440 derbe Possen sind die vortreffliche «Andrisca», «Bassarus»
und die noch von
Ayrer bearbeitete
«Aluta». «Hekastus» (s. Every-man)
behandelt den
Stoff der bekannten
Moralität, obgleich M. Katholik war, mit fast luth. Freimut. Ferner hat M. einen «Josephus»
geschrieben. Auch als
Grammatiker war M. berühmt. –
Cimicifugin, eingedickter Saft einer in Nordamerika
[* 2] wachsenden Ranunculacee (Cimicifuga racemosaElliot),
der bei Erkrankungen des
Nervensystems, insbesondere bei
Krämpfen, als Heilmittel versucht worden ist.
(spr.máddahtsch), Emerich, ungar. Dichter, geb. zu
Alsó-Sztregova im Neograder
Komitat, studierte die
Rechte, wurde Notar in seinem
Komitat, zog sich jedoch 1848 vom
öffentlichen Leben zurück. Er starb in Balassa-Gyarmath. Madách war seit 1862 Mitglied der Kisfaludy-Gesellschaft,
seit 1863 der
UngarischenAkademie. Sein Hauptwerk ist die philos.
Dichtung«Azember tragédiája» («Die
Tragödie des
Menschen»,
1861; deutsch von
Alex. Dietze,
Pest 1865; von Aug. Siebenkist, Preßb. 1886; von
Andor von Sponer, Lpz.
1891; von Jul. Lechner in Reclams
«Universalbibliothek»; von Ludw. von
Dóczi), worin die
Entwicklung der Menschheit seit dem
Sündenfall bis auf die Gegenwart in welthistor. Bildern dargestellt
wird. Die
Dichtung ist in Eduard Paulays Bühnenbearbeitung (1883; deutsch von
Alex. Fischer, 2. Aufl., Lpz. 1886) eins
der beliebtesten
Stücke des ungar. Repertoire.
M.s übrige Werke
(Ausgabe von
Paul Gyulai, 3 Bde.,
Budapest
[* 4] 1880) sind gedankenvolle
lyrische Gedichte und dramat. Fragmente.
[* 5] die viertgrößte
Insel der Erde, im
Indischen Ocean, von der ihr fast parallel laufenden Ostküste Südafrikas
durch den 370–1000 km breiten, sehr tiefen
Kanal von
[* 6]Mozambique getrennt, erstreckt sich von
Kap Amber
(11° 58') bis
KapSte. Marie (25° 35' südl.
Br.) in einer Länge von 1625 km und einer mittlern
Breite
[* 7] von 500 km und hat
ein
Areal von 591563, mit den Küsteninseln von 591964 qkm. (Hierzu Karte Madagaskar.)
Oberflächengestaltung.
[* 8] Die
Küste zeigt namentlich im NW. eine fjordküstenartige Gestaltung mit
zahlreichen vorgelagerten
Inseln und tief eingeschnittenen
Buchten, wie die Passandawabai hinter der franz.
InselNossi-Bé (s. d.),
die Narinda-, die Mahajamba- und die Bombetokabai. Im
SW. sind die
Bai St.
Augustin unter dem
Wendekreise, an der Nordostecke
die herrlichen
BaienDiego-Suarez und
Port-Louquez, weiter südlich an der Ostküste die Antongil- oder
Antão-Gonçalesbai.
Der übrige größte
Teil der Ostküste verläuft fast geradlinig, ihre ursprüngliche
Gliederung wurde durch das Schwemmmaterial
der
Flüsse,
[* 9] das durch eine an der Ostküste entlang ziehende starke Strömung gehindert ist weit ins
Meer hinauszugelangen,
ausgeglichen. Der einzige größere, die Antongilbai abschneidende
Vorsprung, sowie die als seine Fortsetzung
zu betrachtende
InselSainte Marie (s. d.) sind
vulkanischen Ursprungs und schützen die hinter
ihnen liegende
Küste vor Versandung.
