Strafprozeßbogen, die Füße sind kurz, die vier Zehen bis auf den
Grund geteilt und die Flügel lang und spitzig. Sie sind
durch schöne, meist blaue glänzende Färbung ausgezeichnet, nisten in Baumhöhlen und legen 5-6 glänzendweiße
Eier.
[* 2] In
Europa
[* 3] findet sich nur die gemeine auch
Blaurake oder Birkheher genannt(Corracias garrulaL., s. die
Tafel:
Kuckucksvögel I,
[* 1]
Fig. 4), welche einen ungemein großen Verbreitungsbezirk hat und zu den schönsten
europ.
Vögeln gehört. In manchen Gegenden
Deutschlands
[* 4] ist sie ziemlich gemein, während sie in andern fast nie gesehen wird.
Sie kommt zu uns im Anfang des
Mais und beginnt bereits in der zweiten Hälfte des
Augusts uns wieder zu
verlassen.
In den Mittelmeerländern wird sie massenhaft zu Markte gebracht und gilt im Herbste als Leckerbissen. Männchen
und alte Weibchen sind am
Kopf,
Hals, an der Unterseite und den Flügeldeckfedern hellblau-seegrünlich, am Rücken, an den
Achseln, Schultern und am
Bürzel kornblumenblau, die Füße sind rötlichbraun, der Schnabel braun und
an der
Spitze schwarz. Die Länge beträgt 32 cm.
Ihre Nahrung besteht aus
Insekten
[* 5] und
Würmern. Ihr rauhes und weittönendes
Geschrei klingt «rak». Den
Namen Mandatsprozeß hat sie davon erhalten, daß sie sich gern auf Getreidemandeln setzt.
oder
Tonsillen (Tonsillae), zwei ovale drüsige Körper, welche beim
Menschen und den Säugetieren im hintern
Teil der Mundhöhle
[* 6] rechts und links zwischen dem vordern und dem hintern
Gaumenbogen liegen und beim
Schlingen durch ihr abgesondertes
Sekret den Racheneingang schlüpfrig machen. Jede Mandel besteht aus zahlreichen
Schleimbälgen oder Follikeln
und faltigen Einstülpungen der Rachenschleimhaut und zeigt an ihrer Oberfläche 12-15 rundliche oder ovale Öffnungen, welche
in taschenartige, von Schleimhaut überkleidete Räume führen.
IhrenNamen haben die
Tonsillen von ihrer
Ähnlichkeit
[* 7] mit der
Schale einer Mandelfrucht.
Ihre Funktion ist erst in der letztern Zeit durch die Untersuchungen Stöhrs
bekannt geworden. Danach wandern aus ihnen zeitlebens weiße
Blutkörperchen
[* 8]
(Leukocyten) durch das sie überziehende Epithel
in die Mundhöhle und werden hier zu Speichelkörperchen.
Die Mandeln erkranken außerordentlich häufig. Die gewöhnlichste dieser
Krankheiten ist die Mandelentzündung
(Amygdalitis), bekannt
als Mandelbräune, geschwollene Mandeln, die gewöhnlich unter Fiebererscheinungen harmlos verläuft,
bisweilen aber durch Verlegung des Eingangs zum
Kehlkopf Erstickungsgefahr bringt oder in
Vereiterung der Mandeln (Mandelabsceß)
übergeht. Wiederholte Mandelentzündung führt nicht selten zu einer dauernden Vergrößerung des Organs (Mandelhypertrophie),
das dann auf operativem Wege entfernt werden muß (Tonsillotomie).
Die Mandeln nehmen auch an den meisten Entzündungsvorgängen des
Rachens
(Angina,
Diphtheritis) teil. Die Behandlung
der gewöhnlichen Mandelentzündung besteht in der Anwendung feuchter
Umschläge um den
Hals; Eispillen, lindernde und desinfizierende
oder adstringierende Gurgelwässer vermindern die
Beschwerden und Entzündungserscheinungen meist beträchtlich. Bei chronischen
Mandelentzündungen sind stärkere Adstringentien
(Jod-, Höllensteinbepinselungen) bisweilen von Erfolg begleitet.
Abscesse
müssen frühzeitig eröffnet werden.
