forlaufend
493
stitut, das königl. Mädchenkollegium, Normalschulen (Lehrer- und Lebrerinnenseminar) und zahlreiche Bürger- und Volksschulen. Die wichtigsten Zeitun- gen sind: tt^orriero äeiiH 36ra", «86r und » ()886i'VHt0r6 cattolicH". Sammlungen. Außer den in der Brera(s. oben, Weltliche Gebäude) vereinigten Sammlungen ist zu nennen die berühmte Ambrosianische Biblio- thek, 1609 vom Kardinal Vorromeo gegründet, mit 146000 Bänden, 15200 Handschriften und Palim- psesten (Ooäkx Htwnticus, d. h. Zeichnungen und Handschriften von Leonardo, Homer-Coder mit Bil- dern aus dem 4. Jahrh., Ulfilas-Codices u.a.), Bronzen und Gemälden (Raffaels Karton zur sog. Schule von Athen, [* 2] Luini u. a.), das der Stadt ge- schenkte Museum des 1879 verstorbenen Poldi- Pezzoli mit Kunstwerken aller Art (Goldschmiede- arbeiten, Bronzen, kostbare Geräte, Waffen [* 3] u. a.) und Gemälden, die Gemäldesammlung im Palaz^o Borromeo, das Nu8oo (^ivico mit Paläontolog., eth- nogr. und zoolog. Sammlungen, der sog. Salone mit dem ^Iu86o ^rti8tico (Zeichnungen alter und moderner Äccistcr, Banner, Münzen, [* 4] Schnitzereien u. a.) und die permanente Kuustausstellung.
Theater [* 5] und Musik. Das bedeutendste Thea- ter ist das 1778 von Piermarini an Stelle der Kirche Sta. Maria della Scala erbaute 'IV^ti-o alia, 8cÄia, nächst dem San Carlo-Theater in Neapel [* 6] das größte in Italien [* 7] (3600 Zuschauerplätze); ferner das ^satro I^irico Interna^ion^is, früher (^nodiiinH, das Thea- ter Manzoni (Lustspiel, ost in franz. Sprache), [* 8] Dal Verme (Oper und Ballett) u. a. Auch hat Mailand [* 9] ein Konservatorium der Musik, eine Ballettschule; unter den Musikalienhandlungen hat die seit 1808 be- stehende von Ricordi einen Weltruf.
Wohlthätigkeitsanstalten. Mailand bat etwa 370 Wohlthätigkeitsanstalten, die über 265 Mill. Lire Vermögen und 8 Mill. Einkommen verfügen. Außer dem 08p6äÄl" ma^iors (s. oben) sür 4000 Kranke bestehen das Findelhaus Sta. Catarina, das Versor- gungshaus Trivulzio für alte oder arbeitsunfähige Personen, die Stiftung Sta. Corona, [* 10] die Spitäler der Barmherzigen Brüder und der Barmherzigen Schwestern, eine Anstalt für rhachitische Kinder, Waisenhäuser, das große Arbeitshaus, Taubstum- men- und Blindenanstalten u. a. Industrie, Handel.
Hauptzweige der stark ent- wickelten Industrie sind die Fabrikation von Maschi- nen und Eiscnkonstruktioncn, Papier, Leder, Sprit, chem. Produkten, Seide [* 11] und Seidenstoffen, Seife, Garnen und Geweben in Baumwolle, [* 12] Wolle und Leinen, Knöpfen, Porzellan und Kautschuk. Der be- deutende Handel erstreckt sich auf Reis, Getreide, [* 13] Käse und andere Landesprodukte; ferner bestehen viele Druckereien und lebhafter Buchhandel. Mailand hat eine Handelskammer, eine Börse, ein Handels- museum, eine Hauptstelle der Nationalbank, zahl- reiche Privatbanken und die 1823 gegründete Lom- bardische Sparkasse mit über 400 Mill. Lire Ein- lagen und über 54 Mill. Lire Vermögen.
Verkehrswesen. Mailand liegt an den Linien (149 km), Mailand-Turin (150 km), Arona-Mailand (67 km) und Mailand- Vigevano-Mortara (52 km) des Mittelmeernetzes, Mailand-Verona-Padua-Venedig (265 km), Mailand-Monza- Lecco-Chiavenna (Splügen) und Mailand-Piacenza-Bo- logna-Florenz (349 Kni) des Adriatiscken Netzes, serner an den Linien Mailand-Saronno-Como (46kin) und Mailand-Incino-Erba (44 km). Zahlreiche Straßenbah- nen, zum Teil mit Dampfbetrieb, erstrecken sich von Mailand fast über die ganze Lombardei.
