von Lyon,
[* 2] die von jeher Macht und Einfluß besessen hatten. Hier wurden 1247 und 1254 zwei wichtige Kirchenversammlungen
gehalten. Die Erzbischöfe begaben sich jedoch 1274 unter franz. Schutz, und 1363 wurde
Lyonnais förmlich mit
Frankreich vereinigt.
Mehr als jede andere Stadt
Frankreichs litt Lyon in der ersten Revolution. Obschon das
Volk 1789 das feste
Schloß
Pierre-en-Eise zerstörte, bewies sich die Stadt im ganzen doch sehr lau für die Revolution und trat endlich offen
gegen das Schreckensregiment auf, indem sie die jakobinische Municipalität vertrieb.
Doch schon im Aug. 1793 begann ein
Heer des
Konvents die
Belagerung der Stadt, die sich 10. Okt. ergeben mußte.
Die für schuldig Erachteten wurden zu
Hunderten niedergeschossen, und der
Konvent sprach über die Stadt, die den
Namen Commune
affranchie erhielt, die Vernichtung aus, deren Vollziehung Collot d'Herbois,
Fouche und Couthon übertragen ward. Gegen 6000
Menschen
wurden hingeopfert, und fünf
Monate lang riß man die schönsten
Gebäude nieder. Auch der 9.
Thermidor
war nicht ohne blutige Reaktionen.
Nur langsam erholte sich die Stadt. Erst seit 1815 nahmen
Handel und Seidenfabrikation großen Aufschwung.
Außer der Konkurrenz,
auf die Lyon in andern
Ländern stieß, schadeten ihm namentlich die drei
Aufstände 1831, 1834 und 1849. Der erste,
der ausbrach, ging von den Seidenwebern (cannuts) in der Vorstadt La
Croix-Rousse aus und wurde erst durch die
Ankunft des Marschalls
Soult mit 20000 Mann 3. Dez. unterdrückt. Im April 1834 brach ein neuer
Aufstand aus. Die Republikaner
verbanden sich mit den
Arbeitern zum
Sturze der Regierung, und erst nach fünftägigem erbittertem Kampf
schlugen die
Truppen den
Aufstand nieder. Am und brachen Volksaufstände aus, die mit den
PariserTumulten
in
Verbindung standen. Auch 1870 kam es in Lyon zu blutigen
Aufständen der Commune. Im Okt. und Nov. 1840, Mai 1856 und Dez. 1882 litt
die Stadt unter
Überschwemmungen. 1872 und 1894 fanden große Industrieausstellungen statt.
Beim Besuch der letztern wurde
Präsident
Carnot ermordet.
Vgl. Clerjon, Historie de Lyon (6 Bde., Lyon 1829-38);
Beaulieu, Historie du commerce, de l'industrie et des fabriques de Lyon (ebd. 1838);
Monfalcon, Historie monumentale
de Lyon (9 Bde., ebd. 1865-69);
Metzger, Révolution française.
Lyon, notes et documents inédits (10 Bde., ebd. 1882-86);
(spr. leiĕns),Edmund, Lord, brit.
Admiral, geb. zu
Burton in
Hampshire, trat in den Marinedienst und
erhielt 1828 das Kommando der
FregatteBlonde, mit der er den
Hafen von Ravarin blockierte und das Schloß
von
Morea zur
Übergabe zwang. 1835-49 war Lyons Gesandter in
Athen,
[* 4] 1849-51 in der
Schweiz
[* 5] und darauf, nachdem er 1850 zum
Konteradmiral
ernannt war, in
Schweden.
[* 6] Im
Orientkrieg wurde er 1854 dem Oberbefehlshaber der brit. Flotte im Mittelländischen
Meere,
Admiral Dundas, als Zweitkommandierender zur
Seite gestellt, kreuzte mit einem
Geschwader an der tscherkess.
Küste und
besetzte 9. Mai Redut-Kale.
Ausgezeichnete Dienste
[* 7] leistete er bei dem
Transport des
Heers nach der Krim
[* 8] sowie bei dem ersten
Bombardement von Sewastopol,
[* 9] so daß er nach der
Abberufung des
Admirals Dundas (Jan. 1855) den Oberbefehl
über die brit. Flotte erhielt. Er nahm
Kertsch und wirkte mit beim
Angriff auf Sewastopol 18. Juni. Seine letzte That
in diesem Feldzuge war die Eroberung von
Kinburn wurde er zum
Peer erhoben und 1857 zum Viceadmiral
befördert. Er starb auf
Arundel-Castle.
(spr. leiĕns),RichardBickerton Pemell,
Graf, engl.