Auch
Korallenriffe
[* 10] gewähren diesen Schutz, wie den
Reeden von
Tamatave und Foulepointe. Derselben
Meeresströmung verdanken
die zahlreichen Lagunen längs der Ostküste von der Mündung des Ivondrona bis zu der des Matitanana
ihre Entstehung; sie sind sich streckenweise so nahe, daß sie auf eine Länge von 485 km eine vor heftigen
Meeresströmungen
[* 11] gesicherte Schifffahrtsstraße bilden. Mit Ausnahme des nördl. sowie des südöstl.
Teils bei dem verlassenen
Fort Dauphin
(25° südl.
Br.) ist der Küstensaum flach, durch eine 15–110 km breite, sehr niedrige, sumpfige Zone
gebildet.
Das Land steigt von der Küstenebene terrassenförmig auf, sanfter im W., steil im O., wo der
Abfall sich auch ins
Meer hinein
fortsetzt. Der südl.
Teil ist am wenigsten erhöht; hier breitet sich eine weite steppenartige
Fläche aus bis zum südl.
Wendekreis, wo sich eine bergige Hochfläche ansetzt. Das Hauptmassiv liegt etwa in der Mitte, nahe
der Ostküste, das Ankaratragebirge, das in mehrern Gipfeln 2500 m übersteigt und im Tsiafajavona (2632 m) kulminiert. Dieses
aus Gneis mit darüber liegendem Granit bestehende
Massiv setzt sich nach
S. und N. in durchschnittlich nur bis 1500 m hohen,
nordsüdlich streifenden
Ketten fort, die im O. durch eine Reihe von sumpfigen
Senkungen und Flußthälern, besonders dem des
Mangoro, von einer niedrigern der
Küste parallel laufenden
Kette geschieden werden, im W. aber allmählich in mehrern
Absätzen
zur Küstenebene abfallen.
Alle diese äußern
Gebirge sind mesozoischen Ursprungs und bestehen nicht selten aus rotem
Thon. Von früherer
vulkanischer Thätigkeit zeugt eine große Anzahl erloschener
Vulkane,
[* 12] besonders am Ostrande des Centralmassivs, von dessen
höchsten Gipfeln viele Eruptionskegel waren, am Itasysee und 80 km südlich davon in einer den
Phlegräischen Feldern vergleichbaren
Gegend. Auch die benachbarte
InselNossi-Bé u.a. bestehen aus Lava. Warme
Quellen, Kohlensäureexhalationen
und
Erdbeben
[* 13] sind häufig.
Madagaskar hat im allgemeinen keinen
Mangel an fließendem Wasser; doch giebt es infolge der
Bodengestaltung größere und schiffbare
Flüsse nur auf der Westseite, während die
Gewässer der Ostseite den Charakter von Gießbächen haben, häufig in vorgelagerte
Lagunen münden, wie der Ivondrona, und diese Mündungen auch nicht selten verändern. Einige erreichen
allerdings nicht unbedeutende Länge, indem sie erst die zwischen dem Centralmassiv und der Küstenkette befindliche
Senkung
durchströmen und das
Gebirge dann in meist schluchtenartigen Querthälern durchbrechen, so der den
Alaotrasee entwässernde
Manangoro, der Mangoro nebst seinem Nebenfluß Onibe (Onige), der Mananjary und der Matitanana, der das
Gebirge mit einem Fall von 180 m Höhe verläßt.
Von den in den
Kanal vonMozambique mündenden
Flüssen ist der mit seinem Nebenflusse Ikopa die
Provinz Imerina entwässernde
Betsiboka (s. d.) der größte der
Insel; der in der
Provinz Betsiléo entspringende Mangoka oder St. Vincentfluß entwässert
ein Gebiet von mindestens 50000 qkm. Sehr bedeutend sind auch der
Tsiribihina mit dem Abfluß des Itasysees und der Onilahy oder St. Augustinfluß. Der
Süden mit trocknen afrik.
Winden
[* 14] ist
sehr wasserarm.
Klima.
