne
Teile von
Fasokl, 1871 und 1872 die
Gebiete am Seraf und obern
WeißenNil und gelangte bis
Gondokoro, wo er mitBaker zusammentraf. Von da nach
Wien zurückgekehrt,
schrieb er:
«Reisen im Gebiete des
Blauen und
WeißenNil»
(Wien 1874). Darauf folgte er dem Ruf
Gordons an den obern
Nil, gelangte
aber nur bis
Ladò.
Wegen Mißhelligkeiten schloß er sich Long an und ging nach dem Makarakalande. Danach machte er in
Kordofan eingehende Forschungen
und kehrte 1876 nach Europa
[* 22] zurück. Hier schrieb er
«Reisen in der ägvpt.
Äquatorialprovinz und in
Kordofan in den J. 1874–76»
(Wien 1878). Die
Internationale afrik.
Association in
Brüssel sandte 1877 eine Expedition nach der afrik.
Ostküste aus, in der sich auch Marno befand. Sie unternahmen Jan. 1878 eine wissenschaftlich sehr interessante
Reise von
Saadani
nach der Landschaft
Usagara, von der aber Marno bald aus Gesundheitsrücksichten zurücktreten mußte. Marno ging 1879 wieder
zu
Gordon am obern
Nil als ein Oberbeamter der
Provinz Kalabat; hier erwarb er sich große Verdienste um
die Unterdrückung des
Sklavenhandels und die Wegräumung der die Schiffahrt hemmenden Pflanzenbarre im
WeißenNil. Nach dem
Ausbruche der Revolution des
Mahdi wehrte er dem Umsichgreifen der
Unruhen gegen
Osten nach Möglichkeit. Marno starb in
Chartum.
(von marōde, frz. marand, soviel wie ermattet, erschöpft), im
Kriege als Nachzügler Bedrückungen gegen
die Landeseinwohner begeben, wird mit Gefängnis, in schweren Fällen mit Zuchthaus bestraft (Militärstrafgesetzbuch
§§. 135, 136).
Wer sich des Marodieren schuldig macht, heißt Marodeur (spr. -döhr).
[* 23] oder
Maghrebal-akßâ (d.h. Der äußerste Westen [s.
Maghreb]), von den arab. Gelehrten El-Gharb (spr. rharb)el-Djoani genannt, Sultanat in Nordafrika, wird im N. von dem Mittelmeer, im W. vom Atlantischen Ocean,
im O. von
Algerien und im S. von der
Sahara begrenzt. Die
Größe wird, bei der Unbestimmtheit der Grenzen
[* 24] gegen S., annähernd
auf 800000, ohne
Tuat und die
Sahara auf 439000 qkm berechnet. (Hierzu Karte: Marokko.)
Oberflächengestaltung. DerAtlas
[* 25] (s. d.), der hier seine höchsten Gipfel hat, durchzieht das Land von
SW. nach
NO. und schickt
Ausläufer bis an die Nordküste,
wo das
Kap Spartel (Ras Ischberdil) die nordwestlichste
SpitzeAfrikas am Westeingang der
Straße vonGibraltar
[* 26] bildet.
Der
Atlas scheidet das nördlichere, meist gut bewässerte und fruchtbare Land (190000 qkm) von der marokk.
Sahara (540000 qkm), während das
Gebirge selbst mit den eingeschlossenen Hochsteppen 70000 qkm einnimmt. Die vielen
Flüsse,
[* 27] die der
Atlas nach beiden Seiten entsendet, sind nicht schiffbar; am ansehnlichsten sind die 520 km lange Muluja, die sich
in das Mittelländische
Meer, der
Sebu, Um er-Rebia (die
Mutter der Kräuter), der
Bu Regreg und der über 660 km
lange Tensift, die sich in den Atlantischen Ocean
¶
forlaufend
620
ergießen. Die am Südabhange entspringenden ver- siegen bald in der Wüste oder werden zu Wadis, wie Wadi-Susfana, Wadi-Sus,
Wadi-Draa, Wadi- Nun, und bilden Oasen. Bis zum Südbang des GroßenAtlas gehört die Pflanzenwelt und die sich daran anschließende
Pro- duktionsfähigkeit zu der atlantischen Mittelmeer- flora. Bemerkenswert sind im W. die Wälder des
Arganbaumes (^i-Z-ania «iäerox^ion S. et F.), aus dessen Nüssen man Ol preßt. Im Atlas bildet ein Kranz verkümmerter immergrüner
Eichen bei 9400 -2700 in Höhe die Baumgrenze. Die Tierwelt ist eine ausgesprochen nordafrikanische und bietet nichts besonderes.
