in
Paris,
[* 2] wurde
Arzt am Hôtel-Dieu und 1831 Professor am Collège de
France. Er starb zu Sannois bei
Paris. Magendie erwarb
sich besonders Verdienste um die Experimentalphysiologie und förderte die
Physiologie sowie die Pathologie durch zahlreiche
wichtige Entdeckungen. Er schrieb: «Précis elémentaire du physiologie» (2 Bde.,
Par. 1816; 4. Aufl. 1836; deutsch von Heusinger, 2 Bde.,
Eisenach
[* 3] 1834-36, und von Elsässer, 3. Aufl., 2 Bde.,
Tüb. 1834-36),
«Formulaire pour la préparation et l'emploi de plusieurs nouveaux médicaments»
(Par. 1821; 9. Aufl. 1836; deutsch von Kunze, 6. Aufl.,
Lpz. 1831),
«Leçons sur les phénomènes physiques de la vie»
(4 Bde., Par. 1836-42; deutsch von Baswitz, 2 Bde.,
Köln
[* 4] 1837),
«Leçons sur les fonctions et les maladies du système nerveaux» (2 Bde.,
Par. 1839; deutsch von
Krupp, Lpz. 1841),
«Recherches physiologiques et cliniques sur le liquide céphalorachidien ou cérébro-spinal»
(Par. 1842). -
ein
Apparat, bestehend aus einer
Magensonde (s. d.) und einem mit dieser durch einen Kautschukschlauch
in
Verbindung stehenden Glastrichter oder
Irrigator (s. d.), wird zum Ausspülen des
Magens benutzt.
(Gastritis), die
Entzündung der
Magenschleimhaut. Die geringern
Grade der Magenentzündung pflegt man als
Magenkatarrh (s. d.) zu bezeichnen; schwerere
Grade, bei denen ein eiteriges oder kruppöses oder diphtheritisches
Exsudat abgesetzt wird oder eine ausgedehnte Zerstörung der Magenwände erfolgt, sind verhältnismäßig selten und meist
die Folge von
Vergiftung mit ätzenden
Alkalien, Mineralsäuren oder Metallsalzen
(Gastritis toxica). Die schwerste Form der
Magenentzündung, die sog.
Magenphlegmone oder phlegmonöseGastritis, bei welcher das Unterschleimhautgewebe des
Magens
der Sitz einer ausgedehnten
Eiterung ist, kommt besonders als Teilerscheinung schwerer pyämischer und puerperaler
Affektionen
vor.
Derartige Fälle geben sich durch ungemein heftige
Schmerzen in der
Magengegend und dem
Unterleibe, durch
Erbrechen schleimiger
und blutigschleimiger
Massen, blutige
Stuhlentleerungen, kleinen Puls, eisig kalte
Hände und Füße und
klebrigen kalten Schweiß zu erkennen und führen oft schon nach wenigen
Stunden zum
Tode. Die Behandlung erheischt die schleunigste
Entfernung des betreffenden
Giftes durch ein
Brechmittel oder die
Magenpumpe, Darreichen des entsprechenden Gegengiftes, die
äußere und innere Anwendung der Kälte in Form von Eisbeuteln, Eispillen und Eiswasser und
die Hebung
der gesunkenen Herzthätigkeit durch belebende und
erregende Mittel.
(Gastromalacia), eine nur an
Leichen vorkommende, durch Selbstverdauung hervorgerufene
Veränderung
des
Magens, bei welcher dessen
Wände gallertartig erweicht oder in eine dunkelbraune bis schwärzliche, leicht zerreißliche
Masse verwandelt sind.
(Gastrectasis,Dilatatio ventriculi), eine über das gewöhnliche
Maß hinausgehende
Ausdehnung
[* 5] des
Magens, durch welche der letztere derart an Kontraktionskraft einbüßt, daß er seinen
Inhalt nur träge und
unvollständig in den
Dünndarm überführt. Geringere
Grade der Magenerweiterung werden wohl auch als
Mageninsufficienz oder
Atonie des
Magens
bezeichnet; in hochgradigen Fällen kann die
Ausdehnung
des
Magens so beträchtlich sein, daß der letztere
den größten
Teil der Bauchhöhle erfüllt und alle übrigen Organe mehr oder minder verdrängt.