[* 15] Madagaskar fällt in die Zone des Südostpassats, der in der trocknen Jahreszeit (April bis November)
¶
forlaufend
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sehr regelmäßig, allerdings meist von Ost nach West weht. Im November treten großartige Gewitter auf. Der Regen wird größtenteils
ans den Gebirgen der Ostseite niedergeschlagen, so daß der westl. TeilM.s regenarm ist. Infolge der eigentümlichen Bodengeftaltnng
zeigt das Klima bedentende Unter- schiede. Tropische Hitze erzengt in den Sumpfniede- rungen der Küstenstriche
Miasmen und die den Europäern fast stets tödlichen, unter dem Namen der Madegassischen Fieber bekannten Gallenfieber, die
der Insel den Namen des europ. Kirchhofs ver- schafft baben.
Gegen 100 Gattungen sind jetzt als Madagaskar eigentümlich gefunden, darunter folche von eigenen: Familiencharakter
(^1i^6iiH, Vi-6xia). Befonders in den Mstengegenden ist der Pflanzenwuchs von wunderbarer Mannigfaltigkeit. Urwaldungen um-
geben in einigem Abstand von der Küste und bis zum Centralmassiv heraufreichend die ganze Insel; 1a im
Osten ist der Gürtel
[* 24] sogar doppelt. Eine grö- ßere Einbuchtung findet sich uur in der weiten Steppengegend rechts
vom untern Vetsiboka. In ihnen treten Palmen
[* 25] auf (LiZinai'clii^ I.lUania, ?Hnäami8), und aus der Vananenfamilie der durch
seine Riesenkrone zweizeilig gestellter Blätter be- rühmte «Baum der Reifenden» (il^ven^I^ in^äa- ZHäcln-iLiiLis ^o/)'.).
Im Innern, im Savannen- lande, wachsen viele auf das Kapland binweifende, Trockenheit liebende Arten.
Trotz der reichen tropi- schen Vegetation ist der größte Teil unfruchtbar, fo fast das ganze Centralmafsiv und die Savannen.
Doch besitzt die centrale Region eine große Anzahl Thäler, wo die Flüsse eine dicke fruchtbare Erdfchicht zusammengetragen
haben; hier wird besonders Reis, das Hauptnahrungsmittel der Madagassen, dann aber auch fast alle europ.
Getreidearten sowie verschiedene tropische Gewächse (Zucker,
[* 26] Kaffee, Baumwolle)
[* 27] gebaut. Die Fauna ist eine der merkwürdigsten
der Erde. Es fehlen ihr viele der im kontinentalen Afrika
[* 28] ver- tretenen Familien, wie Katzen,
[* 29] Hyänen, Affen,
[* 30] Pferde,
[* 31] Wiederkäuer
[* 32] u. s. w. Charakteristisch sind die Halbaffen
[* 33] oder Lemuren, von denen hier drei Fünftel (34) aller Arten,
daruuter das seltsame Aye- Aye, gefunden werden.
Fledermäuse sind 6 Arten, darunter 2 fliegende Hunde
[* 34] vorhanden. Die Infekti- voren sind, abgesehen von einer Spitzmaus, durch 10 Arten
der Familie der Madagaskarigel ((^ents- -tiäas) vertreten. Von Raubtieren treten 8 Viverren und ein sehr
merkwürdiges Tier, die Fossa (O) pto- z)i-0cta t'61-ox Ae^n.), auf. Weiter findet sich ein Schwein
[* 35] und 3 Arten Nager' zufammen
i,5 Arten Landsäugetiere. Landvögel sind etwa in 130 Arten vorhanden, einige wenige (etwa 12) finden sich davon auch im kontinentalen
Afrika; 33 Gattungen mit 50 Arten werden nur auf Madagaskar gefunden.
Reptilien sind zahlreich und zeigeu Beziehungen zu iud., austral. und selbst südamerik. Formen. Giftfchlangen sind selten
(3 - 4 Arten) und treten uur im Tiefland an der Küste auf.
Krokodile
[* 36] sind außerordentlich häufig. Schildkröten
[* 37] sind mehrere
Arten, deren eine eine eigentümliche Gattung bildet, vorhanden. Eidechsen
[* 38] finden sich in Menge,
besonders sind scköne farbenprächtige und am Kopf mit Hörnern gezierte Chamäleons hervorzubeben. Die Süßwasferfifcke
find wenig bekannt und fcheinen nichts besonderes zu bieten.
