Thüringen
Stadtrecht und ward 1229 der Witwensitz der heil. Elisabeth. Durch die zu ihren Ehren erbaute
Kirche und das landgräfl. Schloß, als Sitz des Deutschordens der
BalleiHessen,
[* 2] erhob sich Marbach so schnell, daß es bereits 1248 die
zweite Stadt Hessens und die Hauptstadt des
Bandes an der
Lahn war. Von 1458 bis 1500 und 1567 bis 1604 war
es Residenz hess. Fürsten. Im Dreißigjährigen
Kriege hatten Stadt und Schloß viel zu leiden. Besonders tapfer verteidigt
wurde letzteres 1647 durch den hessen- casselschen
Oberstlieutenant Staus gegen die Kaiserlichen unter
GrafHolzapfel.
Auch im siebenjährigen
Kriege ist Marbach mehreremal, zuletzt 1761 belagert worden; 1806 und 1809 war es der
Schauplatz der
Erhebung der
Hess.
Bauern gegen die
Franzosen, worauf letztere 1810 und 1811 die Festungswerke des Schlosses größtenteils
sprengten.
Vgl. Justi, Grundzüge einer Geschichte der
Universität Marbach (Marb. 1827);
Henninger, Marbach und seine Umgebungen (ebd.
1857);
1) Bezirkshauptmannschaft im österr. Kronland
Steiermark,
[* 4] hat 1186,23 qkm und (1890) 88659 (42909 männl., 45750 weibl.)
meist slowen. E. (10 313 Deutsche),
[* 5] 16 364 Häuser und 18375 Wohnparteien in 165 Gemeinden mit 305 Ortschaften
und umfaßt die Gerichtsbezirke Windisch-Feistritz, St. Leonhard, Marburg (linkes Drauufer) und Marburg (rechtes
Drauufer). - 2) Stadt mit eigenem
Statut in
Steiermark, an der Drau und am Fuße des Posruck, in 274 in Höhe, an den Linien
Wien-Trieft und Marburg-Villach-Franzensfeste (377 km) der Österr.
Südbahn, ist Sitz der Bezirkshauptmannschaft Marburg (Umgebung), des
Bischofs von Lavant, zweier
Bezirksgerichte,
einer Finanzdirektion und der 3. Kavalleriebrigade und hat (1890) mit vier Vorstädten 7,03 qkm und 19 898 meist deutsche
E. (2653 Slowenen), in Garnison ein
Bataillon des 47. Infanfrantieregiments
«Freiherr von
Beck» und drei Eskadrons des 5 Dragionerregiments
«Nikolaus I.
KaiserRußlands»,
Denkmäler des in Marburg 1827 geborenen
AdmiralsTegetthoff (1883), des
KaisersJoseph II. und Erzherzogs
Johann, Obergymnasium, theol.
Lehranstalt, Oberrealschule, Lehrerbildungsanstalt,
Landes-, Obst- und
Weinbauschule, Mädchen- und Knabenbürgerschule, Kadetteninstitut, 6
Volksschulen,
gewerbliche Fortbildungsschule, eine Eskomptebank und Nebenstelle der Österreichisch-Ungarischen
Bank. Die ansehnlichsten
Gebäude sind die Domkirche, die alte
Burg, der Stadt- Pfarrturm, die neue Oberrealschule, das Postgebände,
Theater,
[* 6] Kasino, die
Franz-Josephs-Kaserne und die
Sparkasse.
Die Industrie erstreckt sich auf Maschinenwerkstätten der Südbahngesellschaft, bedeutende Faßbindereien, Leder-, Möbel-,
Liqueurfabriken, Dampfmühlen und
Brauerei. Handelsartikel sind Leder, Obst,
Wein, Getreide,
[* 7]
Landesprodukte und Holz.
[* 8] In der
Nähe der seit 1846 befahrene Leitersberger
Tunnel
[* 9] (670 m lang, 8 m breit, 7 m hoch) sowie die großartige
Eisenbahnbrücke über
die Drau (hier 190 m breit), eine der schönsten
Brücken
[* 10] der Monarchie mit 4 Pfeilern (56,8 m Bogenspannung,
31,6 m hock, 208 in lang). Marburg gehört seit 1140 zu
Steiermark.
(spr. -ßoh),FrançoisSeverin Desgraviers, franz.
General, geb. 1. März 1769 zu Chartres, trat 1785 in die
Armee ein und beteiligte sich als Sergeant an der
Erstürmung der
Bastille. Nach Chartres zurückgekehrt, wurde er 1792
Chef eines Freiwilligenbataillons, mit dem er an der
Verteidigung von
Verdun
[* 11] teilnahm. Im April 1793 wurde er in die
Vendée geschickt, wo er sich mit dem Konventsdeputierten Bourbotte
entzweite, der ihn verhaften ließ. Man setzte ihn jedoch
vor derSchlacht von Saumur in
Freiheit, in der
er sich so auszeichnete, daß Bourbotte seine Ernennung zum Brigadegeneral bewirkte.
Nack dem
Siege bei Autrain, übertrug man ihm an
KlebersStelle provisorisch den Oberbefehl über die beiden
Armeen
des Westens. Marceau schlug die Vendéer bei Le
[* 12]
Mans
[* 13] und eroberte die Stadt. Die Menschlichkeit,
die er bei dieser Gelegenheit bewies, benutzten seine Neider, um ihn des Verrats zu beschuldigen und zurückzurufen. Erst
im Feldzug von 1794 erhielt er den
Befehl über eine Division in der
Ardennen-, dann in der Maas- und
Sambre-
Armee. Nachdem
er 26. Juni bei Fleurus den
Sieg entschieden hatte, nahm er im Herbst
Aachen,
[* 14]
Bonn
[* 15] und Koblenz.
[* 16] Im Feldzuge
von 1795 führte er die Nachhut bei dem Rückzuge auf das linke Rheinufer, 1796 befehligte er unter
Moreau zwei Divisionen
und blockierte Mainz
[* 17] und Ehrenbreitstein, mußte sich aber bei der rückgängigenBewegung Jourdans ebenfalls
zurückziehen.
Während er die Nachhut befehligte,
empfing er19. Sept. in dem
Gefecht bei Höchstenbach einen tödlichen Schuß. Er starb zu
Altenkirchen, wo ihm, wie auch in Chartres, ein
Denkmal gesetzt ist.
Vgl. Sergent-Marceau, Notices historiques sur le général
Marceau (Mail. 1820);
(spr. -hell),Etienne, Vorsteher der
Kaufmannschaft (prévôt des marchands), d. h.
Bürgermeister von
Paris
[* 18] 1356-58,
versuchte 1356 nach der
Niederlage König
Johanns und seiner Ritterschaft bei Maupertuis die franz. Regierung
auf modernerer Grundlage zu reformieren. An der
Spitze des ihm ganz ergebenen
PariserVolks zwang er den Dauphin
Karl 1357 zur
Einsetzung eines ständischen
Rats, der
die Finanzen und
Kriegsleistungen überwachen sollte. Als der Dauphin diesen
Rat beiseiteschieben
wollte, drangen die
Pariser Gewerke in sein Schloß und töteten zwei verhaßte Ratgeber des
Dauphin, der selbst nur durch Marcel gerettet wurde. Er floh aus
Paris, rückte aber bald gegen die Stadt. Marcel hatte diese befestigt
und
Karl dem
Bösen von Navarra die Verteidigung an-geboten.
Als er diesem die
Thore öffnen wollte, wurde er in einem Volksauflauf¶