Die
Ursachen der Magenerweiterung sind mannigfach. Häufig findet sie sich im Verlauf des chronischen
Magenkatarrhs, bei dem es leicht zu
Stauungen,
Zersetzungen und Gärungen des Mageninhalts kommt, wodurch derselbe stets übermäßig ausgedehnt wird; ebenso kann
auch die gewohnheitsmäßige Überfüllung des
Magens mit schwerverdaulichen vegetabilischen Nahrungsstoffen wirken; ferner
tritt sie leicht ein, wenn bei. der
Heilung eines
Magengeschwürs, das in der Pförtnergegend gelegen ist, eine narbige Verengerung
des
Pförtners (s.
Magen)
[* 6] erfolgt oder
Geschwülste denselben verlegen und so der
Austritt des
Speisebreies aus dem
Magen mechanisch
erschwert wird. Auch bei
Hysterie,
Nervenschwäche und andern
Nervenkrankheiten ist Magenerweiterung nicht selten.
Die wichtigsten
Symptome der
Krankheit sind Appetitlosigkeit und Übelkeit, abwechselnd auch
Heißhunger und Durst,
Sodbrennen,
Druck und Völle in der
Magengegend, häufiges Ausstoßen und
Erbrechen von übelriechenden und mißfarbigen
Massen, auch magern
die
Kranken meist beträchtlich ab.
Beim Beklopfen findet man über dem erweiterten und gashaltigen
Magen
tympanitischen Perkussionsschall, beim Befühlen hört und fühlt man oft deutlich das Hin- und Herschwappen des flüssigen
Mageninhalts; mit Sicherheit läßt sich die
Krankheit aber nur durch die Untersuchung mittels der
Magensonde und
Magenpumpe
erkennen.
Die Behandlung muß sich vor allem gegen die vorliegende Grundursache richten; von großem Nutzen sind
regelmäßige Ausspülungen des
Magens vermittelst der
Magendouche oder
Magenpumpe, durch welche die angehäufte und zersetzte
Speisemasse aus dem erweiterten
Magen entfernt und dieser entlastet und dadurch befähigt wird, sich allmählich wieder auf
seinen normalen
Umfang zusammenzuziehen, sofern nicht mechan. Hindernisse am
Pförtner, die höchstens
durch operative
Eingriffe entfernt werden können, die
Ursache sind. Bei unheilbarer Verengung des
Magenpförtners, z. B. bei
krebsiger Entartung, ist eine operative Behandlung vorzunehmen (s.
Magenresektion,
Gastroenterostomie). -
Vgl.
Kußmaul, über
die Behandlung der Magenerweiterung durch eine neue Methode (Freib. i. Br.
1869);
Penzoldt, Die Magenerweiterung
(Erlangen
[* 7] 1875).
ein Fistelgang, der von der Magenhöhle nach der äußern Bauchwand führt und auf
dieser ausmündet, entsteht entweder durch
Aufbruch eines
Magengeschwürs oder eines
Abscesses oder infolge einer Schuß- oder
Stichverletzung des
Magens, und verursacht je nach der
Lage und
Größe der vorhandenen Fistelöffnung verschiedene
Beschwerden.
Wenn der größte
Teil der genossenen Nahrung aus der Fistelöffnung ausfließt, leidet natürlich die
Ernährung des
Kranken beträchtlich, während in andern Fällen der Säfteverlust nur gering ist. Künstliche Magenfistel werden
bei Verengungen der
Speiseröhre angelegt (s.
Gastrostomie).
auch rundes, chronisches oder perforierendes Magengeschwür genannt
(Ulcus ventriculi rotundum
s. chronicum s. perforans), ein häufiges und nicht ungefährliches Magenleiden,
bei welchem sich ein erbsen- bis thalergroßes rundes
¶
mehr
mehr oder weniger tiefes Geschwür in der Magenwandung vorfindet. Über dieUrsachen dieser Geschwürbildung ist noch nichts
Sicheres ermittelt; nur so viel scheint gewiß, daß das Magengeschwür durch eine Art von Selbstverdauung des Magens, d. h. durch die
Einwirkung des sauren Magensaftes auf solche Stellen der Magenschleimhaut entsteht, in denen die Cirkulation
des Blutes aus irgend welcher Ursache (durch Verstopfung, Krampf der kleinen arteriellen Gefäße u. s. w.) verlangsamt oder
aufgehoben ist. Man pflegt deshalb neuerdings das Magengeschwür geradezu als peptisches Magengeschwür zu
bezeichnen. Das Magengeschwür kommt hauptsächlich im mittlern Lebensalter, doch auch im höhern Alter vor, häufiger beim weiblichen
als beim männlichen Geschlecht und befällt besonders bleichsüchtige, blutarme und schwächliche Individuen.
