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fast überall der Maibaum feierlichst aus dem Walde geholt und vor den Häusern oder in der Mitte des Ortes aufgepflanzt, nachdem er zuvor um das .haus oder durch das Torf getragen worden ist. Spen- den aller Art, Würste und .Nucken, bunte Bänder werden an ihm aufgcbängt; feierlichst wird vor dem Baum getanzt. Er bringt Glück und Wohlstand. Die Sitte läßt sich bis ins Mittelalter hinab verfol- gen. Das Maifener lodert am Abend vor dem 1. Mai, in dcr Walpurgisnacht ls. d.).
Ilnter feierlichen Cere- monien wird das Feuer angezündet; unter Gefang und Peitsckcngeknall durckschreiten dies die heirats- fäbigen Jünglinge und Mädchen paarweife. Diese Feierlichkeit beißt M aileben. Dann wird um das Feuer, in das allerlei Spenden geworfen werden, getanzt. Das Feuer hat nach dem Volksglauben schützende Kraft [* 2] gegen böse Geister. Endlich bält an ! diesen Tagen der Maigraf oder Mailönig, dem die Maigräfin oder Maitonigin zur Seite steht, einen feierlichen Einzug in Dorf oder Stadt. Ein von der Gemeinde Erwählter wird in festlichem -uge, dem Mairitt, nach der Ortschaft gebracht, eine sym- bolische Darstellung des Einzugs des Frühlings. Zu den Festlichkeiten, die ficb an dicfen Einzug knüpfen, gehört auch das Vogelschießen, das in den Schützenfesten nock allgemein fortlebt. -
Vgl. Pabst, Die Volksfeste der Maigrafen (Rcval 1804); Mannhardt, Wald- und Feldkultc.
Tl. 1: Der Vaumkultus der Germanen und ihrer Nachbar- stämme (Berl. 1875).
Maifeuer, s. Maifest. Maifisch ist der Name mehrerer Fischarten aus der Gattung der Heringe und der Untergattung der Alsen (Xlc^a). Nächst den e u r o p ä is ch en Hit. odcr Alscn (s. d.) ist der amerikanifche Maikäfer oder Shad ((M^^ oder ^V1o!ll, 8ai"i(li^^imu ^7^o^) von befonderer Wichtigkeit. Dcrsclbc hat wohl- schmeckendes Ilcisck und bildet an der Nordoftküste der Vereinigten Staaten [* 3] den Gegenstand eines groß- artigen Fanges (namentlich in den Flußmündun- gen) sowie einer bedeutenden künstlichen Zucht, in- dem die schwimmenden Eier [* 4] dieses Fisches künstlick befruchtet und in fckwimmcndcn Brutkasten in den Flußmündungen (z. B. in Eonnecticut) ausgebrütet werden.
Versuckc, den Hhad in Europa [* 5] einzu- bürgern, sind bis jetzt mißlungen. Maifröste, die im Mai auftretenden Kälterück- fälle (s. d.). Maigesctze, Bezcicknung für die preuß. Ge- setze vom 11., 1^., 155. Mai 187.'j, über welche der sog. Kulturkampf (f.d.) entbrannte. Durcb die unter Friedrich Wilbclm IV. angcnommcnc und bis 1870 fortgefetzte Verwaltungspraris, welche eine schein- bare Begründung in dein falscb intcrpretierten Art. 15 der Vcrfasfungsllrkunde fand, war die Gel- lendmachung der Staatsaufsicht übcr die tatb.
Kirche in allzu weitem Umfange aufgegeben worden. In- folge der durch das Vatikanische .Uonzil 1870 hervorgerufenen Aufregung, welche insbefondere auch in dem ^viladus ^rroinin Pins' IX. aus dem I. 1864 ibre Rechtfertigung fand, ging Preußen [* 6] unter dem Kultusminister Falk zu einem neuen Svstem des Kirchenstaatsrccbts übcr, das eine umfangreicbe Staatsaufsicbt fcftfctztc in Bezug auf Vorbildung, Alistellung, Disciplin dcr Gcistlichcn sowie Kircbcnzuckt über ^aicn.
Organ dieser Auf- ficht follten teils die böhcrnVerwaltnngsstellen (Re- gierungspräsident, Oberpräsident, Kultusminister), teils ein besonderer Gerichtsbof für kirchliche An- gelegenheiten fein. Die Gesetze bezogen sich sowohl auf die katb. wie auf die evang. Kirche, zum Teil auch auf dic andern Religionsgesellschaften. Seinen Abschluß fand dies System in den Gesetzen über die Vermögensverwaltung der Gemeinden und Diö- cesen aus den I. 1875 und 1876. Wä'brend die letztern Gesetze zur Ausführung gelangten, setzte die katb.