Anßerdem be- stehen Pferde- und elektrische Straßenbahnen inner- balb der Stadt, Fernsprecheinrichtung und elektrische Straßenbeleuchtung. Geschichte. Von den Insubrern an Stelle des von ihnen 396 v. Chr. zerstörten etrusk. Melpum als neue Hauptstadt, Neäiolanuiu, inmitten des reich- sten Teils der Ebene erbaut, wurde Mailand 222 v. Chr. von Scipio erstürmt, womit das ganze Land in die Hände der Römer [* 14] fiel. Mailand wurde bald eine der be- deutendsten Städte Oberitaliens und in der spätern Kaiserzeit Sitz der Wissenschaften.
Kaiser Gallienus schlug 253 n. Chr. daselbst 300000 Alamannen, wurde aber 268 hier ermordet. Im 3. und 4. Jahrh, war Mailand oft kaiserl. Residenz. Gegen Rom, [* 15] das es an Einwohnerzahl überflügelt hatte, bewahrte es auch in päpstl. Zeit seine Selbständigkeit; 374^397 war der heil. Ambrosius (s. d.) Erzbischof von Mailand, dessen Kirche als Metropole von Oberitalien [* 16] galt, weshalb auch mehrere Konzile daselbst gehalten wur- den. Bei dem Einfall der Hunnen unter Attila in Italien 452 wurde Mailand erobert, 490 dem Ostgoten Tbeodorich d. Gr. übergeben und 539 wegen seines Abfalls von dem Goten Vitiges mit Feuer und Schwert gezüchtigt, wobei 300000 Menschen umge- kommen sein sollen. 569 besetzten es die Langobar- den, und 774 fiel es mit deren Königreich und Haupt- stadt Pavia an Karl d. Gr. Mehrere von dessen Nachfolgern ließen sich als Könige von Italien zu Mailand oder Pavia mit der Eisernen Krone (s. d.) krö- nen.
Seit der Krönung Ottos I. 962 gehörte Mailand mit dem Königreich Italien zu Deutschland [* 17] und wurde durch kaiserl. Statthalter regiert. Als Haupt des Lombardischen Städtebundes stand es den deut- schen Kaisern stets feindlich gegenüberund gab haupt- sächlich Veranlassung zu den wiederholten ital. Feld- zügen Friedrichs I., der die Stadt vom 6. Aug. bis belagerte und eroberte. Als sie aber- mals seinen Anordnungen sich widersetzte, zwang er sie durch Belagerung vom bis zum zur Übergabe, ließ sie ausplündern und bis aus die Kirchen zerstören. 1167 wurde Mailand wie- der aufgebaut; nach dem Siege des Lombardischen Städtebundes bei Legnano 1176 ward es eine freie Stadt, die jedoch im Frieden zu Konstanz [* 18] 1183 den Kaiser als obersten Lehnsherrn und Nichter aner- kannte. M.s Versuch, seine Municipalverfassung besser zu organisieren, scheiterte an der Eifersucht der guelfischen und ghibellinischen Partei, die sich einan- der die Herrschaft streitig machten, jene von den della Torre, diese von den Visconti angeführt.
Zuerst behauptete sich seit 1237, nach der für Mailand unglück- lichen Schlacht bei Cortenuova, das Haus della Torre in der Würde des Podestä, bis es insolge eines Aufstandes gegen den Kaiser Heinrich VII. 1311 gestürzt und Matteo Visconti als kaiserl. Vikar eingesetzt wurde. Dieser erweiterte seine Herr- schast durch Erwerbung von Pavia, Como, Lodi, Piacenza, Tortona, Alessandria, Novara, Bergamo und andern Städten der Lombardei, woraus 1395 das Herzogtum Mailand (s. d.) hervorging, dessen Schicksale sortan die Hauptstadt teilte. Seit 1545 spanisch, wurde die Stadt 1714 österreichisch. Im sranz. Revolutionskriege besetzte sie Vonaparte 1797 wurde Mailand Hauptstadt der Cis alpinischen Republik (s. d.) und 1805 des König- reiclo Italien. 1815 kam Mailand wieder an Osterreich ¶