Die Bevölkerung, auf 9 250000 E.gefchätzt, besteht aus 3,7 Mill. Arabern, 5 Mill. Berbern neben 150000
Juden, etwa 200000 Negern und vielleicht 4-5000 Europäern. Die Araber sind am wenigsten ver- mischt im NW., ausgenommen im
Rifgebiet, und im W. nördlich einer Linie Mogador-Marokko. Die Verbern (s. d.), allerdings auch mit arabisch- redenden
Stämmen vermischt, bewohnen das übrige Land; man gliedert sie in drei durch Sprache,
[* 29] Sitte und Körperbau
voneinander verschiedene Gruppen. Zwischen dem Wadi Draa und der OaseTuat am Wadi Saura wohnen die Charatin oder Harratm, dunkelfarbige,
ziemlich verachtete Misch- linge vou Berbern und Negern. Neben den Ara- bern sind nur die Schilluh, seit 1832 und 1886, dem Sultan
uuterthan; die andern Verbern sind teils ganz frei, teils uur so lange unterworfen, als der Sultan mit
dem Heere bei ibnen ist, um Steuern einzutreiben. Alle sind fanatische Moslim, die den Fremden den Zugang in ihr geheiligtes
Land ver- sperren. Reisende können nur als offizielle Ge- schäftsträger einer europ. Macht und unter
Be- deckung sich im Lande bewegen. Hauptstädte sind Marokko und Fes, wichtig sind außer- dem das bedeutende Tanger, Mogador, Tetuan,
Wessan oder Uejan und Mekines. Die Verfassung ist rein despotisch. Der Titel des Herrschers, den die Europäer gewöhnlich
Kaiser, die Mauren Sultan nennen, ist Emir cl-Mumenin, d. i. Fürst der Gläubigen. Der Staat Zerfällt in
zwei vom Atlas getrennte Hälften, deren nordwest- liche, der ^Ikui-eiHni».
^inFitlma. der Alten ent- sprechend, von N. her durch die ehemals selbständi- gen Reiche Fes und Marokko im engern Sinne, mit der
Provinz Sus und Wadi-Nun, deren südöstliche aber, die 6a6w1ia der Alten, von den Provinzen Tafilelt und
el-Draa gebildet wird. Politisch sind die bei- den Reiche Fes und in Provinzen (Amalat) ge- teilt, die durch Kcü'ds regiert
werden. Die Verwaltung der einzelnen Provinzen ist, wie die Centralregie- rung, ganz orientalisch. Eine geordnete Regierung
wird durch die häusigcn Empörungen der fast un- abhängigen Stammeshäuptlingeunulöglich gemacht.
Die Staatseinkünfte sind unbestimmt; die Zollein- uahmen werden auf 6,4 bis 9,6, das Budget des Sultans auf 5,6 Mill. Marokko geschätzt.
Das Heer be- steht aus einer erblichen berittenen Leibgarde (400 Mann), 1000 Mann gewaltsam geworbener In- fanterie, 2000 Mann
irregulärer Reiter und 18000 Mann Miliz. Im Kriegsfalle follen noch 40000 Mann irregulärer Reiter zur
Verfügung stehen. Das Seewesen war srüher bedeutend und die marokk. Piraten machten sich im 16. und 17. Jahrh, allen
europ. Seemächten, vorzüglich aber Spanien,
[* 30] furchtbar. Jetzt bat der Sultan nur noch einige un- bedeutende Schiffe.
[* 31] - Das Wappen
zeigt
in Grün drei silberne Halbmonde. Die Flagge ist rot. (S. Tafel: Flaggen
[* 32] der Seestaaten.) Erzeugnisse,
Handel und Verkehr.