Kircbe jenen oben genannten Maikäfer einen durch die biscböfl. Denkschrift vom ^6. Mai 187: begrün- deten absoluten Widerspruch entgegen, ja der Papst erklärte dieselben durch Encvklika vom für nichtig. Daraufbin stellte der preuß. Staat kraft Gefetz vom ^l. April 1875 alle finanziellen Leistungen aus Staatsmitteln für die tatb. Kirche ein und verbot durcb Gcsetz vom ^1. Mai 1875 die geistlichen Orden [* 7] und Kongregationen mit ge- ringen Ausnabmen. (S. Deutschland [* 8] und Deutsches Reich, Gesckichte.) Seit 1880 trat ein Svstem- wcchsel cin, dessen Träger [* 9] die Minister von Putt- kamer und von Goßler waren. (S. Deutschland und Deutsches Reich, Gescbichtc.) Durch Gesetz, vom ^4. Juni 1891 wurde endlich Bestimmung über die Verwendung des infolge des sog. Sperrgesetzes- aufgesammelten Kapitals getroffen. (S. Sperrgefetz.) Maiglöckchen, s. ('oiivulwi-ia. Maigraf, s. Vcaifest. Maikäfer (UkIoloiitnidÄL), eine znr Abteilung derfünfgliedrigenundblattbörnigenKäfergebörende Käfcrfamilie (s. Käfer), [* 10] welcbc nur von Pflanzen lebt und zchnglicdrige Fübler mit einer beim Üitänncken aus 7 größern, beim Weibchen aus 6 kleinern Blättern beftebenden Keule hat.
Der gemeine Maikäfer i^l6lo loittliH vn^Hi-is /^., s. Tafel: Scbädli cb e F o rst - insekten 1, [* 1] Fig. 10, beim Artikel Forstinsekten) ist eins der schädlichsten Kerbtiere. Die Weibchen legen die Eier, aus welchen nach 4 - 6 Wochen die Larven ausschlüpfen, in Häufchen zusammen in den Boden. Nach 4-6 Wochen kriechen dic Larven (Engerlinge, [* 1] Fig. 10I) aus und beginnen ibren Fraß an den Saugwurzeln der Gcwächsc. Nack dcr Überwinterung setzen sie ibr verderbliches Werk fort und werden nach ein- oder zweimaliger Überwinte- rung im August zur Puppe [* 1] (Fig. 10c), die n^M^'n- ber den Käfer (Fig. 10^) liefert, der freiwillig erst im Mai des nächsten (dritten oder vierten) Fabres die Erde verläßt, in welckem die Käfer dann oft in un- gebcuren Massen auftreten.
Der Maikäfer braucht zu feiner Entwicklung in dcn mcistcn Gcgcndcn Deutschlands [* 11] vicr, in andern bloß drei Iabrc. Von dcn zur Bckam- pfimg dcs Maikäfer und dcs Engerlings vorgeschlagenen Mitteln haben nur wenige praktischen Wert. Als solche sind zu bezeichnen: Hegung der Feinde dcs Käfcrs (Eulcn, Flcdcrmäuse und Stare j und des Engerlings (Maulwurf, Saatkräbe, Wicdcbopf);
«Auffaminlung dcr Engerlinge bintcr Pflu^ und Spa- tcn; Ausfctzung von Fangpflanzcn -.wischcn.Nultur- gcwächsc. Als solchc cinpficblt sich vor allcn an- dern dcr Gartenfalat, den der Engerling bevorzugt. Wenn eine dieser Fangpflanzen rasch zu welken be- ginnt, so benagen sicher Engerlinge die Wurzeln; man fängt sie durch Ausbcbcn dcr Salatstaude. Ferner empficblt sich bci Beginn dcr Flugzcit cin für gro'ßcrc ^andstrichc tonfcqucnt dilrchgcfillutcr Fang dcr Käfcr in dcr Htorgcnfrübc, wcnn sic von dcr Nachttüblc crstarrt lcicbt von den Bäuillen gefchüt- tclt wcrdcn können. Am wirksamsten abcr trctcn un- günftigc Wittcrungsvcrbältnisse wäbrcnd dcr Bc- gattungszcit dcmllbcrbandnchmcn des Maikäfer entgegen. Auch der Walker [* 12] (s. d.) gebort zu der Familie dcr Maikäfer, ¶
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