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lung der bekannten Farben zu vervollkommnen und neue zu entdecken. Namentlich fanden die Meister der Fabrik zu Gubbio (s. Andreoli) ein Zinnoberrot und ein Grün, das die verschiedenen Farbentöne des Laubes annahm. Seit dem Ansang des 16. Jahrh, fingen tüch- tige Künstler an, sich auf das Bemalen der Majorat zu verlegen, wobei sie sich nicht begnügten, dieselben mit Wappen [* 2] (s. Fig. 2), Vlätterwerk, Ornamenten (s. Fig. 7), Bildnissen (s. Fig. 5) oder [* 1] Figuren zu schmücken, sondern sie verstiegen sich bis zum Nach- bilden histor.
Gegenstände und kopierten Kartons, die ihnen von namhaften Meistern geliefert wurden. Besonders seitdem Guidobaldo II. (gest. 1574), Kcr- zog von Nrbino (1538), ein Beschützer der Majolika- fadriken seines Landes geworden war, entstanden in dieser Majorat wahre Kunstgegenstände. Dieser Fürst sammelte Zandzeichnungen von Raffael und dessen Schülern sowie Marcantons Kupferstiche und gab diese als Vorbilder den Majolikamalcrn; doch ließ er anch die Majolikagefähe mit Originalmalereien verzieren (f. [* 1] Fig. 6). Unter den tüchtigsten Majolika- malern, die für den .herzog Guidobaldo von Nrbino arbeiteten, ist besonders Örazio Fontana zu erwäh- nen.
Die von ihm (1540-60) bemalten Geschirre und Prachtgesäsie kamen nach dem Tode des letzten Herzogs von Urbino, Francesco Maria II., nach Loreto, wo sie sich noch jetzt im Palazzo Apostolico befinden. Bald nach 1560 verließen die Majolika- maler im allgemeinen die Kompositionen höhcrn Stils bei ihren Nachbildungen; auf gröftern Absatz und schnelleres Produzieren angewiesen, geriet jene Luxusindustrie in Verfall und wurde im Laufe des 17. Jahrh, im Herzogtum Urbino ganz aufgegeben. Zu Pesaro bestand 1718 nur noch eine Topfer- fabrik, die bloß gewohnliche Gefäße verfertigte: die Majorat war ganz abhanden gekommen oder in das blauweiße Gefchirr nach Delfter Art übergegangen.
Nur in den Abrufen und zu Neapel [* 3] versuchte man um 1700 eine Wiedererneuerung der Majoliken- fabrikation;
aber diese Majorat erreichen nicht die Schön- heit der alten Urbinaten.
Eine wertvolle Samm- lung italienischer Majorat aus dem 16. und 17. Jahrh., die reichhaltigste dieser Art in Deutschland, [* 4] bewahrt das Museum in Braunschweig. [* 5] Gegenwärtig ist die Majolikafabrikation wieder aufgelebt, zuerst als reine Nachahmung, nunmehr als Luxusindustrie. Der erste, der dies in aus- gedehntem Maße versuchte, war Ginori in seiner Fabrik zu Doccia bei Florenz. [* 6] Er nahm vor allem die urbinatischen Majorat zum Muster. Jetzt ist auch der opalisierende Metallglanz der Majorat von Gubbio wie- der erfunden, überhaupt alle Arten der alten Majorat sind wieder in Übung gekommen.
Vielfach werden auch die farbigen und glasierten Reliefs von Luca della Robbia und feinen Nachfolgern nachgebildet und damit ein vorteilhaftes Fülschergeschäft getrie- ben. Ein neuer Zweig ist dadurch entstanden, daß Farben und Glasur der Majorat auf Statuetteu und Gruppen von sehr popnlärer Art und drastisch- lebendiger Wirkung übertragen worden sind. Fer- ner findet die Majorat anch Anwendung bei der Herstel- lung von Fliesen, [* 7] stacheln (z.V. für altdeutsche Zimmeröfen) [* 8] u. dgl., wie dies schon zu früherer Zeit, besonders in der Schweiz [* 9] (f. [* 1] Fig. 3) und in Deutsch- land (s. Fig. 4), beliebt war. -
Vgl. außer den beim Artikel Fayence [* 10] angeführten Werken: Passeri, lätoria äöUa ^ittura. in lu^olica. (Pcsaro 1857); Darcel, I5eeu(;i1 ä63 l3'i6nc63 italionnog (Par. 1869);
Meurer, Ital. Majolikafliesen aus dem Ende des 15. und Anfang des 16. Ichrd. (Berl. 1880);
Marie Drews, Anleitung zur Majolika- malerei (ebd. 1883);
Molinier, I^a. c^i-Hini^nk itk- Ü6NI16 an XV" 816(Ü6 (Par. 1888);
Dubovszky, An- leitung zur Majolikamalerei (Wien [* 11] 1891);
Irene Braun, O. Fikentscher, F. Hein und G. Kampmann, in Farbendrnck, Münch. 1893).