Der Gewerb- fleiß ist verschwindend klein und befaßt sich mit der Verfertigung von roten Mützen (Fes) und feinem Leder,
sog. Maroquin, daneben mit Seidenweberei, Teppichfabrikation, Flechterei und Töpferei. Der Wohlstand des Landes beruht nur
auf Ackerbau und Viehzucht;
[* 33] geringe Ernten bringen die Be- wohner oft in sehr bedrängte Lage und rusen
Handelsstockungen hervor. Weizen, Gerste,
[* 34] Mais, Durrah werden in günstigen Iabren im Überstuß geerntet, sind dann aber
von geringem Wert, da ihre Ausfubr streng verboten ist; außerdem erntet man noch Datteln, Bohnen, Erbsen, Gummi, die neben
Ochsen, Wolle, Wachs, Teppichen, Straußen- federn, Pantoffeln die Hauptausfuhrartikel bilden.
Einfuhrwaren, vornehmlich aus Frankreich und England stammend, sind Zucker,
[* 35] Tuche, Eisen- und Kurzwaren, Baumwoll- und Seidenzcuge,
Kerzen, Papier, Thee und Sprit. Obsckon der Handel wegen der geringen Kaufkraft seiner Bewohner ohne große Bedeutung ist, ist
das Land dock wichtig wegen der regen Handelsbeziehungen zum Westsudan
[* 36] und den Senegalländern. In die 8 Häfen
Ca^Mama, Arisch, Masagan, Mogador, Rabat, Easi, Tanger und Tetuan liefen (1891) 2348 Schiffe mit 897 976 t ein; der Wert der Einfuhr
betrug 1,83, der der Aus- fubr 1,73 Mill. Pfd. St. Geschichte.
Marokko, das N^ui-Lwui^ 'linZitaua der Römer
[* 37] (s. Maurctania), seit dem 5. Jahrb. frei, kam um 700 n. Chr.
unter die Herrschaft der Araber und wurde unter den Almoraviden ls. d." unabhängig. Diese verloren um 1150 die Herrschaft
an die Almo- haden, die 1275 durch die Meriniden gestürzt wur- den. Diesen folgten nach 1361 die Eanditen und
Anfang des 16. Jahrb. die Scherife von Tafilelt, unter denen trotz der innern Tbronstreitigkeiten gegen Ende des 16. Jahrb.
das Reich emporblühte und seine größte Ausdehnung
[* 38] erlangte, indem es den westl. Teil von Algerien umfaßte und im Süden bis
Guinea reichte.
Unter ihnen sahen sich auch die Portugiesen aus ihren Besitzungen vertrieben und ward König Sebastian
(s. d.) geschlagen. Nach dem TodeAhmeds, des mächtigsten der Echerifs, um 1603, zerfiel das Reich durch die fortwährenden
innern Kämpfe immer mehr, so daß es dem Mulei Scherif, einem Nachkommen Alis und der Fatime, leicht wurde, die Dynastie
der ersten Scherife um die Mitte des 17. Jahrb. zu stürzen und die der zweiten, die jetzt uoch regiert,
auch die Dynastie der Aliden oder Hoseini genannt, zu begründen.
Der berüchtigtste Herrscher dieser Dynastie war Mulei Islam, der 1672-1727 als der größte Despot regierte. Unter seinen
Nachfolgern herrschten innere Kriege und Thronstreitigkeiten, die das Land immer mehr in Verfall brachten,
bis zur Regierung Mulei Sidi Mohammeds (1757-89), die sich durch Milde und das Bestreben, europ. Kultur Eingang zu ver- schaffen,
auszeichnete. Nach Mohammeds Tode be- gann wieder die alte Barbarei. Erst unter dem Sultan Mulei Suleiman (1794-1822) entwickelte
sich teilweise ein besserer Zustand. Ihm folgte Abd ur-Rahmän (s. d.), dem es gleich nach seinem Regie-
rungsantritt gelang, der Empörung der Gebirgs- stämme ein Ende zu machen. Als Abd el-Kader ls.d.) sich auf marokk. Gebiet
zurückziehen mußte, gab die Unterstützung, die er hier fand, Veranlassung zum
¶