Die Disposition für das runde Magengeschwür ist eine sehr verbreitete; von je 20 Leichen findet man sicher eine mit einem frischen oder
vernarbten Magengeschwür.
Bisweilen verlaufen selbst größere Magengeschwür ohne jedwede Krankheitserscheinungen; Thatsache ist wenigstens, daß bei Sektionen
mitunter im Magen ausgedehntere, von Magengeschwür herrührende Narben vorgefunden werden, ohne daß während des
Lebens irgend welche Symptome vorhanden waren. In der Regel freilich giebt sich das Vorhandensein eines Magengeschwür durch einen
eigentümlichen dumpfen Wundschmerz in der Magengegend zu erkennen, der durch Druck von außen, durch enganliegende Kleider
und durch die Nahrungszufuhr, insbesondere durch schwer verdauliche und scharfe Speisen und Getränke
gesteigert wird und zeitweilig in heftige, kaum erträgliche Anfälle von Magenkrampf (s. d.) übergeht; daneben besteht gewöhnlich
lästiges Sodbrennen, öfters nach dem Essen
[* 10] erfolgendes Erbrechen, hartnäckige Stuhlverstopfung und Abmagerung.
Verhältnismäßig häufig kommt es im Verlauf des chronischen Magengeschwür durch Anfressung größerer Blutgefäße zu
mehr oder minder erheblichen, bisweilen selbst lebenbedrohenden Magenblutungen, bei welchen das ergossene Blut entweder durch
Erbrechen (s. Blutbrechen) oder durch die Stuhlentleerungen oder auf beiden Wegen zugleich entleert wird. Die Prognose beim
chronischen Magengeschwür, dessen Dauer sich meist über Monate, selbst Jahre erstreckt, ist im allgemeinen günstig, insofern bei sorgsamer
Beachtung und zweckmäßigem diätetischen Verhalten gewöhnlich Heilung erfolgt; gefährlich wird das Magengeschwür, wenn infolge von
Durchbohrung der Magenwände der Mageninhalt in die Bauchhöhle austritt und eine allgemeine meist tödliche Bauchfellentzündung
erzeugt, oder wenn Blutungen eine lebenbedrohende Höhe erreichen.
Hinsichtlich der Behandlung ist als oberster Grundsatz zu betonen, dem Magen möglichste Ruhe zu verschaffen.
Der Kranke darf wochenlang hindurch nur eine flüssige, vollkommen reizlose Kost, und auch diese jedesmal nur in kleinen
Mengen genießen und nur ganz allmählich und vorsichtig mit eintretender Besserung zu einer konsistentern Nahrung übergehen.
Ganz besonders empfiehlt sich eine längere ausschließliche Milch- oder Buttermilchkur; im Anfang genieße
der Kranke die süße, frisch gemolkene oder abgekochte Milch nur eßlöffelweise oder, wenn sie nicht vertragen wird, mit
Zusatz von Kalkwasser oder doppeltkohlensaurem Natrium oder kleinen Mengen Weizenmehl (Milchsuppen).
Auch Leubes Fleischsolution (s. d.) eignet sich vortrefflich für diesen Zweck. Bei sehr
heftigen Schmerzen empfehlen sich längeres Bettliegen, warme Breiumschläge
oder Prießnitzsche Umschläge
auf die Magengegend und im Notfall die narkotischen Mittel. Sehr günstig pflegt auch der kurgemäße Gebrauch der kohlensauren
Alkalien, insbesondere der Mineralwässer von Karlsbad und Marienbad, auf die Vernarbung der Magengeschwür einzuwirken.
Von den Medikamenten werden namentlich der Höllenstein und das basisch salpetersaure Wismutoxyd empfohlen. Gegen eintretende
Magenblutungen ist so zu verfahren, wie unter Blutbrechen (s. d.) ausführlich angegeben. -
Vgl. von Ziemssen,
über die Behandlung des einfachen Magengeschwür (Lpz. 1871);