Majonnaise, s. Mayonnaise. Ma^or (lat., «größer»),
vollständig pi-opoäitio m^or, der Obersatz im Syllogismus (s. d.). Major, soviel wie Meier (s. d.). Major, früher Oberstw a ch tmeist er genannt, in der militär. Rangordnung in vielen Armeen (in Frankreich nicht mehr) die unterste Charge der Stabsoffiziere. Dieselbe ist im 16. Jahrh., als sich die Offizierkorps bildeten, entstanden. Was für die Compagnie der Feldwebel (Wachtmeister) war, galt für das Regiment der Oberstwachtmeister, im span. Heere Na^ui- (Oberer, überhaupt Vorgesetzter) genannt, welche Benennung in die andern Armeen überging.
Der Majorat hatte besonders für die taktische, zum Teil auch für die ökonomische Ordnung des Re- giments zu sorgen. Sein zuerst unbestimmtes Rang- verhältnis imÖffizierkorps wurde durch LudwigXIV. festgestellt. Als sich die Regimenter der Infanterie in Bataillone teilten, wurde das Kommando der letz- tern meist den Majorat übertragen, eine Funktion, die ihnen noch jetzt zufällt. Bei der Kavallerie führen sie entweder Divisionen (zwei Eskadrons), oder sie vertreten den Regimentscommandeur, wenn dieser abwesend ist.
In der Artillerie befehligen sie Ab- teilungen von mehrern Batterien. Über das Char- gengchalt s. Dienstcinkommen. Major, Georg, luth. Theolog, geb. zu Nürnberg, [* 12] studierte unter Luther und Me- lanchthon zu Wittonberg, wurde 1529 Rektor zu Magdeburg, [* 13] 1535 Pfarrer in Eislebcn, 1536 Pro- fessor der Theologie und Prediger in Wittenberg, [* 14] 1547 Pfarrer in Merseburg, [* 15] dann wieder Professor in Wittenberg, wo er starb. Aus Anlaß der Verhandlungen des Leipziger Interims (Dez. 1548) eittbrannte zwischen Majorat und Nikolaus Amsdorf der sog. Majoristische Streit (1551 -62) über die Bedeutung der Guten Werke (s. d.), deren Notwendigkeit zur Seligkeit Majorat behauptete.
Obgleich er diesen Ausdruck näher dahin bestimmte, daß der Mensch die Seligkeit nicht verdienen könne durch gute Werke, daß diese aber aus dem wahren Glauben notwendig solgen, nahmen doch Amsdorf u. a. daran Anstoß und stellten die These auf, daß gute Werke schädlich zur Seligkeit seien. Die Kon- kordienformel hat beide Lehren [* 16] abgewiefen. Majoran, Gemüsepflanze, f. ()i'i^nnin. Majorankampfer, s. Majoranöl. Majoranöl, das durch Dampfdestillation ge- wonnene ätherische Tl von Oli^auniiim 3.^01-3,113.^. Es hat den durchdringenden Geruch des Majorans und gewürzhaften Geschmack; im frifchen Zustande dünnflüssig und wenig gefärbt, wird es fpäter dunkel und dickflüssig. In der Kälte scheidet es ein Stearoptcn, den Maj 0 ran kämpfer, ab. Majoränsalbe, f. Meiranbuttcr. Majorat (mittellat.), die dem deutschen Rechte angehörende Folgeordnung, nach welcher die Son- dernachfolge in ein gewisses Vermögensstück oder Vermögensich durch" die frühere Geburt bestimmt. Nicht selten wird auch die Besitzung oder der ¶