Spinnen
[* 39] sind sehr häufig, manche sehr groß und bunt, einige sollen giftig fein. Die Skor- pione sind wenig artenreich
und klein, während Tausendfüßer äußerst gemein sind und in manchen Arten eine Länge von 20 cni erreichen
sollen. Die Insekten
[* 40] sind sehr gut vertreten und bieten Be- ziehungen zu ind.und füdamorik. Formen. Schmetter- linge (darunter
Nachtfalter mit 18 cm Spannweite) sind prachtvoll, von zwei 3lrten wird Seide
[* 41] gewonnen. Auch Käfer
[* 42] und besonders Heuschrecken
[* 43] sind ver- treten.
Geflügel zieht man überall, fowie eingeführte Schafe,
[* 44] Ziegen und befonders viele Rinder.
[* 45] Bevölkernng. Die Bewohner der
Insel, die sich selbst Malagassi nennen, woraus die Europäer Madegassen, Htalagasch oder Malgaschen gebildet haben, und deren
Zahl auf 3520000 geschätzt wird, gehören zwei Hauptvölkern an, aber in viel- fachen Mischungen, nach
Mullens sogar uur einem einzigen, einem malaiischen, auf den an der West- seite afrik. Einwanderer aufgepfropft sind.
Außer- dem giebt es Tausende von Negersklaven. Abgesehen von eingewanderten Indiern, Arabern, Makua von der Mozambiqucküste
und Suaheli, besonders im Norden
[* 46] und Süden, wohnt auf der Ostseite und im Innern ein oliven-, zum Teil
ziemlich hellfarbiges, schön gebildetes Volk, mit schlichtem oder krausem Haar,
[* 47] den Malaien nahe verwandt; auf der ganzen
Westseite ein schwarzes, viel kräftigeres Volk, die Sakaläwa (etwa 1 Mill.), mit Wollhaar, aber nicht mit dem Negertypus
der Mozambiquer, son- dern vom Kafferncharakter.
Die fchmale Hochebene zwischen der Ostküste und dem östlichsten Terrassen- abfalle nehmen die Betsimisäraka
(etwa 400000) ein, den übrigen Osten die Bezanozäno (die fast allein als Träger
[* 48] den Verkehr mit der Hauptstadt ver- mitteln),
Antänala, Antaisaka, Antäimoro. Jener bellere Teil der Bevölkerung,
[* 49] der vorherrschende auf der Insel, zeigt sich civilisierter
als der dunkle. Alle Bewohner M.s sprechen dieselbe Sprache,
[* 50] das Mala- gassi, das zum malaiischen Sprachstamme
gehört und zunächst mit dem Tobadialekt der Vatak (s. d.) verwandt ist.
Sie sind meist Landbauer oder Hirten, Jäger und Fischer; uur die Howa und ihre Stammverwandten,dieBctsileo (d.h.dieUnbesieg-
lichen, etwa 600000) im Süden des Ankaratrage- birges und die Antsianaka (d. h. Seebewohner) um
den Alaotrasee treiben auch Industrie und sind ge- schickt in Anfertigung von Gold- und Eilberarbeiten, Holz- und Eisenwaren,
Filigranarbeiten, Seiden- und Wollgeweben, namentlich von kostbaren Teppichen. Die einzelnen Stämme der Madcgafsen in der West-
bülfte der Infel stehen unter der völlig defpotischen Herrschaft zahlreicher Häuptlinge. In der Osthälfte ist der
Stamm der Howa (s. d. und Tafel: Afri- tanifche Völkertypen,
[* 16]
Fig. 7) oder Owa (etwa 1 Mill.), deren Sprache auch die ausgebildetste,
der bedeutendste, civilisierteste und herrschende; ihnen gebort die schönere und wertvollere Hälfte der Insel, besonders
das Centralplateau und die Umgegend des Alaotrasees mit einem Drittel der Gesamtbe- völkerung. Sie erscheinen
aber erst gegen die Mitte des 18. Jahrh, in der Geschichte, als sie sich von den
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