ätherisches, soviel wie
Bittermandelöl (s. d.). ^[= Benzaldehyd, der einfachste Aldehyd der aromatischen Reihe: C6H5·CHO. Es ist ein Zersetzungsprodukt ...]
fettes, durch Auspressen von gemahlenen süßen und bittern
Mandeln gewonnenes Öl, hat ein spec. Gewicht
von 0,915 bis 0,920, ist leichtflüssig, hellgelb, enthält viel Oleïn und erstarrt deshalb erst bei
-12 bis -15° C.;
Geschmack angenehm mild. Mandelöl unterliegt vielen
Verfälschungen, besonders mit den Ölen der
Pfirsich- und
Aprikosenkerne;
beide geben jedoch beim Schütteln mit einem Gemisch gleicher
Volumina rauchender Salpetersäure und Wasser ein rosa- bis
dunkelorangerotes Liniment, während echtes eine weißlich gefärbte Mischung liefert. Mandelöl kostet
(1896) im
Großhandel 2,70 Mandelöl das
Kilogramm.
die aus
Amygdalin beim Erhitzen mit Salzsäure entsteht und synthetisch aus
Benzaldehyd und
Blausäure erhalten werden kann.
Sie ist in Wasser leicht löslich, krystallisiert und schmilzt bei 133°. Die M. existiert in verschiedenen
isomeren Formen, die sich durch ihr optisches Verhalten unterscheiden.
Sie ist in diesem Verhalten der
Milchsäure ganz analog.
oder
Amygdaloid, Bezeichnung aller derjenigen aus glutflüssigem Zustande erstarrten blasigen Gesteine,
[* 9] deren oft mandelförmige Hohlräume ganz oder zum
Teil mit fremden, aus wässerigen Lösungen dort abgesetzten
Mineralien erfüllt
sind, z. B. mit
Carbonaten (Eisenspat,
Manganspat u. s. w.),
Zeolithen, Quarz,
Chalcedon,
Achat
[* 10] u. s. w. Manchmal
sind diese
Blasenräume so häufig, daß sie nur durch dünne Scheidewände getrennt sind. Das Gestein wird nach seiner Hauptmasse
bestimmt.
Man findet diese
Bildung besonders bei dichten, kieselsäurearmen Gesteinen, wie aphanitischem
Diabas,
Basalt,
Melaphyr u. s. w.,
doch auch bei porphyrartigen, nie dagegen bei deutlich krystallinisch gemengten Gesteinen, ebenso wenig
bei ganz neuen Laven. Ist die Hauptmasse zersetzt, so nennt man das Gestein Mandelsteinwacke. Besonders schön sind die mit
Achat erfüllten
Blasenräume in dem Melaphyrmandelstein von
Oberstein an der Nahe sowie in ähnlichen Gesteinen von
Montevideo.
[* 11]
(spr. mánndĕwill),SirJohn, oder Maundeville, der wahrscheinliche Verfasser eines Reisewerks, der, um 1300 zu
St.
Albans geboren, mediz. und mathem.
Studien trieb, aus abenteuerlicher Wanderlust 1327 sein Vaterland verließ, über
Frankreich
ins
Heilige Land zog und dem
Sultan von
Ägypten
[* 12] und angeblich auch dem Großchan von
Kathai
(China)
[* 13] diente.
Nach 34jähriger Wanderung kehrte er in die
Heimat zurück, beschrieb seine
Reisen und starb zu
Lüttich.
[* 14] Mandeville ist
ein grober litterar. Fälscher, der nur in
Ägypten war, über alle andern
Länder aber die ihm voraufgegangenen Schriftsteller
ausschrieb. Seinen Zweck, eine anziehende Unterhaltungslektüre zu liefern, hat er so vollständig erreicht,
daß sein
Buch eine
¶
mehr
außer-544 ordentliche Verbreitung fand, hinter der selbst Polo zurückstehen mußte. Es ward schon im 15. Jahrh. häufig gedruckt
in franz., lat., engl., ital.,
span., deutscher, holländ, und czech. Sprache.
[* 16] In deutscher Sprache existieren von dem «Reisebuch des Joh.
von Montevilla» zwei alte, wiederholt gedruckte Übersetzungen, die eine von Michelfelser (zuerst gedruckt
1481),
die andere von einem Domherrn von Metz,
[* 17] Otto von Diemeringen. Das Original war französisch geschrieben. –
Vgl. Nicholson
und Yule in dem betreffenden Artikel in der «Encyclopædia Britannica», Bovenschen, Untersuchungen
über Johann von Mandeville und die Quellen seiner Reisebeschreibung (in der «Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde
[* 18] zu Berlin»,
[* 19] XXIII, 1888, S.177);
G. F. Warner, The bukeof J. Maundeville (Roxburghe Club, 1889);
Vogels, Handschriftliche Untersuchungen
über die engl. Version M.s (Krefeld
[* 20] 1891).