Diplomat, ältester Sohn des vorigen, geb. in
Lymington, widmete sich der diplomat. Laufbahn, wurde 1839 Gesandtschaftsattaché in
Athen, kam 1852 nach
Dresden
[* 10] und 1853 nach
Florenz,
[* 11] wo er erst als Legationssekretär, dann als Gesandter fungierte. Im Dez. 1858 ward ihm der
Gesandtschaftsposten in
Washington
[* 12] übertragen. Während des bald darauf ausbrechenden Bürgerkrieges entwickelte er dort
großen
Takt und diplomat. Umsicht und trug viel dazu bei, ein Zerwürfnis zwischen England und
Amerika
[* 13] zu verhüten. 1865-67
war er
Botschafter in der
Türkei,
[* 14] 1867-87 in
Paris.
[* 15] 1881 wurde er zum Viscount, 1887 zum
Grafen Lyons erhoben.
Aus Gesundheitsrücksichten trat er 1887 vom
Amt zurück und starb Mit ihm erlosch der
Titel.
[* 16] das älteste
Saiteninstrument der Griechen, mit sieben
Saiten bezogen, die mit dem Plektrum (einem
Stückchen Holz
[* 17] oder Elfenbein) angerissen wurden. Von der Kithara
[* 18] unterschied sich die Lyra dadurch, daß sie einen
runden, aus einer Schildkrötenschale gebildeten oder wenigstens schildkrötenförmigen
Schallboden und zierlichere Formen
hatte. Die Kithara diente mehr dem künstlerischen und gottesdienstlichen, die Lyra dem privaten und weltlichen Gebrauch.
Die Lyra erscheint auch unter den
Sternbildern (s.
Leier). Nach dem
Tode des Orpheus,
[* 19] der
sie der Sage nach
von
Apollon
[* 20] erhalten hatte, ward sie von Zeus
[* 21] unter die Gestirne versetzt. -
oder lyrische
Poesie, deren
Name von dem griech.SaiteninstrumentLyra (s. d.) entlehnt ist,
heißt diejenige Gattung der
Poesie, die zum unmittelbaren
Ausdruck des subjektiven Gefühlslebens einer
Person oder eines Kreises
dient. Es ist nicht zu bezweifeln, daß Lyrik infolgedessen Ausgangspunkt aller
Poesie war. Die
Beobachtung der Naturvölker lehrt,
daß lyrische
Gesänge, verbunden mit
Musik und Tanz, die älteste poet. Produktion bilden, und dazu stimmt
auch bei den
Indogermanen das hohe
Alter ihrer hymnischen
Dichtungen (Rigveda). Die Schnadahüpfl des bayr.
Gebirges, die auch
von
Gesang und
Sprüngen begleitet sind, mögen ein
Bild einfachster Lyrik geben. Die
Verbindung mit dem Tanz hat sich längst,
die mit der
Musik noch bis heute nur zum
Teil gelöst; in ältern
¶
mehr
Zeiten war der Lyriker zugleich Komponist und Dichter, und das Volks- und Gesellschaftslied ist bis jetzt ohne Gesang undenkbar,
ein recitiertes lyrisches Gedicht ist im Grunde nicht viel besser als ein Lesedrama. Die früher herrschende Ansicht, das Epos,
das die Begebenheiten der Außenwelt meldet, sei älter als die Lyrik, beruhte auf der sehr begreiflichen
Thatsache, daß die Mehrzahl unserer ältesten Dichtungen Epen sind; subjektive Eingebungen des Moments schrieb man eben nicht
auf, während das Epos schon als Vertreter der Geschichte und durch seinen Umfang die Aufzeichnung begünstigte.
Unter den Gattungen der Lyrik unterscheidet man im Anschluß an die antike Terminologie die kunstvoll ausgestaltete,
meist dem Gottesdienst geweihte Hymne, die feierliche Ode, die frei dahinstürmende Dithyrambe, die Reflexion
[* 23] und Gefühlsleben
verbindende Elegie, dann das einfachere Lied (s. d.), das geistlich und weltlich,
für Chor und für Einzelne bestimmt sein kann. Dagegen ist es nicht richtig, wenn man das Epigramm, die Epistel, das
Lehrgedicht und ähnliche rein gedankliche Dichtungen zur Lyrik rechnet. -
Vgl. Du Prel, Psychologie der Lyrik (Lpz. 1380): Jacobowski,
Die Anfänge der Poesie (Dresd. 1891);
R. M. Herner, und Lyriker (Bd. 1 der «Beiträge
zur Ästhetik», Hamb. 1890).